{"id":16041,"date":"2024-11-25T10:06:41","date_gmt":"2024-11-25T09:06:41","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=16041"},"modified":"2024-11-25T12:16:48","modified_gmt":"2024-11-25T11:16:48","slug":"geschlechtergerechte-sprache-im-chinesischen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/geschlechtergerechte-sprache-im-chinesischen\/","title":{"rendered":"Geschlechtergerechte Sprache im Chinesischen"},"content":{"rendered":"
Die Debatte \u00fcber geschlechtergerechte Sprache<\/a> hat weltweit an Bedeutung gewonnen und betrifft zunehmend auch das Chinesische<\/a>. Viele Sprachen stehen vor der Herausforderung, ihre grammatikalischen Strukturen aufwendig anzupassen, um Geschlechtergerechtigkeit zu erm\u00f6glichen. Das Chinesische hingegen unterscheidet sich grundlegend: Es verf\u00fcgt \u00fcber keine grammatikalischen Geschlechter und erscheint daher zun\u00e4chst als weniger anf\u00e4llig f\u00fcr sprachliche Ungleichheiten. Doch ein genauer Blick zeigt, dass auch hier geschlechtsspezifische Vorurteile und kulturelle Pr\u00e4gungen sprachlich zum Ausdruck kommen.<\/p>\n Dieser Beitrag untersucht, wie die Besonderheiten der chinesischen Sprache die Umsetzung einer geschlechtergerechten Kommunikation beeinflussen. Gleichzeitig werden die innovativen Ans\u00e4tze vorgestellt, die im Chinesischen zur F\u00f6rderung von Geschlechtergerechtigkeit entwickelt wurden, und die gesellschaftlichen sowie kulturellen Rahmenbedingungen beleuchtet, die diesen Wandel unterst\u00fctzen oder behindern.<\/p>\n Die chinesische Sprache ist durch eine bemerkenswerte grammatikalische Neutralit\u00e4t gepr\u00e4gt, die sie von vielen indogermanischen Sprachen unterscheidet. W\u00e4hrend in Sprachen wie Deutsch<\/a>, Spanisch<\/a> oder Franz\u00f6sisch<\/a> geschlechtsspezifische Artikel und Flexionen zentrale Bestandteile der Grammatik sind, verzichtet das Chinesische vollst\u00e4ndig auf solche Kategorien. Diese Struktur er\u00f6ffnet gro\u00dfe Vorteile im Hinblick auf Inklusivit\u00e4t, die andere Sprachen nicht haben.<\/p>\n Im Chinesischen existieren keine geschlechtsspezifischen Artikel, und Substantive sind durchweg geschlechtsneutral. Ein Beispiel hierf\u00fcr ist das Wort \u201e\u5b66\u751f\u201c, das alle Lernenden \u2013 unabh\u00e4ngig von deren Geschlechtsidentit\u00e4t \u2013 gleicherma\u00dfen beschreibt. Auch in der Pluralbildung, die durch das Suffix \u201e-\u4eec\u201c erreicht wird, bleibt diese Neutralit\u00e4t erhalten. So bezieht sich \u201e\u5b66\u751f\u4eec\u201c \u00a0auf eine Gruppe von Lernenden, ohne deren Geschlechterverh\u00e4ltnisse zu spezifizieren.<\/p>\n Dadurch entfallen viele der Diskussionen, die in anderen Sprachen um gendergerechte Formen gef\u00fchrt werden. Debatten \u00fcber die Verwendung von Doppelformen wie \u201eSch\u00fcler und Sch\u00fclerin\u201c, Sonderzeichen wie Sternchen (\u201eSch\u00fcler*in\u201c) im Deutschen, den Medianpunkt im Franz\u00f6sischen (\u00e9tudiant\u00b7e) oder geschlechtsneutrale Endungen wie \u201ee\u201c im Spanischen (\u201ealumne\u201c statt \u201ealumno\u201c\/\u201ealumna\u201c) spielen hier keine Rolle. Solche Anpassungen, die auf die Vermeidung des generischen Maskulinums abzielen, sind im Chinesischen schlicht nicht erforderlich, da das Sprachsystem geschlechtsspezifische Formen von vornherein weitgehend vermeidet.