{"id":14868,"date":"2024-05-16T09:36:46","date_gmt":"2024-05-16T07:36:46","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=14868"},"modified":"2024-11-11T08:13:05","modified_gmt":"2024-11-11T07:13:05","slug":"geschlechtergerechte-sprache-im-tschechischen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/geschlechtergerechte-sprache-im-tschechischen\/","title":{"rendered":"Geschlechtergerechte Sprache im Tschechischen"},"content":{"rendered":"
Die Etablierung einer um Geschlechtergerechtigkeit bem\u00fchten Sprache in der tschechischen Sprache – genderov\u011b korektn\u00ed jazyk<\/em>, genderov\u011b senzitivn\u00ed jazyk<\/em> oder inkluzivn\u00ed jazyk<\/em> – ist ein Thema von wachsender Bedeutung und Herausforderung. Im Vergleich zu anderen L\u00e4ndern, in denen diese Diskussion bereits seit Jahrzehnten gef\u00fchrt wird, steckt sie in der Tschechischen Republik<\/a> noch in den Kinderschuhen. Historische Umst\u00e4nde sowie Spaltungen innerhalb der Sprachgemeinschaft haben die Entwicklung dieser Diskussion verz\u00f6gert. Dennoch gewinnt sie zunehmend an Dynamik, vor allem unter dem Einfluss internationaler Kontakte und eines wachsenden Bewusstseins f\u00fcr Geschlechtergerechtigkeit. Dieser Blogbeitrag widmet sich der aktuellen Situation der Tschechischen Sprache und ihrer Bem\u00fchungen um Geschlechtergerechtigkeit. Er beleuchtet die Herausforderungen und Chancen dieses Prozesses, insbesondere im Kontext von E-Commerce<\/a> und \u00dcbersetzung, sowie verschiedene Formen des inklusiven Sprachgebrauchs.<\/p>\n In der Tschechischen Republik hat sich die Debatte \u00fcber geschlechtergerechte Sprache im Vergleich zu anderen L\u00e4ndern langsamer entwickelt, was vor allem auf historische Umst\u00e4nde zur\u00fcckzuf\u00fchren ist. W\u00e4hrend in den USA oder in Spanien<\/a> bereits seit den 1970er Jahren in der feministischen Linguistik intensive Diskussionen \u00fcber geschlechtergerechte Sprache gef\u00fchrt wurden, begann die Forschung zu geschlechtsspezifischen Unterschieden in der tschechischen Sprache erst Ende der 1990er Jahre. In der Linguistik wird diese Verz\u00f6gerung vor allem auf die Isolation Tschechiens durch den Eisernen Vorhang zur\u00fcckgef\u00fchrt. Erst nach dem Fall dieser politischen und ideologischen Grenze \u00f6ffnete sich die tschechische Linguistik zunehmend der ausl\u00e4ndischen, feministischen Linguistik, obwohl sich auch heute, 30 Jahre sp\u00e4ter, viele kritische Stimmen in der Linguistik aus Gr\u00fcnden der Sprachtradition gegen eine geschlechtergerechte Sprache aussprechen.<\/p>\n Das Engagement f\u00fcr eine geschlechtergerechte Sprache begann Ende der 1990er Jahre, vor allem unter der F\u00fchrung von Jana Valdrov\u00e1, sowohl in Fachkreisen als auch in der breiten \u00d6ffentlichkeit, und f\u00fchrte zu Diskussionen \u00fcber geschlechtsspezifische linguistische Themen. Dabei ging es unter anderem um die Unzul\u00e4nglichkeit der generischen Verwendung der m\u00e4nnlichen Form zur Bezeichnung von Frauen sowie um sprachliche Geschlechterstereotype und deren Folgen. Die Best\u00e4tigung der geschlechtergerechten Sprache durch das tschechische Gesetz im Jahr 1999, das unter anderem die Verwendung geschlechtsneutraler Stellenbeschreibungen vorsieht, sowie die Aufforderung der EU an alle EU-Mitgliedstaaten, sprachliche Empfehlungen f\u00fcr eine nicht-sexistische Sprache zu entwickeln und in die Praxis umzusetzen, trugen zur Etablierung des Themas bei.