Die Vorstellung klingt reizvoll: Man muss nur den bestehenden Onlineshop in weitere Sprachen übersetzen lassen und kann die Verkäufe dank internationaler Märkte blitzschnell vervielfachen.
Tatsächlich gibt es im internationalen Handel viele Fallstricke, die man im Vorfeld kennen sollte, um teure Fehlentscheidungen zu vermeiden. Die wichtigsten davon möchten wir Ihnen hier vorstellen:
1. Bezahlmethoden
Im Internet gibt es eine Vielzahl von Bezahlmöglichkeiten. Vor allem im internationalen Handel haben die Zahlung mit Kreditkarte und via PayPal die größte Bedeutung. Viele Händler möchten sich aber nicht darauf beschränken und bieten ihren Kunden deutlich mehr Möglichkeiten: Vorauskasse, Rechnung, Lastschrift, Sofortüberweisung, mobile Payment etc. Hierbei sollten Sie beachten, dass manche kommerziellen Dienste nicht in allen Ländern angeboten werden und manche Methoden im Ausland nicht sehr weit verbreitet sind. Erkundigen Sie sich rechtzeitig, welche Zahlungsarten und -dienste in der entsprechenden Region üblich sind und welche Gebühren für Sie als Händler anfallen.
2. Nationale Feiertage
In vielen Ländern gibt es Feiertage, die sich für Verkaufsaktionen eignen. Ob Halloween, St. Valentinstag oder Cybermonday – passen Sie sich den lokalen Gegebenheiten an und nutzen Sie deren Verkaufspotential. Nehmen Sie aber auch Rücksicht auf religiöse oder weltliche Feiertage, die Zurückhaltung und Taktgefühl erfordern.
3. Rechtlicher Rahmen
Beim Verkauf im Ausland müssen Sie stets die rechtlichen Rahmenbedingungen im Auge haben. Seien es Zollgebühren oder steuerliche Regelungen, Verbraucherrechte wie Widerrufsrecht und Retourenabwicklung, Gestaltung des Impressums oder Vorgaben zum Datenschutz, die bei der Verkaufsabwicklung zu beachten sind. Verlassen Sie sich hierbei nicht auf gefährliches Halbwissen, sondern lassen Sie sich professionell beraten.
4. Bildrechte
Verwenden Sie auf Ihrer Webseite oder Ihrem Onlineshop nur selbst erstelltes Bildmaterial? Oder greifen Sie auch auf Agenturbilder oder Bildmaterial von Lieferanten zurück? In diesem Fall sollten Sie unbedingt klären, ob Sie das Bildmaterial überhaupt in einem anderen Land verwenden dürfen.
5. Prüfsiegel
Wenn Sie in Ihrem Onlineshop mit Prüfsiegeln oder anderen Zertifikaten werben, sollten Sie prüfen, ob die in dem betreffenden Land überhaupt verbreitet und anerkannt sind. Evtl. sind dort andere Prüforganisationen etabliert, bei denen es sich lohnen würde, eine Prüfung in Auftrag zu geben.
6. Fremdsprachiger Support
Mit der Übersetzung des Shops ist es häufig nicht getan. Spätestens wenn die ersten Fragen oder Beschwerden von fremdsprachigen Kunden eintreffen, ist es nötig, sich Gedanken zum fremdsprachigen Support zu machen. Bei einem kleinen Shop genügt evtl. ein Übersetzer, der in Einzelfällen weiterhelfen kann. Bei größeren Unternehmen lohnt womöglich ein eigener Mitarbeiter, der die betreffende Sprache spricht und den Support übernehmen kann.
7. Maße und Größenangaben
Maße sollten natürlich immer in den vor Ort üblichen Einheiten angegeben werden. Aber nicht nur die Umrechnung vom metrischen ins zöllige System ist gefragt. Zum Beispiel bei Schuhen oder Kleidung finden in verschiedenen Ländern unterschiedliche Größentabellen Anwendung. So fällt ein Shirt der Größe M in den USA größer aus als in Frankreich. Um Missverständnisse zu vermeiden, sollten deshalb immer die länderspezifischen Angaben verwendet werden.
8. Technische Besonderheiten
Sowohl bei dem technischen Aufbau Ihrer Webseite wie bei den Werbemöglichkeiten sollten Sie Rücksicht auf die Gegebenheiten im betreffenden Land nehmen. Wenn z.B. mobiles Internet keine große Verbreitung findet, ist es nicht nötig, viel Zeit und Geld in eine mobilen Webseite zu investieren. Auch der Marktanteil von Suchmaschinen unterscheidet sich von Land zu Land teilweise erheblich. In den USA hat Google beispielsweise eine deutlich geringere Verbreitung auf dem Suchmaschinenmarkt als in Deutschland. Das sollte auch bei der Wahl der Werbemöglichkeiten, z.B. bei Onlinewerbung, berücksichtigt werden. Das gleiche gilt für Soziale Netzwerke: Während Facebook in Europa und Nordamerika unangefochten die Nr. 1 ist, spielt es in Brasilien oder Indien kaum eine Rolle und muss sich dem lokalen Konkurrenten Orkut unterordnen.
9. Ansprache
Schon bei der Ansprache, egal ob in E-Mails oder direkt im Shop, kann man viel falsch machen. Im Englischen ist es zumindest auf den ersten Blick einfach, weil alle mit “you” angesprochen werden. Im Deutschen wird meist das förmlichere “Sie” verwendet. Allerdings kann es bei jugendlichen Zielgruppen oder speziellen Kundenkreisen wie Sportlern oder Motorradfahrern auch angebracht sein, die Kunden pauschal mit “Du” anzusprechen. Hier hat jede Sprache, Kultur und Zielgruppe eigene Regeln, die man als Händler auch beachten sollte. Bei der Beachtung solcher Konventionen kann Ihnen ein muttersprachlicher Fachübersetzer eine große Hilfe sein.
10. Kultur
Unterschätzen Sie nicht die kulturellen Besonderheiten mancher Länder. Vor allem in Märkten, die nicht der westlichen Welt angehören, können westliche Selbstverständlichkeiten für großen Unmut sorgen. In der arabischen Welt sind beispielsweise Abbildungen nackter oder leicht bekleideter Körper tabu, selbst wenn es sich nur um Simulationen handelt. Während bei uns die Farbe schwarz für den Tod steht, ist in vielen asiatischen Kulturen weiß die Farbe der Trauer. Lassen Sie sich deshalb bei der Gestaltung Ihrer Website sowie bei Marketingmaßnahmen stets von Personen beraten, die mit der örtlichen Kultur vertraut sind.
Autor: Eurotext Redaktion
Wir erklären, wie Internationalisierung funktioniert, geben Tipps zu Übersetzungsprojekten und erläutern Technologien und Prozesse. Außerdem berichten wir über aktuelle E-Commerce-Entwicklungen und befassen uns mit Themen rund um Sprache.
Bitte beachten Sie: Auch wenn wir in unseren Beiträgen gelegentlich Rechtsthemen ansprechen, stellen diese keine Rechtsberatung dar und können eine solche auch nicht ersetzen. Wenn Sie konkrete Fragen haben, lassen Sie sich bitte von einem Anwalt beraten.