Wer im internationalen E-Commerce erfolgreich sein will, setzt auf mehr- oder verschiedensprachige Shops. Idealerweise landet der Kunde gleich in der richtigen Sprachversion, weil er die richtige Adresse eingegeben hat oder korrekt weitergeleitet wurde. Darauf darf man sich aber nicht verlassen. Man sollte dem Kunden deshalb immer die Möglichkeit geben, die Shop-Sprache zu ändern. Aus diesem Grund ist eine Sprachauswahl fester Bestandteil internationaler und multilingualer Shops. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wir erklären die Vor- und Nachteile und zeigen anhand von Beispielen, wie es am besten geht.

Automatische Sprachauswahl

Optimal ist es , wenn der Kunde beim Öffnen einer Website oder eines Shops diese(n) direkt in seiner Muttersprache angezeigt bekommt. Auf diese Weise kann er sich sofort ins Einkaufserlebnis stürzen. Muss er sich erst in einer fremden Sprache orientieren, möglicherweise in einer ihm gänzlich unbekannten, kann es passieren, dass er den Shop sofort wieder verlässt.

Um den Kunden auf die “richtige” Seite weiterzuleiten, gibt es zwei Möglichkeiten.

1. IP Detection

Hierbei wird die IP-Adresse des Besuchers ausgewertet und so der aktuelle Aufenthaltsort ermittelt. Anhand einer Zuordnung Land=Sprache kann der Besucher dann weitergeleitet werden. Diese Methode ist weit verbreitet und funktioniert in den meisten Fällen problemlos. Es gibt aber auch Fälle, in denen sie versagt: Etwa, wenn jemand die Landessprache nicht spricht, weil er z. B. im Urlaub ist oder erst seit Kurzem in dem Land wohnt. Oder wenn aus irgendeinem Grund die aktuelle IP ein falsches Land vorgaukelt. Oder wenn in einem Land mehrere Sprachen gesprochen werden und die falsche Auswahl getroffen wurde.

2. Browsersprache

Aktuelle Browser ermöglichen es, in ihren Einstellungen die bevorzugte Sprache festzulegen. Bei der Installation wird dabei meist automatisch die Sprache des installierten Betriebssystems gewählt und kann später bei Bedarf geändert werden. Webseiten können diese Information auslesen und den Besucher entsprechend weiterleiten. Diese Methode ist relativ erfolgversprechend, allerdings gibt es auch hier Fälle, in denen eine falsche Auswahl getroffen wird. Etwa wenn der Besucher in einem Internetcafe im Ausland surft oder einen fremden PC mit falschen Spracheinstellungen nutzt.

Browsersprache_Firefox

Mithilfe einer automatischen Sprachauswahl können die meisten Nutzer zur richtigen Sprache weitergeleitet werden, ohne selbst etwas davon mitzubekommen. Die automatische Sprachauswahl ist aber fehleranfällig. Dem Besucher sollte deshalb immer die Möglichkeit gegeben werden, die Sprache selbst zu wählen. Das ist auch dann sinnvoll, wenn sich das Sortiment der verschiedenen Ländershops unterscheidet und der Kunde womöglich Waren sucht, die in seinem Land nicht angeboten werden.

Möglichkeit 1: Länderflaggen

In den letzten Jahren haben sich Länderflaggen zur Sprachauswahl quasi als Standard etabliert. Von vielen Seitenbetreibern und Designern werden sie deshalb wie selbstverständlich verwendet. Auch wir verwenden solche Flaggen auf www.eurotext.de und www.eurotext-ecommerce.com. Dabei gibt es neben den offensichtlichen Vorteilen auch einige Nachteile, die man kennen sollte, bevor man sich entscheidet.

