{"id":15814,"date":"2024-09-19T08:52:06","date_gmt":"2024-09-19T06:52:06","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=15814"},"modified":"2024-09-30T08:43:18","modified_gmt":"2024-09-30T06:43:18","slug":"industrie-im-vereinigten-koenigreich","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/industrie-im-vereinigten-koenigreich\/","title":{"rendered":"Industrie im Vereinigten K\u00f6nigreich"},"content":{"rendered":"

Im Vereinigten K\u00f6nigreich bremsen strukturelle Defizite seit Jahren das Wirtschaftswachstum. Mit B\u00fcrokratieabbau, CO2-freien Industrien sowie steuer- und wirtschaftspolitischen Ma\u00dfnahmen will die britische Regierung dem Mangel an privaten Investitionen entgegenwirken. Ziel ist es, soziale und regionale Disparit\u00e4ten auszugleichen und die Klimaziele zu erreichen. Mehr zu den aktuellen Entwicklungen lesen Sie hier.<\/p>\n

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Daten und Fakten zum Industrieland Vereinigtes K\u00f6nigreich: Anteil an der Wirtschaftsleistung, wichtigste Branchen und Handelspartner<\/h2>\n

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Vereinigten K\u00f6nigreichs betr\u00e4gt rund 3.100 Mrd. US-Dollar, das BIP pro Kopf liegt kaufkraftbereinigt bei rund 54.800 US-Dollar (vgl. Deutschland: 64.000 US-Dollar; \u00d6sterreich: 66.800 US-Dollar). Gemessen am BIP ist das Vereinigte K\u00f6nigreich nach Japan<\/a> und Indien<\/a> und vor Frankreich<\/a> und Italien<\/a> die sechstgr\u00f6\u00dfte Volkswirtschaft der Welt.<\/p>\n

Die industrielle Revolution begann im Vereinigten K\u00f6nigreich. Zun\u00e4chst lag der Schwerpunkt auf der Schwerindustrie. Schiffbau, Stahlerzeugung und Maschinenbau waren die wichtigsten Branchen. Bei der Industrialisierung der Textilproduktion war das Vereinigte K\u00f6nigreich bis weit ins 19. Jahrhundert hinein f\u00fchrend, bevor die Kapazit\u00e4ten nach Indien abwanderten.<\/p>\n

Heute tr\u00e4gt die Industrieproduktion noch etwa 16 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Eine wichtige Branche ist die Automobilindustrie, auch wenn mit Mini und Rolls-Royce Motor Cars (BMW), Ford, Honda, Nissan, Vauxhall Motors (Opel), Jaguar Land Rover (Tata Motors), Toyota und Bentley (Volkswagen) inzwischen alle gro\u00dfen Unternehmen in ausl\u00e4ndischer Hand sind.<\/p>\n

In der Luft- und Raumfahrt geh\u00f6ren BAE Systems und Rolls-Royce zu den weltweit gr\u00f6\u00dften Unternehmen. Auch die Chemie- und Pharmaindustrie ist ein bedeutender Wirtschaftszweig: Zwei der zehn gr\u00f6\u00dften Pharmaunternehmen der Welt, GlaxoSmithKline und AstraZeneca, haben ihren Sitz im Vereinigten K\u00f6nigreich.<\/p>\n

Elektronik, Lebensmittelverarbeitung, Getr\u00e4nke, Tabak und Textilien sind weitere wichtige Industriezweige. Zu den bekanntesten Unternehmen z\u00e4hlen Unilever, Cadbury Schweppes, Tate & Lyle, British American Tobacco, Imperial Tobacco, Burberry, Pentland Group und Umbro.<\/p>\n

