Es ist seit Jahren Dauerthema, dass der stationäre Handel sich gegen den Onlinehandel behaupten muss. Ein zwar nicht günstiges, aber verhältnismäßig einfaches Mittel dafür sind elektronische Preisschilder oder ESL (Electronic Shelf Label). Wir werfen einen Blick auf die Chancen und Risiken dieser nicht ganz neuen, aber immer weiter verbreiteten Technik.
Digitale Preisschilder sparen nicht nur Papier
Ein normaler Supermarkt hat zwischen 10.000 und 15.000 Artikel im Sortiment und ebenso viele Preisschilder an den Regalen. Die Auszeichnung der Preise erfordert mitunter viel Zeit: die neuen Preise müssen ausgedruckt werden, dann muss ein/e Mitarbeiter/in den Artikel suchen und das Preisschild austauschen. Besonders viel Zeit, Personal und Papier wird am Wochenanfang benötigt, wenn einerseits die neuen Angebote gelten und die Preise entsprechend reduziert werden müssen, und andererseits die Angebote der vergangenen Woche auslaufen und die Preise wieder auf den Normalpreis geändert werden müssen. Das Umstecken kann natürlich am Samstag nicht vor Ladenschluss erfolgen, muss allerdings Montag bei Öffnung erledigt sein. Dies erfordert entweder einen längeren Arbeitstag am Samstag oder einen früheren Arbeitsbeginn am Montag.
Hier bieten elektronische Preisschilder den größten Vorteil. Die Preisänderungen der neuen Woche liegen sowieso im Kassensystem vor, mit einer ESL-Anlage können die aktuellen Warenpreise per Knopfdruck am Montagmorgen auf die elektronischen Preisschilder übertragen werden. Dadurch werden nicht nur Zeit, Personal und Papier eingespart, es kann somit auch nicht mehr zu unterschiedlichen Preisen am Regal und in der Kasse kommen, was bisher häufig zu Kundenreklamationen geführt hat.
ESL ermöglicht schnelle Preisänderungen
Durch die zentrale Steuerung der Artikelpreise können diese natürlich schnell und unkompliziert geändert werden. Genau das birgt für die Verbraucher ein Risiko: Die Kunden können nicht mehr so einfach nachverfolgen, wann und wie ein Preis geändert wird und befürchten Preisänderungen im „Tankstellentakt“. Es ist theoretisch auch nicht ausgeschlossen, dass sich ein Preis ändert, während ein Kunde auf dem Weg vom Regal zur Kasse ist. Auch Preisanpassungen in Stoßzeiten mit erhöhter Nachfrage sind denkbar, so könnten zum Beispiel Brot und Kaffee am Morgen teurer sein als am restlichen Tag, abends vor einer Fußballübertragung könnten beispielsweise Chips und Bier teurer verkauft werden. Allerdings würden die Händler sich mit solch einer Preispolitik ins eigene Fleisch schneiden: Kunden, die an einem Tag mehrere unterschiedliche Preise für das gleiche Produkt zahlen würden, würden sicher diesem Geschäft den Rücken kehren und auch anderen raten, dort nicht mehr einzukaufen.
Die Verbraucher sollten lieber etwas Vertrauen in die Händler haben und die Chancen sehen, die sich durch die neue Technik ergeben. Denn genau die Möglichkeit, Preise schnell ändern zu können, ermöglicht dem lokalen Einzelhandel auch, zeitnah auf Preisänderungen bei der Konkurrenz – auch und gerade der Online-Konkurrenz zu reagieren und so wettbewerbsfähig zu bleiben. Gerade im Elektronikbereich ist dies oft sehr wichtig, da sich online die Preise mitunter im Laufe eines Tages ändern können. Auch für Händler, die sowohl online als auch offline verkaufen, ist die ESL-Technik wichtig, um gleiche Preise über alle Kanäle hinweg zu garantieren.
Mehrwert im stationären Handel
Im E-Commerce ist es wichtig, den Kunden einen Mehrwert zu bieten und sich damit von der Konkurrenz abzuheben. Genau das ermöglichen die elektronischen Preisschilder den stationären Händlern: Es gibt sie in ganz unterschiedlichen Größen und Designs. So gibt es zum Beispiel ganz einfache Preisschilder, die neben dem fest aufgedruckten Produktnamen ein relativ kleines Display enthalten, das den Preis anzeigt und evtl. noch den Preis pro 100g oder 1kg angibt. Diese Art von ESL kann leicht als elektronisches Preisschild erkannt werden. Dann gibt es Preisschilder, die komplett aus einem Display bestehen, aber auch hier gibt es noch Unterschiede. Es gibt beispielsweise LCD-Bildschirme, die die komplette Größe des Preisschildes ausmachen und auch alle Informationen digital anzeigen. Und es gibt elektronische Preisschilder in unterschiedlichen Größen, die ähnlich wie E-Book-Reader eine papierähnliche Anzeige haben und auch mit unterschiedlichen Farben arbeiten können. Gerade die größeren Anzeigen können neben dem Preis und Artikelnamen auch Bilder anzeigen, zum Beispiel bei Markenwaren das Markenlogo, oder auch Bar- oder QR-Codes. Über ein Smartphone können dann zusätzliche Informationen abgerufen werden. Das könnten bei Lebensmitteln Informationen für Allergiker sein oder Pflegehinweise bei Textilien. Durch farbige Darstellung, die Anzeige von bestimmten Symbolen oder durch Blinken der ganzen Anzeige kann die Aufmerksamkeit der Kunden leichter auf Sonderangebote gelenkt werden.
Fazit
Zwar ist ein ESL-System in der Anschaffung sehr teuer, aber es rechnet sich nicht nur durch eingesparte Druck- und Personalkosten, sondern spart auch Zeit und Papier. Doch der entscheidende Vorteil liegt in der schnellen Reaktionsmöglichkeit auf Preisänderungen der Konkurrenz, besonders Onlineshops. Die Zukunft des stationären Handels liegt im geschickten kombinierten Einsatz von traditionellem Ladengeschäft und digitalen Technologien. So kann auch der lokale Einzelhandel einen digitalen Mehrwert bieten und damit wettbewerbsfähig bleiben.
Quellen:
- www.faz.net/aktuell/rhein-main/supermaerkte-fuehren-elektronische-preisschilder-ein-13861171.html
- www.welt.de/wirtschaft/article147272907/Media-Markt-und-Saturn-schaffen-Papier-Preisschild-ab.html
- www.pcwelt.de/ratgeber/Elektronische-Preisschilder-Das-neue-Gesicht-des-Einzelhandels-Online-Shops-widerstehen-9812625.html
Autor: Eurotext Redaktion
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