{"id":14505,"date":"2024-03-25T09:06:06","date_gmt":"2024-03-25T08:06:06","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=14505"},"modified":"2024-09-30T08:43:58","modified_gmt":"2024-09-30T06:43:58","slug":"industrie-in-belgien","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/industrie-in-belgien\/","title":{"rendered":"Industrie in Belgien"},"content":{"rendered":"

Belgien ist eine wichtige Handelsdrehscheibe und nach den Niederlanden das Land mit den h\u00f6chsten Exporten pro Kopf in der EU. Die Industrie hat in Belgien einen hohen Anteil am nationalen BIP und besch\u00e4ftigt rund 19,4 Prozent der Erwerbst\u00e4tigen. Mit einigen Jahren Versp\u00e4tung durch die Pandemie \u2013 und im Vorfeld der Parlaments- und Regionalwahlen im Juni 2024 \u2013 will die belgische Regierung Arbeitslosigkeit, Fachkr\u00e4ftemangel und Klimawandel entschlossener angehen und Belgien als Industriestandort nachhaltig attraktiv machen. Dazu sollen im Rahmen des belgischen Konjunkturprogramms EU-Mittel in Milliardenh\u00f6he in Infrastrukturprojekte investiert werden. Daraus ergeben sich f\u00fcr einige deutsche Unternehmen gute Gesch\u00e4ftschancen in Belgien. Mehr dazu lesen Sie hier.<\/p>\n

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Daten und Fakten zum Industrieland Belgien: Anteil an der Wirtschaftsleistung, wichtigste Branchen und Handelspartner<\/h2>\n

Das belgische Bruttoinlandsprodukt (BIP) betr\u00e4gt rund 579 Mrd. US-Dollar, das BIP pro Kopf betr\u00e4gt kaufkraftbereinigt rund 63.200 US-Dollar (vgl. Deutschland: 64.000 US-Dollar; \u00d6sterreich: 66.800 US-Dollar). Gemessen am BIP ist die belgische Wirtschaft in etwa so stark wie die Irlands<\/a> und Norwegens<\/a>.<\/p>\n

Das verarbeitende Gewerbe hat in Belgien einen hohen Anteil am nationalen BIP. So entfallen auf die Industrie inklusive Baugewerbe 20,7 Prozent, auf den Dienstleistungssektor inklusive Handel 68,2 Prozent der gesamten Bruttowertsch\u00f6pfung. Rund 19,4 Prozent der Erwerbst\u00e4tigen in Belgien sind in der Industrie besch\u00e4ftigt. Wichtige Industrieunternehmen sind beispielsweise die Brauerei Anheuser-Busch InBev<\/em>, die gr\u00f6\u00dfte Brauereigruppe der Welt gemessen am Absatzvolumen, mit einem Umsatz in H\u00f6he von knapp 58 Mrd. US-Dollar und ca. 167.000 Besch\u00e4ftigten im Jahr 2022, die internationale Lebensmittelkette Delhaize Group<\/em> (ca. 137.800 Besch\u00e4ftigte), der in mehr als 40 L\u00e4ndern t\u00e4tige multinationale Chemiekonzern Solvay<\/em> (ca. 21.000 Besch\u00e4ftigte) und das Pharma- und Biotechnologieunternehmen UCB<\/em> (ca. 7.500 Besch\u00e4ftigte).<\/p>\n

Aus Belgien exportiert bzw. nach Belgien importiert werden vor allem medizinische und pharmazeutische Produkte (Exporte: 18,2 %; Importe: 13 %) und Gas (E: 11,7 %; I: 14,5 %). Aus Belgien ins weltweite Ausland exportiert werden auch Stra\u00dfenfahrzeuge (E: 8,8 %), Erd\u00f6l sowie Erd\u00f6lerzeugnisse (E: 8,6 %), chemische Erzeugnisse (E: 4,1 %) sowie Eisen und Stahl (E: 3,8 %) und Maschinen und Ger\u00e4te (2,6 %).<\/p>\n

Deutschland<\/a> ist Belgiens wichtigstes Exportland (20,17 %), gefolgt von den Niederlanden<\/a> (E: 14,14 %) und Frankreich<\/a> (E: 12,4 %). Frankreich ist auch das wichtigste Importland (I: 10,44 %). Weitere wichtige Export- und Importl\u00e4nder sind die Vereinigten Staaten<\/a> (E: 6,79 %; I: 5,34 %), Gro\u00dfbritannien<\/a> (E: 5,13 %; I: 6,27 %) und Italien<\/a> (E: 3,77 %; I: 4,36 %). Norwegen<\/a> (I: 3,71 %), China<\/a> (I: 3,61 %) und Russland<\/a> (I: 2,36 %) sind auch wichtige Importl\u00e4nder.<\/p>\n

Aktuelle Wirtschaftslage: Au\u00dfenhandel, Inflation, Besch\u00e4ftigung<\/h2>\n