Deutschland<\/a> ist sowohl bei den Exporten (7,6 %) als auch bei den Importen (9,47 %) einer der wichtigsten Handelspartner des Vereinigten K\u00f6nigreichs. Weitere wichtige Export- und Importl\u00e4nder sind China<\/a> (Exporte: 6,58 %; Importe: 12,54 %), die USA<\/a> (E: 13,8 %; I: 12 %), die Niederlande<\/a> (E: 7,05 %; I: 3,43 %) und Frankreich<\/a> (E: 5,6 %; I: 5,13 %). Insgesamt importiert das Vereinigte K\u00f6nigreich mehr als es exportiert. Die Handelsbilanz ist somit negativ. Im Handel mit der Europ\u00e4ischen Union wies das Vereinigte K\u00f6nigreich im Jahr 2022 ein Defizit von rund 112,9 Mrd. Euro auf.<\/p>\n

Aktuelle Wirtschaftslage: Kreditkosten und Inflation schm\u00e4lern BIP pro Kopf, Brexit belastet mittelfristig Warenau\u00dfenhandel<\/h2>\n

Seit dem zweiten Quartal 2022 sinkt das BIP pro Kopf kontinuierlich. In den letzten Jahren haben sich vor allem die steigenden Kreditkosten und die durch die hohen Energiekosten ausgel\u00f6ste Inflation negativ auf die Reall\u00f6hne und damit auf die Haushaltseinkommen und die Konsumnachfrage der britischen Haushalte ausgewirkt. Dies hatte eine weitere Versch\u00e4rfung der ohnehin schon ungleichen Einkommensverteilung zur Folge. Die Lebenshaltungskostenkrise f\u00fchrt im Vereinigten K\u00f6nigreich zu heftigen politischen Debatten und regelm\u00e4\u00dfigen Streiks, insbesondere im Transport- und Gesundheitssektor.<\/p>\n

Die schwierige Zeit w\u00e4hrend und nach der Pandemie konnten die Britinnen und Briten im Jahr 2022 vor allem durch eigene Ersparnisse \u00fcberbr\u00fccken. Die Konsumnachfrage, die im Jahr 2022 noch um 5,3 Prozent gegen\u00fcber dem Vorjahr gestiegen war, ist jedoch im Jahr 2023 auf 0,3 Prozent zur\u00fcckgegangen und zeigt im Jahr 2024 bisher nur ein moderates Wachstum. F\u00fcr die Jahre 2024-25 wird mit einem Anstieg der Realeinkommen um insgesamt 1,9 Prozent gerechnet. Das Konsumentenvertrauen d\u00fcrfte trotz tendenzieller Verbesserung weiterhin im negativen Bereich liegen.<\/p>\n

Der Brexit hat die Importe und Exporte von Waren deutlich st\u00e4rker belastet als die von Dienstleistungen. W\u00e4hrend der Au\u00dfenhandel mit Dienstleistungen im Jahr 2023 real um 5,3 Prozent zulegte, ging der Au\u00dfenhandel mit Waren real um 4,6 Prozent zur\u00fcck. Die Warenexporte sind seit der Pandemie kontinuierlich zur\u00fcckgegangen. F\u00fcr die kommenden Jahre ist mit einem moderaten Exportwachstum zu rechnen.<\/p>\n

Entwicklungen: \u201eSecuronomics\u201c als Erfolgsrezept gegen strukturelle Defizite, Border Target Operating Model, Klimaziele<\/h2>\n

Mangelnde Investitionen, Qualifikationsdefizite, ein \u00fcberlastetes Gesundheitssystem, starke regionale Disparit\u00e4ten und eine hohe Abh\u00e4ngigkeit von konsumnahen Dienstleistungen bremsen seit Jahren das Wirtschaftswachstum. Im Sinne der \u201eSecuronomics\u201c ist die britische Regierung bestrebt, Stabilit\u00e4t und Wachstum durch den Abbau b\u00fcrokratischer Hemmnisse sowie durch private Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur und des Wohnungssektors zu f\u00f6rdern. Ziel ist es, auf der Grundlage einer stabilen Steuer- und Wirtschaftspolitik und einer neuen Industriestrategie private Investitionen zu f\u00f6rdern und die Widerstandsf\u00e4higkeit der britischen Wirtschaft zu st\u00e4rken. Auch zur Erreichung des Klimaziels Net Zero Carbon 2050 ist die F\u00f6rderung von Unternehmensinvestitionen notwendig. Zu diesem Zweck wurde Ende 2023 beschlossen, die Vollkostenabschreibung im Anschaffungsjahr f\u00fcr Sachanlagen auf unbestimmte Zeit zu verl\u00e4ngern.<\/p>\n

