Der Welt-Vitiligo-Tag wurde 2011 von Steve Haragadon, dem Gründer der Vitiligo Friends Network, und Ogo Maduewesi, einer nigerianischen Vitiligo-Patientin und Gründerin der Vitiligo Support and Awareness Foundation (VITSAF), ins Leben gerufen. Jedes Jahr am 25. Juni, rüttelt der Tag das Bewusstsein für Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) wach und fordert dazu auf, Betroffene weltweit zu unterstützen.

Dass dieser Tag sich mit dem Todestag von keinem Geringeren als der Pop-Ikone Michael Jackson († 25. Juni 2009) jährt, ist dabei kein Zufall. Die Legende lebte selbst mit der Erkrankung und erlangte schon zu Lebzeiten große Aufmerksamkeit dafür. Früher hielten viele das auffällige Erscheinungsbild der Weißfleckenkrankheit für ein reines kosmetisches Problem. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine Autoimmunerkrankung, die häufig mit weiteren Erkrankungen verknüpft ist. Schätzungen zufolge sind etwa bis zu 150 Millionen Menschen der Weltbevölkerung von Vitiligo betroffen, Grund genug einen tieferen Blick zu wagen.

Krankheitsbild

Vitiligo ist eine nicht ansteckende Autoimmunkrankheit. Dabei greift das Immunsystem gezielt die Pigmentzellen (Melanozyten) der Haut an und zerstört sie. Meist bilden sich die weißen Flecken um den Mund, die Augen sowie an Hand, Füßen, Knien und Ellenbogen. Von dort aus schreiten diese langsam voran, stagnieren, oder bilden sich in sehr seltenen Fällen an einigen Stellen wieder zurück. Tatsächlich kann es bis zur vollständigen Depigmentierung kommen. In solchen Fällen erscheint die Haut sehr hell und gleichmäßig.

Ein Vorteil, der vor allem in China ein Schönheitsideal unterstreicht. Forscher untersuchen weiterhin die Ursachen von Vitiligo und vermuten, dass genetische Faktoren ebenso entscheidend sind wie die Funktionsweise des Immunsystems. Auch Umweltbedingungen tragen vermutlich maßgeblich zum Ausbruch der Erkrankung bei. In jedem Fall bleibt der Prozess der gleiche: Eine Fehlwahrnehmung des Körpers bewirkt, dass die Pigmentzellen als Fremdkörper wahrgenommen werden und somit – eigentlich nach besten Wissen und Gewissen – vom Verteidigungssystem des Körpers zerstört werden. Oft geht Vitiligo Hand in Hand mit weiteren Krankheiten wie der Schilddrüsenerkrankung Hashimoto, Diabetes oder kreisrundem Haarausfall.

Umgang und Einstellung

So unterschiedlich wie die Krankheit ist, so unterschiedlich gehen auch die Betroffenen damit um. Dass die Krankheit auch ein Markenzeichen sein kann, beweist nicht nur der Amerikaner Michael Jackson, sondern auch der kanadische Fashion-Star Winnie Harlow. Auch die Social-Media-Plattformen wie TikTok oder Instagram werden von Betroffenem dafür genutzt, um über die Krankheit aufzuklären und Erfahrungen zu teilen. Tatsächlich erhalten sie nicht nur von Betroffenen bewundernde Kommentare für ihren Umgang mit den weißen Flecken. Außer dem Kontrast der sehr hellen und dunklen Hautpartien wird auch die Kreativität, die einige entwickeln, positiv kommentiert.

So malt sich Ash Soto Umrandungen um ihre Flecken, die einer Landkarte gleichen oder die weißen Flecken, werden mit buntem Glitzer besprüht, die den eigenen Körper zu einem wandelnden Kunstwerk machen. Bemitleidete man früher die Betroffenen eher und riet noch dazu, mit unterschiedlichen Concealern die Flecken zu verdecken, werden heute Schminktipps gegeben, wie die weißen Flecken am schönsten in Szene gesetzt werden können (TikTok/ Instagram @withambernicole). Beispielsweise kann grade um die Augenpartie, ein farbenfrohes Make-up unglaublich anziehend wirken. Dieser offener Umgang mit den eigenen Makeln steht in krassem Gegensatz zu den Erfahrungen vieler Betroffener, die aufgrund der Krankheit gemobbt oder gemieden werden. Oft führt das Mobbing nicht nur zu Depressionen, sondern weckt auch Suizidgedanken.

