{"id":6008,"date":"2017-06-27T10:15:54","date_gmt":"2017-06-27T08:15:54","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext-ecommerce.com\/?p=6008"},"modified":"2019-11-25T10:36:40","modified_gmt":"2019-11-25T09:36:40","slug":"amazon-prime-wardrobe-der-grossangriff-auf-die-modebranche","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/amazon-prime-wardrobe-der-grossangriff-auf-die-modebranche\/","title":{"rendered":"Amazon Prime Wardrobe \u2013 der Gro\u00dfangriff auf die Modebranche"},"content":{"rendered":"

Und schon wieder Amazon. Diesmal prescht der E-Commerce-Riese mit einem Angebot vor, dass das Potential dazu hat, die gesamte Modebranche zu ersch\u00fcttern. Die Folgen f\u00fcr Onlineh\u00e4ndler und Einzelhandel sind nicht absehbar, der wirtschaftliche Nutzen f\u00fcr Amazon aber fraglich. Freuen darf sich vor allem der Kunde. <\/p>\n

Was ist die Amazon Prime Wardrobe?<\/h2>\n

Die Fakten im \u00dcberblick: In den USA<\/strong> startet Amazon einen Betatest<\/strong> mit dem Namen “Amazon Prime Wardrobe”: Der Kunde (oder in diesem Fall wohl \u00fcberwiegend: Die Kundin) muss mindestens 3 Artikel aus dem Modesortiment bestellen. Die Zustellung<\/strong> ist kostenlos und auch die Waren m\u00fcssen zu diesem Zeitpunkt noch nicht bezahlt werden. Der Kunde hat nun eine Woche Zeit, die Kleidungsst\u00fccke anzuprobieren. Was nicht passt oder nicht gef\u00e4llt, wird einfach wieder zur\u00fcckgeschickt. Amazon hat sich viele Gedanken gemacht, wie das f\u00fcr den Kunden m\u00f6glichst einfach geht: Die R\u00fccksendung<\/strong> ist ebenfalls kostenlos, das fertig ausgef\u00fcllte Etikett liegt bereits bei. Auch der Karton ist f\u00fcr den R\u00fcckversand vorbereitet, wiederverschlie\u00dfbar und hat Klebestellen, mit denen das Paket ganz einfach verschlossen werden kann. Der Karton muss anschlie\u00dfend nicht zur Post gebracht werden; der Kunde stellt ihn einfach vor die Haust\u00fcr und \u00fcberl\u00e4sst alles weitere dem Postboten. Amazon ermittelt nach der R\u00fccksendung, welche Waren der Kunde behalten hat, und stellt nur diese in Rechnung. Beh\u00e4lt er mindestens 3 Teile, bekommt er 10% Rabatt, bei mehr als 5 Kleidungsst\u00fccken sogar 20%. So soll der Kunde dazu bewegt werden, m\u00f6glichst wenig zur\u00fcckzuschicken.<\/p>\n

Was ist daran neu?<\/h2>\n

Amazon bricht mit Wardrobe gleich mit mehreren Branchenregeln:<\/p>\n

Retouren<\/strong> gelten im E-Commerce als ein teures \u00c4rgernis. Je weniger Retouren, umso besser. Viele H\u00e4ndler versuchen deshalb, den R\u00fccksendeprozess m\u00f6glichst kompliziert zu gestalten, um Kunden von R\u00fccksendungen abzuhalten. In der Modebranche steht man Retouren etwas offener gegen\u00fcber, da man erkannt hat, dass sie ein notwendiges \u00dcbel sind. Trotzdem ist man nat\u00fcrlich bem\u00fcht, ihre Anzahl gering zu halten. Bei Amazons neuen Modell ist die R\u00fccksendung<\/strong> hingegen von vornherein Teil des Konzepts. Es wird zwar sicher auch Bestellungen geben, von denen gar nichts zur\u00fcckgeschickt wird, aber das wird wohl eher die Ausnahme sein.<\/p>\n

Dass der Kunde erst am Ende bezahlt, ist f\u00fcr deutsche Kunden nicht ganz so revolution\u00e4r. Hierzulande ist gerade im Bereich Mode die Zahlung auf Rechnung<\/strong> weit verbreitet. Kunden sind also gewohnt, erst nach Erhalt der Waren zu bezahlen. In den USA, wo der aktuelle Test stattfindet, sieht das etwas anders aus. Dort wird \u00fcberwiegend mit Kreditkarten<\/strong> oder Paymentdienstleistern wie PayPal<\/strong> bezahlt. Die Zahlung findet somit gleich bei der Bestellung statt. Wenn etwas zur\u00fcckgegeben wird, wird das Geld sp\u00e4ter wieder erstattet. Amazons neuer “Rechnungskauf” stellt insofern zumindest in den USA eine Neuerung dar. Zielgruppe dieses Features sind wohl vor allem Kunden mit geringem Budget, die es sich auf diese Weise leisten k\u00f6nnen, einfach ein bisschen mehr zu bestellen, ohne dass ihr Konto sofort belastet wird.<\/p>\n

Was bedeutet das f\u00fcr die Konkurrenz?<\/h2>\n

Sollte der Betatest erfolgreich verlaufen und Amazon Wardrobe allen Kunden anbieten, wird das gro\u00dfe Auswirkungen auf den Markt haben. F\u00fcr die Kunden ist das Angebot ohne Frage sehr reizvoll. Wer also seine bisherigen Kunden nicht verlieren will, wird nicht umhin kommen, \u00e4hnliche Modelle anzubieten. Explodierende Retourenquoten quer durch die Branche d\u00fcrften die Folge sein. Dass das mit erheblichen Kosten und Aufwand verbunden ist, steht au\u00dfer Frage. Und auch der Einzelhandel wird weiter unter Druck gesetzt. Schlie\u00dflich zielt Amazon hier auf eines der wenigen Argumente, mit denen der station\u00e4re Handel noch gegen\u00fcber dem Onlinehandel punkten kann: Einfach mal ganz unkompliziert und kostenlos eine gro\u00dfe Auswahl verschiedener Kleidungsst\u00fccke ausprobieren zu k\u00f6nnen.<\/p>\n

Wo liegt der Nutzen f\u00fcr Amazon?<\/h2>\n

Amazon erkauft sich mit dem neuen Angebot eine ganze Menge Aufmerksamkeit<\/strong> und wird seinen Umsatz<\/strong> sicher deutlich steigern k\u00f6nnen. Ob das am Ende auch zu mehr K\u00e4ufen und Gewinnen f\u00fchrt, erscheint fraglich. Gut m\u00f6glich, dass die Kosten f\u00fcr Porto und die Aufbereitung der anprobierten Waren die Einnahmen komplett aufzehren. Amazon geht es also wie so oft eher um Marktanteile und Umsatz, als um kurzfristige Gewinnmaximierung. Und wie so oft ist es ein Spiel mit dem Feuer: Wenn sich die Kunden erst einmal an so viel Bequemlichkeit ohne Mehrkosten gew\u00f6hnt haben, wird es schwierig, ihnen das wieder abzugew\u00f6hnen. Amazon schafft also f\u00fcr alle Beteiligten Fakten, deren Folgen noch gar nicht abzusehen sind.<\/p>\n

Quellen:<\/h2>\n