{"id":15311,"date":"2024-06-18T08:15:59","date_gmt":"2024-06-18T06:15:59","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=15311"},"modified":"2024-09-30T08:43:34","modified_gmt":"2024-09-30T06:43:34","slug":"industrie-in-brasilien","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/industrie-in-brasilien\/","title":{"rendered":"Industrie in Brasilien"},"content":{"rendered":"

Die brasilianische Wirtschaft ist heute die st\u00e4rkste S\u00fcdamerikas und gewinnt auf dem Weltmarkt zunehmend an Bedeutung. Landwirtschaft, Bergbau und Industrie sind gut entwickelt und verf\u00fcgen \u00fcber ein gro\u00dfes Arbeitskr\u00e4ftepotenzial. Die hohen Rohstoffexporte Brasiliens sichern dem Land eine positive Handelsbilanz. Ein h\u00f6heres Wachstum wird jedoch durch Budgetrestriktionen, Strukturprobleme und eine niedrige Arbeitsproduktivit\u00e4t behindert. Die Regierung wirkt dem mit umfassenden Strukturreformen entgegen. Mehr dazu lesen Sie hier.<\/p>\n

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Daten und Fakten zum Industrieland Brasilien: Anteil an der Wirtschaftsleistung, wichtigste Branchen und Handelspartner<\/h2>\n

Das brasilianische Bruttoinlandsprodukt (BIP) betr\u00e4gt rund 2.200 Mrd. US-Dollar, das BIP pro Kopf betr\u00e4gt kaufkraftbereinigt rund 10.600 US-Dollar (vgl. Deutschland: 64.000 US-Dollar; \u00d6sterreich: 66.800 US-Dollar). Gemessen am BIP ist die brasilianische Volkswirtschaft die neuntgr\u00f6\u00dfte der Welt und in etwa so stark wie die Italiens<\/a> und Kanadas<\/a>. Die Industrie inklusive Baugewerbe tr\u00e4gt 20,7 Prozent und der Dienstleistungssektor inklusive Handel 58,9 Prozent zur Bruttowertsch\u00f6pfung bei. Rund 20,5 Prozent der Erwerbst\u00e4tigen Brasiliens sind in der Industrie besch\u00e4ftigt.<\/p>\n

Die Zuckerindustrie ist in Brasilien ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die brasilianische Zuckerindustrie ist bei weitem die gr\u00f6\u00dfte der Welt und produziert \u00fcber 500 Mio. Tonnen Zuckerrohr, wovon etwa die H\u00e4lfte f\u00fcr die Herstellung von Zucker und Bioethanol verwendet wird.<\/p>\n

Wichtige brasilianische Unternehmen sind Petrobras (Erd\u00f6l), Vale (Bergbau), Gerdau (Metallverarbeitung), Embraer (Flugzeugbau), Novonor (Bau, Chemie, Erd\u00f6l, Logistik) und BRF (Lebensmittel). Der \u00d6lkonzern Petrobras ist ein staatliches Unternehmen und z\u00e4hlt zu den gr\u00f6\u00dften Energieunternehmen der Welt. Auch der Flugzeughersteller Embraer hat einen staatlichen Hintergrund, befindet sich heute aber mehrheitlich in Privatbesitz. Embraer stellt heute vor allem Regional- und Gesch\u00e4ftsflugzeuge her. Embraer-Jets sind heute fester Bestandteil der weltweiten Linienluftfahrt, da Boeing und Airbus nur noch gr\u00f6\u00dfere Flugzeuge verkaufen.<\/p>\n

Auch gro\u00dfe ausl\u00e4ndische Unternehmen haben Brasilien als Standort f\u00fcr ihre Aktivit\u00e4ten in S\u00fcdamerika gew\u00e4hlt. Dazu geh\u00f6ren der Volkswagen-Konzern, Nestl\u00e9, Parmalat, Anheuser-Busch InBev und die Fiat-Gruppe. Daimler und BMW haben in Iracem\u00e1polis und Araquari Produktionsst\u00e4tten f\u00fcr Personenkraftwagen errichtet.<\/p>\n

