{"id":7352,"date":"2018-07-17T11:36:16","date_gmt":"2018-07-17T09:36:16","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext-ecommerce.com\/?p=7352"},"modified":"2019-11-25T10:36:39","modified_gmt":"2019-11-25T09:36:39","slug":"beim-payment-tut-sich-was-nur-was","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/beim-payment-tut-sich-was-nur-was\/","title":{"rendered":"Beim Payment tut sich was. Nur was?"},"content":{"rendered":"

In letzter Zeit gab es einige Ank\u00fcndigungen im Payment<\/strong>-Bereich. Das ist gerade deshalb interessant, weil die Deutschen beim Bezahlen als relativ konservativ gelten und die vorhandenen M\u00f6glichkeiten eigentlich f\u00fcr jeden eine gute L\u00f6sung bieten. Was also wollen die neuen Services im E-Commerce<\/strong> und im station\u00e4ren Handel<\/strong> bieten und welche Chancen haben sie?<\/p>\n

Google Pay \u2013 mit aller Macht in den Markt<\/h2>\n

Google Pay<\/strong> gibt es in den USA seit 2015 und seit Juni 2018 nun auch in Deutschland. Der Dienst fasst mehrere alte und neue Dienste zusammen: Android Pay<\/strong>, Google Wallet<\/strong>, Kundenkarten<\/strong>, Micropayments<\/strong>, Online-Bezahlfunktionen<\/strong> und eben auch die neue M\u00f6glichkeit, im station\u00e4ren Handel bargeld- und kontaktlos mit dem Smartphone zu zahlen<\/strong>.<\/p>\n

Um Google Pay nutzen zu k\u00f6nnen, ben\u00f6tigt man eine Kreditkarte<\/strong>, deren Daten man in der App<\/strong> hinterlegt. Beim Bezahlen stellt Google Pay dann mittels NFC-Modul<\/strong> die Verbindung zwischen dem Kassenterminal und der “virtuellen” Kreditkarte her und k\u00fcmmert sich um die sichere \u00dcbertragung der Daten.<\/p>\n

Damit ist auch schon der erste Vorteil von Google Pay genannt: Der Kunde muss nicht mehr mit seiner Kreditkarte<\/strong> hantieren, sondern nur mit dem Smartphone<\/strong>. Inwiefern das eine nennenswerte Vereinfachung ist, muss jeder f\u00fcr sich selbst entscheiden. Vor allem deshalb, weil auch die Zahlung mit Giro- oder Kreditkarte heute vielfach kontaktlos m\u00f6glich ist.<\/p>\n

Ein weiteres Argument ist, dass der Service f\u00fcr alle, also sowohl Kunden<\/strong> wie H\u00e4ndler<\/strong>, komplett kostenlos<\/strong> ist. Wer also ein NFC-f\u00e4higes Handy und eine passende Kreditkarte hat, kann Google Pay ohne Risiko testen und dann entscheiden, ob sich der Umstieg lohnt.<\/p>\n

Noch hakt es an verschiedenen Stellen<\/h3>\n

A propos passende Kreditkarte: Bislang unterst\u00fctzen nur wenige Banken Googles App: Comdirekt<\/strong>, Commerzbank<\/strong> und ein paar andere Anbieter sind bislang dabei. Nicht genug, um das System wirklich gro\u00dffl\u00e4chig zu etablieren. Und auch auf H\u00e4ndlerseite besteht noch Nachholbedarf: L\u00e4ngst nicht alle station\u00e4ren H\u00e4ndler besitzen die n\u00f6tigen Terminals<\/strong>, um Zahlungen entgegen nehmen zu k\u00f6nnen. (Und selbst bei denen, die die Hardware besitzen, ist das Personal nicht immer ausreichend geschult.) Immerhin sind mit Kaufland, Lidl, Aldi S\u00fcd und Hornbach einige gro\u00dfe Ketten dabei.<\/p>\n

Neben der (noch) mangelhaften Unterst\u00fctzung durch Banken und H\u00e4ndler stellt sich die Hauptfrage: Wer braucht Google Pay?<\/em> Ein Gro\u00dfteil der Zahlungen im Einzelhandel wird nach wie vor mit Bargeld<\/strong> vorgenommen. Wer bargeldlos zahlen will, kann das fast \u00fcberall mit Giro- oder Kreditkarte<\/strong> tun. Es stellt sich also die Frage, ob wirklich eine Nachfrage nach einem weiteren Zahlungsmittel<\/strong> besteht. Vor allem dann, wenn sowohl Vorteile wie auch Verbreitung \u00fcberschaubar sind. Ob Google Pay mehr als eine Nischenl\u00f6sung wird, entscheidet sich also auch daran, ob es gelingt, mehr H\u00e4ndler und vor allem mehr Banken mit ins Boot zu holen.<\/p>\n

