{"id":15746,"date":"2024-09-21T05:30:58","date_gmt":"2024-09-21T03:30:58","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=15746"},"modified":"2024-09-30T08:43:17","modified_gmt":"2024-09-30T06:43:17","slug":"21-september-welt-alzheimertag","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/21-september-welt-alzheimertag\/","title":{"rendered":"21. September – Welt-Alzheimertag"},"content":{"rendered":"
Jedes Jahr am 21. September findet der Welt-Alzheimertag statt \u2013 ein Tag, der weltweit genutzt wird, um das Bewusstsein f\u00fcr Alzheimer und andere Demenzerkrankungen zu sch\u00e4rfen. Ins Leben gerufen wurde der Tag 1994 von der Alzheimer\u2019s Disease International (ADI). Er dient nicht nur der Information und Aufkl\u00e4rung, sondern auch der Unterst\u00fctzung von Betroffenen und ihren Angeh\u00f6rigen. Alzheimer \u00e4u\u00dfert sich in Ged\u00e4chtnisverlust, Schwierigkeiten bei Planung und Probleml\u00f6sung, Verwirrung in Bezug auf Zeit und Ort, Probleme mit visueller Wahrnehmung und r\u00e4umlichen Beziehungen, verminderte Urteilsf\u00e4higkeit, Beeintr\u00e4chtigung der Sprache, R\u00fcckzug aus sozialen Aktivit\u00e4ten, Verhaltens- und Pers\u00f6nlichkeitsver\u00e4nderungen sowie Schwierigkeiten bei allt\u00e4glichen Aufgaben. W\u00e4hrend all diese Begleiterscheinungen dazu beitragen, nach und nach seine Unabh\u00e4ngigkeit zu verlieren, wollen wir uns als Sprachdienstleister auf die Beeintr\u00e4chtigung der Sprache fokussieren.
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Sprache ist nicht nur Mittel zur Kommunikation \u2013 sie ist der Schl\u00fcssel zu unserer Identit\u00e4t und ein Spiegel unserer Erinnerungen. Die Sprachf\u00e4higkeit geh\u00f6rt zu den kognitiven Systemen, die durch Alzheimer beeintr\u00e4chtigt werden.<\/p>\n
Menschen mit Alzheimer – aktuell sch\u00e4tzt man die Zahl auf 55 Millionen weltweit<\/a> – haben vermehrt Schwierigkeiten, W\u00f6rter zu finden, S\u00e4tze zu bilden oder gesprochene Sprache zu verstehen (Aphasie<\/span><\/span>). Dies f\u00fchrt nicht selten zu frustrierenden Kommunikationsbarrieren, die sowohl f\u00fcr die Betroffenen als auch f\u00fcr ihre Angeh\u00f6rigen enorm belastend sind. Zudem ist die Sprache in den meisten F\u00e4llen stockend und zusammenhangslos. Diese sprachlichen Einschr\u00e4nkungen resultieren aus dem Abbau von Hirnregionen, die f\u00fcr die Sprachverarbeitung verantwortlich sind.<\/p>\n Interessanterweise zeigt die Forschung, dass die Menschen, die mehrere Sprachen sprechen, einen gewissen Vorteil gegen\u00fcber Alzheimer haben. Die Mehrsprachigkeit tr\u00e4gt neben anderen Trainingseinheiten, wie R\u00e4tsel l\u00f6sen, Schach spielen, k\u00f6rperliche Aktivit\u00e4t oder gesunde Ern\u00e4hrung dazu bei, das Gehirn fit zu halten. Je kontinuierlicher und l\u00e4nger der Denksport eingehalten wird, desto besser kann das Gehirn die Krankheit kompensieren. Bei mehrsprachigen Patienten treten daher die Symptome in der Regel sp\u00e4ter auf. Das Gehirn, das durch den st\u00e4ndigen Wechsel zwischen verschiedenen Sprachsystemen trainiert wurde, scheint widerstandsf\u00e4higer gegen Einbu\u00dfen in der Sprachf\u00e4higkeit zu sein, selbst wenn sich die Krankheit bereits im Gehirn ausbreitet.