<\/p>\n Im Jahr 2010 ver\u00f6ffentlichte das Ministerium f\u00fcr Bildung, Jugend und Sport der Tschechischen Republik den ersten Leitfaden f\u00fcr eine um Geschlechtsneutrali\u00e4t bem\u00fchte tschechische Sprache, der unter anderem von Valdrov\u00e1 verfasst wurde. Dieser stie\u00df jedoch auf heftigen Widerstand und Proteste, was zur Folge hatte, dass der Leitfaden von der Website des Ministeriums entfernt wurde und die Diskussion \u00fcber geschlechtergerechte Sprache vorerst zum Erliegen kam.<\/p>\n Trotz dieser R\u00fcckschl\u00e4ge gewinnt das Thema Gender und Sprache in Tschechien zunehmend an Bedeutung, neben der Sichtbarmachung von Frauen wird auch die Frage nach einem nicht-bin\u00e4ren Ausdruck erforscht. Die j\u00fcngere Generation, die durch internationale Kontakte mit Fragen der geschlechtergerechten Sprache konfrontiert ist, beginnt die tschechische Sprachpraxis zu hinterfragen, und auch in der breiten \u00d6ffentlichkeit wird das Problem des Sexismus in der Sprache zunehmend wahrgenommen und diskutiert. Ein Beispiel daf\u00fcr ist die Gesetzes\u00e4nderung von 2021, die es Frauen erlaubt, die in slawischen Sprachen \u00fcbliche und in der Tschechischen Republik obligatorische Endung -ova im Familiennamen zu streichen. Diese Tradition wurde lange Zeit von Feministinnen und Politikerinnen, als Hinweis auf ein Besitzverh\u00e4ltnis kritisiert (m\u00e4nnliches Possessivsuffix -ov- und Adjektivendung -\u00e1, bzw. fr\u00fcher -a). Die geschlechtergerechte Sprache wird nach und nach von immer mehr Personen und Institutionen beachtet und verwendet, auch wenn sich der R\u00fcckstand in der Sprachwissenschaft vor allem im Fehlen einheitlicher Leitf\u00e4den bemerkbar macht, die erst jetzt nach und nach ver\u00f6ffentlicht werden, w\u00e4hrend sie in anderen L\u00e4ndern bereits lange existieren.<\/p>\n \u00c4hnlich wie im Deutschen<\/a> oder Spanischen<\/a> betrifft die Frage der geschlechtergerechten Sprache im Tschechischen vor allem zwei Aspekte: a) die Art und Weise, wie Personen bezeichnet werden, wozu auch der \u00fcberm\u00e4\u00dfige Gebrauch des generischen Maskulinums geh\u00f6rt, und b) den sprachlichen Sexismus. Ziel der geschlechtergerechten Sprache ist es, die gleichberechtigte Darstellung von Frauen, M\u00e4nnern und anderen Geschlechtern in der Sprache zu f\u00f6rdern.<\/p>\n Auch im Tschechischen folgt man der grammatikalischen Konvention, die m\u00e4nnliche Form generisch zu verwenden, um Personen oder Berufe zu bezeichnen, deren biologisches Geschlecht unbekannt, irrelevant oder (im Plural) gemischt ist. Beispiele hierf\u00fcr sind Berufsbezeichnungen wie “politik” (Politiker), “pr\u00e1vn\u00edk” (Rechtsanwalt) oder “u\u010ditel” (Lehrer), bei denen das Maskulinum universell verwendet wird, um eine Person unabh\u00e4ngig von ihrem tats\u00e4chlichen Geschlecht zu bezeichnen. Viele empfinden die Verwendung des generischen Maskulinums als diskriminierend, da Frauen zwar implizit gemeint sind, aber nicht explizit angesprochen und repr\u00e4sentiert werden. Dar\u00fcber hinaus hat die Anwendung dieser grammatikalischen Regel, die es auch im Deutschen gibt, psychologische Auswirkungen auf die Sichtbarkeit und Verfestigung von Rollenstereotypen, wie bereits hier<\/u> <\/a>n\u00e4her erl\u00e4utert wurde.