<\/p>\n Adjektive und Verben sind ebenfalls geschlechtsneutral. Ein Adjektiv wie \u201e\u806a\u660e\u201c ( \u201eklug\u201c) bleibt unver\u00e4ndert, unabh\u00e4ngig davon, auf wen es sich bezieht. Dies steht im starken Kontrast zu Sprachen wie dem Spanischen, wo Adjektive geschlechtsspezifisch dekliniert werden m\u00fcssen, etwa \u201esimp\u00e1tico\u201c (m\u00e4nnlich) oder \u201esimp\u00e1tica\u201c (weiblich).<\/p>\n Ein markanter Sonderfall im Chinesischen sind die Personalpronomen der dritten Person Singular. In der gesprochenen Sprache sind die Pronomen \u201e\u4ed6\u201c (er), \u201e\u5979\u201c (sie) und \u201e\u5b83\u201c (es) phonetisch identisch: t\u0101. Im Schriftlichen hingegen weisen sie geschlechtsspezifische Unterschiede auf, die auf der Kombination von phonetischen und semantischen Radikalen basieren. W\u00e4hrend phonetische Radikale die Aussprache eines Zeichens andeuten, bestimmen semantische Radikale dessen Bedeutung. Besonders auff\u00e4llig sind hier die geschlechtsspezifischen semantischen Radikale: das weibliche \u201e\u5973\u201c (Frau) und das m\u00e4nnliche \u201e\u4ebb\u201c (Mensch\/Mann).<\/p>\n Die Differenzierung in drei verschiedene geschlechtsspezifische Pronomen ist historisch relativ jung: Urspr\u00fcnglich war das Pronomen \u201e\u4ed6\u201c geschlechtsneutral und enthielt das Radikal \u201e\u4eba\u201c (Mensch). Es wurde f\u00fcr alle Personen unabh\u00e4ngig vom Geschlecht verwendet. Erst mit der Neuen Kulturbewegung in den 1920er-Jahren und dem Einfluss westlicher Ideen entstand die heutige geschlechtsspezifische Differenzierung. Der Gelehrte Liu Bannong f\u00fchrte das Pronomen \u201e\u5979\u201c (t\u0101) ein, um eine spezifische weibliche Form zu schaffen. Das Zeichen leitet sich von einem veralteten Schriftzeichen ab, das \u201e\u00e4ltere Schwester\u201c bedeutete, und integriert das weibliche Radikal \u201e\u5973\u201c. Ziel war es, Frauen sprachlich sichtbarer zu machen und patriarchale Strukturen zu hinterfragen.<\/p>\n Diese Reform f\u00fchrte jedoch zu einer bin\u00e4ren Struktur: \u201e\u4ed6\u201c repr\u00e4sentiert das M\u00e4nnliche, w\u00e4hrend \u201e\u5979\u201c das Weibliche verk\u00f6rpert. Das urspr\u00fcngliche geschlechtsneutrale Pronomen verlor dabei seine universelle Funktion. Parallel dazu wurde in den 1920er-Jahren ein m\u00e4nnliches Sonderpronomen (*\u7537\u4e5f) vorgeschlagen, das mit dem semantischen Radikal \u201e\u7537\u201c (Mann) und dem phonologischen Radikal \u201e\u4e5f\u201c die Symmetrie zwischen den Geschlechtern h\u00e4tte wahren k\u00f6nnen. Dieser Vorschlag setzte sich jedoch nicht durch. Stattdessen blieb \u201e\u4ed6\u201c in der Funktion sowohl eines m\u00e4nnlichen als auch eines geschlechtsneutralen Pronomens bestehen. Heute wird \u201e\u4ed6\u201c oft generisch f\u00fcr alle Geschlechter verwendet, was \u00e4hnliche Probleme aufwirft wie in anderen Sprachen: Die m\u00e4nnliche Form wird als universelle Norm verstanden.<\/p>\n Um Frauen sprachlich sichtbarer zu machen, verwenden einige Menschen \u201e\u4ed6\u201c (er) und \u201e\u5979\u201c (sie) gemeinsam<\/strong>. Diese Praxis wird jedoch oft als unn\u00f6tig oder umst\u00e4ndlich kritisiert, da \u201e\u4ed6\u201c als ausreichend betrachtet wird, um alle Geschlechter einzuschlie\u00dfen. Nicht-bin\u00e4re Personen sind in diesem System jedoch kaum repr\u00e4sentiert. Das neutrale Pronomen \u201e\u5b83\u201c (t\u0101) wird prim\u00e4r f\u00fcr Tiere und Objekte verwendet und ist daher keine akzeptable Alternative.