China<\/a> ist sowohl bei den Exporten (30,71 %) als auch bei den Importen (22,15 %) der wichtigste Handelspartner Brasiliens. Weitere wichtige Export- und Importl\u00e4nder sind die USA<\/a> (Exporte: 11,01 %; Importe: 15,9 %), Argentinien<\/a> (E: 4,92 %; I: 4,91 %) und Mexiko<\/a> (E: 2,52 %; I: 2,29 %). Auch Deutschland<\/a> ist ein wichtiges Importland (5,39 %), gefolgt von Russland<\/a> (4,4 %), Indien<\/a> (2,84 %), Italien<\/a> (2,41 %), Frankreich<\/a> (2,25 %) und Japan<\/a> (2,14 %).<\/p>\n

Aktuelle Wirtschaftslage: Wirtschaft trotz Pandemie und Strukturproblemen im Aufschwung, Steuerreform soll Steuersystem vereinfachen<\/h2>\n

Die brasilianische Wirtschaft hat sich \u00fcberraschend gut von der pandemiebedingten Rezession erholt. Bereits 2021 erreichte sie mit einem Plus von 4,6 Prozentpunkten wieder das Vorkrisenniveau. In den Jahren 2022 und 2023 setzte sich der positive Trend mit einem Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent fort. F\u00fcr 2024 wird ein Wachstum von rund zwei Prozent prognostiziert.<\/p>\n

Ein h\u00f6heres Wachstum wird durch Budgetrestriktionen, Strukturprobleme und eine niedrige Arbeitsproduktivit\u00e4t behindert. Die Aussch\u00f6pfung des wirtschaftlichen Potenzials wird vor allem durch die so genannten \u201eBrasilienkosten\u201c behindert. Damit sind vor allem Korruptionskosten, eine schlechte Logistikinfrastruktur, hohe Steuern und Finanzierungskosten sowie ein Mangel an qualifizierten Arbeitskr\u00e4ften gemeint. Die hohen Logistikkosten fressen aufgrund der schlechten Infrastruktur und der Verteilung der Industrie \u00fcber das riesige Territorium Brasiliens 20 Prozent des Unternehmensumsatzes. Hinzu kommt, dass Investitionszusch\u00fcsse vor allem im Hinterland regional gew\u00e4hrt werden. Ein weiteres Problem sind die hohen Finanzierungskosten, mit denen ausl\u00e4ndische Unternehmen in Brasilien st\u00e4rker konfrontiert sind als einheimische.<\/p>\n

Die brasilianische Regierung unter Pr\u00e4sident Lula hat eine umfassende Steuerreform auf den Weg gebracht. Damit soll das komplexe Steuersystem Brasiliens vereinfacht und erstmals eine landesweit einheitliche Mehrwertsteuer eingef\u00fchrt werden. Die lange \u00dcbergangszeit von 10 Jahren f\u00fchrt jedoch zu zus\u00e4tzlichem Verwaltungsaufwand.<\/p>\n

Entwicklungen: Au\u00dfenhandels\u00fcberschuss auf Rekordniveau, Staatsverschuldung nimmt zu, Regierung k\u00fcndigt Strukturreformen an<\/h2>\n

Die hohen Agrar- und Rohstoffexporte Brasiliens sichern dem Land eine positive Handelsbilanz. Insbesondere in den letzten Jahren hat sich der Au\u00dfenhandel sehr positiv entwickelt: Die brasilianischen Exporte stiegen auf 344 Mrd. US-Dollar, w\u00e4hrend die Importe auf 264 Mrd. US-Dollar zur\u00fcckgingen. Dadurch stieg der Handelsbilanz\u00fcberschuss auf den Rekordwert von 80 Mrd. US-Dollar.<\/p>\n

Negativ wirken sich jedoch die hohe \u00f6ffentliche Verschuldung und die geringe Wachstumsdynamik aus. Die Bruttostaatsverschuldung ist um vier Prozentpunkte auf 75 Prozent des BIP im Jahr 2023 gestiegen.<\/p>\n

Zur Verbesserung der Wettbewerbsf\u00e4higkeit und zur nachhaltigen Sicherung der Haushaltsstabilit\u00e4t sind produktivit\u00e4tssteigernde Strukturreformen notwendig. Im August wurde ein neues, umfangreiches Investitionsprogramm mit einem Gesamtvolumen von 320 Mrd. Euro vorgestellt. Die Mittel sollen in den n\u00e4chsten Jahren vor allem in den sozialen Wohnbau, die Wasserver- und Abwasserentsorgung, die Energieerzeugung und die Verkehrsinfrastruktur flie\u00dfen. Dabei setzt die brasilianische Regierung verst\u00e4rkt auf die Beteiligung privater Investoren. Auch Umweltaspekte sollen st\u00e4rker ber\u00fccksichtigt werden. F\u00fcr Bauprojekte in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Kultur ist ein weiteres Paket von 4,2 Mrd. Euro vorgesehen.<\/p>\n

