Nach unserem letzten Beitrag über unverhältnismäßig große Versandverpackungen wollen wir diesmal Mehrwegverpackungen und ihre Nutzbarkeit im Versandhandel unter die Lupe nehmen.
In der Logistik sind Mehrwegverpackungen bereits seit langem flächendeckend im Einsatz. Dazu gehören Container, Paletten, Boxen, Fässer usw. Auch bei der Warenanlieferung im Einzelhandel wird oft auf wiederverwendbare Transportverpackungen zurückgegriffen, beispielsweise in Form von Kunststoffboxen auf Rollbrettern, welche nach Gebrauch zusammengeklappt und zurückgeschickt werden.
Der nächste Schritt wäre, auch im privaten Versandhandel zwischen Versandhaus und Verbraucher auf Mehrwegverpackungen zu setzen. Besonders zu große Verpackungen oder viele Einzelverpackungen sorgen für eine vermeidbare Menge an Papiermüll und damit an Kosten. Kosten für die Herstellung, Entsorgung und Wiederverwertung.
Niedrigere Kosten dank langer Laufzeiten
Ein Mehrwegsystem erfordert eine höhere Anfangsinvestition als herkömmliche Kartonverpackungen, hält allerdings wesentlich länger und ist dadurch im Endeffekt günstiger und umweltschonender. Natürlich belastet die Herstellung, regelmäßige Reinigung und Entsorgung einer Kunststoffbox die Umwelt mehr als die einmalige Herstellung und Entsorgung eines Pappkartons und kostet auch mehr. Allerdings haben solche Verpackungen eine erheblich höhere Lebensdauer und auch sie können wiederverwertet und zu neuen Mehrwegverpackungen verarbeitet werden. Bedarf an Verpackungen wird immer bestehen, so lange Waren von A nach B transportiert werden.
Doch wie setzt man ein solches Mehrwegverpackungssystem um? Am einfachsten ist es, vom Kunden einen angemessenen Betrag als Pfand zu verlangen, der bei Rücksendung erstattet wird. Die Rücksendung erfolgt dabei am einfachsten über den Zustelldienst – entweder gibt man dem Fahrer direkt die letzte Box zurück oder man bringt sie zu einer Filiale. Auch die Einrichtung einer zentralen Sammelstelle wäre möglich, sodass die Verpackungen direkt wieder befüllt werden könnten, womit Leerfahrten reduziert werden könnten. Auch im Leerzustand zusammenklappbare Boxen sind denkbar.
In unserem Artikel über die Zukunft der Paketzustellung haben wir die Lockbox vorgestellt. Das System ist im Grunde eine Mehrwegverpackung, die mit einem Anker an der Haustür befestigt werden kann und somit eine Zustellung auch bei Abwesenheit des Empfängers ermöglicht. Hier befindet sich allerdings nicht direkt die Ware in der Box, sondern das/die Paket/e. Von hier ist es nur ein kleiner Schritt zu weiter verbreiteten Mehrwegversandsystemen.
Erste Versuche
Was wie Zukunftsmusik klingt, wird bereits von einem Onlineshop angeboten und beworben. Der nachhaltige Versandhandel Memo bietet sogar mit der „memo Box“ ein eigenes Mehrwegversandsystem an, das bereits mit dem Blauen Engel ausgezeichnet wurde. Noch muss man bei der Bestellung explizit angeben, ob man die „memo Box“ nutzen will, aber vielleicht wird sie schon bald zu einem verbreiteten Standard und andere Anbieter ziehen mit.
Pappkarton vs. Mehrwegverpackung
Dass Mehrwegverpackungen in absehbarer Zeit Pappkartons vom Markt verdrängen, ist eher unwahrscheinlich. Es wäre aber durchaus denkbar, dass sie sich für bestimmte Standardformate etablieren und im B2C-Bereich einen nennenswerten Marktanteil erobern. Voraussetzung hierfür wären eine Allianz aller großen Logistikunternehmen und einiger großer Versandhändler und ein Rückgabeverfahren, das für den Empfänger nicht deutlich komplizierter ist, als einen Pappkarton in die Papiertonne zu stopfen.