<\/p>\n Tschechisch ist im Vergleich zu vielen anderen Sprachen grammatisch komplexer, mit drei grammatischen Geschlechtern und sieben F\u00e4llen. Au\u00dferdem gilt die grammatische Regel, dass Pronomen, Adjektive, einige Numeri und einige Verbformen in Geschlecht und Numerus an das Bezugswort angepasst werden m\u00fcssen. Das bedeutet, dass teilweise jedes Wort geschlechtsspezifisch ver\u00e4ndert wird, was das Formulieren in geschlechtergerechter Sprache anspruchsvoller macht, vgl. jeweils in der maskulinen und femininen Form “Oba na\u0161i nov\u00ed \u010dlenov\u00e9 zaplatili poplatky (m., pl.) im Vergleich zu \u201eOb\u011b na\u0161e nov\u00e9 \u010dlenky zaplatily poplatky.\u201c (f., pl.) \u00a0(Unsere beiden neuen Mitglieder haben den Mitgliedsbeitrag bezahlt).<\/p>\n Die Vielfalt der tschechischen Flexionen wurde oft als Argument gegen geschlechtsneutrale Sprache angef\u00fchrt, da sie zu schwierig umzusetzen sei und Texte intransparent mache. Die feministische Linguistik sieht darin jedoch kein Hindernis und verweist auf deutsch-tschechische Vergleiche. Entscheidend sei allein die Bereitschaft der Sprechenden, sich geschlechtergerecht auszudr\u00fccken. Dazu k\u00f6nnen im Tschechischen je nach Bezug und Kontext verschiedene Techniken und Strategien kombiniert werden, um Texte zu formulieren.<\/p>\n Die einfachste M\u00f6glichkeit, Frauen in der Sprache sichtbar zu machen, besteht darin, konsequent die weibliche Substantivform zu verwenden, wenn eine weibliche Person gemeint ist, und in gemischtgeschlechtlichen Gruppen sowohl die m\u00e4nnliche als auch die weibliche Form<\/strong> eines Substantivs zu nennen, z.B. \u201eu\u010ditel a u\u010ditelka\u201c (Lehrer und Lehrerin). Es wird auch empfohlen, die Reihenfolge abzuwechseln, so dass nicht immer die m\u00e4nnliche Form zuerst genannt wird. In der tschechischen Sprache fehlen weibliche Formen f\u00fcr einige Berufsbezeichnungen, was Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Berufswahl von M\u00e4dchen und Jungen haben kann. Die tschechische Sprache ist der deutschen Sprache sehr \u00e4hnlich. Auch hier werden weibliche Personenbezeichnungen \u00fcberwiegend durch Ableitung gebildet. Es gibt mehrere Suffixe zur Bildung eines Substantivs, das eine Frau bezeichnet (-ka, -(k)yn\u011b, -ice): z.B. “u\u010ditel” (Lehrer) wird zu “u\u010ditelka” (Lehrerin). Dennoch werden im Tschechischen \u00fcberm\u00e4\u00dfig m\u00e4nnliche Personen- oder Berufsbezeichnungen f\u00fcr Frauen verwendet, oft auch von Frauen selbst. Die Bildung weiblicher Substantivformen<\/strong> ist (von seltenen Ausnahmen abgesehen) einfach und eine der wichtigsten M\u00f6glichkeiten, eine geschlechtergerechte Sprache zu schaffen. Auch wenn einige dieser Formen auf den ersten Blick ungewohnt erscheinen, wird empfohlen sie zu verwenden, damit man sich an diese gew\u00f6hnen kann.