{"id":8415,"date":"2022-09-12T08:12:04","date_gmt":"2022-09-12T06:12:04","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext-ecommerce.com\/?p=8415"},"modified":"2024-09-30T08:45:17","modified_gmt":"2024-09-30T06:45:17","slug":"e-commerce-in-der-tuerkei","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/e-commerce-in-der-tuerkei\/","title":{"rendered":"E-Commerce in der T\u00fcrkei"},"content":{"rendered":"
Auch die T\u00fcrkei<\/strong> ist aus der Sicht deutscher Unternehmen, die digital verkaufen, ein m\u00f6gliches Expansionsziel. Welche Merkmale den E-Commerce<\/strong> in der T\u00fcrkei kennzeichnen und was Unternehmen im Hinblick auf den digitalen Handel beachten m\u00fcssen, zeigen wir hier. <\/p>\n Die T\u00fcrkei ist ein transkontinentaler Einheitsstaat in der vorderasiatischen Region Anatolien und der s\u00fcdosteurop\u00e4ischen Balkanhalbinsel. Das Land erstreckt sich \u00fcber eine Fl\u00e4che von rund 783.500 km\u00b2 und teilt sich geographisch in 7 Regionen. Die T\u00fcrkei grenzt im Westen an Bulgarien<\/a> und Griechenland<\/a>, im S\u00fcden an Syrien und den Irak, im Osten an Georgien, Armenien und den Iran. In der T\u00fcrkei leben rund 84,7 Mio. Menschen.<\/p>\n Die Stadt Ankara<\/strong>, Hauptstadt der T\u00fcrkei und der gleichnamigen Provinz in Anatolien, ist die zweitgr\u00f6\u00dfte Stadt nach Einwohnerzahl. Rund 5,7 Mio. Menschen leben in Ankara. Nur noch Istanbul<\/strong> beheimatet mehr Menschen. Istanbul liegt im Westen der T\u00fcrkei und umschlie\u00dft den Bosporus, die nat\u00fcrliche Grenze zwischen Europa und Asien, und ist das wichtigste kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Landes. Die Metropolregion Istanbuls (15,8 Mio.) beheimatet allein fast ein F\u00fcnftel der Bev\u00f6lkerung und geh\u00f6rt zu den gr\u00f6\u00dften Metropolen der Welt. Weitere Gro\u00dfst\u00e4dte sind Izmir (4,4 Mio.), Bursa (3,1 Mio.), Antalya (2,6 Mio.) und Adana (2,2 Mio.).<\/p>\n Die T\u00fcrkei ist eine pr\u00e4sidentielle Republik. Das politische System sowie die Verfassung des Landes wurden im Laufe der letzten 40 Jahren mehrmals durch Reformen und Volksabstimmungen abge\u00e4ndert. Nach der Verfassung von 1982 war die T\u00fcrkei eine parlamentarische Republik mit einem Ministerrat und einer unabh\u00e4ngigen Justiz. Im Jahr 2010 wurde im Land in einem Referendum \u00fcber eine Verfassungsreform entschieden, mit der die bisher deutliche Gewaltenteilung wesentlich abgeschw\u00e4cht wurde. Im Jahr 2017 gab es ein neues Verfassungsreferendum, in dem sich die Mehrheit der wahlberechtigten B\u00fcrgerinnen und B\u00fcrger f\u00fcr das heutige parlamentarische System entschieden. Damit wurde die Rolle des Staatspr\u00e4sidenten als Chef der Exekutive gest\u00e4rkt.<\/p>\n Gemessen am HDI, dem Wohlstandindikator der Vereinten Nationen, ist die T\u00fcrkei mit einem Wert von 0,838 vor Montenegro (0,832) und nach Argentinien<\/a> (0,842) das 48. Land der Welt nach menschlicher Entwicklung (vgl. Deutschland<\/a>: 0,942; \u00d6sterreich<\/a>: 0,916). Das t\u00fcrkische Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei 844,5 Mrd. US-Dollar, kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf bei rund 35.600 US-Dollar (vgl. deutsches BIP pro Kopf: 45.700 US-Dollar).