<\/p>\n In den letzten Jahren wurden verschiedene Ans\u00e4tze entwickelt, um die sprachliche L\u00fccke f\u00fcr nicht-bin\u00e4re Personen zu schlie\u00dfen. Diese L\u00f6sungen sind jedoch bislang weder standardisiert noch weit verbreitet.<\/p>\n Ein popul\u00e4rer Ansatz ist die Verwendung von \u201eTA\u201c, der pinyin-Transkription<\/strong> des gesprochenen \u201et\u0101\u201c. Dadurch wird die geschlechtsneutrale Eigenschaft der gesprochenen Sprache ins Schriftliche \u00fcbertragen. \u201eTA\u201c wird vor allem in sozialen Medien und informellen Kontexten verwendet, ist jedoch in formellen Texten un\u00fcblich, da es kein etabliertes chinesisches Schriftzeichen ist. Trotz dieser Einschr\u00e4nkung bietet \u201eTA\u201c eine effiziente M\u00f6glichkeit, alle Geschlechter einzubeziehen, ohne auf die gleichzeitige Verwendung von \u201e\u4ed6\u201c und \u201e\u5979\u201c zur\u00fcckgreifen zu m\u00fcssen.<\/p>\n Queere Communities haben dar\u00fcber hinaus kreative L\u00f6sungen wie \u201eX\u4e5f\u201c und \u201e\u65e0\u4e5f\u201c<\/strong> entwickelt. Diese Zeichen ersetzen geschlechtsspezifische Radikale (\u201e\u4eba\u201c oder \u201e\u5973\u201c) durch \u201eX\u201c oder das neutrale Radikal \u201e\u65e0\u201c (nichts), um Inklusivit\u00e4t zu symbolisieren. Solche Innovationen bleiben jedoch experimentell, da ihnen sowohl gesellschaftliche Akzeptanz als auch technische Unterst\u00fctzung \u2013 etwa durch Schriftsoftware \u2013 fehlen.<\/p>\n Die Akzeptanz geschlechtsneutraler Pronomen ist in China nicht nur eine linguistische, sondern auch eine politische und kulturelle Herausforderung. Bef\u00fcrwortende Stimmen argumentieren, dass geschlechtsspezifische Pronomen die bin\u00e4re Sicht auf Geschlechter aufbrechen k\u00f6nnten, die stark durch westliche Kolonialgeschichte gepr\u00e4gt sei. Die Opposition hingegen sieht darin eine unzul\u00e4ssige \u00dcbertragung westlicher Perspektiven auf die chinesische Gesellschaft. LGBTQIA+-Themen werden von konservativen Stimmen oft als \u201ewestlicher Einfluss\u201c oder Bedrohung der sozialen Ordnung gebrandmarkt.<\/p>\n Diese Vorw\u00fcrfe erschweren die breite Akzeptanz von Sprachreformen, obwohl kreative Ans\u00e4tze wie \u201eTA\u201c oder \u201eX\u4e5f\u201c das Potenzial haben, die geschlechtliche Vielfalt sichtbarer zu machen. Dennoch bleibt die Implementierung geschlechtsneutraler Pronomen in China ein Balanceakt zwischen Innovation, kultureller Sensibilit\u00e4t und politischer Pragmatik. Die Diskussion zeigt, dass Sprache nicht nur ein kommunikatives Werkzeug, sondern auch ein Spiegel gesellschaftlicher Machtverh\u00e4ltnisse und kultureller Werte ist.<\/p>\n Trotz der weitgehenden grammatikalischen Geschlechtsneutralit\u00e4t der chinesischen Sprache zeigen sich im Sprachgebrauch geschlechtsspezifische Vorurteile und subtiler sprachlicher Sexismus, die die Bem\u00fchungen um eine geschlechtergerechte Kommunikation behindern.