Internationalisierung<\/h2>\n

Portugiesisch<\/strong> ist die einzige Amtssprache Brasiliens und die Muttersprache von mindestens 97 Prozent der Bev\u00f6lkerung. Das brasilianische Portugiesisch hat seine Eigenheiten: Aussprache, Rechtschreibung und Grammatik unterscheiden sich vom europ\u00e4ischen Portugiesisch. Mehr \u00fcber Portugiesisch und seine Varianten lesen Sie hier<\/a>.<\/p>\n

Spanisch wird von den meisten Brasilianerinnen und Brasilianer verstanden, wenn auch nicht gesprochen. Englisch hingegen ist als Fremdsprache nicht so etabliert wie in europ\u00e4ischen L\u00e4ndern. Selbst in den Gro\u00dfst\u00e4dten ist Englisch noch nicht so weit verbreitet. Der English Proficiency Index von Education First bewertet weltweit insgesamt 113 L\u00e4nder, deren Amtssprache nicht Englisch ist, nach ihrer Kompetenz im Gebrauch der englischen Sprache. Brasilien liegt im Ranking von Education First auf Platz 70, Deutschland auf Platz 10. Die Bedeutung des Spanischen gegen\u00fcber dem Englischen wird durch die verst\u00e4rkte wirtschaftliche Zusammenarbeit der lateinamerikanischen L\u00e4nder im Rahmen des Mercosur weiter zunehmen.<\/p>\n

An der \u00dcbersetzung etwa von technischer Dokumentation, zulassungsrelevanten Unterlagen und Marketingtexten f\u00fchrt daher f\u00fcr deutsche Maschinenhersteller, die nach Brasilien expandieren wollen, kein Weg vorbei \u2013 schon allein deshalb, weil sie gesetzlich vorgeschrieben ist. Die Maschinenrichtlinie stellt n\u00e4mlich genaue Anforderungen an die technische Dokumentation \u2013 und folglich an deren fremdsprachliche \u00dcbersetzung. Wichtig ist, dass die \u00dcbersetzung von Handb\u00fcchern, Gebrauchsanweisungen, Konformit\u00e4tsbescheinigungen usw. fachlich korrekt und leicht verst\u00e4ndlich ist. Da es sich hierbei um eine besonders sensible Aufgabe handelt, von der die Sicherheit der Maschinenbedienenden abh\u00e4ngt, ist es geraten, dass sich Unternehmen an spezialisierte Fach\u00fcbersetzerinnen und Fach\u00fcbersetzer<\/a> wenden, die selbst die komplexesten Fachtexte sicher in die Zielsprache \u00fcbertragen k\u00f6nnen.<\/p>\n

Doch die \u00dcbersetzung betrifft nicht nur das Bedienungspersonal von Maschinen und Ger\u00e4ten. Neben Handb\u00fcchern, Dokumentation, Zertifizierungen usw. m\u00fcssen im Hinblick auf eine erfolgreiche Internationalisierung auch Werbetexte adaptiert werden, die das Zielpublikum, das hei\u00dft die Kundschaft, direkt ansprechen. Die \u00dcbersetzung soll in diesem Fall nicht nur informieren, sondern auch bewegen \u2013 und zum Kauf animieren. Dieses Ziel l\u00e4sst sich am besten durch eine freie, kreative \u00dcbersetzung erreichen, die auch etwaige kulturelle Unterschiede und Besonderheiten ber\u00fccksichtigt.<\/p>\n

Gesetzliche Rahmenbedingungen: Import- und Zollbestimmungen, Handelsabkommen, Verpackungsvorschriften, Ursprungsbezeichnung<\/h2>\n

Voraussetzung f\u00fcr die Lieferung von Waren nach Brasilien ist das Vorliegen aller Genehmigungen. \u00a0Insbesondere m\u00fcssen Importeure Zugang zum brasilianischen Online-Zollanmeldesystem SISCOMEX haben. Dieser ist bei der brasilianischen Steuer- und Zollbeh\u00f6rde zu beantragen.<\/p>\n

