Bereits 2016 konnte man immer wieder den Begriff D-Commerce hören/lesen. Wir möchten in diesem Artikel erklären, was es damit auf sich hat und warum uns der D-Commerce in Zukunft immer mehr begleiten wird.

Begriffsklärung

Ursprünglich ist der Digital Commerce (D-Commerce) besonders im englischen Sprachgebrauch eine Form des E-Commerce, bei der ausschließlich digitale Güter online gehandelt werden. Digitale Güter sind immaterielle Mittel, sie nicht “anfassbar” sind und keine physikalischen Speichermedien zum Transfer benötigen (im Gegensatz zu semi-digitalen Gütern wie zum Beispiel Musik auf einer CD oder einem Film auf einer Blu-ray Disc). Damit sind sie perfekt geeignet, um über das Internet gehandelt zu werden.

Zu den digitalen Gütern gehören Nachrichten, Abos, Dokumente, eBooks und eMagazine, Musikdateien, Videodateien, Bilder und Fotos, Texte und Informationen und Software – besonders Anwendungssoftware.

Digitale Güter sind einfach zu duplizieren, wobei es keinen Unterschied zwischen Original und Kopie gibt. Es gibt beim Kopieren keinen Qualitätsverlust und bei Gebrauch entsteht keine Abnutzung (anders als zum Beispiel bei einem gedruckten Buch oder einer Zeitung). Außerdem entstehen meistens nur geringe Vertriebskosten, besonders wenn es über das Internet gehandelt wird.

Allerdings veralten digitale Güter in der Regel sehr schnell, mit Ausnahme von Publikationen, bei denen höchstens die zur Nutzung benötigte Infrastruktur (also Hardware oder Software) veralten kann. Für den Handel ist das schnelle Veralten hingegen vorteilhaft, weil in geringen Zeitabständen eine Nachfolgeversion auf den Markt gebracht werden kann, für die auch eine Nachfrage besteht.

D-Commerce statt E-Commerce

Anfangs waren Online- und Offlinehandel zwei grundverschiedene Dinge und wurden auch klar voneinander getrennt. Doch in den letzten Jahren hat der Handel einige Änderungen erfahren. Zunächst gab es Multichannel, mit zunehmender Verbreitung von Smartphones und Tablets wurde daraus sogar Omnichannel. Die Grenzen zwischen online und offline sind schon längst nicht mehr klar zu definieren und alle Kanäle verschmelzen zunehmend miteinander. Für Kunden ist es schlichtweg wichtig, über alle Kanäle hinweg ein reibungsloses Einkaufserlebnis zu haben.

Der Begriff des E-Commerce ist damit überholt und könnte durch einen neuen ersetzt werden, der ebenfalls keine Trennung der Kanäle mehr suggeriert. Besonders im deutschen Sprachraum setzt sich immer mehr der Begriff Digital Commerce, D-Commerce, durch. Das ist in sofern passend, als dass das Digitale eine Art Brücke zwischen dem Kunden und dem Produkt bildet. Zum Einen bezeichnet D-Commerce natürlich einen Handelsraum, in dem Kaufen und Verkaufen über das Internet abläuft – egal ob zu Hause am PC oder unterwegs am Smartphone oder Tablet. Zum Anderen gehören dazu auch alle Marketing-Prozesse, die über technologisch aufgewertete, digitalisierte Infrastruktur abgewickelt werden – sowohl im Onlineshop als auch im stationären Handel.

Durch die zunehmende Vernetzung wird aus dem Einkauf überall ein digitaler Prozess

Und zwar in allen Bereichen! Beispielsweise gehört Click & Collect  (also Online bestellen und in einer lokalen Filiale abholen) zum Standard. Das gehört eigentlich weder zum klassischen Handel noch zum E-Commerce. Aber nicht nur Kunden greifen von sich aus auf Click & Collect zurück. Beispielsweise Zalando beliefert Kunden in Berlin aus lokalen Markengeschäften oder schickt sie zur Abholung dort hin. Besonders mit der Vernetzung von Alltagsgegenständen mit dem Internet (Internet of Things) wird ein weiterer Schritt in Richtung Digitalisierung gemacht. Hierbei wird der Unterschied zum klassischen Einkauf besonders deutlich: Der Kunde besucht keinen Laden – ob physisch oder virtuell – und wählt Produkte aus, er drückt lediglich einen Knopf (z.B. Amazon Dash, Kwik), äußert seinen Wunsch (Amazon Echo) oder aber die automatisierte Nachbestellung läuft komplett ohne seit Zutun ab.

Auch im Internet verabschiedet man sich immer mehr vom Webshop, das zeigt der Erfolg von Buy-Buttons auf Facebook und ähnlichen Angeboten auf Twitter und Pinterest. Und auch der klassische Handel im lokalen Geschäft findet längst nicht mehr nur offline statt. Es beginnt bei den Kunden, die Online nach einem Produkt suchen und es offline kaufen, geht über die Kunden, die andersherum offline Produkte anschauen und sie dann online erwerben, bis zu Läden, die ihren Kunden über Location-Based-Services einen Mehrwert bieten. Das reicht von lokalen Angeboten über KI-gestützte Führung durch den Laden zu den gesuchten Produkten oder zu Mitarbeitern bis zu einem Einkaufserlebnis, bei dem es keinen klassischen Checkout-Vorgang mit Kassen mehr gibt.

Fazit

Es ist an der Zeit, sich vom klassischen Bild des Ladens und des Einkaufens zu verabschieden. Mit der zunehmenden Vernetzung verschwimmen die Grenzen zwischen online und offline immer mehr und es ist auch nicht mehr notwendig oder gar sinnvoll, die beiden Bereiche zu trennen. Damit wird auch der Begriff „E-Commerce“ hinfällig und es sollte ein neuer gefunden werden. Für den Moment scheint „D-Commerce“ in Anbetracht der immer weiter fortschreitenden Digitalisierung des Handels angebracht, aber da davon auch der klassische Handel beeinflusst wird und es bald keine andere Form als das, was wir jetzt als „D-Commerce“ kennenlernen, geben wird, stellt sich die Frage, ob ein gesonderter Begriff überhaupt notwendig sein wird oder ob wir es irgendwann schlicht und einfach „Handel“ nennen werden.

Quellen:

 

autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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