{"id":14263,"date":"2024-02-22T10:16:35","date_gmt":"2024-02-22T09:16:35","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=14263"},"modified":"2024-09-30T08:44:04","modified_gmt":"2024-09-30T06:44:04","slug":"industrie-in-kroatien","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/industrie-in-kroatien\/","title":{"rendered":"Industrie in Kroatien"},"content":{"rendered":"
Kroatien<\/strong> lebt haupts\u00e4chlich vom Tourismus. Dennoch hat das produzierende Gewerbe einen hohen Anteil an der gesamten Bruttowertsch\u00f6pfung des Landes und besch\u00e4ftigt rund 28 Prozent der Erwerbst\u00e4tigen. Im Allgemeinen zeigte sich die kroatische Industrie nach der Coronazeit wieder sehr dynamisch, doch Preissteigerungen, Lieferkettenprobleme und die Unsicherheit aufgrund des Krieges in der Ukraine wirken sich weiterhin belastend aus. Hinzu kommt die hohe Inflation \u2013 zu der laut manchen Kritikern auch die Einf\u00fchrung des Euro beigetragen hat. Mehr dazu und dar\u00fcber, was aktuell f\u00fcr die Industrie in Kroatien wichtig ist, gibt es hier zu lesen.<\/p>\n <\/p>\n Das kroatische Bruttoinlandsprodukt (BIP) betr\u00e4gt etwas mehr als 68 Mrd. US-Dollar, das BIP pro Kopf betr\u00e4gt kaufkraftbereinigt rund 32.800 US-Dollar (vgl. Deutschland: 64.000 US-Dollar; \u00d6sterreich: 66.800 US-Dollar). Gemessen am BIP ist die kroatische Wirtschaft in etwa so stark wie die Serbiens<\/a> (BIP: 70 Mrd. US-Dollar) und Litauens<\/a> (70 Mrd.).<\/p>\n Die kroatische Industrie st\u00fctzt sich vor allem auf Erd\u00f6lraffinerien, Eisen- und Stahlwerke, Werften, Chemieunternehmen und Produktionsst\u00e4tten f\u00fcr Nahrungsmittel, Maschinen, Zement und Beton, Metallwaren und Textilien. Der einst bedeutende Bergbau ist seit Jahren r\u00fcckl\u00e4ufig. Im Kroatienkrieg wurde ein gro\u00dfer Teil der kroatischen Industrie zerst\u00f6rt oder besch\u00e4digt. Infolge des Krieges sank die kroatische Industrieproduktion 1991 um 42,5 Prozentpunkte.<\/p>\n Heute wird in Kroatien der Gro\u00dfteil des Bruttoinlandsprodukts im Dienstleitungssektor erwirtschaftet. Der Tourismus spielt dabei eine dominierende Rolle. Doch auch das verarbeitende Gewerbe hat einen hohen Anteil am nationalen BIP. So entfallen auf die Industrie inklusive Baugewerbe 19,5 Prozent, auf den Dienstleistungssektor inklusive Handel 61,3 Prozent der gesamten Bruttowertsch\u00f6pfung. Rund 28,4 Prozent der Erwerbst\u00e4tigen in Kroatien sind in der Industrie besch\u00e4ftigt. Wichtige Industrieunternehmen sind beispielsweise der \u00d6l- und Gaskonzern Industrija nafte<\/em> (INA) (ca. 17.000 Besch\u00e4ftigte), der Elektrotechnikkonzern Kon\u010dar<\/em> sowie die Nahrungsmittelkonzerne Agrokor<\/em> (ca. 36.000 Besch\u00e4ftigte), Podravka<\/em> und Kra\u0161<\/em>. Im Jahr 2022 war Kra\u0161<\/em> der gr\u00f6\u00dfte S\u00fc\u00dfigkeitenhersteller in S\u00fcdosteuropa.<\/p>\n Aus Kroatien exportiert bzw. nach Kroatien importiert werden vor allem Erd\u00f6l und Erd\u00f6lerzeugnisse (8,3 %), elektrische Maschinen und Ger\u00e4te (7,41 %), Strom (6,19 %), Gas (5,86 %), medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse (4,61 %), Holz (4,15 %) sowie Metallwaren (4,05 %).