Wie schon in den letzten Jahren, wollen wir auch zu Beginn des Jahres 2018 einen Blick auf das vergangene Jahr werfen. Was war im Jahr 2017 im E-Commerce wichtig? Was war zu erwarten, was überraschte? Welche Ideen setzten sich durch, welche sind gescheitert oder warten noch immer auf ihren Durchbruch? Hier ein Überblick:

Versand und Zustellung

Besonders im Bereich der Zustellung hat sich im letzten Jahr einiges getan. Wie in unserer Vorhersage für 2017 angekündigt, wurde es einerseits wichtig, noch kürzere Lieferzeiten anzubieten. DHL hat hier ein neues Programm für Händler gestartet, das DHL paket prio. Der Paketzusteller garantiert damit eine Zustellung am nächsten Tag – Voraussetzung für die Nutzung ist, dass pro Tag mindestens 50 prio-Sendungen erstellt werden.

Doch nicht nur schnelle Zustellung war ein Thema; es wurde zunehmend daran gearbeitet, dass Kunden ihre Sendung auch sicher erhalten – denn was nützt eine Zustellung am nächsten (oder gar am selben) Tag, wenn das Paket den Empfänger nicht erreicht und erst am nächsten Werktag in einem Paketshop abgeholt werden kann? Amazon setzt hier auf eigene Abholstationen (Amazon Locker) und will in Zukunft noch mehr davon aufstellen, um den Abholservice flächendeckend anbieten zu können. Der Online-Gigant hatte allerdings auch eine andere Idee, die für riesigen Wirbel sorgte: Mit Amazon Key sollten Postboten Zugang zur Wohnung der Kunden erhalten, damit Pakete trotz Abwesenheit in der Wohnung platziert werden könnten. Zalando arbeitete auch daran, Fehlversuche in der Zustellung zu minimieren: Einerseits soll eine Zustellung zur Wunschzeit ermöglicht werden, da viele Kunden eine Abendlieferung bevorzugen. Gleichzeitig wurde in Belgien eine Testphase gestartet, bei der für die Zustellung auch die Standortdaten des Smartphones eines Kunden mit berücksichtigt werden. So können Empfänger ihren Zustellort auch kurzfristig ändern. Auch DHL startete ein Pilotprojekt in Köln und Bonn mit rund 1000 Kunden: der Zustelldienst liefert – natürlich gegen eine Gebühr – auch Sendungen von konkurrierenden Anbietern aus. Das Projekt Lieferdrohnen erhielt unterdessen im letzten Jahr einen Dämpfer, als das Bundesverkehrsministerium einen Plan präsentierte, nach dem man in Zukunft für größere Fluggeräte sowohl Führerschein als auch Versicherung benötigt.

Die Deutsche Bahn will sich über ihre eigenen Grenzen (Nah- und Fernverkehr) hinaus am Online-Geschäft beteiligen und richtete erste eigene Abholstationen in Stuttgart und Berlin ein. In der Testphase können Kunden die DB BahnhofsBoxen ausschließlich vom Partner Edeka beliefern lassen – dank eingebauter Kühlfunktion ist auch das Lagern von Lebensmitteln möglich. In Zukunft sollen die Boxen auch von anderen Anbietern belieferbar sein, sodass beispielsweise Pendler auf dem Weg nach Hause ihre Online-Einkäufe direkt am Bahnhof abholen können.

Was wird aus dem E-Food?

E-Food war in den letzten Jahren immer mal wieder Thema, doch so richtig wichtig war es für die Deutschen bislang nicht, Lebensmittel im Internet zu bestellen. Lidl stellte den Lieferservice von Lebensmitteln im Laufe des Jahres sogar wieder ein. Im April 2017 startete Amazon Fresh in Hamburg, im Mai in Berlin und im November in München. In Berlin begann Bringmeister im Mai eine Kooperation mit Edeka, durch die man ganz Berlin mit Lebensmitteln versorgen kann und womit ein größerer Postleitzahlenbereich abgedeckt wird als mit Amazon Fresh. Doch es lief nicht grundsätzlich auf mehr Lieferungen von Lebensmitteln hinaus: Der Kochboxen-Anbieter HelloFresh eröffnete einen Popup-Store in London und wagte sich somit erstmals in den stationären Verkauf. Nach dem zweiten, geglückten Versuch an der Börse erweiterte das Unternehmen sein Angebot durch Automaten, die Snacks und fertige Gerichte verkaufen.