Gleichzeitig werden aber auch die Abl\u00e4ufe im Warenau\u00dfenhandel erschwert. Im Januar 2024 wurde das neue Importkontrollregime Border Target Operating Model (BTOM) eingef\u00fchrt. Damit wurden zus\u00e4tzliche Dokumentationsanforderungen f\u00fcr die Einfuhr von Waren mit mittlerem und hohem Risiko sowie risikobasierte physische Warenkontrollen an den Grenzen eingef\u00fchrt. Zudem wird mit der Common User Charge (CUC) eine neue Geb\u00fchr f\u00fcr diese Kontrollen erhoben, und H\u00e4fen k\u00f6nnen zus\u00e4tzliche Geb\u00fchren erheben, was die Importabfertigung verteuert.<\/p>\n

Zur Senkung der CO2-Emissionen soll auch die Umstrukturierung der britischen Stahlindustrie beitragen. Der East Coast Cluster, der das Industriegebiet von Teesside und die H\u00e4fen und Industrien der Region Humber umfasst, soll als neuer CO2-freier Industrie- und Investitionsstandort Tausende neuer Arbeitspl\u00e4tze schaffen. Insgesamt sind bis 2030 vier solcher Cluster geplant. J\u00e4hrlich sollen dort 2030 Mio. Tonnen CO2 gespeichert und 5 GW Wasserstoff erzeugt werden.<\/p>\n

Internationalisierung<\/h2>\n

Das Vereinigte K\u00f6nigreich ist de facto englischsprachig. Walisisch, G\u00e4lisch und Irisch werden regional in Wales<\/a>, Schottland<\/a> und Nordirland<\/a> gesprochen.<\/p>\n

Englisch<\/a> ist die am weitesten verbreitete Weltsprache und wird von rund 240 Mio. Menschen als Muttersprache gesprochen. Wie einige andere Sprachen, die in mehreren L\u00e4ndern gesprochen werden, wie Spanisch<\/a>, Italienisch<\/a> und Franz\u00f6sisch<\/a> (oder auch Deutsch<\/a>), ist Englisch eine plurizentrische Sprache. Das bedeutet, dass es mehrere Varianten des Englischen gibt, die sich in Wortschatz, Aussprache und zum Teil auch in der Grammatik leicht voneinander unterscheiden, aber nebeneinander existieren und alle als \u201eoffizielle\u201c Varianten derselben Sprache gelten.<\/p>\n

Dank einer florierenden Film- und Musikproduktion wird die britische Variante des Englischen in fast allen L\u00e4ndern der Welt verstanden und in vielen internationalen Schulen mit Englisch als Unterrichtssprache gelehrt. F\u00fcr die Internationalisierung ist das ein klarer Vorteil: Britische Konsumentinnen und Konsumenten sind f\u00fcr deutsche Unternehmen \u00fcber die englische Sprache gut erreichbar. Trotz der leicht zu \u00fcberwindenden Sprachbarriere bleibt die \u00dcbersetzung von Handb\u00fcchern, Bedienungsanleitungen, Konformit\u00e4tsbescheinigungen etc. eine besonders sensible Aufgabe, von der die Sicherheit der Anwender abh\u00e4ngt. Deshalb muss die \u00dcbersetzung fachlich korrekt und leicht verst\u00e4ndlich sein. Unternehmen sollten daher auf Fach\u00fcbersetzerinnen und -\u00fcbersetzer zur\u00fcckgreifen, die auch komplexe technische Texte sicher in die Zielsprache \u00fcbertragen k\u00f6nnen.<\/p>\n

