{"id":9242,"date":"2017-02-27T09:35:13","date_gmt":"2017-02-27T08:35:13","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext-ecommerce.com\/?p=5503"},"modified":"2024-10-07T11:01:34","modified_gmt":"2024-10-07T09:01:34","slug":"die-zukunft-des-einkaufs","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/die-zukunft-des-einkaufs\/","title":{"rendered":"Die Zukunft des Einkaufs"},"content":{"rendered":"

Noch nie zuvor gab es so viele unterschiedliche M\u00f6glichkeiten im Bereich des Einkaufs<\/strong> wie heute. Vor allem durch die vielen technischen Neuerungen der letzten Jahre haben sich neue Kan\u00e4le<\/strong> aufgetan, die mittlerweile nicht mehr klar voneinander zu trennen sind<\/a>. Egal, ob die Menschen online einkaufen<\/strong> wollen oder im station\u00e4ren Handel<\/strong>, oder ob sie alle Kan\u00e4le nutzen, die ihnen zur Verf\u00fcgung stehen – jeder kann ein individuelles Einkaufsverhalten<\/strong> entwickeln und ausleben. Im E-Commerce gibt es immer wieder Neuerungen, von denen wir regelm\u00e4\u00dfig berichten, doch auch im station\u00e4ren Handel tut sich einiges. Dieses Mal widmen wir uns den Innovationen und Ideen f\u00fcr den Einkauf im Ladengesch\u00e4ft und zeigen, wie der Einkauf in der Zukunft aussehen k\u00f6nnte.<\/p>\n

Alles im Geschwindigkeitsrausch (oder -wahn?)<\/h2>\n

Im E-Commerce<\/strong> hat sich in den letzten Jahren vor allem die Geschwindigkeit ver\u00e4ndert, mit der der Einkaufsvorgang abl\u00e4uft. Internetverbindungen<\/strong> werden immer schneller, besonders das mobile Internet<\/strong> – dadurch k\u00f6nnen die Menschen immer und \u00fcberall einkaufen oder wenigstens recherchieren. Onlineshops sind mittlerweile im Idealfall so optimiert, dass Kunden m\u00f6glichst schnell zu dem gesuchten Produkt kommen. Doch auch der Bestellvorgang<\/strong> wird f\u00fcr die Kunden immer einfacher und schneller und damit komfortabler. Hat man Zahlungsinformationen<\/strong> und Versandadressen<\/strong> einmal im Kundenkonto<\/strong> hinterlegt, kann man One-Click-Optionen<\/strong> nutzen, bei denen das Produkt ohne weitere Eingaben mit nur einem Klick bestellt wird. Dies muss nicht \u00fcber ein mobiles Endger\u00e4te oder einen PC erfolgen, diese Aufgabe k\u00f6nnen auch physische Schalter \u00fcbernehmen, die irgendwo in der Wohnung platziert werden und elektronisch einem Produkt zugeordnet werden (die sogenannten Dash-Buttons<\/a>). Weiter kann der Prozess kaum noch verk\u00fcrzt werden, also wird jetzt der Teil in Angriff genommen, der im Versandhandel die meiste Zeit beansprucht: der Versand<\/strong>. Eine Lieferung am n\u00e4chsten Tag reicht heute schon nicht mehr aus und es wird besonders in Ballungszentren eine Lieferung am selben Tag (Same-Day-Delivery<\/strong>) angeboten. Doch selbst das wird durch besondere Expresslieferungen noch unterboten.<\/p>\n

So komfortabel und schnell eine Bestellung aus dem Internet heute zu uns nach Hause findet, gibt es immer noch keine schnellere Methode, das Produkt seiner W\u00fcnsche in H\u00e4nden zu halten, als es im station\u00e4ren Handel zu erwerben. Dar\u00fcber hinaus hat sich der Onlinehandel f\u00fcr einige Produktgruppen, besonders f\u00fcr frische Lebensmittel<\/strong>, noch nicht durchgesetzt, sodass die meisten Verbraucher daf\u00fcr nach wie vor einen Markt, Supermarkt oder ein anderes station\u00e4res Ladengesch\u00e4ft aufsuchen. Einige genie\u00dfen es, dass es hier verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig langsam und ruhig abl\u00e4uft, andere sehen hier noch gro\u00dfes Potenzial, das Einkaufen zu beschleunigen.<\/p>\n