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Vorteile von Länderflaggen

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Flaggen sind klein und lassen sich problemlos in jedes Webseitenlayout integrieren. Selbst auf Portalen mit vielen Inhalten lassen sie sich schnell finden und auch in anspruchsvoll gestalteten Shops wirken sie durch die einfache Form und geringe Größe nicht störend. Die Besucher erfassen die Funktion der kleinen Flaggen meist unbewusst und finden durch sie schnell und unkompliziert zur gewünschten Sprache. Überlicherweise befinden sie sich rechts oben, mitunter auch rechts im Bereich der Quicklinks oder links oberhalb der Navigation.

Nachteile von Länderflaggen

Für farbenblinde Besucher sind Flaggen teilweise nicht verständlich, da für sie z. B. die italienische und die französische Flagge gleich aussehen. Es sind ca. 5% der Bevölkerung von Farbenblindheit betroffen, man sollte dieses Phänomen also nicht unterschätzen. Das gleiche Phänomen kann übrigens auch bei Menschen mit normaler Farbwahrnehmung auftreten, wenn die Flaggen sehr klein dargestellt werden und die Farbwiedergabe z. B. durch ungünstige Betrachtungswinkel oder starke Reflexionen auf dem Display gestört ist. Möchte man auf die Flaggen nicht verzichten, sollte man den Bildern einen aussagekräftigen Titel (ALT-Tag) zuweisen, damit die Sprache beim Überfahren mit dem Mauszeiger angezeigt wird. Bei mobilen Endgeräten mit Touchscreen hilft das natürlich nicht weiter.

Das eigentliche Hauptproblem bei Länderflaggen zeigt schon der Name: Flaggen symbolisieren Länder, nicht Sprachen. Das betrifft zwei Fälle: Sprachen, die in mehreren Ländern gesprochen werden, und Länder, in denen mehrere Sprachen gesprochen werden.

Eine Sprache, viele Länder

Der erste Fall erscheint unproblematisch: Man verwendet einfach die Flagge des Landes, in dem die meisten Sprecher leben. Für die deutsche Sprache wird deshalb üblicherweise die deutsche Flagge verwendet. Österreicher, Schweizer oder deutschsprachige Minderheiten in anderen Ländern werden dabei nicht berücksichtigt und fühlen sich als Kunden deshalb vielleicht nicht ernstgenommen.

Es gibt einige Fälle, in denen die Auswahl nicht so leicht fällt: Was ist mit Portugiesisch? Von den ca. 215 Millionen Muttersprachlern leben 190 Millionen in Brasilien. Sollte man also die Flagge Brasiliens anstelle der portugiesischen verwenden? Besucher aus Portugal vermuten dann womöglich, dass eine Lieferung in ihr Land nicht angeboten wird. Und welche Flagge wählt man für die englische Sprache, falls man nur eine anbietet? Den britischen Union Jack oder das amerikanische Sternenbanner? Ganz so einfach ist es also doch nicht.

Noch problematischer wird es, wenn es Konflikte mit dem anderen Land gibt, z. B. bei Ländern mit kolonialer Vergangenheit. Mancher Inder hat vielleicht Probleme damit, den Union Jack anzuklicken, wenn er die englische Sprachversion sucht.

Problematisch ist es auch, wenn es kein eigentliches “Mutterland” einer Sprache gibt, wie z. B. beim Arabischen. Arabisch wird in vielen bevölkerungsreichen Ländern gesprochen, eine Reduzierung auf eine Länderflagge würde dem nicht gerecht werden.

Ein Land, viele Sprachen

Ebenso schwierig ist es mit Ländern, in denen mehrere Sprachen gebräuchlich sind. Naheliegende Beispiele sind die Schweiz oder Belgien, in denen es Landesteile gibt, in denen jeweils eine Sprache dominiert. Wie soll man hier vorgehen? Welche Sprache verbirgt sich hinter der schweizerischen Flagge? Oder verzichtet man ganz auf sie? Hier sind Fettnäpfchen vorprogrammiert.