<\/p>\n Das nahe Italien<\/a> ist f\u00fcr Kroatien der mit Abstand wichtigste Handelspartner, sowohl im Hinblick auf die Exporte (12,18 %) als auch auf die Importe (13,78 %). Deutschland<\/a> ist auch ein wichtiges Export- und Importland (Exporte: 11,09 %; Importe: 12,42 %). Weitere wichtige Export- und Importl\u00e4nder sind Slowenien<\/a> (E: 11,5 %; I: 10,75 %), Ungarn<\/a> (E: 11,26 %; I: 7,29 %), Bosnien und Herzegowina<\/a> (E: 10,4 %; I: 3,45 %), Serbien<\/a> (E: 6,27 %; I: 3,51 %), \u00d6sterreich<\/a> (E: 5,32 %; I: 5,19 %), Frankreich<\/a> (E: 2,45 %), die Vereinigten Staaten<\/a> (E: 2,33 %; I: 7,62 %) und Polen<\/a> (E: 2,1 %; I: 3,45 %).<\/p>\n Die kroatische Wirtschaft erlebte 2021 einen kr\u00e4ftigen Aufschwung und wuchs um 10,2 Prozent, getrieben von Privatkonsum, Investitionen und Exporten. Dieser Trend setzte sich auch 2022 trotz Ukrainekrieg und Energiekrise fort.<\/p>\n F\u00fcr 2023 wurde mit einem BIP-Plus von rund 6 Prozentpunkten gerechnet. Die Aussichten f\u00fcr 2024 sind jedoch deutlich verhaltener. Gr\u00fcnde daf\u00fcr sind die anhaltende Inflation mit sinkenden Reall\u00f6hnen sowie das abnehmende Konsumenten- und Unternehmervertrauen.<\/p>\n Im Allgemeinen wird die Industrieproduktion weiterhin durch Preissteigerungen, Lieferkettenprobleme und die Unsicherheit aufgrund des Krieges in der Ukraine belastet. Die Baubranche entwickelte sich 2021 wieder sehr dynamisch und verzeichnete ein Plus von 22,8 Prozentpunkten. Das Bauvolumen stieg dabei auf 7,5 Mrd. Kuna bzw. rund 1 Mrd. Euro. Rund 71 Prozent der Bauleistungen entfielen auf Neubauten. Die Stra\u00dfeninfrastruktur hatte mit knapp 40 Prozent den gr\u00f6\u00dften Anteil.<\/p>\n Der Tourismus ist mit einem Anteil von rund 20 Prozent am BIP der mit Abstand wichtigste Wirtschaftszweig Kroatiens. Im Jahr 2022 \u00fcbernachteten 18,9 Mio. Touristinnen und Touristen in Kroatien. Das beliebteste Reiseziel war Istrien, gefolgt von Split und Primorje-Gorski Kotar. Bei den Herkunftsl\u00e4ndern war Deutschland mit 24,9 Mio. G\u00e4sten am st\u00e4rksten vertreten, gefolgt von Slowenien (10,1 Mio.), \u00d6sterreich (8,4 Mio.) und Polen (6,7 Mio.).<\/p>\n Kroatien ist seit dem 1. Juli 2013 Vollmitglied der Europ\u00e4ischen Union. Mit 1. Januar 2023 hat Kroatien den Euro eingef\u00fchrt und ist dem Schengen-Raum beigetreten.<\/p>\n Die Einf\u00fchrung des Euro bringt viele Vorteile f\u00fcr Kroatien. Die kroatische Wirtschaft ist zu 60 Prozent mit den L\u00e4ndern der Eurozone verbunden. Nach Angaben der Kroatischen Nationalbank ergeben sich durch den Wegfall des Wechselkursrisikos und die Senkung der Transaktionskosten Einsparungen in H\u00f6he von 160 Mio. Euro. Weitere Vorteile seien der Zugang zu g\u00fcnstigeren Refinanzierungsmitteln und damit zu niedrigeren Zinsen. Leider geht der Beitritt in Zeiten allgemein hoher Inflation mit der Bef\u00fcrchtung zus\u00e4tzlicher Euro-bedingter Preissteigerungen einher. Mit doppelter Preisauszeichnung, einem Ethikkodex f\u00fcr Unternehmen, verst\u00e4rkten Kontrollen und Sanktionen bei ungerechtfertigten Preiserh\u00f6hungen versucht die kroatische Regierung, dem entgegenzuwirken.