<\/p>\n Ein m\u00f6glicher Nachteil dieser Alternative besteht darin, dass aufgrund der Besonderheiten der tschechischen Grammatik und der Tatsache, dass viele Satzteile in Numerus und Genus an das Substantiv angepasst werden m\u00fcssen, Texte zu lang oder un\u00fcbersichtlich werden k\u00f6nnen, was auch im Deutschen bei der Beidnennung kritisiert wird. Um den Text zu verk\u00fcrzen, k\u00f6nnen Schr\u00e4gstriche<\/strong> (\u201eu\u010ditel\/ka\u201c) verwendet werden, was aber aus Gr\u00fcnden des Leseflusses eher f\u00fcr Formulare, Frageb\u00f6gen, Vertr\u00e4ge oder Statistiken zu empfehlen ist. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die bisher genannten Alternativen auf einem bin\u00e4ren Geschlechtersystem basieren und somit keine Identit\u00e4t au\u00dferhalb von m\u00e4nnlich\/weiblich zulassen. Dies k\u00f6nnte dazu f\u00fchren, dass sich nicht-bin\u00e4re Menschen nicht angemessen angesprochen und repr\u00e4sentiert f\u00fchlen, insbesondere im E-Commerce, wo eine respektvolle Ansprache aller wichtig ist.<\/p>\n Die Ber\u00fccksichtigung der Nicht-Binarit\u00e4t in der tschechischen Sprache ist bisher weniger erforscht als im Englischen<\/a>, wo von manchen das Pronomen “they” verwendet wird, oder im Deutschen das Gender-Zeichen. Es gibt noch keine allgemein bekannten und universell verwendeten Optionen. Neuere Studien wie die von Kolek (2022) \u00fcber sprachliche Strategien zum Ausdruck von Nicht-Binarit\u00e4t, die vor allem auf \u00dcberlegungen innerhalb der nichtbin\u00e4ren Gemeinschaft selbst basieren, zeigen verschiedene Ans\u00e4tze, auch wenn diese noch nicht vollst\u00e4ndig ausgereift und einheitlich angewendet werden.<\/p>\n Ein Vorschlag ist die kreative Verwendung der archaischen tschechischen H\u00f6flichkeitsform “onik\u00e1n\u00ed”<\/strong>. Dabei wird das Pluralpronomen der dritten Person (“oni”) mit Singularbezug verwendet, wie in “oni jsou moc velk\u00fd dobr\u00e1k” (Sie sind ein sehr guter Mensch). Obwohl diese Ausdrucksweise fr\u00fcher in der tschechischen Umgangssprache \u00fcblich war, gilt sie heute als veraltet und wird nun zunehmend von nicht-bin\u00e4ren Personen \u00fcbernommen. Ein weiterer Vorschlag ist die Einf\u00fchrung des neuen Pronomens “o\u0148”<\/strong> [\u0254\u0272] als Erg\u00e4nzung zu den tschechischen Pronomen der dritten Person “on\/ona\/ono” (er\/sie\/es) f\u00fcr nicht-bin\u00e4re Bez\u00fcge.\u00a0 Dar\u00fcber hinaus wird die M\u00f6glichkeit diskutiert, die Flexionsform “-\u1e8f”<\/strong> in Partizipien der Vergangenheit zu verwenden, wobei es sich um eine Kombination aus “-i” (m\u00e4nnlich) und “-y” (weiblich) handelt, z.B. “byl\u1e8f” (sie waren). Au\u00dferdem werden Gender-Zeichen<\/strong> vorgeschlagen, wie sie auch im Deutschen verwendet werden, darunter Unterstriche<\/strong> (“u\u010ditel_ka”) sowie Asterisk<\/strong> oder Sternchen (“u\u010ditel*ka”).