<\/p>\n Seit 1999 ist die T\u00fcrkei EU-Beitrittskandidat. Das Land ist Mitglied der Organisation f\u00fcr wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD, der Vereinten Nationen sowie der G20. Die t\u00fcrkische Lira (TRY)<\/strong>, die W\u00e4hrung der Republik T\u00fcrkei, unterteilt sich in 100 Kuru\u015f. Aktuell (12.09.2022) bel\u00e4uft sich der Wechselkurs auf 18,51 t\u00fcrkische Lira pro Euro. Der Zeitunterschied zwischen der T\u00fcrkei und Deutschland betr\u00e4gt 1 Stunde.<\/p>\n Die t\u00fcrkische Sprache, die in der T\u00fcrkei gesprochen wird, wird in der Sprachwissenschaft auch T\u00fcrkeit\u00fcrkisch<\/strong> bezeichnet. Sie geh\u00f6rt zu dem s\u00fcdwestlichen Zweig der t\u00fcrkischen Sprachen bzw. Turksprachen und ist mit ca. 75 Mio. Sprecherinnen und Sprecher die meistgesprochene Turksprache. T\u00fcrkisch ist in die Amtssprache der Republik T\u00fcrkei und der T\u00fcrkischen Republik Nordzypern<\/a> und wird auch in Teilen Nordmazedoniens, Rum\u00e4niens<\/a> und Kosovos als lokale Amtssprache gesprochen. T\u00fcrkisch wird au\u00dferdem von den vielen t\u00fcrkischst\u00e4mmigen Migrantinnen und Migranten gesprochen, die in Europa \u2013 vor allem in Deutschland und \u00d6sterreich \u2013 leben.<\/p>\n In der T\u00fcrkei werden eine Vielzahl von Dialekten gesprochen. Die Istanbuler Variet\u00e4t ist aus sprachwissenschaftlicher Sicht von besonderer Bedeutung, da sie die Grundlage f\u00fcr die heutigen t\u00fcrkischen Standardsprache bildet. In der T\u00fcrkei unterscheidet man zwischen den Dialekten der Schwarzmeerregion, Ostanatoliens, S\u00fcdostanatoliens, Zentralanatoliens, der \u00c4g\u00e4isregion und der Mittelmeerregion. Das lateinische Alphabet wurde 1928 eingef\u00fchrt und ersetzte die traditionelle osmanische t\u00fcrkische Schrift.<\/p>\n Zu beachten f\u00fcr den E-Commerce ist, dass die Kenntnis anderer Sprachen als die Muttersprache unter der t\u00fcrkischen Bev\u00f6lkerung im Durchschnitt mangelhaft ist. Im Ranking von Education First werden die Englischkenntnisse<\/a> der Menschen in L\u00e4ndern mit nichtenglischer Amtssprache ausgewertet. Von den 112 L\u00e4ndern im Ranking liegt die T\u00fcrkei auf Platz 70. Education First stuft die Englischkenntnisse der T\u00fcrkinnen und T\u00fcrken als gering bis mittelm\u00e4\u00dfig ein. Somit ist die \u00dcbersetzung in die Landessprache f\u00fcr den erfolgreichen Einstieg am t\u00fcrkischen Markt wichtig. Am effektivsten l\u00e4sst sich die Sprachbarriere mit einer landesspezifischen \u00dcbersetzung<\/a> (Lokalisierung) \u00fcberwinden, die auch die Besonderheiten der Zielkultur sowie weitere Unterschiede ber\u00fccksichtigt, wie beispielsweise die andere W\u00e4hrung.<\/p>\n Das t\u00fcrkische Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei 844,5 Mrd. US-Dollar, kaufkraftbereinigt entspricht dies rund 3.050 Mrd. US-Dollar. Das BIP pro Kopf liegt bei rund 35.600 US-Dollar (vgl. deutsches BIP pro Kopf: 45.700 US-Dollar).<\/p>\n Die t\u00fcrkische Wirtschaft st\u00fctzt sich auf den Dienstleistungssektor (54,2 %) und das verarbeitende Gewerbe (28,02 %), die Agrarwirtschaft spielt eine geringere Rolle (6,68 %). Deutschland<\/a> ist neben Russland<\/a> und China<\/a> eines der wichtigsten Bezugsm\u00e4rkte und Wirtschaftspartner der T\u00fcrkei. Die T\u00fcrkei exportiert vor allem Textilien, Kleidung sowie Produkte aus der Agrarwirtschaft und Maschinen. Letztere geh\u00f6ren neben Chemikalien und Erd\u00f6lprodukten, Transportmitteln und sonstigen Konsumg\u00fctern auch zu den wichtigsten Importen.