<\/p>\n Ein markantes Beispiel hierf\u00fcr ist die Verwendung geschlechtsspezifischer Zus\u00e4tze bei urspr\u00fcnglich geschlechtsneutralen Berufsbezeichnungen. Begriffe wie \u201e\u8001\u5e08\u201c (Lehrer:in) und \u201e\u533b\u751f\u201c (Arzt\/\u00c4rztin) sind per se neutral und k\u00f6nnen unabh\u00e4ngig vom Geschlecht der bezeichneten Person verwendet werden. Problematisch wird es, wenn diese Neutralit\u00e4t durch geschlechtsspezifische Zus\u00e4tze modifiziert wird, wie im Fall von \u201e\u5973\u535a\u58eb\u201c (weibliche Doktorin). Dieser Zusatz betont unn\u00f6tig das Geschlecht und impliziert, dass Frauen in akademischen Positionen eine Ausnahme darstellen. \u00c4quivalente Begriffe wie \u201e\u7537\u535a\u58eb\u201c (m\u00e4nnlicher Doktor) werden hingegen kaum verwendet. \u00c4hnliches zeigt sich bei Begriffen wie \u201e\u7537\u62a4\u58eb\u201c (m\u00e4nnlicher Krankenpfleger), die die Wahrnehmung bestimmter Berufe als frauendominiert betonen. Solche Konstruktionen verst\u00e4rken bestehende Geschlechterstereotype, indem sie wissenschaftliche Karrieren implizit M\u00e4nnern und Pflegeberufe Frauen zuschreiben.<\/p>\n Ein weiteres sprachliches Spannungsfeld bilden die Bezeichnungen f\u00fcr Familienmitglieder, die bin\u00e4re Geschlechterkonzepte und hierarchische Strukturen widerspiegelt. Begriffe wie “\u5144\u5f1f\u59d0\u59b9” (Geschwister) beschreibt eine Gruppe von Personen, basiert jedoch in seiner Konstruktion auf der Kombination einzelner geschlechtsspezifischer Singularformen (Bruder und Schwester), und setzt daher ein bin\u00e4res Geschlechterverst\u00e4ndnis voraus. Die Reihenfolge der Komponenten privilegiert au\u00dferdem traditionell das m\u00e4nnliche Element, etwas, was auch in anderen Sprachen geschieht (z.B. Sch\u00fcler und Sch\u00fclerin statt Sch\u00fclerin und Sch\u00fcler) wodurch die androzentrische Weltsicht in der Sprache sichtbar wird.<\/p>\n Dies passiert auch bei “\u7238\u5988” (Eltern, buchst\u00e4blich Vater und Mutter), eine Form, die neben Geschlechterbinarit\u00e4t au\u00dferdem ein heteronormatives Verst\u00e4ndnis von Elterschaft suggeriert. Alternativen wie \u201e\u53cc\u4eb2\u201c (beide Eltern) und \u5355\u4eb2 (ein Elternteil) oder \u201e\u5bb6\u4eba\u201c (Familienmitglied) werden zwar zunehmend verwendet, bleiben jedoch auf formelle Kontexte oder moderne Ans\u00e4tze beschr\u00e4nkt. Insbesondere \u201e\u5bb6\u4eba\u201c erfreut sich wachsender Beliebtheit, da der Begriff unabh\u00e4ngig von Geschlecht oder Rollenbildern ist.<\/p>\n Auch in der Sprache \u00fcber Partnerschaften finden sich zunehmend geschlechtsneutrale Alternativen, die eine heteronormative Sichtweise vermeiden. Begriffe wie \u201e\u7231\u4eba\u201c (geliebte Person), \u201e\u4f34\u4fa3\u201c (Partner:in) oder \u201e\u53e6\u4e00\u534a\u201c (die andere H\u00e4lfte) sind besonders in LGBTQ+-Kontexten popul\u00e4r. Diese neutralen Ausdr\u00fccke implizieren weder das Geschlecht noch die sexuelle Orientierung des Partners und f\u00f6rdern so eine inklusivere Sprache.<\/p>\n Neben geschlechtsspezifischen Zus\u00e4tzen finden sich in der chinesischen Sprache viele Ausdr\u00fccke und Konstruktionen, die stereotype Rollenbilder und Sexismus reproduzieren. Besonders auff\u00e4llig sind Unterschiede in der Anrede, die Frauen h\u00e4ufig anhand von Alter, Familienstand oder sozialer Rolle kategorisieren. W\u00e4hrend M\u00e4nner meist neutral als \u201e\u5148\u751f\u201c (Herr) bezeichnet werden, stehen Frauen Begriffe wie \u201e\u592a\u592a\u201c (Ehefrau) oder \u201e\u5c0f\u59d0\u201c (Fr\u00e4ulein) gegen\u00fcber. Um dem entgegenzuwirken, hat sich \u201e\u5973\u58eb\u201c (Dame) als neutralere und respektvollere Alternative etabliert.