Schweden gilt in vielen Bereichen als Vorzeigemodell und setzt in seinem innovativen Gesundheitssystem bewusst auf E-Health und Ambulantisierung. Hier sind zielgruppengerechte und kulturell sensible Übersetzungen wichtiger denn je. Welche zentrale Rolle Übersetzungsdienstleister bei der Verbesserung der Kommunikation und der Einhaltung regulatorischer Vorschriften spielen können, erfahren Sie in unserem aktuellen Blog.

Bevölkerung

Das Königreich Schweden grenzt an die Staaten Norwegen und Finnland sowie die Ost- und Nordsee. Durch die Öresundbrücke besteht außerdem eine direkte Landverbindung zu Dänemark. Das Staatsgebiet umfasst den östlichen Teil der skandinavischen Halbinsel und die Inseln Gotland und Öland. Wichtigster Handelspartner Schwedens ist Deutschland, insbesondere beim Im- und Export von Medizinprodukten.

Gesundheitlich steht Schweden mit seinen über 10,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern gut da: Das Land hat eine sehr niedrige Rate vermeidbarer Todesfälle (wegen Lungenkrebs, Alkohol und Verkehrsunfällen). Zu verdanken ist dies nicht zuletzt der restriktiven öffentlichen Gesundheitspolitik, die hohe Steuern auf Alkohol- und Tabakprodukte vorschreibt. Auch bei den behandelbaren Erkrankungen sind die Todeszahlen vergleichsweise niedrig. Dies zeigt die Wirksamkeit des Gesundheitssystems, das über gut funktionierende Mechanismen für Prävention, Diagnostik und Therapie verfügt.

Das zeigt sich natürlich auch in der Lebenserwartung: Mit 83,3 Jahren war diese 2023 in Schweden eine der höchsten in der Europäischen Union (EU). Und nach einem starken Rückgang im ersten Jahr der Pandemie stieg die Lebenserwartung in den Jahren 2021 und 2022 wieder auf nahezu das vorherige Niveau. Zugenommen haben in den letzten zwei Jahrzehnten allerdings auch die Ungleichheiten in der Lebenserwartung nach Bildungsniveau. Insgesamt wird die Bevölkerung immer älter: Der Anteil der Über-65-Jährigen lag 2023 bei knapp 21 % (22 % in Deutschland) – Tendenz steigend.

Zu den häufigsten Todesursachen in Schweden gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen (wie Schlaganfall und ischämische Herzkrankheiten) sowie Krebs, Alzheimer und andere Demenzerkrankungen. Etwa 17 % der Menschen in Schweden litten im Jahr 2019 an einer psychischen Erkrankung, was in etwa dem EU-Durchschnitt entspricht. Besonders häufig sind Angstzustände und Depressionen, wobei die Prävalenz bei Frauen und Menschen mit geringem Einkommen höher ist.

Gesundheitsmarkt

Das schwedische Gesundheitssystem basiert auf den Prinzipien des universellen Zugangs und der Gleichheit für alle Bürgerinnen und Bürger. Das System wird vorwiegend durch Steuern finanziert, weshalb die meisten medizinischen Leistungen kostenlos oder gegen eine sehr geringe Gebühr verfügbar sind.

Die Verwaltung ist vollständig dezentral organisiert. Die primären und spezialisierten Gesundheitsdienstleistungen werden auf regionaler Ebene durch die 21 Provinziallandtage (Landsting) finanziert und bereitgestellt. Für die Langzeitpflege u. a. für Menschen in psychiatrischer Behandlung und ältere Menschen sind die 290 Kommunen verantwortlich. Diese dezentrale, auf die lokale Bevölkerung zugeschnittene Gesundheitsversorgung ermöglicht eine effiziente Nutzung der Ressourcen. Die Zuzahlungen betragen etwa 13 %, was deutlich unter dem OECD-Durchschnitt von 18 % liegt. Private Krankenversicherungen haben einen eher geringen Stellenwert. Die schwedische Bevölkerung ist damit durchaus zufrieden: Nur etwa 1 % gibt an, dass ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden.

Im Mittelpunkt des Gesundheitssystems steht die Primärversorgung durch die hausärztlichen Praxen. Sie dienen als erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten und spielen eine entscheidende Rolle bei der Diagnosestellung, Behandlung und der Überweisung an Fachärztinnen und -ärzte. In der fachärztlichen Versorgung kann es allerdings auch zu Wartezeiten kommen. Generell wurden die Versorgungsleistungen der Krankenhäuser vermehrt auf den allgemeinärztlichen Dienst verlagert (Stichwort Ambulantisierung) und die häusliche Pflege wurde ausgebaut. So gibt es in Schweden wesentlich weniger Krankenhausbetten als in Deutschland (2,0 im Vergleich zu 7,8 pro 1.000 Einwohner/-innen).

Die Aufgabe der Zentralregierung besteht darin, die grundsätzlichen Rahmenbedingungen und Richtlinien festzulegen und die politische Agenda für das Gesundheitswesen und die medizinische Versorgung zu bestimmen. Das Nationale Amt für Gesundheit und Sozialwesen (Socialstyrelsen) – eine dem Ministerium für Gesundheit und Soziales unterstellte Regierungsbehörde – sammelt relevante Informationen und entwickelt Standards für eine qualitativ hochwertige Gesundheits- und Sozialfürsorge für die gesamte Bevölkerung.