<\/p>\n Die Penetrationsrate des Internets in der T\u00fcrkei liegt bei rund 70 Prozent und soll Sch\u00e4tzungen von Statista zufolge um weitere 15 Prozentsatzpunkte innerhalb der n\u00e4chsten 5 Jahre ansteigen. Mehr als die H\u00e4lfte der befragten Nutzerinnen und Nutzer geben an, bevorzugt vom PC aus zu surfen. Die Zahl derjenigen Nutzerinnen und Nutzer, die das Internet bevorzugt am Smartphone verwenden, w\u00e4chst zunehmend. Aktuell surfen 78 Prozent der T\u00fcrkinnen und T\u00fcrken, die ein Smartphone besitzen, vom Smartphone los.<\/p>\n Die aktivste \u2013 und somit f\u00fcr den E-Commerce interessante \u2013 Altersgruppe ist jene der jungen Erwachsenen zwischen 25 und 34 (71 Prozent), gefolgt von jener der 16- bis 25-J\u00e4hrigen (66 Prozent) und jener der 35- bis 44-J\u00e4hrigen (62 Prozent).<\/p>\n Eine kauforientierte Nutzung des Internets ist in der T\u00fcrkei vorwiegend unter den M\u00e4nnern festzustellen. Laut Statista sind 58 Prozent der t\u00fcrkischen Nutzerinnen und Nutzer, die sich \u00fcber das Internet \u00fcber Produkte und Leistungen informieren, diese vergleichen und digital beziehen, m\u00e4nnlich. Der Gendergap war auch im Zeitraum 2010-2020 festzustellen und betr\u00e4gt 10 bis 15 Prozentsatzpunkte. Der Trend ist stabil.<\/p>\n Ein weiterer Unterschied im Hinblick auf die Internetnutzung in der T\u00fcrkei l\u00e4sst sich zwischen den Nutzerinnen und Nutzern mit niedrigem und mittlerem Bildungsabschluss und jenen mit h\u00f6herer Bildung feststellen. Bei Letzteren sei die Bereitschaft, digital einzukaufen, deutlich h\u00f6her. Nur 34 Prozent der befragten Konsumentinnen und Konsumenten mit niedrigem bzw. mittlerem Bildungsabschluss gegen 72 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten mit h\u00f6herer Bildung nutzen das Internet, um Produkte und Leistungen zu erwerben. Der soziale Gap betr\u00e4gt somit fast 50 Prozentpunkte.<\/p>\n Unter den sozialen Netzwerken erfreuen sich in der T\u00fcrkei vor allem Instant-Messaging-Plattformen besonders gro\u00dfer Beliebtheit. Eine Umfrage sieht WhatsApp, Facebook Messenger und WeChat vorn.<\/p>\n Einer Auswertung von Statista zufolge belaufe sich der Umsatz des t\u00fcrkischen E-Commerce auf rund 16 Mrd. US-Dollar \u2013 mehr als den schwedischen<\/a>, allerdings weniger als den niederl\u00e4ndischen<\/a> Markt. Allein die Elektronikbranche sorgt f\u00fcr die meisten Ums\u00e4tze. Im Jahr 2021 wurden in der T\u00fcrkei Elektronikger\u00e4te im Wert von 11,3 Mrd. US-Dollar \u00fcber das Internet verkauft. Das Modesegment folgt mit einem Umsatz von 5,3 Mrd.<\/p>\n Die Elektronikbranche ist nicht nur das erste Segment nach generiertem Umsatz, sondern auch nach Zahl der Konsumentinnen und Konsumenten. Rund 31 Mio. T\u00fcrkinnen und T\u00fcrken kaufen Elektronikger\u00e4te online ein \u2013 Tendenz steigend. Insgesamt kauften im Jahr 2021 64 Prozent der t\u00fcrkischen Konsumentinnen und Konsumenten zwischen 16 und 64 Jahren mindestens einmal Produkte oder Dienstleistungen \u00fcber E-Commerce-Kan\u00e4le ein.<\/p>\n Auch in der T\u00fcrkei bleibt das bargeldlose Zahlen per Kredit- oder Debitkarte die beliebteste Option bei Onlineeink\u00e4ufen. 61 Prozent der befragten Konsumentinnen und Konsumenten greifen bei der Zahlung bevorzugt auf die Karte zur\u00fcck; die \u00dcberweisung als Zahlungsmethode w\u00e4hlen 13 Prozent.<\/p>\n Unter den heimischen Marktpl\u00e4tzen schneidet trendyol.com mit einem Umsatz von 3,2 Mrd. US-Dollar im Jahr 2021 besonders gut ab. Es folgen die Mitbewerber hepsiburada.com (1,3 Mrd. US-Dollar) und lcwaikiki.com (514 Mio. US-Dollar).<\/p>\n Die Importbestimmungen werden im Rahmen der Zollunion zwischen der T\u00fcrkei und der EU laufend aktualisiert. Grunds\u00e4tzlich unterliegen auch sowohl inl\u00e4ndische als auch ausl\u00e4ndische Firmen der Mehrwertsteuerpflicht. Eine Ausnahmeregelung gibt es f\u00fcr Kleinunternehmen und in besonderen F\u00e4llen, beispielsweise wenn Waren f\u00fcr staatlich gef\u00f6rderte Investitionsprojekte in das Land eingef\u00fchrt werden. Exporte werden auch nicht versteuert. Bei Waren, die in der T\u00fcrkei weiterverarbeitet und dann wieder exportiert werden, entf\u00e4llt die Importsteuer. In diesem Fall hat der Importeur einen entsprechenden Antrag beim Wirtschaftsministerium einzureichen.<\/p>\n Den Warenaustausch zwischen der T\u00fcrkei und der EU regeln drei Vereinbarungen:<\/p>\n Die Zollunion betrifft industriell-gewerbliche Waren (mit Ausnahmen) und landwirtschaftliche Verarbeitungsprodukte. Es herrscht Zollfreiheit im gegenseitigen Warenverkehr, Voraussetzung ist aber, dass die Waren entweder in der EU oder in der T\u00fcrkei hergestellt wurden. Waren, die in Drittl\u00e4nder hergestellt wurden, werden verzollt.<\/p>\n Auch die T\u00fcrkei ist aus der Sicht deutscher Unternehmen, die digital verkaufen, ein m\u00f6gliches Expansionsziel. Im transkontinentalen Land in der Region Anatolien zwischen S\u00fcdosteuropa und Westasien sind alle Voraussetzungen gegeben, die f\u00fcr den digitalen Handel erforderlich sind \u2013 von der zunehmend hohen Internetpenetrationsrate \u00fcber die Pr\u00e4senz gro\u00dfer Ballungsr\u00e4ume und Wirtschaftszentren bis zu einem mehrheitlich digitalaffinen Zielpublikum, welches das Internet gerne einsetzt, um sich \u00fcber Produkte und Waren zu informieren und diese zu erwerben. Der t\u00fcrkische E-Commerce-Markt ist aber noch nicht ausgereift. Die \u00e4lteste Bev\u00f6lkerungsschicht beteiligt sich wenig daran und es gibt sowohl einen geschlechtsbezogenen als auch einen sozialen Gap, wodurch noch nicht alle Konsumentinnen und Konsumenten \u00fcber das Internet erreicht werden k\u00f6nnen. Ausgeschlossen sind dabei vor allem Frauen und Menschen mit niedrigem bis mittlerem Bildungsabschluss. Auch die politische und wirtschaftliche Lage k\u00f6nnen als Hindernis betrachtet werden, denn die hohe Inflation und politische Spannungen sorgen f\u00fcr gewissen Unsicherheiten. Zu beachten sind f\u00fcr den erfolgreichen Einstieg am t\u00fcrkischen Markt auch die Sprachbarriere und die Import- und Zollbestimmungen. Dabei handelt es sich allerdings um leicht \u00fcberwindbare Hindernisse.<\/p>\n <\/p>\nZahlen und Fakten \u00fcber das Land<\/h2>\n
Sprache und Lokalisierung<\/h2>\n
Eckdaten \u00fcber Wirtschaft, Import und Export<\/h2>\n
Trends im Hinblick auf die Internetnutzung<\/h2>\n
Trends im Hinblick auf das Kaufverhalten<\/h2>\n
Wissenswertes zu den Import- und Zollbestimmungen<\/h2>\n
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Fazit<\/h2>\n
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