<\/p>\n Ein besonders problematisches Beispiel sind die geschlechtsspezifischen Verben f\u00fcr \u201eheiraten\u201c: \u201e\u5a36\u201c f\u00fcr M\u00e4nner, was w\u00f6rtlich \u201eeinen Gegenstand aufnehmen\u201c bedeutet, und \u201e\u5ac1\u201c f\u00fcr Frauen, das den Wechsel einer Frau in einen anderen Haushalt. Beide Begriffe objektivieren Frauen und schlie\u00dfen nicht-bin\u00e4re Personen aus. Geschlechtsneutrale Alternativen wie \u201e\u7ed3\u5a5a\u201c (heiraten) schaffen hier Abhilfe und f\u00f6rdern eine inklusivere Ausdrucksweise.<\/p>\n Ein weiteres Beispiel f\u00fcr geschlechtsspezifische Vorurteile sind Redewendungen wie \u201e\u5973\u5f3a\u4eba\u201c (starke Frau), die erfolgreiche Frauen hervorheben, w\u00e4hrend entsprechende Begriffe f\u00fcr M\u00e4nner fehlen. Dieser Fokus auf das Geschlecht bei Frauen signalisiert, dass Erfolg bei ihnen eine Ausnahme darstellt, was stereotype Vorstellungen weiter verfestigt.<\/p>\n Ein Blick auf das Schriftsystem zeigt, wie tief Geschlechtervorurteile verankert sind. \u00dcber 90% der Schriftzeichen, die das weibliche Radikal “\u5973” enthalten, haben negative Bedeutungen, z.B. “\u5ac9\u5992” (Eifersucht), “\u5978” (Verrat), “\u5a6a” (“Gier”), “\u5974” (Sklave), “\u5974\u5a62” (Diener), \u5acc\u5f03 (“sich ekeln”) oder \u5acc\u72af (jemand, der das Gesetz bricht). Diese visuell sichtbare Verbindung zwischen der Darstellung von Frauen und den abwertenden Bedeutungen im chinesischen Schriftsystem weist auf die Einstellung gegen\u00fcber Frauen in der alten chinesischen Gesellschaft hin. Im Gegensatz dazu sind Zeichen mit dem m\u00e4nnlichen Radikal \u201e\u4ebb\u201c normalerweise neutral oder positiv konnotiert. Vorschl\u00e4ge, das weibliche Radikal durch andere geschlechtsneutrale Radikale wie “\u6b79” (b\u00f6se) oder “\u4eba” (Person) zu ersetzen, blieben bisher erfolglos.<\/p>\n Begriffe wie \u201e\u5269\u5973\u201c (\u00fcbrig gebliebene Frau) f\u00fcr unverheiratete Frauen \u00fcber 27 Jahre oder Redewendungen wie \u201e\u4ed6\u8106\u5f31\u5f97\u50cf\u4e00\u4e2a\u5973\u4eba\u201c (er ist schwach wie eine Frau) verst\u00e4rken diskriminierende Stereotype und sollten konsequent vermieden werden.<\/p>\n Die chinesische Sprache bietet bereits Ans\u00e4tze f\u00fcr geschlechtsneutrale Bezeichnungen, doch deren Umsetzung bleibt begrenzt. Eine bewusste Sprachpraxis, die diskriminierende Begriffe vermeidet und inklusivere Alternativen nutzt, ist essenziell. Dabei sollten nicht nur geschlechtliche Identit\u00e4ten ber\u00fccksichtigt werden, sondern auch andere Diskriminierungsdimensionen wie Behinderung oder ethnische Zugeh\u00f6rigkeit. Nur durch eine ganzheitliche Perspektive kann Sprache ein Werkzeug f\u00fcr Gleichberechtigung und Inklusion werden.<\/p>\n Die chinesische Sprache mag aufgrund ihrer grammatikalischen Geschlechtsneutralit\u00e4t auf den ersten Blick fortschrittlich erscheinen. Doch die gesellschaftliche Debatte \u00fcber Geschlechtergerechtigkeit verdeutlicht, dass sprachliche Neutralit\u00e4t allein keine Gleichberechtigung garantiert.