Belgien ist eine wichtige Handelsdrehscheibe und nach den Niederlanden das Land mit den h\u00f6chsten Exporten pro Kopf in der EU. Der Anteil der Exporte am belgischen BIP betr\u00e4gt rund 80 Prozent. Der Au\u00dfenhandel spielt somit eine entscheidende Rolle f\u00fcr die belgische Wirtschaft.<\/p>\n

Der belgische Au\u00dfenhandel verzeichnete im Jahr 2022 sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen ein starkes Wachstum: Insgesamt exportierte Belgien 2022 Waren im Wert von 604,4 Milliarden Euro, 30,1 Prozent mehr als 2021. Im Jahr 2023 verschlechterte sich die belgische Au\u00dfenhandelsbilanz: Der wertm\u00e4\u00dfige R\u00fcckgang der belgischen Importe und Exporte belief sich in den Monaten Mai bis Juli 2023 auf -17,3 bzw. -15,7 Prozent. Die allgemeine Verlangsamung des Welthandels hat sich in diesem Jahr also negativ auf den belgischen Au\u00dfenhandel ausgewirkt.<\/p>\n

Die Inflation erreichte im Jahr 2022 mit einem Rekordwert von 10,3 Prozent ihren H\u00f6hepunkt. Verantwortlich f\u00fcr die Teuerung waren vor allem hohe Energie- und Lebensmittelpreise. Im Jahr 2023 ging die Inflation jedoch kontinuierlich zur\u00fcck und lag im September bei 2,4 Prozent. Damit hat Belgien die niedrigste Inflationsrate in der Eurozone.\u00a0 F\u00fcr 2024 rechnet die EU-Kommission mit einer weitgehend stabilen Inflationsrate von 3,5 Prozent.<\/p>\n

Das Besch\u00e4ftigungswachstum verlangsamte sich 2023 aufgrund der weltweiten Konjunkturabschw\u00e4chung nach einem starken Wachstum von 2,0 Prozent im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote stieg leicht von 5,6 Prozent im Jahr 2022 auf 5,8 Prozent im Jahr 2023. F\u00fcr 2024 wird ein leichter R\u00fcckgang auf 5,7 Prozent erwartet. Auch in Belgien wird versucht, dem Fachkr\u00e4ftemangel entgegenzuwirken. Im zweiten Quartal 2023 waren fast 195.000 offene Stellen in belgischen Unternehmen gemeldet. Im Vergleich zum Vorquartal ist der Trend r\u00fcckl\u00e4ufig.<\/p>\n

Entwicklungen: Infrastrukturprojekte, Gesch\u00e4ftschancen f\u00fcr deutsche Unternehmen<\/h2>\n

Im Vorfeld der Parlaments- und Regionalwahlen im Juni 2024 will die belgische Regierung die Arbeitslosigkeit, den Fachkr\u00e4ftemangel, den schlechten Zustand der \u00f6ffentlichen Finanzen und den Klimawandel entschlossener angehen.<\/p>\n

Im Rahmen des Konjunkturprogramms erh\u00e4lt Belgien EU-Mittel in H\u00f6he von 4,5 Mrd. Euro. Damit sollen die Rahmenbedingungen f\u00fcr Unternehmen nachhaltig verbessert werden. Rund 60 Prozent der Mittel sollen in Infrastrukturprojekte flie\u00dfen. F\u00fcr deutsche Unternehmen aus den Bereichen umweltfreundliche Mobilit\u00e4t, energetische Sanierung, nachhaltiges Bauen und Infrastruktur bieten sich damit gute Gesch\u00e4ftschancen in Belgien, denn der im belgischen Konjunkturprogramm vorgesehene Beitrag zum \u00f6kologischen Wandel bel\u00e4uft sich auf 50 Prozent der Gesamtmittel.<\/p>\n

Internationalisierung<\/h2>\n

In Belgien haben drei Sprachen den Status einer Amtssprache: Niederl\u00e4ndisch<\/a>, Franz\u00f6sisch<\/a> und Deutsch<\/a>. Niederl\u00e4ndisch, in der belgischen Variante auch Fl\u00e4misch genannt, wird von etwa 57 bis 60 Prozent der Belgierinnen und Belgier in Flandern, im Norden Belgiens, gesprochen. Die s\u00fcdbelgische Region Wallonien und die Hauptstadt Br\u00fcssel sind \u00fcberwiegend franz\u00f6sischsprachig. Die deutschsprachige Gemeinschaft befindet sich im Osten Belgiens in der Provinz L\u00fcttich in Wallonien. Insgesamt sprechen etwa 75.000 Belgierinnen und Belgier Deutsch als Muttersprache.<\/p>\n

Viele Belgierinnen und Belgier sprechen neben ihrer Muttersprache sehr gut Englisch<\/a>. Der English Proficiency Index von Education First bewertet insgesamt 113 L\u00e4nder weltweit, deren Amtssprache nicht Englisch ist, nach ihrer Kompetenz im Gebrauch der englischen Sprache. Belgien liegt im Ranking von Education First auf Platz 7, Deutschland auf Platz 10.<\/p>\n