Die \u00dcbersetzung betrifft aber nicht nur das Bedienpersonal von Maschinen und Ger\u00e4ten. Neben Handb\u00fcchern, Dokumentationen, Zertifikaten etc. m\u00fcssen f\u00fcr eine erfolgreiche Internationalisierung auch Werbetexte adaptiert werden, die sich direkt an das Zielpublikum, den Kunden, richten. Die \u00dcbersetzung soll in diesem Fall nicht nur informieren, sondern auch bewegen \u2013 und zum Kauf animieren. Dieses Ziel l\u00e4sst sich am besten mit einer freien, kreativen \u00dcbersetzung erreichen, die auch m\u00f6gliche kulturelle Unterschiede und Besonderheiten ber\u00fccksichtigt.<\/p>\n

Gesetzliche Rahmenbedingungen: Import- und Zollbestimmungen, Handels- und Kooperationsabkommen<\/h2>\n

Was fr\u00fcher als innergemeinschaftliche Lieferung zwischen einem EU-Land und England abgewickelt wurde, wurde mit dem endg\u00fcltigen Austritt des Vereinigten K\u00f6nigreichs aus Binnenmarkt und Zollunion zur Ausfuhr in ein Drittland. F\u00fcr deutsche Exporteure ergeben sich in der Folge grundlegende \u00c4nderungen \u2013 auch, wenn nach dem zwischen dem Vereinigten K\u00f6nigreich und der EU Ende 2020 erzielten Handels- und Kooperationsabkommen in vielen F\u00e4llen Nulltarife vorgesehen sind. Weitere Informationen dazu in unserem Artikel<\/a>.<\/p>\n

Nach dem Handels- und Kooperationsabkommen werden Importe des jeweils anderen Wirtschaftsraums nicht mit Z\u00f6llen oder Quoten belegt, sofern diese festgelegte Ursprungsregeln erf\u00fcllen. Eine im Kooperationsabkommen vorgegebene Ursprungserkl\u00e4rung dient als Nachweis hierf\u00fcr. Die Ursprungserkl\u00e4rung muss in deutscher sowie in englischer Sprache verfasst werden und ist unver\u00e4ndert zu \u00fcbernehmen. Waren, die weder britischen noch EU-Ursprungs sind, werden mit Einfuhrz\u00f6llen nach den jeweiligen Zolltarifen belastet.<\/p>\n

Fazit<\/h2>\n

Das Vereinigte K\u00f6nigreich ist nach wie vor ein bedeutender Industriestandort \u2013 auch wenn die industrielle Revolution, die hier ihren Anfang nahm, Jahrhunderte zur\u00fcckliegt und die Schl\u00fcsselindustrien heute fast alle in ausl\u00e4ndischer Hand sind. Die aktuelle Lage ist schwierig: Strukturelle Defizite halten sich hartn\u00e4ckig, Kreditkosten und Inflation schm\u00e4lern die Haushaltseinkommen. Die B\u00fcrgerinnen und B\u00fcrger melden sich mit Streiks zu Wort, die Regierung debattiert \u00fcber steigende Lebenshaltungskosten. Die Warenexporte, die seit der Pandemie r\u00fcckl\u00e4ufig sind, wurden zudem durch den Brexit stark belastet. Mangelnde Investitionen, Qualifikationsdefizite, ein \u00fcberlastetes Gesundheitssystem, starke regionale Disparit\u00e4ten und eine hohe Abh\u00e4ngigkeit von konsumnahen Dienstleistungen, die das Wirtschaftswachstum seit Jahren bremsen, bek\u00e4mpft die britische Regierung mit dem Erfolgsrezept \u201eSecuronomics\u201c. B\u00fcrokratie abbauen, CO2-intensive Industrien umstrukturieren und Unternehmen durch steuer- und wirtschaftspolitische Ma\u00dfnahmen unterst\u00fctzen, sollen die Ziele sein. Das Versprechen: private Investitionen anzukurbeln, tausende Arbeitspl\u00e4tze in CO2-freien Industrieclustern zu schaffen und damit auch die Klimaziele zu erreichen.<\/p>\n
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Hier finden Sie weitere Industrienationen im \u00dcberblick<\/div>\r\n
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Quellen<\/h2>\n