Zahlungsmittel

Amazons Bezahldienst „Pay With Amazon“ erfreute sich wachsender Beliebtheit, doch PayPal durchschlug im Februar die Marke von 200 Millionen aktiven Konten und kündigte eine weltweite Zusammenarbeit mit MasterCard an. Die deutsche Antwort auf PayPal, Paydirekt, startete eine Kooperation mit Otto. Die deutsche Regierung erklärte indes Anfang des Jahres, dass künftig sämtliche Zahlweisen in Onlineshops für die Kunden kostenfrei nutzbar sein sollen.

Cross-Border-Commerce, Content und Geschwindigkeit

Laut einer DHL-Studie soll der grenzüberschreitende Handel bis 2020 um das Dreifache wachsen. Im letzten Jahr wuchs der Handel nach China enorm, besonders begünstigt wurde dies durch Plattformen wie Amazon und Alibaba. Bislang ist Alibaba die stärkste Plattform in China und konnte auch 2017 am Singles‘ Day (11.11.) wieder einen Milliarden-Umsatz verzeichnen (21,8 Milliarden Euro an einem Tag!). Amazon möchte in Zukunft mehr deutsche Produkte in China anbieten und damit die Konkurrenz zu Alibaba erhöhen. Auch Ebay will hier wieder mitmischen, nachdem sich die Plattform vor zehn Jahren aus dem chinesischen Online-Handel zurückgezogen hatte. Besonders interessant ist auch der russische Markt, der ebenfalls ein starkes Wachstum aufweisen konnte. Eher vorsichtig zeigten sich hingegen die britischen Händler, vermutlich sorgt der bevorstehende Brexit hier für Unsicherheiten.

Ladezeiten im Internet werden wichtiger denn je, denn Facebook kündigte an, langsam ladende Seiten im Newsfeed zu benachteiligen. Wer seinen Shop durch Facebook bekannter machen möchte, sollte hier unbedingt die Ladezeiten im Blick behalten. Google ging unterdessen gegen aggressive Werbung vor: Anzeigen von Seiten mit PopupFenstern, AutoplayVideos und/oder Vorschalteseiten sollen künftig von Googles eigenem Adblocker ausgeblendet werden.

Was sonst noch wichtig war

Die Online-Kriminalität nimmt zu: 2017 waren vor allem Phishing-Mails und Ransomware in Umlauf, zum Beispiel waren viele Fake-Mails angeblich von PayPal unterwegs und Amazon hatte mit Fake-Shops zu kämpfen. Amazon und Ebay erhöhten die Gebühren für Händler. Auch sonst tat sich einiges bei Ebay: die Plattform bietet jetzt Tutorial-Videos für Händler an, um ihnen bei ihrem Tagesgeschäft Hilfe zu bieten. Außerdem wurde ein neues System eingeführt, das in Bewertungen Produktfotos zulässt und eine Tiefpreisgarantie bietet. Ebay bietet mit Ebay Plus ein Premium-Angebot und bietet seinen Kunden in Zusammenarbeit mit der Buchhändler Thalia E-Books an. Auch Zalando zog nach uns startete mit Zalando Zet ein Kundenbindungsprogramm.

Zalando Media Solutions schloss sich 2017 mit dem Vermarkter Sevenone Media (Prosieben-Sat1-Gruppe) zusammen und vereinte somit Reichweite mit detaillierten Nutzerdaten. Andersrum spaltete sich der Handelsriese Metro in zwei selbständige Unternehmen auf: Metro und Ceconomy. Ceconomy gründete mit der Retail Media Group einen eigenen Digital-Vermarkter und kann dank der Töchter aus beiden Aufspaltungen (Saturn, Media Markt, Hitmeister, Redcoon, Metro und Real) auf eine riesige Kundendatenbank zugreifen.

Fazit

2017 war ein sehr ereignisreiches Jahr für den E-Commerce. Besonders interessant war im Bereich der Zustellung die Änderung des Fokus von der schnellen hin zu einer möglichst erfolgreichen Zustellung. Hier wird es im nächsten Jahr wieder einmal spannend. Auch im Auge behalten sollten wir die Entwicklung der deutschen Anworten auf große Unternehmen in der E-Commerce-Welt. Eine genauere Prognose für 2018 gibt es wie gewohnt im nächsten Artikel.

Quellen:

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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