Trends

Im schwedischen Gesundheitsmarkt besonders gefragt sind vor allem fortschrittliche Technologien und Innovationen, die die Patientenversorgung verbessern und die Effizienzen steigern. Allen voran steht hierbei der Megatrend Digitalisierung. Die digitale Gesundheitsakte wird in Schweden bereits seit Jahren genutzt und es gibt ein digitales System für Rezepte und Terminvereinbarungen. Auch telemedizinische Dienste werden flächendeckend angeboten. Diese Technologien sorgen für eine bessere Verfügbarkeit wichtiger Gesundheitsdaten und erleichtern die Betreuung von Patientinnen und Patienten, was besonders in den ländlichen oder abgelegenen Gebieten Schwedens von großem Vorteil ist.

Darüber hinaus gewinnt die Nutzung von KI zur Datenanalyse und zur Unterstützung diagnostischer Prozesse zunehmend an Bedeutung, um Behandlungsergebnisse zu verbessern und Kosten zu senken. Mit seiner Vision for eHealth hat sich Schweden sogar zum Ziel gesetzt, bis 2025 bei der Nutzung der Chancen, die die Digitalisierung bietet, weltweit führend zu sein. Daraus ergeben sich vorwiegend in den Bereichen Apps und Smart Hospitals aussichtsreiche Möglichkeiten.

Wichtige Wachstumstreiber sind zahlreiche Krankenhausprojekte zur Modernisierung der in die Jahre gekommenen Ausstattung. Trotz der starken heimischen Medizintechnikbranche werden in Schweden 73 % aller medizinischen Geräte importiert. Schätzungen gehen zwischen 2022 und 2027 von einem jährlichen Wachstum des schwedischen Medizintechnikmarkts von durchschnittlich 4,7 % aus.

Ein weiterer zentraler Trend im schwedischen Gesundheitsmarkt: personalisierte Medizin. In diesem Bereich wird verstärkt in Forschung und Entwicklung investiert, um Therapien zu entwickeln, die auf die genetischen Profile der Patientinnen und Patienten zugeschnitten sind. Dieser Ansatz verspricht effektivere Behandlungen mit weniger Nebenwirkungen und ist besonders in der Krebstherapie und der Behandlung chronischer Krankheiten von großer Relevanz, insbesondere auch für die immer älter werdende Bevölkerung mit steigendem Behandlungsbedarf.

Auch in den Verwaltungs- und Versorgungsprozessen wird die Patientenorientierung gestärkt. Schwedische Gesundheitsdienste legen großen Wert darauf, Patientinnen und Patienten bei den Entscheidungen über ihre Behandlung einzubinden. Auch die Kontrolle über die individuellen Gesundheitsdaten wird bewusst ausgeweitet und Patientinnen und Patienten erhalten umfassende Informationen über Behandlungsoptionen, um eine optimale Aufklärung zu garantieren und so auch die Therapietreue zu erhöhen.

Zu guter Letzt ist auch das Thema Nachhaltigkeit im schwedischen Gesundheitssektor von großer Bedeutung. In Gesundheitseinrichtungen und der Medikamentenherstellung werden immer häufiger umweltfreundliche Prozesse eingesetzt. Ziel ist es, den ökologischen Fußabdruck des Gesundheitswesens zu reduzieren, ohne dabei die Qualität der Patientenversorgung zu beeinträchtigen.

Gesetzliche Rahmenbedingungen und Regularien

Für den Vertrieb und die Anwendung von Arzneimitteln gelten in Schweden strenge Vorschriften hinsichtlich Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit. Diese Aspekte werden unter anderem im Rahmen klinischer Studien geprüft und die Ergebnisse den Behörden vorgelegt. In Schweden ist die Arzneimittelbehörde Läkemedelsverket mit Sitz in Uppsala für die Prüfung zuständig. Sie übernimmt die Regulierung und Überwachung der Entwicklung, Fertigung und Distribution von Medikamenten, Medizinprodukten und Kosmetika.

Bei Medizinprodukten, wie Wundverbänden, EKG-Geräten oder Gesundheits-Apps, müssen die Hersteller das Produkt bei der Arzneimittelbehörde registrieren. Für die Registrierung benötigen sie eine CE-Kennzeichnung, die sie nach erfolgreicher Konformitätsbewertung erhalten. Nach dem Inverkehrbringen muss das Produkt vom Hersteller im Markt beobachtet werden, d. h. schwerwiegende Vorkommnisse und unerwartete Nebenwirkungen müssen der Behörde gemeldet werden. Über die staatliche Kostenübernahme entscheiden dann die 21 Gesundheitsregionen einzeln entsprechend den regionalen Bedürfnissen und Budgetprioritäten. Produkte für das Management von chronischen Erkrankungen können aber auch durch nationale Programme abgedeckt werden.