<\/p>\n Ein faszinierendes Ph\u00e4nomen bei mehrsprachigen Alzheimer-Patienten ist auch der Wechsel zwischen den erlernten Sprachen im Verlauf der Krankheit. Hier kommt es mitunter vor, dass w\u00e4hrend eines Satzes mehrfach die Sprache gewechselt wird. Oft werden Patienten dann w\u00fctend, weil sie nicht nachvollziehen k\u00f6nnen, wo das Problem liegt. Klar, dass Verwandte und Pflegende damit schnell \u00fcberfordert sind. Sprechen Verwandte oder Pflegende diese Sprache(n) nicht, ist in dieser Phase der Krankheit viel Fantasie gefragt. Bislang hat man hier noch keine zufriedenstellende L\u00f6sung finden k\u00f6nnen. Technische Hilfsmittel wie Ear Pods oder \u00dcbersetzungsapps sind eher unzuverl\u00e4ssig. Man kann davon ausgehen, dass die Technik keine zufriedenstellende Ergebnisse liefert, da sie auf eine deutliche Aussprache, klare Satzstrukturen und technisches Verst\u00e4ndnis angewiesen ist. In individuellen F\u00e4llen k\u00f6nnte es vielleicht trotzdem ein Versuch wert sein. Entscheidet man sich dazu, Pflegefachpersonal aus einem anderen Land zu engagieren, lohnt es sich nach einer Hilfe zu suchen, die neben der Pflegequalifikation auch die erlernten Sprachen des Patienten spricht oder die der Angeh\u00f6rigen erg\u00e4nzt. Nimmt man dem Patienten und Patientinnen diese Kommunikationsbarriere und geht auf seine Bed\u00fcrfnisse ein, tr\u00e4gt dies ungemein zum Erhalt des Selbstbewusstseins der Person bei. Es hilft dabei, dass sie sich trotz der Krankheit noch als vollst\u00e4ndige Person wahrnimmt. Auch das H\u00f6ren von Liedern in der Sprache oder das Vorlesen aus B\u00fcchern oder Zeitschriften zaubert den Betroffenen ein L\u00e4cheln ins Gesicht und wirkt sich positiv auf die Stimmung aus. Wie so oft muss man in F\u00e4llen, die von der Norm abweichen, kreativ werden und individuelle Probleml\u00f6sungen anbieten<\/a> k\u00f6nnen.<\/p>\n Doch w\u00e4hrend die Krankheit fortschreitet, fallen die Betroffenen meist zur\u00fcck in die Sprache, die sie zuerst gelernt oder am h\u00e4ufigsten verwendet haben. Auf der einen Seite erfolgt dies, da diese Sprachen tief in den Ged\u00e4chtnisstrukturen verankert sind und daher l\u00e4nger zug\u00e4nglich bleiben. Zum anderen deshalb, weil die zus\u00e4tzliche Beeintr\u00e4chtigung der kognitiven Verarbeitung sich verst\u00e4rkt bemerkbar macht und den Wechsel zwischen verschiedenen Sprachen nicht mehr erm\u00f6glicht. Folglich gewinnt die einfachste und vertrauteste Sprache, in den meisten F\u00e4llen die Muttersprache<\/a>.<\/p>\n Obwohl es keine garantierte Methode zur Vermeidung von Alzheimer gibt, deuten Studien darauf hin, dass bestimmte Lebensstilfaktoren das Risiko verringern k\u00f6nnen. Dazu geh\u00f6ren geistige und k\u00f6rperliche Aktivit\u00e4t<\/strong>, eine gesunde Ern\u00e4hrung<\/strong> sowie soziale Interaktionen<\/strong>. Mit Sicherheit kann man jedoch sagen, dass diese Faktoren zum Erhalt der Lebensqualit\u00e4t der betroffenen Personen beitragen und ihr Selbstbewusstsein st\u00e4rken.<\/p>\n Der Welt-Alzheimertag bietet eine wertvolle Gelegenheit, das Bewusstsein f\u00fcr Alzheimer und seine Auswirkungen auf die Sprache und andere kognitive Funktionen zu sch\u00e4rfen. Insbesondere die Rolle der Mehrsprachigkeit zeigt, wie das Gehirn in der Lage ist, Widerstand gegen die Krankheit zu leisten. Gleichzeitig verdeutlicht er die Dringlichkeit, sowohl Forschung als auch Unterst\u00fctzung f\u00fcr Betroffene und ihre Familien weiter voranzutreiben. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass Sprache <\/a>und Erinnerungen erhalten bleiben.<\/p>\nFazit<\/h2>\n
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