<\/p>\n In den letzten Jahrzehnten hat das sogenannte feministische Erwachen (\u5973\u6027\u89c9\u9192) patriarchale Strukturen und Geschlechterungleichheiten in China verst\u00e4rkt in den Fokus ger\u00fcckt. Frauen, M\u00e4nner und Mitglieder der LGBTQIA+-Gemeinschaft setzen sich trotz erheblicher staatlicher Einschr\u00e4nkungen f\u00fcr Gleichstellung ein. Ein eindr\u00fcckliches Beispiel f\u00fcr die staatliche Repression ist die Verhaftung der “Feminist Five” im Jahr 2015, die das Engagement von Aktivist:innen f\u00fcr Frauenrechte ins Visier nahm. Organisationen, die sich f\u00fcr Frauen- und LGBTQIA+-Rechte einsetzen, arbeiten oft unter prek\u00e4ren Bedingungen, da staatliche Ma\u00dfnahmen ihre Handlungsspielr\u00e4ume stark einschr\u00e4nken. Diese politischen und sozialen Restriktionen wirken nicht nur auf rechtliche Gleichstellungsforderungen, sondern beeinflussen auch den \u00f6ffentlichen Diskurs \u00fcber geschlechtsneutrale Sprache. Die Debatte \u00fcber Gleichberechtigung bleibt ein sensibles Thema, das die Spannungen zwischen Modernisierung und traditionellen Werten sichtbar macht.<\/p>\n Ein zentraler Punkt in der Debatte ist die Einf\u00fchrung geschlechtsneutraler Pronomen und Sprachreformen. Diese werden oft als westliche Einflussnahme kritisiert, was Unternehmen und Institutionen, die integrative Sprache f\u00f6rdern m\u00f6chten, in ein Dilemma bringt. Einerseits riskieren sie, als Angriff auf traditionelle chinesische Werte wahrgenommen zu werden; andererseits droht globale Kritik, wenn sie sich den konservativen lokalen Normen unterwerfen.<\/p>\n Dennoch gibt es Anzeichen f\u00fcr Wandel. Studien zur Akzeptanz geschlechtsneutraler Begriffe und zur Ablehnung geschlechterstereotypischer Ausdr\u00fccke zeigen, dass insbesondere j\u00fcngere Generationen \u2013 geboren zwischen 1980 und 2004 \u2013 eine gr\u00f6\u00dfere Offenheit gegen\u00fcber Sprachreformen zeigen. Frauen dieser Altersgruppe unterst\u00fctzen h\u00e4ufig eine inklusive Sprache, was sich durch ihre st\u00e4rkere Betroffenheit von Sexismus und traditionellen Rollenvorstellungen erkl\u00e4ren l\u00e4sst.Die Akzeptanz geschlechtsneutraler Sprache in China h\u00e4ngt dabei von verschiedenen Faktoren ab: von der kulturellen Sensibilit\u00e4t, den politischen Rahmenbedingungen und der Bereitschaft, traditionelle Geschlechterrollen infrage zu stellen. Widerst\u00e4nde gegen Sprachreformen sind daher nicht nur linguistischer Natur, sondern spiegeln auch politische und kulturelle Herausforderungen wider.<\/p>\n Die Debatte um geschlechtsneutrale Sprache ist Teil gr\u00f6\u00dferer gesellschaftlicher Herausforderungen: dem Balanceakt zwischen Tradition und Fortschritt, der Auseinandersetzung mit globalen Einfl\u00fcssen und dem Kampf um Gleichberechtigung in einer sich wandelnden Welt. Obwohl politische und gesellschaftliche Hindernisse den Fortschritt bremsen, lassen die wachsende Offenheit j\u00fcngerer Generationen und der anhaltende Diskurs auf Ver\u00e4nderungen hoffen \u2013 nicht nur in der Sprache, sondern auch in der Gesellschaft als Ganzes.<\/p>\nGrammatikalische Neutralit\u00e4t im Chinesischen: Ein Vorteil?<\/h2>\n
Ausnahme Pronomen: Einf\u00fchrung einer bin\u00e4ren Struktur<\/h2>\n
Moderne Innovationen und Herausforderungen<\/h2>\n
Politische und kulturelle Herausforderungen<\/h3>\n
Geschlechtsneutralit\u00e4t und ihre Grenzen: Vorurteile und Diskriminierung<\/h2>\n
Vermeidung von Vorurteilen und Sexismus im Sprachgebrauch<\/h3>\n
Fazit: Umsetzung und Akzeptanz geschlechtergerechter Sprache in China<\/h2>\n
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