<\/p>\n Kroatien ist stark auf EU-Mittel angewiesen. Diese finanzieren rund 80 Prozent der \u00f6ffentlichen Investitionen in Kroatien. Das Land kann in den n\u00e4chsten zehn Jahren mit rund 25 Mrd. Euro aus den verschiedenen EU-F\u00f6rderinstrumenten rechnen. Davon stammen rund 12 Mrd. aus dem Mehrj\u00e4hrigen Finanzrahmen (MFR). Weitere 9 Mrd. stammen aus dem Wiederaufbau- und Resilienzfonds. Hinzu kommen weitere Mittel aus verschiedenen Programmen, z. B. f\u00fcr weniger entwickelte Regionen oder f\u00fcr den Wiederaufbau nach Erdbeben.<\/p>\n Die Mittel aus dem MFR sollen unter anderem in den Klimaschutz, die Schaffung von Arbeitspl\u00e4tzen und Chancengleichheit, die Entwicklung einer innovativen und smarten Wirtschaft sowie den Verkehrssektor flie\u00dfen. Die Mittel aus dem Wiederaufbau- und Resilienzfonds sollen insbesondere zur Steigerung der Wettbewerbsf\u00e4higkeit kroatischer Unternehmen, zur F\u00f6rderung von Forschung und Entwicklung, Umweltschutz, Digitalisierung und Verkehrsanbindung eingesetzt werden.<\/p>\n Die Amtssprache Kroatiens ist Kroatisch<\/strong>. Die kroatische Sprache z\u00e4hlt ca. 7 Mio. Sprecherinnen und Sprecher, davon ca. 4 Mio. in Kroatien. Kroatisch ist eine s\u00fcdslawische Sprache und eine Standardvariet\u00e4t der serbokroatischen Sprachen. Somit k\u00f6nnen sich beispielsweise kroatische und serbische Sprecherinnen und Sprecher nahezu problemlos in der jeweils eigenen Muttersprache miteinander verst\u00e4ndigen. Die gr\u00f6\u00dften Unterschiede zwischen Kroatisch, Serbisch und Bosnisch betreffen neben der Schrift (Kroatisch verwendet die lateinische, Serbisch die kyrillische Schrift) den Wortschatz. Mehr dazu lesen Sie hier<\/a>.<\/p>\n Viele Kroatinnen und Kroaten, vor allem der j\u00fcngeren Generation, sprechen neben ihrer Muttersprache auch sehr gut Englisch<\/a>. Beim English Proficiency Index von Education First werden insgesamt 113 L\u00e4nder weltweit, deren Amtssprache nicht Englisch ist, nach Kompetenz im Gebrauch der englischen Sprache bewertet. Kroatien kommt im Ranking von Education First auf Platz 11, Deutschland auf Platz 10.<\/p>\n Die Weltsprache Englisch schl\u00e4gt somit Br\u00fccken f\u00fcr den Handel zwischen Kroatien und Deutschland. Doch wenn es darum geht, Waren und Dienstleistungen so zu pr\u00e4sentieren, dass sie das Zielpublikum auch wirklich ansprechen, dann f\u00fchrt kein Weg an der \u00dcbersetzung ins Kroatische vorbei. Denn f\u00fcr eine erfolgreiche Internationalisierung m\u00fcssen neben Dokumentation, Gebrauchsanweisungen etc. auch Werbetexte sprachlich adaptiert werden. Die \u00dcbersetzung soll in diesem Fall nicht nur informieren, sondern auch bewegen \u2013 und zum Kauf animieren. Dies l\u00e4sst sich am besten durch eine freie, kreative \u00dcbersetzung erreichen, die auch etwaige kulturelle Unterschiede und landesspezifische Besonderheiten ber\u00fccksichtigt \u2013 eine besonders sensible Aufgabe, die an spezialisierte Fach\u00fcbersetzerinnen und Fach\u00fcbersetzer<\/a> anvertraut werden muss, die selbst die komplexesten Fachtexte sicher in die Zielsprache \u00fcbertragen k\u00f6nnen.