In Italien ist Weihnachten nicht nur ein Fest, sondern ein Gefühl, das bereits Wochen zuvor in den Straßen und Herzen spürbar wird. Die Gassen erstrahlen in warmem Licht, und an den großen Plätzen werden kunstvoll geschmückte Krippen und majestätische Weihnachtsbäume aufgestellt. Doch was macht das italienische Weihnachtsfest so besonders? Es ist die perfekte Mischung aus tief verwurzeltem Glauben, familiärer Verbundenheit und regionalen Bräuchen, die jeder Feier eine ganz eigene Magie verleihen. In diesem Artikel nehmen wir euch mit auf eine Reise durch die italienische Weihnachtszeit – von den ersten Vorbereitungen im Advent bis zur mystischen Befana, die die Festtage mit einem Lächeln ausklingen lässt.

In Italien beginnt die Weihnachtszeit traditionell am 8. Dezember, dem Fest der Immacolata Concezione (Mariä Empfängnis). Dieser Feiertag markiert den offiziellen Start der Vorbereitungen. Weihnachtsmärkte öffnen, Plätze werden festlich geschmückt, und Krippen sowie Weihnachtsbäume werden in vielen Haushalten aufgestellt. Besonders in Städten wie Rom, Mailand oder Neapel leuchten die Straßen in einem Meer aus Lichtern, und Schaufenster erzählen in kreativen Szenen von der Weihnachtsgeschichte.

Die Presepi, die Krippen, nehmen dabei einen besonderen Platz ein. Italien ist bekannt für seine Liebe zu diesen kunstvollen Darstellungen der Geburt Christi, und in Orten wie Neapel, dem Zentrum der Krippenkunst, findet man nicht nur Maria, Josef und das Jesuskind, sondern auch humorvolle und regionale Figuren, die Szenen aus dem Alltag zeigen. In der Adventszeit ist es Tradition, Krippen in der Familie gemeinsam aufzubauen – ein Moment, der den Beginn der Festlichkeiten einläutet.

Die Adventszeit in Italien ist von regionalen Besonderheiten geprägt. Im Norden, besonders in Städten wie Bergamo, Verona oder Brescia, wird am 13. Dezember das Fest der Santa Lucia gefeiert, einer katholischen Heiligen aus Syrakus. Sie wird als Lichtbringerin verehrt, und Kinder verbinden ihre Ankunft mit einer liebevollen Tradition: Am Vorabend stellen sie Karotten und Kekse für Lucias Pferd vor die Tür, das sie symbolisch auf ihrem nächtlichen Ritt begleitet. Oft wird auch ein Glas Milch oder Wasser bereitgestellt – als Stärkung für die Heilige. Am Morgen finden die Kinder kleine Geschenke, die Santa Lucia ihnen als Dank hinterlassen hat. Dieser Brauch ist besonders in Norditalien verbreitet und hebt sich von anderen Regionen des Landes ab. Santa Lucia spielt darüber hinaus auch in Schweden eine wichtige Rolle, wo sie als Lichtbringerin mit feierlichen Prozessionen geehrt wird.

In Südtirol, wo die Weihnachtsmärkte von der deutschen Kultur beeinflusst sind, wird der Advent eher mit Lichterketten und Glühwein gefeiert. In den südlicheren Regionen Italiens stehen hingegen die Krippen und kirchlichen Feierlichkeiten im Vordergrund.
Am 24. Dezember, dem Heiligen Abend, steht das Warten im Mittelpunkt. Der Abend, bekannt als La Vigilia, wird traditionell mit einem festlichen, aber fleischlosen Essen begangen. Diese Tradition hat ihre Wurzeln in der katholischen Fastenregel. Typische Gerichte variieren von Region zu Region: Während in Sizilien gerne Pasta mit Sardinen serviert wird, stehen in Neapel Meeresfrüchte im Mittelpunkt, und in Venetien genießt man Polenta mit Aal. Ein Klassiker, der überall zu finden ist, ist der Baccalà (Stockfisch).