Diese Entwicklung ist nicht neu, man bedenke nur den Umstieg von Bedienungs- zu Selbstbedienungsgesch\u00e4ften<\/strong>, von Registrierkassen auf elektronische und schlie\u00dflich zu Scannerkassen und die verk\u00fcrzte Kassenzone in Discountern, damit die Kunden ihre Waren schnell wieder in den Wagen r\u00e4umen und Platz f\u00fcr den n\u00e4chsten Kunden machen. So viel Zeit die Verbraucher im Gesch\u00e4ft verbringen, um die gew\u00fcnschten Waren zu finden und dann aus dem teils riesigen Angebot der gleichen Produktgruppe eine Auswahl zu treffen, um so mehr st\u00f6ren sie sich an den Warteschlangen an der Kasse und der Dauer des ganzen Kassiervorgangs<\/strong>, sodass hier das gr\u00f6\u00dfte Potenzial f\u00fcr eine Beschleunigung des Einkaufens liegt.<\/p>\n

Der Kunde wird Kassierkraft<\/h2>\n

Es gibt verschiedene Ans\u00e4tze, den Kassiervorgang zu beschleunigen, aber bei den meisten \u00fcbernimmt der Kunde die Rolle der Kassierkraft ganz oder zum gr\u00f6\u00dften Teil. In allen F\u00e4llen wird der Scanvorgang von der Kasse ausgelagert zum Kunden. Schon heute bieten einige gr\u00f6\u00dfere M\u00e4rkte Kassen zum Selbstscannen<\/strong> an, aber noch schneller geht es, wenn der Kunde auf seinem Weg durch den Laden die Artikel einscannt und so zu einem virtuellen Warenkorb<\/strong> hinzuf\u00fcgt. Entweder scannt er selbst mit einem geeigneten Ger\u00e4t in der Hand (mit einem Smartphone mit entsprechender App oder mit einem Handscanner aus dem Gesch\u00e4ft) oder am Einkaufswagen. An der Kasse wird dann nur noch bezahlt, der virtuelle Warenkorb wird dabei entweder direkt von dem Scanner oder Smartphone an die Kasse \u00fcbermittelt oder \u00fcber einen Barcode eingelesen. Bei all diesen L\u00f6sungen bleibt allerdings das Konzept der Kasse als Checkout mit Warteschlange, in der man Zeit verliert. Um diesen Checkout<\/strong> beim Einkauf weiter zu beschleunigen, bleibt eigentlich nur noch, die Kassen und auch die Terminals zum Selbstscannen ganz abzuschaffen. Im Supermarkt der Zukunft melden wir uns im Eingangsbereich an, scannen unsere Eink\u00e4ufe auf die eine oder andere Weise ein und bezahlen unseren virtuellen Warenkorb elektronisch mit den Zahlungsdaten, die in unserem Kundenkonto<\/strong> hinterlegt sind. Nun k\u00f6nnen wir noch einen Schritt weiter gehen und auch den Scanvorgang automatisieren. Auch daf\u00fcr gibt es verschiedene M\u00f6glichkeiten zur Realisierung. Die sicherste Methode ist es, die Produkte mit RFID-Chips<\/strong> zu versehen und den Einkaufswagen mit einem Leseger\u00e4t auszustatten. Verwendet man gleichzeitig eine App am Smartphone, k\u00f6nnten so aktuelle Preisinformationen oder sonstige Informationen zum Produkt, beispielsweise auch Empfehlungen zu passenden Produkten, abgerufen werden. Bei dieser Methode muss entweder der Kunde \u00fcber die App angeben, dass sein Einkauf beendet ist, dann wird der Warenkorb bezahlt. Oder am Checkout befindet sich ein Sensor, der z.B. \u00fcber Beacons<\/strong> registriert, dass ein Kunde den Laden verl\u00e4sst. Auch in diesem Fall wird der Einkauf beendet und automatisch bezahlt<\/strong>.<\/p>\n