<\/p>\n Diese Alternativen versuchen, Sprache zu nutzen, um auf Geschlechtsidentit\u00e4ten jenseits der bin\u00e4ren Kategorien m\u00e4nnlich und weiblich hinzuweisen. Obwohl sie Respekt f\u00fcr Vielfalt und Gleichberechtigung ausdr\u00fccken, fehlt es bisher an allgemein akzeptierten und weit verbreiteten L\u00f6sungen, etwas, das gegen ihre Verwendung sprechen k\u00f6nnte, zumindest solange sich kein breiter Konsens etabliert hat. Kritisiert wird unter anderem, dass diese Zeichen den Lesefluss st\u00f6ren, den Text verl\u00e4ngern und als grammatikalisch falsch angesehen werden. Auch die Aussprache der Zeichen kann mehrdeutig sein. Allerdings kann das Sternchen im Tschechischen \u00e4hnlich wie im Deutschen mit einem Glottalpunkt ausgesprochen werden. F\u00fcr eine inklusive Sprache, die alle Menschen ber\u00fccksichtigt, k\u00f6nnen auch geschlechtsneutrale Formulierungen verwendet werden, die im Gegensatz zu Gender-Zeichen allgemein verst\u00e4ndlich, grammatikalisch korrekt und nicht textverl\u00e4ngernd sind.<\/p>\n Eine M\u00f6glichkeit, geschlechtsneutral zu formulieren, besteht darin, statt des generischen Maskulinums Oberbegriffe<\/strong> ohne Angabe des m\u00e4nnlichen oder weiblichen Geschlechts zu verwenden. Dies kann z.B. durch Ersetzen eines Personentitels durch einen Funktionsbegriff geschehen, wie in \u201ep\u0159edstavenstvo\u201c (Vorstand), \u201eobyvatelstvo\u201c (Bev\u00f6lkerung) oder \u201erektor\u00e1t\u201c (Rektorat) anstelle von \u201erector\u201c (der Rektor). Alternativ k\u00f6nnen Epizene<\/strong> verwendet werden, d.h. W\u00f6rter, die nur ein grammatisches Geschlecht haben und somit vom biologischen Geschlecht abstrahieren, z.B. \u201eodborn\u00e1 s\u00edla\u201c (Fachkraft) statt \u201eodborn\u00edk\u201c (ein Fachmann) oder \u201eosoba\u201c (Person), \u201et\u00fdm\u201c (Team), \u201eperson\u00e1l\u201c (Personal).<\/p>\n Es k\u00f6nnen auch Substantive mit Attributen<\/strong> verwendet werden, z.B. \u201eu\u010ditelsk\u00fd sbor\u201c (Lehrk\u00f6rper) statt \u201eu\u010ditel\u00e9m\u201c (Lehrer) oder Kollektivsubstantive<\/strong> wie \u201e\u017eactvo\u201c (Sch\u00fclerschaft) statt \u201e\u017e\u00e1ci a \u017e\u00e1kyn\u011b\u201c (Sch\u00fcler und Sch\u00fclerinnen). Auch Adjektive<\/strong> k\u00f6nnen zur geschlechtsneutralen Formulierung beitragen, z. B. \u201eu\u010ditelsk\u00e9 platy\u201c (Lehrgehalt) statt \u201eplaty u\u010ditel\u016fm\u201c (Lehrergehalt) oder durch die Verwendung von Verbaladjektiven wie \u201evyu\u010duj\u00edc\u00ed\u201c (Person, die unterrichtet).<\/p>\n Statt einzelne Begriffe umzuformulieren, kann auch die gesamte Satzstruktur ver\u00e4ndert werden, um eine geschlechtergerechte Formulierung zu erreichen. Dies kann durch die direkte Anrede in der zweiten Person<\/strong> geschehen, eine Paxis, die insbesondere im Zusammenhang mit Online-Handel und -Marketing interessant ist, wie z.B. \u201ev\u00e1\u0161 podpis\u201c (Ihre Unterschrift) statt \u201epodpis \u017eadatelem\u201c (Unterschrift des Antragstellers). Ebenso kann das generische Maskulinum durch die Verwendung von Nebens\u00e4tzen<\/strong> vermieden werden, z. B. \u201ekdo m\u00e1 z\u00e1jem\u201c (die, die interessiert sind) statt \u201ez\u00e1jemcim\u201c (die Bewerber). Dasselbe kann durch Umschreibung in den Plural oder in die passive Verbform<\/strong> erreicht werden, z.B. “Formul\u00e1\u0159 A mus\u00ed b\u00fdt doru\u010den” (Formular A muss eingereicht werden) statt “\u017dadatelm mus\u00ed doru\u010dit formul\u00e1\u0159 A” (Der Bewerber muss Formular A einreichen).