Nach dem gemeinsamen Essen besucht die Familie oft die Mitternachtsmesse, um die Geburt Christi zu feiern. Die Kirchen, von Kerzenlicht erhellt und mit kunstvollen Krippen geschmückt, schaffen eine andächtige Atmosphäre. Besonders in kleinen Dörfern kommen die Menschen zusammen, um diesen Moment voller Glauben und Hoffnung zu teilen.

Der 25. Dezember, oder Festa di Natale, gehört ganz der Familie. Am Morgen dürfen die Kinder endlich ihre Geschenke öffnen, die in manchen Regionen von Gesù Bambino (dem Jesuskind) gebracht werden, in anderen vom Weihnachtsmann.

Der Höhepunkt des Tages ist jedoch das Weihnachtsessen, das in Italien als wahres Festmahl zelebriert wird. Die Gerichte spiegeln die kulinarische Vielfalt des Landes wider: In Rom gibt es oft Lamm mit Rosmarin, in Mailand das berühmte Panettone, ein süßes Hefegebäck mit Rosinen und kandierten Früchten. Besonders in Norditalien wird auch gerne Tortellini in Brühe serviert, ein einfaches, aber herzhaftes Gericht, das die Familientradition hochhält.

Eine der wohl faszinierendsten Figuren der italienischen Weihnachtszeit ist die Befana, eine gutherzige alte Hexe, die am Vorabend des 6. Januars Süßigkeiten oder kleine Geschenke zu den Kindern bringt. Ihre Geschichte reicht tief in die italienische Volkskultur zurück und unterscheidet sich stark von anderen europäischen Weihnachtsfiguren.

Der Legende nach soll die Befana ursprünglich eine einfache, alte Frau gewesen sein, die eines Tages Besuch von den drei Heiligen Königen erhielt. Diese baten sie um eine Unterkunft und erzählten ihr, von ihrer Reise, dem Stern zu folgen, um das Jesuskind zu finden. Die Befana bot ihnen Gastfreundschaft an, lehnte jedoch ab, sie auf ihrer Reise zu begleiten. Später bereute sie ihre Entscheidung, packte Geschenke und machte sich selbst auf den Weg, um das Kind zu finden. Doch sie fand es nicht und begann, stattdessen jedem Kind, das sie traf, ein Geschenk zu geben – in der Hoffnung, dass eines davon das Jesuskind sei.

Ihr Brauch, am Vorabend der Epifania (dem 5. Januar) durch die Häuser zu fliegen, hat eine magische, fast märchenhafte Komponente, die tief mit der italienischen Kultur verwurzelt ist. Anders als der Weihnachtsmann, der aus dem angelsächsischen Raum stammt, ist die Befana eine eigenständige Figur mit Wurzeln in alten italienischen Volkserzählungen und einer einzigartigen Verbindung zum christlichen Glauben.

Weihnachten in Italien ist eine Feier der Gemeinschaft und des Glaubens, durchdrungen von Traditionen, die jede Region auf ihre Weise pflegt. Von den kunstvollen Krippen in Neapel über die Mitternachtsmessen bis hin zu den Festessen am Weihnachtsmorgen – jede Geste, jedes Ritual erzählt von der Bedeutung der Familie und dem tief verwurzelten Glauben. Die Befana, mit ihrer bewegenden Geschichte, gibt den Feiertagen einen verspielten und einzigartigen Abschluss. Ob in den verschneiten Alpen oder unter der warmen Sonne Siziliens, die italienische Weihnachtszeit ist ein Fest, das mit seiner Wärme und Herzlichkeit unvergesslich bleibt.

 

Die Eurotext AG wünsche fröhliche Weihnachten. Oder wie man in Italien sagt:

🎄Buon Natale!🎄

 



Quelle

• https://zeitundgeister.de/befana-die-hexe-die-das-jesuskind-nicht-findet

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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