Amazon Go<\/h2>\n

Amazon versucht sich mit seinem Amazon Go Store an einem kassenlosen Konzept des Supermarktes. Bisher gibt es einen Laden in Seattle, der sich noch in der Betaphase befindet und nur von Amazon-Mitarbeitern getestet werden kann. Dort werden neben Grundnahrungsmitteln wie Milch und Brot haupts\u00e4chlich Fertiggerichte sowie Snacks angeboten, die teilweise frisch im Markt zubereitet werden.<\/p>\n

Laut Werbevideo des Onlineriesen sieht ein Einkauf in diesem Laden folgenderma\u00dfen aus: Man betritt den Laden und meldet sich am Eingang \u00fcber eine App auf dem Smartphone an. Dann geht man durch den Laden und nimmt einfach die Waren aus den Regalen, die man m\u00f6chte. Verschiedene Techniken, die Amazon als \u201eComputer Vision\u201c, \u201eDeep Learning Algorithms\u201c und \u201eSensor Fusion\u201c beschreibt, registrieren jeden Griff ins Regal und ordnen die Waren dem entsprechenden Kundenkonto zu. Auch Waren, die zur\u00fcckgestellt werden, werden erfasst und entsprechend aus dem virtuellen Einkaufskorb gestrichen. Wenn man alles hat, was man braucht, verl\u00e4sst man den Laden einfach wieder. Beim Passieren des Ausgangs wird der Einkauf automatisch beendet und das Amazon-Konto<\/strong> wird mit dem Wert des Einkaufskorbes belastet.<\/p>\n

So einfach, bequem und verlockend das Ganze klingt, in Europa wird ein solches Konzept nur schwer umzusetzen sein. Der Grund: Die verwendete Technik kollidiert massiv mit dem europ\u00e4ischen Datenschutzrecht. Die Nutzerdaten und Einkaufsstatistiken aus dem Internet werden mit den Daten verkn\u00fcpft, die die Sensoren im Laden sammeln, wodurch die Kunden nicht nur identifiziert, sondern auf ihrem Weg durch den Laden auch genauestens \u00fcberwacht werden. F\u00fcr die Kunden ist nicht ersichtlich, auf welche Weise welche Daten gesammelt, wie sie verarbeitet werden und f\u00fcr wen sie einsehbar sind. Es k\u00f6nnten genaue Profile<\/strong> erstellt werden, die z.B. zu personalisierten Preisen f\u00fchren k\u00f6nnten. Der Kunde st\u00fcnde damit komplett unter der Kontrolle des H\u00e4ndlers.<\/p>\n

Sollten Amazon Go-Filialen (oder \u00e4hnliche Konzepte) doch irgendwann ihren Weg zu uns finden, muss jeder f\u00fcr sich zwischen Bequemlichkeit<\/strong> oder Datenschutz<\/strong> w\u00e4hlen.<\/p>\n

Andere Beispiele aus Europa<\/h2>\n

So futuristisch das Ganze noch anmutet, wirklich neu sind Idee und Umsetzung nicht. Bereits 2003 er\u00f6ffnete die Metrogruppe in Nordrhein-Westfalen einen Extra-Markt als \u201eFuture Store<\/strong>\u201c. Hier gab es direkt am Einkaufswagen einen kleinen Terminal mit Display, der die Kunden per GPS durch den Laden f\u00fchrte und es erm\u00f6glichte, Waren direkt einzuscannen. An der Kasse wurde die Einkaufsliste nur noch abgerufen und bezahlt. Dadurch sollten Wartezeiten an der Kasse verk\u00fcrzt werden. Das Konzept war noch ausbauf\u00e4hig: 2008 wurde ebenfalls in Nordrhein-Westfalen ein Real-Markt zu einem \u201eFuture Store\u201c umgebaut. Da Smartphones zu diesem Zeitpunkt bereits verbreitet waren, wurden sie benutzt, um die Kunden mit einem MEA (mobiler Einkaufsassistent) durch das Gesch\u00e4ft zu f\u00fchren und die Waren \u00fcber die Kamera zu scannen und Einkaufslisten zu erstellen. Wenn der Kunde den Einkauf \u00fcber die App beendete, wurde ein Strichcode generiert, der dann an der Kasse eingelesen wurde. Zahlungen konnten nach einmaliger Registrierung f\u00fcr diesen Service sogar \u00fcber den Fingerabdruck get\u00e4tigt werden. Aber auch dieses Konzept wurde leider nicht fortgef\u00fchrt<\/strong>.<\/p>\n

