{"id":9234,"date":"2016-11-22T08:08:05","date_gmt":"2016-11-22T07:08:05","guid":{"rendered":"http:\/\/eurotext-ecommerce.com\/?p=5044"},"modified":"2021-06-24T09:15:34","modified_gmt":"2021-06-24T07:15:34","slug":"e-commerce-in-grossbritannien-und-der-drohende-brexit","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/e-commerce-in-grossbritannien-und-der-drohende-brexit\/","title":{"rendered":"E-Commerce in Gro\u00dfbritannien \u2013 und der drohende Brexit"},"content":{"rendered":"

Wir haben schon einige internationale E-Commerce-M\u00e4rkte und ihre Besonderheiten vorgestellt, aber der Spitzenreiter in Europa<\/strong> fehlte bisher. Das holen wir hiermit nach und richten unseren Blick nach Gro\u00dfbritannien<\/strong>. Gerade in Hinblick auf den Brexit<\/strong> stellt sich die Frage, ob es sich lohnt, dorthin zu expandieren und was sich f\u00fcr den Handel in Europa \u00e4ndern wird. <\/p>\n

Gro\u00dfbritannien als Vorreiter im europ\u00e4ischen E-Commerce<\/h2>\n

Im Jahr 2015 war Gro\u00dfbritannien mit rund 175 Milliarden Euro Jahresumsatz der st\u00e4rkste E-Commerce-Handelsplatz in Europa<\/strong>. Damit gaben die britischen Verbraucher im vergangenen Jahr im Internet mehr aus als die in Frankreich (etwa 65 Milliarden Euro), Deutschland (rund 60 Milliarden Euro) und Russland (ca. 21 Milliarden Euro) zusammen! Der gro\u00dfe Erfolg des britischen Onlinehandels<\/strong> ist darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, dass der Einzelhandel<\/strong> schon fr\u00fch integriert wurde – bereits 20% des Einzelhandels fallen auf das Onlinegesch\u00e4ft. Au\u00dferdem kaufen bereits 82% der Briten im Internet ein. Davon betreibt ein Viertel Cross-Border-Commerce, kauft also bei internationalen Anbietern ein. Der Umsatz pro Kopf betr\u00e4gt j\u00e4hrlich durchschnittlich etwa 1.300 Euro. Am beliebtesten sind dabei die Bereiche Fashion, Spielzeug und Freizeitartikel, gefolgt von Elektronik, Entertainmentartikeln und Lebensmitteln. Der Gro\u00dfteil der Onlinekunden ist 25-34 Jahre alt, \u00fcber alle Altersklassen hinweg ist \u00fcber die H\u00e4lfte der Kunden weiblich. Auch im M-Commerce<\/strong> (Mobile Commerce) ist Gro\u00dfbritannien Spitzenreiter, aber etwa 75% der Kunden greifen lieber zum Tablet<\/strong> als zum Smartphone<\/strong> – hier ist es besonders wichtig, dass Onlineshops f\u00fcr die entsprechenden Endger\u00e4te optimiert sind.<\/p>\n

Gro\u00dfbritannien ist allerdings nicht nur Spitzenreiter in Bezug auf Kunden und Ums\u00e4tze; auch im Bereich Finanzdienstleistungen geh\u00f6rt es zu den wichtigsten L\u00e4ndern der EU. Beispielsweise ist eine Firmengr\u00fcndung als \u201eLimited\u201c in Gro\u00dfbritannien mit weniger strengen Auflagen verbunden, darum sind gerade hier viele Finanzdienstleister ans\u00e4ssig.<\/p>\n

Zahlung und Versand<\/h2>\n

Die Briten zahlen am liebsten mit Kredit- und Debit-Karten<\/strong>, aber auch Paypal<\/strong> ist weit verbreitet. Der britische Markt verf\u00fcgt \u00fcber eine gut funktionierende Logistik: Click & Collect<\/strong> ist l\u00e4ngst etabliert, viele gr\u00f6\u00dfere H\u00e4ndler bieten bereits eine kostenlose Lieferung am n\u00e4chsten Tag an, einige sogar Same-Day-Delivery. Hier sind die Kunden von kurzen Lieferzeiten verw\u00f6hnt und erwarten auch von internationalen H\u00e4ndlern eine Lieferung in einem vereinbarten Zeitfenster. Wenn man als deutsches Unternehmen nach Gro\u00dfbritannien expandieren m\u00f6chte, sollte man die dort vorhandene Infrastruktur nutzen und mit den \u00f6rtlichen Zustelldiensten zusammenarbeiten. Aber auch internationale Gr\u00f6\u00dfen wie UPS, TNT, Hermes, DPD und auch DHL Express sind verf\u00fcgbar.<\/p>\n