<\/p>\n Zwischen Deutschland und Kroatien besteht im Rahmen des EU-Binnenmarkts Zollfreiheit. Somit birgt Kroatien aus zollrechtlicher Sicht keine Fallstricke.<\/p>\n F\u00fcr Verpackungen sind in Kroatien die einschl\u00e4gigen EU-Richtlinien zu beachten. Nach dem Verbraucherschutzgesetz muss das Etikett zwingend die Mindestangaben in kroatischer Sprache enthalten, die f\u00fcr eine klare und unmissverst\u00e4ndliche Information der Verbraucherinnen und Verbraucher erforderlich sind, sowie die zus\u00e4tzlichen Angaben, die f\u00fcr bestimmte Produkte, wie z. B. Lebensmittel, Kosmetika, Textilien, Arzneimittel, vorgeschrieben sind. Die Angabe des Namens und der Anschrift des kroatischen Importeurs auf dem Etikett ist nicht erforderlich.<\/p>\n Die Angabe des Ursprungslandes auf dem Produkt ist nur dann erforderlich, wenn der Name und die Bezeichnung f\u00fcr die Konsumentinnen und Konsumenten irref\u00fchrend sein k\u00f6nnten. F\u00fcr Produkte mit EU-Ursprung ist die Bezeichnung \u201eMade in EU\u201c zul\u00e4ssig.<\/p>\n Obwohl Kroatien haupts\u00e4chlich vom Tourismus lebt, hat das produzierende Gewerbe einen hohen Anteil an der gesamten Bruttowertsch\u00f6pfung des Landes und besch\u00e4ftigt rund 28 Prozent der Erwerbst\u00e4tigen. Die kroatische Wirtschaft ist eng mit ihren Handelspartnern verflochten. Neben Deutschland sind dies die EU-Nachbarl\u00e4nder Italien, \u00d6sterreich, Slowenien und Serbien. Diese L\u00e4nder sind f\u00fcr Kroatien wichtige Export- und Importl\u00e4nder u. a. f\u00fcr elektrische Maschinen und Ger\u00e4te, medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse, Holz sowie Metallwaren und fossile Energietr\u00e4ger. Im Allgemeinen wird die Industrieproduktion in Kroatien weiterhin durch Preissteigerungen, Lieferkettenprobleme und die Unsicherheit aufgrund des Krieges in der Ukraine belastet. Vor allem die Baubranche zeigte sich nach der Pandemiezeit sehr dynamisch. Die Aussichten f\u00fcr 2024 sind aber aufgrund der Ungewissheit durch die globale Konjunktur und die hohe Inflation bescheiden. Auch die Einf\u00fchrung des Euro k\u00f6nnte die Preise weiter in die H\u00f6he treiben, insgesamt aber soll laut der Kroatischen Nationalbank die neue W\u00e4hrung f\u00fcr Kroatien viele Vorteile bringen. Ob der Euro der kroatischen Wirtschaft tats\u00e4chlich mehr nutzen als schaden wird, bleibt zu sehen. Die Regierung bem\u00fcht sich inzwischen, das Land f\u00fcr Investoren attraktiver zu machen. Dazu sind Strukturreformen angek\u00fcndigt, die Korruption bek\u00e4mpfen und B\u00fcrokratie abbauen sollen. Ein (l\u00e4ngst f\u00e4lliger) Schritt in die richtige Richtung, denn Kroatien ist stark auf EU-Mittel angewiesen.<\/p>\nDaten und Fakten zum Industrieland Kroatien: Anteil an der Wirtschaftsleistung, wichtigste Branchen und Handelspartner<\/h2>\n
Aktuelle Wirtschaftslage: Reall\u00f6hne und Konsumentenvertrauen gesunken, Unsicherheit durch Ukrainekrieg, Tourismus<\/h2>\n
Entwicklungen: Euroeinf\u00fchrung, Abh\u00e4ngigkeit von EU-Mitteln<\/h2>\n
Internationalisierung<\/h2>\n
Gesetzliche Rahmenbedingungen: Zollbestimmungen, Verpackungsvorschriften, Ursprungsbezeichnung<\/h2>\n
Fazit<\/h2>\n
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