Die Banken kochen ihr eigenes S\u00fcppchen<\/h3>\n

Gerade das k\u00f6nnte aber schwieriger werden als gedacht. Denn viele Banken arbeiten an eigenen Paymentl\u00f6sungen, die alle vor der Herausforderung stehen, sich am Markt gegen die vorhandenen Zahlungsmittel zu behaupten. Die Sparkassen<\/strong> wollen Ende Juli eine eigene App<\/strong> zum mobilen Bezahlen starten und haben deshalb schon angek\u00fcndigt, Google Pay nicht zu unterst\u00fctzen. Der Vorteil der Sparkassen-App: Sie funktioniert auch mit Girocards (EC-Karten), ben\u00f6tigt also keine Kreditkarte. Und auch die Volksbanken<\/strong> haben eine Absage erteilt und wollen lieber eine eigene L\u00f6sung vorantreiben.<\/p>\n

Diese durchaus schwierige Ausgangssituation ist sicher auch der Grund, warum Apple<\/strong> sein Bezahlsystem Apple Pay<\/strong> trotz mehrfacher Ank\u00fcndigung bislang nicht in Deutschland gestartet hat: Zu viel spricht dagegen, zu wenig daf\u00fcr. Bei Apple Pay kommt nach dazu, dass Apple das System nicht kostenlos<\/strong> anbieten will, sondern von den H\u00e4ndlern Geb\u00fchren<\/strong> verlangen m\u00f6chte. Bei einem iPhone-Marktanteil von gerade mal 20% schm\u00e4lert das die Erfolgsaussichten zus\u00e4tzlich.<\/p>\n

Wie die Sparkasse der \u00dcberweisung Beine machen will<\/h2>\n

Die Sparkassen entwickeln aber nicht nur Apps zum bargeldlosen Bezahlen, sondern wollen auch die altgediente \u00dcberweisung<\/strong> fit machen f\u00fcr den modernen Zahlungsverkehr. Denn die bremst den Onlinehandel<\/strong> unn\u00f6tig aus: Da \u00dcberweisungen an Feiertagen und Wochenenden ruhen, kann es im Extremfall (z.B. \u00fcber Ostern) 5 Tage dauern, bis das \u00fcberwiesene Geld beim Empf\u00e4nger gutgeschrieben ist. Werktags dauert es immerhin “nur” zwischen 3 und 24 Stunden.<\/p>\n

Bei der Sparkasse gibt es deshalb ab Juli 2018 sogenannte Instant Payments<\/strong>: Wenn im Onlinebanking diese Option gew\u00e4hlt wird, ist das Geld binnen 10 Sekunden beim Empf\u00e4nger. (Ein Service, den z.B. PayPal seit \u00fcber 15 Jahren bietet.)<\/p>\n

Wer jetzt denkt, dass die \u00dcberweisung damit endlich im 20. Jahrhundert angekommen sei, irrt. Denn die Express\u00fcberweisung hat gleich mehrere Haken:<\/p>\n

Erstens ist dieser Service kostenpflichtig<\/strong>. Die Sparkasse M\u00fcnchen verlangt 50 Cent f\u00fcr die blitzschnelle Bearbeitung, die Sparkasse Hannover hat sogar Preise von 2 Euro angek\u00fcndigt. Als w\u00e4re das nicht abschreckend genug, muss diese Geb\u00fchr auch noch der Versender zahlen, nicht der H\u00e4ndler, der die Zahlung entgegennimmt. Bei kleinen \u00dcberweisungen wird sich da so mancher K\u00e4ufer fragen, ob er nicht doch einen Tag l\u00e4nger warten kann.<\/p>\n

Zweitens funktioniert das System nat\u00fcrlich nicht mit jedem Girokonto<\/strong>, sondern nur mit Sparkassenkonten, die diesen Service explizit anbieten. Wer eine Blitz\u00fcberweisung an ein anderes Konto schickt, muss wie gehabt viel Geduld haben.<\/p>\n

Drittens lassen sich Fehl\u00fcberweisungen<\/strong> nicht zur\u00fcckholen. Wer bei einer klassischen \u00dcberweisung einen Tippfehler bemerkt, kann seine Bank dar\u00fcber informieren. Solange das Geld dem Empf\u00e4nger nicht gutgeschrieben wurde (was wie gesagt zwischen 3 Stunden und 5 Tagen dauert), kann die Bank die \u00dcberweisung stornieren. Bei Express\u00fcberweisungen gibt es diese M\u00f6glichkeit nicht. Sobald das Geld beim Empf\u00e4nger ist, kann nur noch dieser dar\u00fcber verf\u00fcgen.<\/p>\n