Behandlungsoptionen

Bisher gibt es ein weites Spektrum an Therapien, die jedoch nur schwer überzeugen können. Sie reichen von UV-Bestrahlungen über Vitamin-Boostern bis hin zu Hauttransplantationen. Einen weiteren Lichtblick gab es im Frühjahr 2023, nachdem der Wirkstoff Ruxolitinib für den europäischen Markt zugelassen wurde. Er wird mittels Creme auf die Haut aufgetragen. Das Ruxolitinib blockiert dabei einen Rezeptor, der weiße Blutkörperchen dafür verantwortlich macht, die Pigmente der Haut zu zerstören. Somit kann die Haut auch weiße Stellen wieder pigmentieren. Diese Therapie ist tatsächlich sehr vielversprechend, allerdings muss sie ein Leben lang fortgesetzt werden und ist mit 1000 EUR pro Tube nicht wirklich erschwinglich. Glücklicherweise übernimmt die Krankenkasse in Deutschland 2 Tuben à 100 g pro Monat.

Aktuelle Studienergebnisse

In einer 2024 veröffentlichten Analyse von Dutta, Sengupta et al. fanden Forschende heraus, dass eine winzige Veränderung im Erbgut – der sogenannte rs1800629G>A-Polymorphismus im Steuerbereich des TNF-α-Gens – bei Vitiligo eine wichtige Rolle spielt. Bei Betroffenen mit dieser Genvariante wird vermehrt der Entzündungsbotenstoff TNF-α produziert, was die Hautpigmentzellen stärker angreift. Die Studie zeigt, dass Vitiligo in Indien mit 8,8 % am häufigsten vorkommt, gefolgt von Mexiko mit 2,6–4 % und Japan mit rund 1,7 %. Diese Zahlen verdeutlichen, wie sehr Entzündungsprozesse bei dieser Erkrankung weltweit beteiligt sind.

Veranstaltungen

Zum Welt-Vitiligo-Tag 2025 bieten gleich zwei zentrale Online-Events wertvolle Einblicke und Austauschmöglichkeiten:

Die Vitiligo Research Foundation lädt von 14:00 bis 18:00 UTC zum Digital Summit ein, bei dem internationale Experten und Expertinnen über KI-gestützte Forschungsansätze, neue Therapiekonzepte und den Ausbau globaler Patienten- und Fachnetzwerke diskutieren.

Am Abend ab 19:00 GMT veranstaltet die Vitiligo Society UK ihre World Vitiligo Day Celebration mit Erfahrungsberichten von Betroffenen, Best-Practice-Vorträgen zur Patientenaufklärung und Networking-Runden. Ideal, um regionale Projekte im UK-Kontext kennenzulernen.

Beide Formate sind kostenfrei, eine Anmeldung ist über die jeweiligen Websites oder per E-Mail möglich.

Fazit

Natürlich wäre es gut ein Mittel gegen die Krankheit zu haben, das den Ausbruch verhindert, oder bei einmaliger Einnahme heilt. Denn außer dem äußeren Erscheinungsbild, das unter Umständen für Betroffene eine große psychische Belastung ist, stehen weitere Krankheiten in Verbindung mit Vitiligo. Durch den Verlust der Pigmentierung steigt zudem das Hautkrebsrisiko, weshalb sich Betroffene besonders vor den Sonnenstrahlen schützen müssen. Außer dem vielversprechenden Wirkstoff Ruxolitinib und der eigenen Einstellung, gibt es jedoch ein weiteres Mittel, dass wir auch heute schon zur Verfügung stellen können: Akzeptanz und Verständnis. Deshalb ist der Welt-Vitiligo-Tag ein wichtiger Anlass zur Sensibilisierung. Er ist dazu da, über die Krankheit zu sprechen und aufzuklären, um Stigmatisierungen zu vermeiden und Forschungen voranzutreiben.

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Quelle

 


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