In den Niederlanden gibt es hingegen eine ganze Supermarktkette, in deren Filialen die Kunden den Einkauf ohne Kassen erledigen k\u00f6nnen. Man braucht nur eine Bonuskarte<\/strong>, die man ohne Anmeldung oder Registrierung erh\u00e4lt. Dann geht es los: Entweder man nutzt sein eigenes Smartphone<\/strong> mit einer entsprechenden App oder nimmt sich im Eingangsbereich einen Handscanner<\/strong> mit. Auf dem Weg durch den Laden werden alle Artikel gescannt, dabei beh\u00e4lt man einen \u00dcberblick \u00fcber die zuletzt gescannten Artikel und den Gesamtwert des Einkaufs. Auch ein Entfernen einzelner Posten ist m\u00f6glich, falls man sich anders entscheidet oder beispielsweise nur den Preis eines Produktes erfahren m\u00f6chte. Am Ausgang werden die Handscanner zur\u00fcckgegeben und die Bonuskarte wird an einem Terminal eingelesen, der Einkauf kann dann bargeldlos bezahlt werden. Danach wird ein Strichcode ausgedruckt, der die T\u00fcr \u00f6ffnet.<\/p>\n

Die intelligente Einkaufstasche<\/h2>\n

Einen etwas anderen Ansatz verfolgt das US-Startup Twyst<\/em> mit der Entwicklung der \u201eSmart Bag<\/strong>\u201c. Dabei handelt es sich um eine Einkaufstasche<\/strong>, die mit der Cloud verbunden ist und einen RFID-Leser enth\u00e4lt. So werden Produkte registriert, die mit einem RFID-Chip ausgestattet sind und in die Tasche hineingelegt werden, aber auch ein Entnehmen wird registriert. Verbindet man sich \u00fcber eine App mit der Tasche, k\u00f6nnen genauere Produktinformationen abgerufen werden. Aber auch andere Anwendungen sind denkbar. Hat ein Kunde beispielsweise im Onlineshop einer Modekette einen Pulli entdeckt und m\u00f6chte ihn anprobieren, k\u00f6nnte man in der Filiale nach einer Anmeldung eine Tasche bekommen, in die das gew\u00fcnschte Produkt bereits hineingelegt wurde.<\/p>\n

Vor- und Nachteile<\/h2>\n

Bei all den beschriebenen Umsetzungen ist die Zeitersparnis<\/strong> f\u00fcr den Kunden auf den ersten Blick ein klarer Vorteil. Doch bisher sind die Selbstscansysteme noch eher betreuungsintensiv und fehleranf\u00e4llig, au\u00dferdem m\u00fcssen sich die H\u00e4ndler auf die Ehrlichkeit der Kunden verlassen, Kontrollen k\u00f6nnen nur stichprobenhaft durchgef\u00fchrt werden. Ein weiterer Vorteil, der tats\u00e4chlich schon bemerkbar ist, ist dass die Best\u00e4nde<\/strong> auf diese Weise direkt vom Computersystem \u00fcberpr\u00fcft und bei Bedarf aufgef\u00fcllt werden k\u00f6nnen.<\/p>\n

Doch bei all der Bequemlichkeit bleibt der Datenschutz<\/strong> eindeutig auf der Strecke. Au\u00dferdem k\u00f6nnen die Kassierkr\u00e4fte auf lange Sicht eingespart werden und ihren Arbeitsplatz verlieren.<\/p>\n

Fazit<\/h2>\n

In unserer heutigen Welt wird alles immer schneller und die Beschleunigung greift auf alle Bereiche unseres Lebens \u00fcber. Wir erhoffen uns dadurch, mehr Zeit f\u00fcr wichtige Dinge zu haben – aber haben wir das wirklich? Ein Leben im st\u00e4ndigen Geschwindigkeitsrausch f\u00fchrt auch zu Stress auf der einen Seite und Ungeduld auf der anderen Seite, wenn mal etwas nicht in der gewohnten Geschwindigkeit abl\u00e4uft. In der Zukunft k\u00f6nnte also mehr als nur die Privatsph\u00e4re auf der Strecke bleiben.<\/p>\n

Quellen:<\/h2>\n