Es sei noch erw\u00e4hnt, dass die Sparkassen nicht die ersten sind, die diesen Service in Deutschland anbieten. Nur die Gr\u00f6\u00dften. Die HypoVereinsbank<\/strong> war etwa ein halbes Jahr schneller. Die Volks- und Raiffeisenbanken<\/strong> hoffen, den Expressservice ab n\u00e4chstem Jahr anbieten zu k\u00f6nnen.<\/p>\n

Abschlie\u00dfend stellt sich auch hier die Frage, wem die neue Technik n\u00fctzt bzw. wer sie nutzen wird. Wenn es mit dem Bezahlen nicht eilt, reicht auch weiterhin die normale, kostenlose \u00dcberweisung. Und wer sein Geld schnell und einfach senden will, vielleicht sogar mit einer gewissen Sicherheit, der wird wohl eher zu PayPal<\/strong> oder \u00e4hnlichen Anbietern greifen.<\/p>\n

PayPal \u2013 Ende oder Anfang einer Erfolgsgeschichte?<\/h2>\n

A propos PayPal: Im Februar 2018 wurde bekanntgegeben, dass die exklusive Zusammenarbeit<\/strong> zwischen PayPal<\/strong> und dem ehemaligen Mutterkonzern eBay<\/strong> 2020 enden wird. Bis 2023 soll es noch m\u00f6glich sein, mit PayPal bei eBay zu zahlen, 2021 soll aber schon der niederl\u00e4ndische Anbieter Adyen die Rolle des prim\u00e4ren Zahlungsdienstleisters \u00fcbernehmen. Die Nachricht sorgte f\u00fcr gro\u00dfe \u00dcberraschung. Viele sahen das Ende von PayPal gekommen, die Aktie verlor kurzfristig 10% ihres Wertes.<\/p>\n

Dan Shulman, Chef von PayPal, wurde aber nicht m\u00fcde zu betonen, dass das Ende der Zusammenarbeit f\u00fcr PayPal langfristig eher eine Chance<\/strong> als einen Verlust darstelle. Denn der Exklusivvertrag mit eBay verbot PayPal bislang, sich auf vergleichbaren Marktpl\u00e4tzen<\/strong> zu bet\u00e4tigen. Die teuer erkaufte Freiheit erm\u00f6glicht es PayPal also, zum Beispiel bei Amazon<\/strong> aktiv zu werden. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich dadurch viele neue Chancen er\u00f6ffnen. Trotzdem sollte PayPal nicht zu optimistisch sein, schlie\u00dflich haben Amazon & Co. bislang auch ohne PayPal hervorragend funktioniert. Es erscheint also unwahrscheinlich, dass auf einen Schlag ein Gro\u00dfteil der dortigen Transaktionen auf PayPal umgestellt wird.<\/p>\n

PayPal hat das wohl erkannt und arbeitet deshalb hart daran, sich noch breiter aufzustellen und vor allem H\u00e4ndlern noch mehr zu bieten. Seit Kurzem gibt es deshalb ein ganzes Paket an Bezahlmethoden: Neben dem klassischen PayPal wird nun auch das Zahlen mit Lastschrift<\/strong>, Kreditkarte<\/strong> und auf Rechnung<\/strong> unterst\u00fctzt. Au\u00dferdem k\u00f6nnen H\u00e4ndler \u00fcber PayPal Rechnungen<\/strong> schreiben und per Mail versenden \u2013 ein Service, der vor allem kleine H\u00e4ndler \u00fcberzeugen soll.<\/p>\n

Was der Verlust der Exklusivit\u00e4t langfristig bedeutet und \u00a0ob PayPal auch ohne eBay seine gute Marktposition behaupten kann, wird die Zukunft zeigen.<\/p>\n

Fazit<\/h2>\n

Dass sich im Payment innerhalb kurzer Zeit so viele Ver\u00e4nderungen ergeben, \u00fcberrascht. Gerade weil es sich eigentlich um einen relativ konservativen Bereich handelt, in dem es an funktionalen Zahlungsmitteln bislang nicht gemangelt hat. Umso spannender ist es, ob sich Google Pay und Express\u00fcberweisung etablieren k\u00f6nnen. Wie es langfristig mit PayPal weitergeht, ist mindestens genauso spannend. Der Paymentanbieter hat sich auch au\u00dferhalb von eBay eine hervorragende Marktposition erarbeitet und tut alles, um diese zu festigen. Ob das ausreicht, um den Verlust des eBay-Gesch\u00e4fts aufzufangen, wird sich zeigen.<\/p>\n

Quellen:<\/h2>\n