Der internationale Handel ist und bleibt eines der wichtigsten Themen für deutsche Online-Händler. Von den großen Shops sind schon fast alle im Ausland aktiv oder gerade mit der Expansion beschäftigt. Aber viele kleine und mittelgroße Händler zögern noch – aus Sorge vor den Kosten, aus Ungewissheit über die tatsächlichen Vorteile und auch aus Vorsicht angesichts möglicher Risiken. Wir wollen deshalb die Vorteile betrachten, die deutsche Händler im (europäischen) Ausland haben.
König Kunde befiehlt…
Der E-Commerce hat sich in den letzten Jahren prächtig entwickelt und immer mehr Akteure versuchen, ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Um sich von den anderen Marktteilnehmern abzugrenzen, reichen niedrige Preise nicht mehr aus. Stattdessen wird König Kunde mit einem Leistungsangebot umgarnt, das keine Wünsche offen lässt. Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen: Die deutschen Onlinekäufer sind verwöhnt.
Bestellungen werden am liebsten per Rechnung bezahlt und natürlich erst, wenn man sich sicher ist, was man wirklich behalten möchte. Die Lieferung soll kostenlos sein und das Paket am besten am nächsten Tag da. Sendungsverfolgung und eine möglichst genaue Ankündigung des Lieferzeitpunktes sind eine Selbstverständlichkeit. Noch besser ist es, wenn man selbst festlegen kann, wann der Paketbote klingelt. Was einem nicht gefällt, wird kostenlos und ohne Angabe von Gründen zurückgeschickt. Und zwar nicht nur innerhalb der gesetzlichen Frist, sondern gerne auch deutlich später. Und wenn es Fragen oder Probleme gibt, muss der Support kompetent und freundlich helfen – und zwar sofort.
Als Händler hat man sich mit diesem Denken (an dem man selbst nicht ganz unschuldig ist) abgefunden und versucht alles Menschenmögliche, den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden.
Unkomplizierte Kunden
Vor diesem Hintergrund ist ein Blick ins Ausland für Händler eine Freude: In vielen Ländern, (vor allem dort, wo der E-Commerce gerade erst im Aufbau ist,) sind die Ansprüche der Kunden deutlich geringer. Bezahlt wird gerne im Voraus, z.B. per Kreditkarte oder PayPal. Die Kunden bestellen meist in der Absicht, das Produkt auch wirklich zu behalten. Entsprechend gering ist der Anteil der Retouren im Ausland. (Manche Studien sprechen von ca. 50% im Vergleich zu Deutschland.) Und wenn ein Paket mal einen Tag länger bis zum Kunden braucht, ist das auch kein Weltuntergang.
Viele Händler, die vor allem die Sorge vor fremdsprachigen Supportanfragen und komplizierten Versandmodalitäten umtreibt, sind am Ende positiv überrascht, wie unkompliziert E-Commerce heute noch sein kann.
Höhere Umsätze trotz niedriger Umsätze?
Zwar sind in vielen Ländern die E-Commerce-Umsätze insgesamt nicht so hoch wie im Boom-Markt Deutschland. Dafür sind die Einzelumsätze der aktiven Käufer häufig höher als hierzulande. Ein Beispiel: Während 2012 in Deutschland 41 Millionen Käufer Waren für 40 Milliarden Euro kauften, kauften in Frankreich 33 Millionen Käufer Waren für insgesamt 51 Milliarden Euro im Internet.
Wer also einen Shop in Frankreich oder Schweden eröffnet, sollte nicht damit rechnen, dass sich die Anzahl seiner Kunden schlagartig verdoppelt. Aber vieles spricht dafür, dass selbst bei einem moderaten Anstieg der Bestellungen eine spürbare Umsatzsteigerung zu erwarten ist.
Steigende Akzeptanz für Cross-Border-Commerce
Es kaufen nicht nur immer mehr Menschen im Internet ein. Auch die Bereitschaft, Waren im Ausland zu bestellen, steigt. Dadurch sind die Wachstumsraten im Ausland größer als im Inland.
Besonders vorteilhaft ist es natürlich, im jeweiligen Zielmarkt einen Shop zu etablieren, der sich im Leistungsumfang nicht von örtlichen Anbietern unterscheidet. Muttersprachliche Inhalte und entsprechender Support, kurze Lieferzeiten und unkomplizierte Retourenabwicklung nehmen den Kunden auch die letzten Hemmungen und verhindern eine unnötig hohe Zahl von Warenkorbabbrüchen.
Geringe Rücksendungskosten
In vielen europäischen Ländern gibt es keine gesetzliche Regelung, die den Händlern vorschreibt, die Kosten für Retouren zu übernehmen. Die aktuelle EU-Verbraucherrechte-Richtlinie sieht sogar vor, dass diese Kosten generell vom Kunden zu tragen sind.
In Deutschland hingegen sorgen die großen Player durch ihre kostenlose Rücksendungspolitik für unnatürlich hohe Retourquoten und entsprechende Kosten bei den Händlern.
Geringe Marketingkosten
Ein Argument, das sich natürlich nicht für alle Märkte und Branchen verallgemeinern lässt. Trotzdem lässt sich festhalten, dass Kosten für Werbemaßnahmen im Ausland vielfach geringer ausfallen – allein schon aufgrund der etwas entspannteren Konkurrenzsituation.
Quellen:
- www.k5-liga.de/wp-content/uploads/2014/11/PayPal-Whitepaper-AutoteileMode.pdf
- presse.pitneybowes.de/zweite-pitney-bowes-online-shopping-studie-weltweite-marktpltze-locken-immer-mehr-kufer
Autor: Eurotext Redaktion
Wir erklären, wie Internationalisierung funktioniert, geben Tipps zu Übersetzungsprojekten und erläutern Technologien und Prozesse. Außerdem berichten wir über aktuelle E-Commerce-Entwicklungen und befassen uns mit Themen rund um Sprache.
Bitte beachten Sie: Auch wenn wir in unseren Beiträgen gelegentlich Rechtsthemen ansprechen, stellen diese keine Rechtsberatung dar und können eine solche auch nicht ersetzen. Wenn Sie konkrete Fragen haben, lassen Sie sich bitte von einem Anwalt beraten.