Was \u00e4ndert sich durch den Brexit?<\/h2>\n

Am 23. Juni 2016 hat sich die Mehrheit der B\u00fcrger Gro\u00dfbritanniens f\u00fcr einen Ausstieg aus der EU<\/strong> entschieden. Doch bis es wirklich soweit ist, wird noch einige Zeit vergehen. Der Austrittsvorgang soll im M\u00e4rz 2017 in Gang gesetzt werden, die Verhandlungen werden voraussichtlich zwei Jahre dauern, sodass mit einem tats\u00e4chlichen Austritt Gro\u00dfbritanniens aus der EU nicht vor M\u00e4rz 2019 zu rechnen ist. Obwohl es sich also um einen langfristigen Prozess handeln wird und die tats\u00e4chlichen Folgen noch l\u00e4ngst nicht absehbar sind, gibt es schon jetzt unmittelbare Ver\u00e4nderungen, die auf die reine Entscheidung f\u00fcr einen Austritt zur\u00fcckzuf\u00fchren sind. So hat das britische Pfund seit Juni 2016 deutlich an Wert verloren, der Stand ist auch aktuell so niedrig wie seit 30 Jahren nicht mehr (Ende Juni war ein Pfund 1,33 US Dollar wert, Mitte November noch 1,24 USD). Waren- und Materialimport wurden bereits teurer, was zu Erh\u00f6hungen der Einzelh\u00e4ndler-Preise f\u00fchren wird. Gleichzeitig wurden Exporte g\u00fcnstiger, was einen Anstieg der Verk\u00e4ufe im internationalen Markt bewirkt hat.<\/p>\n

Die Entscheidung f\u00fcr den Brexit wird nat\u00fcrlich politische Folgen haben und abgesehen von der deutlichen Signalwirkung auch Auswirkungen auf den Handel und den E-Commerce innerhalb Europas. Was sich genau ver\u00e4ndern wird, ist noch nicht klar, aber es wird weitere H\u00f6hen und Tiefen geben, \u00fcber die man nur Vermutungen anstellen kann. Klar ist, dass nicht nur der Handel in Gro\u00dfbritannien betroffen sein wird, sondern auch die \u00fcbrigen H\u00e4ndler schw\u00e4chen wird, die in der EU angesiedelt sind.<\/p>\n

Wenn Gro\u00dfbritannien tats\u00e4chlich in ein paar Jahren nicht mehr Mitglied der EU sein wird, werden die Briten den Zugang zum europ\u00e4ischen Binnenmarkt neu aushandeln m\u00fcssen. Dadurch werden sich die Exporte wieder erschweren und verteuern, was besonders an unterschiedlichen Zoll- und Steuersystemen und erh\u00f6hten Lieferkosten liegt. Im Moment gilt f\u00fcr die Einfuhr von Waren aus Nicht-EU-L\u00e4ndern ein Freibetrag von 300 Euro, das hei\u00dft, bei h\u00f6heren Warenwerten k\u00f6nnte Gro\u00dfbritannien nach einem Ausstieg aus der EU nicht mehr oder kaum ber\u00fccksichtigt werden.<\/p>\n

Fazit<\/h2>\n

Aktuell ist der E-Commerce-Markt in Gro\u00dfbritannien sehr interessant f\u00fcr deutsche H\u00e4ndler – die technischen und logistischen Voraussetzungen sind gegeben, auch die Kaufbereitschaft<\/strong> der Kunden ist vorhanden. F\u00fcr eine Expansion<\/strong> gelten deshalb die \u00fcblichen Tipps: Den Markt beobachten, Zielgruppen ausw\u00e4hlen, Chancen und Risiken abw\u00e4gen, eventuell eine Produktauswahl treffen etc.<\/p>\n

Was sich f\u00fcr H\u00e4ndler durch den Brexit<\/strong> \u00e4ndern wird, kann momentan noch nicht gesagt werden. Die politische Situation ist extrem ungewiss, selbst f\u00fchrende Politiker auf den britischen Inseln oder in Europa scheinen nicht zu wissen, wie das Abenteuer Brexit enden wird. Was bedeutet das f\u00fcr Onlineh\u00e4ndler? Einerseits ist nicht damit zu rechnen, dass der britische Onlinemarkt von heute auf morgen zusammenbricht. Trotzdem erscheint allzu gro\u00dfer Optimismus im Moment nicht angebracht. Langfristige Entscheidungen sollten deshalb mit der n\u00f6tigen Vorsicht getroffen werden. Vielleicht kann es auch nicht schaden, einen ganz pers\u00f6nlichen Brexit-Plan in der Schublade liegen zu haben und sich von den britischen Kunden nicht allzu sehr abh\u00e4ngig zu machen.<\/p>\n
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E-Commerce in ...<\/a><\/div>\r\n<\/div>\r\n
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Quellen<\/h2>\n