Im SISCOMEX werden Unternehmen unter anderem nach ihrem Umsatz verschiedenen Kategorien zugeordnet. Die Zollanmeldung, die Handelsrechnung, der internationale Frachtbrief und eine Warenliste sind f\u00fcr die Einfuhrabfertigung erforderlich. F\u00fcr bestimmte Warengruppen sind zus\u00e4tzlich Importlizenzen, Ursprungszeugnisse, Pr\u00fcfzertifikate, Pflanzengesundheitszeugnisse oder Analysezertifikate zur Best\u00e4tigung der Seuchenfreiheit erforderlich.<\/p>\n

Formal gesehen sind alle Importe genehmigungspflichtig, aber die meisten Waren erhalten automatisch eine Lizenz. Dazu gen\u00fcgt die elektronische Zollanmeldung. Die Genehmigung erfolgt sofort durch das System SISCOMEX. Ob die Zollanmeldung ausreicht oder eine Importlizenz beantragt werden muss, wird vom System angezeigt.<\/p>\n

In Brasilien gilt der gemeinsame Au\u00dfenzolltarif des Mercosur. Dieser basiert wie die Kombinierte Nomenklatur der EU auf dem Harmonisierten System. Daher entsprechen die ersten sechs Ziffern des Mercosur-Zolltarifs dem EU-Zolltarif. Pr\u00e4ferenzz\u00f6lle oder Zollfreiheit bestehen grunds\u00e4tzlich nur f\u00fcr die Mitgliedstaaten des Mercosur-Abkommens und der Lateinamerikanischen Integrationsvereinigung ALADI.<\/p>\n

Im Jahr 2019 konnte das Assoziierungsabkommen zwischen der Europ\u00e4ischen Union und den Mercosur-Staaten nach fast 20-j\u00e4hrigen Verhandlungen unter Dach und Fach gebracht werden. Das Abkommen, das noch vom Rat der Europ\u00e4ischen Union und vom Europ\u00e4ischen Parlament angenommen werden muss, enth\u00e4lt Bestimmungen zum politischen Dialog, zur Zusammenarbeit und zum Handel.<\/p>\n

In Brasilien muss das Ursprungsland von Konsumg\u00fctern sowohl auf dem Produkt als auch auf der Einzelhandelsverpackung in portugiesischer Sprache angegeben werden. Zu beachten ist auch, dass die Zollbeh\u00f6rden nach eigenem Ermessen eine amtliche \u00dcbersetzung der vom Importeur vorgelegten Informationen verlangen k\u00f6nnen, insbesondere bei Zertifikaten, Warenetiketten und anderen Dokumenten.<\/p>\n

Fazit<\/h2>\n

Die brasilianische Wirtschaft ist heute die st\u00e4rkste S\u00fcdamerikas und gewinnt auf dem Weltmarkt zunehmend an Bedeutung. Rund 20,5 Prozent der brasilianischen Erwerbst\u00e4tigen sind in der Industrie besch\u00e4ftigt. Viele einheimische Unternehmen haben ihren Sitz in Brasilien, darunter der Flugzeughersteller Embraer. Aber auch gro\u00dfe ausl\u00e4ndische Unternehmen wie der Volkswagen Konzern, Nestl\u00e9, Daimler und BMW haben Brasilien als Standort f\u00fcr ihre Aktivit\u00e4ten in S\u00fcdamerika gew\u00e4hlt. Die brasilianische Wirtschaft hat sich \u00fcberraschend gut von der pandemiebedingten Rezession erholt. F\u00fcr 2024 wird ein Wachstum von rund zwei Prozent prognostiziert. Ein h\u00f6heres Wachstum wird jedoch durch Budgetrestriktionen, Strukturprobleme und eine niedrige Arbeitsproduktivit\u00e4t behindert. Dem wirkt die Regierung mit umfassenden Strukturreformen entgegen. Dabei setzt die brasilianische Regierung verst\u00e4rkt darauf, private Investoren einzubeziehen. Auch Umweltaspekte sollen st\u00e4rker Ber\u00fccksichtigung finden. F\u00fcr deutsche Unternehmen aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Infrastruktur und Innovation bieten sich daher in Brasilien gute Gesch\u00e4ftschancen.<\/p>\n
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Hier finden Sie weitere Industrienationen im \u00dcberblick<\/div>\r\n
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Quellen<\/h2>\n