Möglichkeit 2: Sprachauswahl in Textform

Eine Alternative zu Länderflaggen ist die Textform: “deutsch | english | français | italiano | español

Der Vorteil ist, dass jeder Besucher seine Sprache in der eigenen Sprache sieht und auf Anhieb versteht. Das ist vor allem dann von Vorteil, wenn die Sprache nicht das lateinische Alphabet verwendet. Hier versteckt sich natürlich gleich der nächste Stolperstein: Wenn Schriftzeichen “exotischer” Sprachen verwendet werden, kann es je nach Gerätekonfiguration und Schriftkodierung passieren, dass diese falsch oder gar nicht dargestellt werden und dadurch das Layout des Shops zerstören. Das lässt sich verhindern, indem man statt reines Texts Bilder mit der entsprechenden Beschriftung verwendet.

Der Nachteil der Textform ist, dass sie relativ viel Platz benötigt und sich dadurch optisch nicht so einfach integrieren lässt. Das Problem wird umso größer, je mehr Sprachen angeboten werden. In Zeiten mobiler Endgeräte mit kleinen Displays zählt jeder Pixel und man möchte ungern einen großen Teil der Seite für die Sprachauswahl “opfern”.

Mitunter wird dann eine Dropdownbox oder ein vergleichbares Aufklappmenü verwendet, in dem die einzelnen Sprachen aufgelistet sind. Eine relativ elegante Lösung, die allerdings ein gravierendes Problem hat: Wie verdeutlicht man, dass sich hinter dem Menü die Sprachauswahl verbirgt? Wenn man “Sprachauswahl” oder “Wählen Sie Ihre Sprache” davorschreibt, setzt man voraus, dass der Besucher das lesen und verstehen kann. Wenn man es englisch formuliert “choose language”, erhöht man immerhin die Chance, eine Garantie ist aber auch das nicht. Man könnte stattdessen auch die aktuell gewählte Sprache durch eine Flagge symbolisieren, hat dann aber nicht viel gewonnen. Insgesamt eine unbefriedigende Lösung.

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Möglichkeit 3: Kombination aus Flagge und Text

Einen guten Kompromiss stellt die Kombination beider Möglichkeiten dar, also Flagge + Sprache in Textform. Das funktioniert besonders gut, wenn der Shop nicht in verschiedene Sprach-, sondern Länderversionen unterteilt ist, von denen es dann bei Bedarf unterschiedliche Sprachversionen gibt. Technisch bedeutet das nur einen geringen Zusatzaufwand, löst aber auch “Problemfälle” wie die Schweiz oder Belgien. Wenn die Auswahl über ein aufklappendes Menü dargestellt wird, benötigt diese Lösung nur wenig Platz und lässt sich leicht integrieren.

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Fazit

So einfach, wie es auf den ersten Blick scheint, ist das Thema Sprachauswahl nicht. Natürlich hängt es ganz davon ab, in welche Märkte man verkaufen möchte. Manche Sprachen und Länder benötigen mehr Fingerspitzengefühl als andere. Wer seine Webseite oder seinen Onlineshop auf Skandinavien ausrichtet, macht sicher nichts verkehrt, wenn er die jeweiligen Länderflaggen verwendet. Die Flaggen sind leicht zu erkennen und die Zuordnung der Sprachen problemlos.

Wer aber in Länder mit größerer Sprachvielfalt oder entferntere Regionen verkaufen möchte, sollte sich Gedanken machen, ob die einfachste Lösung wirklich die beste ist. Sprache ist immer ein Teil der persönlichen Identität, in ihr spiegelt sich die Kultur und die Vergangenheit einer Nation wieder. Eine falsche Kundenansprache kann deshalb schnell zum Fettnäpfchen werden oder zu Missverständnissen führen und sollte deshalb unbedingt vermieden werden.

Wir arbeiten mit muttersprachlichen Fachübersetzern vor Ort und beraten Sie deshalb gerne bezüglich der sprachlichen und kulturellen Besonderheiten Ihrer Zielmärkte.