Die Weltsprache Englisch schl\u00e4gt somit Br\u00fccken f\u00fcr den Handel zwischen Belgien und Deutschland. An der \u00dcbersetzung etwa von technischer Dokumentation, zulassungsrelevanten Unterlagen und Marketingtexten kommen etwa deutsche Maschinenhersteller, die nach Belgien expandieren wollen, jedoch nicht vorbei \u2013 auch deshalb nicht, weil sie Pflicht ist. Die Maschinenrichtlinie stellt n\u00e4mlich genaue Anforderungen an die technische Dokumentation \u2013 und folglich an deren fremdsprachliche \u00dcbersetzung. Wichtig ist, dass die \u00dcbersetzung von Handb\u00fcchern, Gebrauchsanweisungen, Konformit\u00e4tsbescheinigungen usw. fachlich korrekt und leicht verst\u00e4ndlich ist. Da es sich hierbei um eine besonders sensible Aufgabe handelt, von der die Sicherheit der Maschinenbedienenden abh\u00e4ngt, ist es geraten, dass sich Unternehmen an spezialisierte Fach\u00fcbersetzerinnen und Fach\u00fcbersetzer<\/a> wenden, die selbst die komplexesten Fachtexte sicher in die Zielsprache \u00fcbertragen k\u00f6nnen.<\/p>\n

Doch die \u00dcbersetzung betrifft nicht nur das Bedienungspersonal von Maschinen und Ger\u00e4ten. Neben Handb\u00fcchern, Dokumentation, Zertifizierungen usw. m\u00fcssen im Hinblick auf eine erfolgreiche Internationalisierung auch Werbetexte adaptiert werden, die das Zielpublikum, das hei\u00dft die Kundschaft, direkt ansprechen. Die \u00dcbersetzung soll in diesem Fall nicht nur informieren, sondern auch bewegen \u2013 und zum Kauf animieren. Dieses Ziel l\u00e4sst sich am besten durch eine freie, kreative \u00dcbersetzung erreichen, die auch etwaige kulturelle Unterschiede und Besonderheiten ber\u00fccksichtigt.<\/p>\n

Gesetzliche Rahmenbedingungen: Zollbestimmungen, Verpackungsvorschriften, Kennzeichnung<\/h2>\n

Zwischen Deutschland und Belgien besteht im Rahmen des EU-Binnenmarkts Zollfreiheit. Somit birgt Belgien aus zollrechtlicher Sicht keine Fallstricke.<\/p>\n

F\u00fcr Verpackungsmaterialien, die in direkten Kontakt mit Lebensmitteln kommen, muss gem\u00e4\u00df den Vorschriften des belgischen Gesundheitsministeriums der Nachweis der Unbedenklichkeit erbracht werden. Angaben \u00fcber die Zusammensetzung sind sowohl f\u00fcr Lebensmittel als auch f\u00fcr Arzneimittel erforderlich.<\/p>\n

Irref\u00fchrende Kennzeichnungen sind in Belgien gesetzlich verboten. Dies gilt insbesondere f\u00fcr die Kennzeichnung ausl\u00e4ndischer Waren, die den Eindruck erweckt, es handele sich um ein belgisches Produkt. Beschreibungen und Gebrauchsanweisungen von Waren, die f\u00fcr den Direktverkauf bestimmt sind, m\u00fcssen in franz\u00f6sischer und niederl\u00e4ndischer Sprache abgefasst sein.<\/p>\n

Fazit<\/h2>\n

Obwohl der Gro\u00dfteil der belgischen Bruttowertsch\u00f6pfung im Dienstleistungssektor erwirtschaftet wird, hat das produzierende Gewerbe mit 20,7 Prozent in Belgien einen hohen Anteil am nationalen BIP und besch\u00e4ftigt rund 19,4 Prozent der Erwerbst\u00e4tigen. Belgien ist eine wichtige Handelsdrehscheibe und nach den Niederlanden das Land mit den h\u00f6chsten Exporten pro Kopf in der EU. Der Anteil der Exporte am belgischen BIP betr\u00e4gt rund 80 Prozent. Der Au\u00dfenhandel spielt somit eine entscheidende Rolle f\u00fcr die belgische Wirtschaft. Die wichtigsten Handelspartner Belgiens sind neben Deutschland die Niederlande, Frankreich, Italien, Gro\u00dfbritannien und die Vereinigten Staaten. In diese L\u00e4nder exportiert Belgien vor allem medizinische und pharmazeutische Produkte, aber auch chemische Erzeugnisse, Stra\u00dfenfahrzeuge, Maschinen und Ger\u00e4te. F\u00fcr deutsche Unternehmen vor allem aus den Bereichen umweltfreundliche Mobilit\u00e4t, energetische Sanierung, nachhaltiges Bauen und Infrastruktur bieten sich in Belgien gute Gesch\u00e4ftschancen, denn Belgien will rund die H\u00e4lfte der EU-Mittel in H\u00f6he von 4,5 Milliarden Euro in Infrastrukturprojekte und Nachhaltigkeit investieren.<\/p>\n
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Quellen<\/h2>\n