Gesundheitsmarkt in der EU und international

In der EU dürfen Medizinprodukte nur mit einer gültigen CE-Kennzeichnung vertrieben werden. Um diese Kennzeichnung zu erlangen, muss es den grundlegenden Anforderungen der EU-Verordnungen (u. a. der Verordnung (EU) über Medizinprodukte 2017/745) entsprechen und das Konformitätsverfahren erfolgreich durchlaufen haben.

Bei Arzneimitteln, wie Chemotherapeutika oder Antibiotika, können die Hersteller zwischen zwei Optionen wählen. Zum einen können sie das Medikament national zulassen (in Schweden über die Läkemedelsverket). Zum anderen besteht die Möglichkeit, die Zulassung über das zentrale Zulassungsverfahren der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zu beantragen. Entscheidender Vorteil hierbei: Ein Antrag genügt, um das Medikament in allen Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums (EU, Island und Norwegen) zu vertreiben, was den Kosten- und Zeitaufwand deutlich reduziert.

Internationalisierung

Für den schwedischen Gesundheitsmarkt ist die Internationalisierung ein essenzieller Faktor. Ob Medizinprodukt, Medikament, Nahrungsergänzungsmittel oder Lifestyle-Artikel: Über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg leisten Übersetzungen und Lokalisierungen einen wesentlichen Beitrag zur richtigen und wirksamen Anwendung.

Übersetzungen sind dabei unverzichtbar für die Kooperation zwischen Geschäftspartnern und Institutionen. Sie erleichtern den Informationsaustausch und die Weitergabe von bewährten Verfahren, was das gegenseitige Vertrauen stärkt. Forschungsergebnisse verbreiten sich schnell über verschiedene Regionen hinweg und tragen zur Aus- und Weiterbildung von Fachpersonal bei. Auf diese Weise verbessert sich die Qualität der medizinischen Versorgung und der Zugang zu Produkten und Dienstleistungen wird erleichtert.

Dabei muss der übersetzte Text präzise auf den spezifischen Zweck und die Zielgruppe zugeschnitten sein. So stellen beispielsweise Aufsichtsbehörden bei Zulassungsverfahren andere Anforderungen als medizinische Fachkräfte bei einer Fortbildung. In der Kommunikation mit Laien, wie Patientinnen und Patienten oder deren Angehörigen, sind ebenfalls besondere Bedürfnisse zu beachten. Die Menütexte von Gesundheits-Apps müssen verständlich formuliert sein, da sie sonst ihren Zweck verfehlen oder sogar schaden können.

Erfahrene Übersetzerinnen und Übersetzer wissen, wann der Einsatz medizinischer oder wissenschaftlicher Fachterminologie angebracht ist und wann eine Übersetzung in allgemein verständlicher Sprache benötigt wird. Neben einer fundierten Ausbildung und spezifischem Fachwissen verfügen sie über ein ausgeprägtes sprachliches und kulturelles Einfühlungsvermögen, um eine treffsichere, nuancierte Kommunikation zu ermöglichen.

Die wichtigste Kommunikationssprache auf dem schwedischen Gesundheitsmarkt ist Schwedisch, die Amtssprache des Landes. Darüber hinaus gibt es einige anerkannte Minderheitensprachen, u. a. Samisch, Finnisch, Meänkieli (Tornedalfinnisch), Romani Chib und Jiddisch. Englisch ist ebenfalls sehr verbreitet und wird insbesondere in städtischen Gebieten von einem Großteil der Bevölkerung fließend gesprochen.

Fazit

Schweden ist bekannt für seine wirtschaftliche und politische Stabilität, ein hohes Wohlstandsniveau und stabile Kaufkraft. In Kombination mit flachen Firmenhierarchien und dem positiven Investitionsklima bietet es daher einen spannenden Markt für deutsche Anbieter, vor allem für Medizintechnik und digitale Lösungen. Hürden beim Marktzugang bestehen allerdings in der komplexen, dezentralen Vergabestruktur und den erheblichen regionalen Unterschieden.

Professionelle Fachübersetzungen können hier wichtige Erkenntnisse über regionale Eigenheiten liefern und kulturelle Grenzen überwinden. Durch den reibungslosen Austausch mit lokalen Partnern und Kunden unterstützen sie dabei, ein stabiles Vertrauensverhältnis aufzubauen. Außerdem überzeugen fachlich korrekte, zielgruppengerechte Übersetzungen nicht nur Behörden, sondern auch Verbraucherinnen und Verbraucher. Und das kann im sensiblen Gesundheitsmarkt ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.



Quellen

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

Wir erklären, wie Internationalisierung funktioniert, geben Tipps zu Übersetzungsprojekten und erläutern Technologien und Prozesse. Außerdem berichten wir über aktuelle E-Commerce-Entwicklungen und befassen uns mit Themen rund um Sprache.

 

Bitte beachten Sie: Auch wenn wir in unseren Beiträgen gelegentlich Rechtsthemen ansprechen, stellen diese keine Rechtsberatung dar und können eine solche auch nicht ersetzen. Wenn Sie konkrete Fragen haben, lassen Sie sich bitte von einem Anwalt beraten.