In Schweden hat Weihnachten eine ganz besondere Note. Hier, im Land der langen Winter und kurzen Tage, sind Licht und Wärme nicht nur Symbole, sondern essenzielle Bestandteile der Weihnachtszeit. Von der ersten Adventskerze bis zum letzten Julklapp, der unter dem Weihnachtsbaum ausgepackt wird, durchzieht die schwedische Jul-Zeit ein Gefühl von Gemeinschaft, Besinnlichkeit und einer tiefen Verbundenheit zur Natur. Mit Traditionen wie dem Luciafest, dem festlichen Julbord und dem Ritual des Weihnachtsbaumplünderns zum Abschluss des Fests ist die Weihnachtszeit in Schweden nicht nur besonders stimmungsvoll, sondern auch einzigartig in ihrer Verbindung aus alten Bräuchen und moderner Gemütlichkeit. Heute schleichen wir uns in die nordischen Weihnachtsvorbereitungen und spielen Mäuschen beim Weihnachtsfest in Schweden.
Mit dem ersten Adventssonntag beginnt die Vorweihnachtszeit, und fast jedes Fenster in Schweden wird von Adventsleuchtern oder Sternenlampen erhellt. Ihr warmes Licht strahlt in die dunklen Winternächte und schafft eine Atmosphäre von Geborgenheit und Vorfreude. Beim abendlichen Spaziergang oder auf dem Heimweg von der Arbeit wirken die erleuchteten Fenster wie kleine Botschaften der Hoffnung, die die Kälte und Dunkelheit vertreiben. Mit jedem Tag, an dem die Lichter brennen, wächst die Vorfreude auf die Weihnachtszeit, begleitet von den Düften frisch gebackener Plätzchen, dem sanften Dekorieren der Häuser und den Gedanken an die festlichen Tage, die vor der Tür stehen.
Während die warmen Lichter in den Fenstern den Alltag erhellen, bringt das Luciafest mit seinen strahlenden Kerzen und feierlichen Gesängen die Adventszeit am 13. Dezember in Schweden zu ihrem magischen Höhepunkt. An diesem Tag führen Mädchen, die in weiße Gewänder gekleidet sind, feierliche Lucia-Prozessionen an. Diejenige, die Lucia darstellt, trägt eine Krone aus brennenden Kerzen, während ihre Begleiter, oft Sternenjungen und andere Kinder, traditionelle Weihnachtslieder singen. Dieses Fest symbolisiert das Licht, das die Dunkelheit vertreibt, und schafft eine Atmosphäre voller Hoffnung und Gemeinschaft. Neben den Prozessionen genießen die Schweden typische Leckereien wie Lussekatter, die goldgelben Safran-Hefebrötchen, sowie Glögg (süßer Glühwein) und Pfefferkuchen, die bei keinem Luciafest fehlen dürfen.
Nach dem feierlichen Luciafest, das die Dunkelheit des Winters mit Licht und Hoffnung durchbricht, bereiten sich die Schweden auf den festlichen Heiligabend vor, der das Herzstück ihrer Weihnachtszeit bildet. Schon am Morgen des 24. Dezembers beginnen die letzten Vorbereitungen: Der Weihnachtsbaum wird geschmückt, das Julbord, das traditionelle Weihnachtsbuffet, wird angerichtet, und die Familie versammelt sich, um gemeinsam den großen Festtag den Julafton zu genießen. Am Nachmittag ist es Tradition, dass sich fast alle Schweden um 15:00 Uhr vor dem Fernseher einfinden, um Kalle Anka och hans vänner önskar God Jul („Donald Duck und seine Freunde wünschen Frohe Weihnachten“) zu schauen – ein fester Bestandteil des Heiligabends, der seit Jahrzehnten untrennbar mit dem schwedischen Weihnachtsfest verbunden ist.
Nach diesem Ritual ist es Zeit für das festliche Julbord, auf dem sich Klassiker wie Julskinka (Weihnachtsschinken), Köttbullar, eingelegter Hering, Prinskorv (kleine Würstchen) und Risgrynsgröt (Milchreis) finden. Der Milchreis wird mit einer versteckten Mandel serviert, und wer diese findet, darf sich etwas wünschen. Diese Momente des Teilens und Genießens schaffen eine tiefe Verbundenheit zwischen den Familienmitgliedern.
Am Abend klopft schließlich der Jultomte an die Tür, oft verkörpert von einem Familienmitglied oder einem Nachbarn. Mit seinem Sack voller Geschenke fragt er, „Finns det några snälla barn?“, ob es hier auch brave Kinder gibt. Anders als der Nikolaus in Deutschland, der oft von Begleitern wie dem Knecht Ruprecht begleitet wird, erscheint der schwedische Jultomte in der Regel allein. Manchmal jedoch unterstützen ihn kleine Tomtenissar, schwedische Wichtel, die den Geschenkesack tragen oder den Kindern Geschichten erzählen.
Nach einem fröhlichen Abend der Bescherung folgt der 25. Dezember, der Juldagen, der in Schweden ein Tag der Ruhe ist. Nach den aufregenden Feierlichkeiten am Heiligabend genießen viele Familien ein spätes Frühstück oder treffen sich zu einem weiteren festlichen Essen. Es ist eine Gelegenheit, Reste vom Julbord zu verzehren, Zeit mit der Familie zu verbringen oder auch die festliche Stimmung in einem Gottesdienst nachklingen zu lassen. Der zweite Weihnachtstag, der 26. Dezember, wird ebenfalls entspannt begangen. Spaziergänge, Filme oder Besuche bei Verwandten stehen im Mittelpunkt, während die Weihnachtszeit langsam ausklingt.
Doch in Schweden bleibt die Festlichkeit bis zum 13. Januar, dem Tag des Heiligen Knut (Tjugondag Knut), lebendig. An diesem Tag wird der Weihnachtsbaum abgebaut und die Weihnachtsdekoration verabschiedet. In vielen Familien wird das sogenannte „Plündern des Weihnachtsbaums“ gefeiert, bei dem die Kinder die Süßigkeiten, die den Baum geschmückt haben, einsammeln dürfen. Dieses fröhliche Ritual erinnert an einen ähnlichen Brauch, den man auch in Deutschland kennt: Hier wird nach Heilig Drei König oft der Weihnachtsbaum abgebaut, doch ohne die spielerische Note, die in Schweden das Ende der Weihnachtszeit begleitet.
Die schwedische Weihnachtszeit ist ein Fest, das Licht in die dunkle Jahreszeit bringt. Von der besinnlichen Adventszeit über das strahlende Luciafest bis hin zum gemütlichen Ausklang im Januar zeigt das schwedische „Jul“, wie Traditionen und Gemeinschaft die kalten Wintermonate in etwas Magisches verwandeln können. Es ist ein Fest, das durch seine Wärme, seine einzigartigen Bräuche und die Freude an kleinen Momenten unvergesslich bleibt.
Die Eurotext AG wünscht fröhliche Weihnachten. Oder wie man in Schweden sagt:
🎄 God Jul!🎄
Autor: Eurotext Redaktion
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