Der E-Commerce-Boom der letzten Jahre hat neben den eigentlichen Händlern noch zwei weiteren Branchen einen deutlichen Aufwind beschert: Der Logistik- und der Verpackungsmittelbranche. Beide sorgen beim Kunden regelmäßig für Verdruss: Die Logistiker können das Einkaufsvergnügen im Internet verderben, wenn die bestellte Ware mal wieder in einer entfernten Packstation oder einer bereits geschlossenen Filiale gelandet ist. Die Verpackung frustriert hingegen dann, wenn kleine Waren in viel zu großen Paketen mit riesigen Mengen Füllmaterial ankommen. Warum es aus Händlersicht trotzdem sinnvoll sein kann, auf vermeintlich zu große Pakete zu setzen, wollen wir heute erklären.

 

Übergroße Verpackungen sind ein Phänomen, das uns seit den Anfängen des E-Commerce begleitet und bei Kunden regelmäßig für Unmut sorgt. Im Internet kursieren Fotos von überdimensionierten Verpackungen, groß genug für Großbildfernseher und teilweise sogar auf Paletten geliefert, in denen sich allerdings neben viel Luft nur ein Kabel oder eine Computermaus befindet.

Was in diesem Fall für Erheiterung sorgt, ist in den meisten Fällen einfach nur frustrierend. Amazon hat schon 2008 auf die vielen Kundenbeschwerden reagiert und die sogenannte Frustfreie Verpackung erfunden. Ziel ist es, dem Kunden das Öffnen der Verpackung zu erleichtern, das Verpackungsmaterial zu reduzieren und die Ware trotzdem sicher beim Kunden ankommen zu lassen.

Das ist aus Kundensicht löblich und auch die Umwelt freut sich über weniger Müll und Luftverschmutzung. Aus Sicht der Händler und der Logistiker ergeben große Verpackungen aber mitunter Sinn:

  • Für Händler ist es sinnvoll, nur wenige Sorten von Verpackungen zu verwenden, da so die Lagerhaltung und der Verpackungsprozess vereinfacht und im Verpackungsmittel-Einkauf größere Stückzahlen zu niedrigeren Preisen gekauft werden können. Dem stehen lediglich etwas höhere Kosten für Füllmaterial gegenüber, da die größeren Verpackungen entsprechend aufgefüllt werden müssen.
  • Der Logistiker freut sich, wenn sich die Pakete einfach stapeln und transportieren lassen. Kleine Päckchen sind hierbei oft ein Problem.

In der Praxis bedeutet das, dass aus wirtschaftlichen Gründen viele Pakete zu groß sind. Es wird geschätzt, dass Pakete im Onlinehandel im Durchschnitt zur Hälfte leer sind, es aber auch keine Seltenheit ist, wenn ein Paket nur 20% Wareninhalt besitzt. Bei besonders wertvollen oder empfindlichen Waren kann dieser Anteil noch deutlich tiefer sinken.

Eine wirkliche Lösung ist nicht in Sicht und Pappkartons mit viel Leerraum werden auch in Zukunft das Verpackungsmittel Nummer 1 bleiben. Die Verpackungsindustrie setzt deshalb verstärkt auf Optimierung und entwickelt z. B. in Sturztests Kartonagen, die bei reduziertem Materialaufwand größtmöglichen Schutz bieten. Die Aufgabe des Händler ist auch in Zukunft, wirtschaftliche Interessen und die Wünsche des Kunden nach möglichst wenig Verpackungsmüll bestmöglich in Einklang zu bringen.

Quellen: