Bei der Internationalisierung von Onlineshops und Webseiten lässt sich der Großteil der Texte meist problemlos übersetzen – Probleme entstehen aber an Stellen, an denen man nicht damit rechnet. Zum Beispiel bei der „Übersetzung“ von Größen, Maßen, Einheiten und Währungen. Der Teufel steckt bekanntlich im Detail.

Metrisches und angloamerikanisches Maßsystem

Das metrische System, erstmalig im Rahmen der französischen Revolution eingeführt, gilt mittlerweile fast überall auf der Welt. Nur Liberia, Myanmar und die Vereinigten Staaten von Amerika halten noch am angloamerikanischen Maßsystem fest. Statt mit dem Meter und seinen Vielfachen wird hier in Zoll, Fuß und Meilen gemessen.

Aber nicht nur Längenmaße, sondern auch Gewicht- und Raummaße sind andere: Unze, Pfund, Pint und Gallone machen die Umrechnung schwierig. Indirekt sind auch Geschwindigkeiten betroffen, also Meilen pro Stunde statt Kilometer pro Stunde.

Würde es nur um Liberia und Myanmar gehen, könnte man sich das Umrechnen vermutlich sparen. Aber die USA spielen wirtschaftlich eine so große Rolle, dass man dieses „Problem“ nicht einfach ignorieren kann.

In Shops sollten Maße deshalb stets in der Einheit angegeben werden, die im Zielmarkt üblich ist. In manchen Shops ist es möglich, solche Umrechnung zentral zu steuern und die bei den Artikeln hinterlegten Werte automatisch umrechnen zu lassen. In anderen werden die Maße in den Artikeln, quasi „im Text“ angegeben und müssen deshalb vom Übersetzer umgerechnet werden.

Zusätzlich kompliziert wird die Sache dadurch, dass auch in „metrischen“ Ländern in bestimmten Bereichen das angloamerikanische System Verwendung findet. Das betrifft Waren, die aus historischen Gründen in Zoll gemessen werden, zum Beispiel bei Rohren, Rädern, Bildschirmen, manchen Gewinden etc. Hier ist es wichtig, dass der Übersetzer sich dessen bewusst ist und die Werte nicht versehentlich umrechnet. Sonst wundert sich der Kunde, was ein 66-cm-Fahrrad sein soll.

Kleider- und Schuhgrößen

Es gibt aber auch andere Werte, die an den Zielmarkt angepasst werden müssen: Kleider- und Schuhgrößen beispielsweise. Es gibt zwar die Norm EN 13402, die Kleidergrößen (international) vereinheitlichen soll. Diese ist jedoch nicht verpflichtend und wird häufig sehr flexibel ausgelegt. Ein und dasselbe Kleidungsstück wird deshalb in verschiedenen Ländern unter unterschiedlichen Größenangaben angeboten. Eine deutsche 42 entspricht einer französischen 44 und einer italienischen 46. Das lässt sich gut an den Kleidungs-Etiketten ablesen, die häufig alle Angaben für den weltweiten Verkauf enthalten.

Deshalb ist es wichtig, stets die korrekten Größenangaben dem richtigen Ländershop zuzuweisen. Oder man macht es sich leicht und gibt immer alle Größenangaben an. So lässt sich verhindern, dass die Umtauschquote unnötig in die Höhe geht.

Steuern und Währungen

Eine Wissenschaft für sich sind die unterschiedlichen Steuern und Währungen. Auch deshalb, weil es nicht nur für die Kunden interessant ist, die korrekten Preise angezeigt zu bekommen, sondern weil diese auch aus rechtlichen Gründen keine Fehler enthalten dürfen.

Die Mehrwertsteuersätze der verschiedenen Shops lassen sich in der Regel zentral hinterlegen. Bei Preisänderungen wird der Bruttopreis dann automatisch berechnet.

Gleiches gilt für die Umtauschkurse verschiedener Währungen. Hier stellt sich allerdings die Frage, ob die Anpassung an den aktuellen Umtauschkurs in Echtzeit und vollautomatisch erfolgen soll, oder lieber in bestimmten Intervallen, evtl. sogar von Hand. Gerade bei Währungen, die starken Schwankungen unterworfen sind, kann es sonst zu permanenten Preisänderungen kommen, die auf Kunden evtl. unseriös und abschreckend wirken können.

Uhrzeit und Datum

Auch die Uhrzeit bzw. das Datum sollte sich nach dem Zielmarkt richten. Das betrifft sowohl den absoluten Wert, der die Zeitzone des Landes berücksichtigt. Das ist vor allem dann wichtig, wenn es darum geht, z.B. auf der Rechnung den korrekten Zeitpunkt des Kaufes zu vermerken.

Aber auch das Format, also die Schreibweise, sollte dem Kunden vertraut sein. In Deutschland wählen wir meist diese Schreibweise „01.07.2015, 14:01 Uhr“. Also Tag, Monat, Jahr und dann die Uhrzeit im 24-Stunden-Format.

In Amerika ist hingegen die Form „07-01-2015, 02:01 PM“ üblich, also Monat, Tag, Jahr und dann die Uhrzeit im 12-Stunden-Format mit der Angabe AM bzw. PM für „Ante“ bzw. „Post Meridiem“ (= vor- bzw. nachmittags).

Zeitzone und die Datumsdarstellung lassen sich im Normalfall zentral steuern. Bei Datums- oder Zeitangaben innerhalb der Texte ist aber wichtig, diese ebenfalls korrekt zu “übersetzen”.

Problemlösung je nach Shopsystem

All diese Stolpersteine sollten im Vorfeld bekannt sein und rechtzeitig VOR der Übersetzung geklärt werden. Dann ist es möglich, eine zum verwendeten Shopsystem passende Lösung zu finden und diese bei der Internationalisierung konsequent anzuwenden. So verliert auch der „Teufel im Detail“ seinen Schrecken.

 

autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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