<\/p>\n Je nach Kontext und Textsorte stehen weitere Gestaltungsmittel zur Verf\u00fcgung, um einen Text – wenn auch nicht immer v\u00f6llig geschlechtsneutral – so doch zumindest geschlechtergerechter zu gestalten. Neutralisierungsstrategien haben den Vorteil, dass sie eine Interpretation nicht-bin\u00e4rer Geschlechtsidentit\u00e4ten erm\u00f6glichen, so dass sich alle Menschen angesprochen und repr\u00e4sentiert f\u00fchlen k\u00f6nnen. Obwohl einige dieser Formulierungen auf den ersten Blick ungewohnt erscheinen m\u00f6gen, sind sie grammatikalisch korrekt, meist k\u00fcrzer als Doppelformen und verzichten auf die Verwendung spezifischer Zeichen, was sie f\u00fcr einige attraktiver machen k\u00f6nnte. Dennoch erfordern diese neuen Formen eine gewisse Gew\u00f6hnung und vor allem einen sicheren und kreativen Umgang mit der Sprache.<\/p>\n Die Einf\u00fchrung einer geschlechtergerechten tschechischen Sprache im E-Commerce und bei \u00dcbersetzungen ist prinzipiell in jedem Text umsetzbar, wobei je nach L\u00e4ngenbegrenzung oder Zielgruppe geschlechtsneutrale und Doppelformen variiert werden k\u00f6nnen. Es ist zu betonen, dass die tschechische Sprache es bisher nicht erm\u00f6glicht, das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern vollst\u00e4ndig zu beseitigen, sondern nur abzuschw\u00e4chen. Wenn Unternehmen jedoch die geschlechtergerechte Sprache als integralen Bestandteil ihrer Kommunikationsstrategie betrachten, k\u00f6nnen sie ein inklusiveres Umfeld schaffen, die Zielgruppe erweitern und die Kundenbindung erh\u00f6hen.<\/p>\n Insbesondere im Tschechischen, wo die Entwicklung einer geschlechtergerechten Sprache noch in den Anf\u00e4ngen steckt, kann die Bem\u00fchung um geschlechtergerechtes Schreiben und \u00dcbersetzen eine Umstellung und einen kreativen Umgang mit der Sprache erfordern. Das Fehlen einer offiziellen Methodik und von Leitf\u00e4den mit konkreten Regeln und Beispielen kann die Umsetzung zus\u00e4tzlich erschweren. Daher ist es wichtig, bereits bei der Texterstellung im Online-Shop auf eine geschlechtergerechte Formulierung zu achten, damit die \u00dcbersetzung m\u00f6glichst nahtlos daran anschlie\u00dfen kann. Auf die spezifischen Aspekte, die im E-Commerce und in der \u00dcbersetzung zu beachten sind, wenn es um die Verwendung geschlechtergerechter Sprache im Allgemeinen geht, wurde hier<\/a> bereits eingegangen. Angesichts der Uneinheitlichkeit und Unbekanntheit der tschechischen geschlechtergerechten Sprache empfiehlt es sich, f\u00fcr die \u00dcbersetzung immer eine Person hinzuzuziehen, die mit den jeweiligen etablierten Formen des geschlechtergerechten Sprachgebrauchs vertraut ist und \u00fcber professionelle Erfahrung im Umgang mit der Ziel- und Ausgangssprache verf\u00fcgt.<\/p>\nGesellschaftlich-akademische Debatte<\/h2>\n
Formen des geschlechtergerechten Sprachgebrauchs im Tschechischen<\/h2>\n
Geschlecht ber\u00fccksichtigende Formulierungen: Vor- und Nachteile<\/h3>\n
Sichtbarmachung der weiblichen Form<\/h4>\n
Ausdruck von Nicht-Binarit\u00e4t<\/h4>\n
Geschlechtsneutrale Formulierungen: Vor- und Nachteile<\/h3>\n
Fazit<\/h2>\n
\r\n