{"id":14117,"date":"2024-01-24T09:38:45","date_gmt":"2024-01-24T08:38:45","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=14117"},"modified":"2024-09-30T08:44:10","modified_gmt":"2024-09-30T06:44:10","slug":"wussten-sie-schon-warum-uebersetzungsfehler-manchmal-absicht-sind","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/wussten-sie-schon-warum-uebersetzungsfehler-manchmal-absicht-sind\/","title":{"rendered":"Wussten Sie schon … warum \u00dcbersetzungsfehler manchmal Absicht sind?"},"content":{"rendered":"
Eigentlich ist der Anspruch von \u00dcbersetzerinnen und \u00dcbersetzern, stets fehlerfreie \u00dcbersetzungen zu liefern. Trotzdem gibt es immer wieder F\u00e4lle, in denen bewusst falsche Texte geliefert werden. Oder sagen wir lieber: nicht ganz korrekte Texte. Daf\u00fcr kann es mehrere Gr\u00fcnde geben. <\/p>\n
Um es gleich vorweg zu nehmen: Nat\u00fcrlich reden wir hier nicht von grob sinnentstellenden Fehlern<\/strong>, miss- oder unverst\u00e4ndlichen Texten oder komplett “falschen” \u00dcbersetzungen. Es geht vielmehr um Texte, die nur leicht vom Sinn des Ausgangstextes abweichen oder formale Fehler<\/strong> aufweisen. Die Kernaussage des urspr\u00fcnglichen Textes muss nat\u00fcrlich auch weiter korrekt und verst\u00e4ndlich wiedergegeben werden. Au\u00dferdem finden “falsche” \u00dcbersetzungen ausschlie\u00dflich mit Absprache und Zustimmung des Kunden statt!<\/p>\n Der vermutlich h\u00e4ufigste Fehler, der absichtlich begangen wird, ist eine falsche Gro\u00df- und Kleinschreibung<\/strong>. Hier gibt es je nach Sprache gro\u00dfe Unterschiede: Manche nutzen die Gro\u00dfschreibung am Anfang von allen Substantiven, andere nur bei Namen, andere nur am Satzanfang. Manche unterscheiden dabei zus\u00e4tzlich zwischen \u00dcberschriften und normalem Flie\u00dftext. Und manche kennen \u00fcberhaupt keine Gro\u00dfschreibung. Bei einer normalen \u00dcbersetzung orientiert man sich nat\u00fcrlich daran, was in der Zielsprache korrekt ist.<\/p>\n Wenn es aber um ein Dokument geht, in dem sehr viele Sprachen vorkommen, kann das optisch f\u00fcr ziemliches Chaos sorgen. Erst k\u00fcrzlich haben wir f\u00fcr einen Kunden eine Anleitung \u00fcbersetzt, in der der gleiche kurze Text in \u00fcber 20 Sprachen vorkam. Ein Teil dieses Textes war eine Liste mit Aufz\u00e4hlungspunkten. Solche Aufz\u00e4hlungspunkte werden in manchen Sprachen kleingeschrieben, in anderen mit gro\u00dfem Anfangsbuchstaben. Im Deutschen<\/a> ist es noch komplizierter: Hier h\u00e4ngt es davon ab, ob zum Beispiel ein Substantiv oder ein Verb am Anfang steht. Zumindest dann, wenn es sich bei den einzelnen Listeneintr\u00e4gen nicht um vollst\u00e4ndige S\u00e4tze handelt. Im Ergebnis sorgte der st\u00e4ndige Wechsel zwischen Klein- und Gro\u00dfschreibung f\u00fcr ein sehr unruhiges Schriftbild. Der Kunde hatte sich deshalb schon im Vorfeld daf\u00fcr entschieden, die Aufz\u00e4hlungspunkte konsequent gro\u00df zu schreiben.<\/p>\n Daf\u00fcr gab es einigen Widerspruch von \u00dcbersetzern, die anmerkten, dass das in ihrer Sprache v\u00f6llig un\u00fcblich sei. Am Ende entscheidet aber nat\u00fcrlich der Kunde. Und der kam zu dem Schluss, dass ihm das Schriftbild hier wichtiger ist als absolute Korrektheit. Zumal dieser “Fehler” den Text weder inhaltlich falsch noch unverst\u00e4ndlich macht.<\/p>\n Manchmal werden Fehler bewusst gemacht, weil man sie “schon immer so gemacht” <\/strong>hat”: Wenn Kunden den \u00dcbersetzungsdienstleister wechseln oder es Ver\u00e4nderungen im Team gibt, kommt es gelegentlich vor, dass pl\u00f6tzlich einzelne Begriffe infrage gestellt werden, die schon lange so verwendet wurden. Ein Begriff, der zwar nicht v\u00f6llig falsch ist, aber eben auch nicht die optimale \u00dcbersetzung. Soll man also s\u00e4mtliche Texte, Kataloge, Anleitungen, Onlineshops etc. \u00fcberarbeiten, ggf. sogar neu drucken lassen, nur weil ein einziger Begriff nicht 100%ig passt?<\/p>\n H\u00e4ufig wird dann pragmatisch entschieden: So schlimm kann der Fehler ja nicht sein, wenn er so lange unbemerkt geblieben ist. Und der Aufwand f\u00fcr die Korrektur steht in keinem vern\u00fcnftigen Verh\u00e4ltnis zum Nutzen. Also wird der \u00dcbersetzer informiert, dass der fehlerhafte Begriff auch in Zukunft verwendet werden soll. So sind die Texte zwar nicht perfekt, aber immerhin konsistent<\/a>.<\/p>\n Wichtig ist in solchen F\u00e4llen, solche grunds\u00e4tzlichen Entscheidungen zur Terminologie sowohl in den Term-Datenbanken<\/a> als auch in den Styleguides<\/a> festzuhalten. Nur so ist sichergestellt, dass nicht versehentlich andere Begriffe verwendet werden und Entscheidungen im Nachhinein begr\u00fcndet werden k\u00f6nnen.<\/p>\n Manche Sprachen kommen schneller auf den Punkt als andere. W\u00e4hrend englische<\/a> Texte mit relativ wenigen Worten auskommen, ben\u00f6tigen franz\u00f6sische<\/a> oder russische<\/a> Texte f\u00fcr die gleiche Aussage mitunter fast die doppelte Menge an Buchstaben. Wieder anders sieht es bei asiatischen Sprachen aus, bei denen einzelne Schriftzeichen f\u00fcr Silben oder ganze W\u00f6rter stehen. Was bedeutet das f\u00fcr einen wundersch\u00f6n designten Katalog oder ein Magazin, wenn nach einer \u00dcbersetzung pl\u00f6tzlich deutlich mehr Text untergebracht werden muss? Oder deutlich weniger? Und was passiert, wenn man z.B. im Onlinebereich mit festen Zeichenbegrenzungen konfrontiert ist?<\/p>\n Mitunter muss dann auch in den Text eingegriffen werden. Abk\u00fcrzungen kommen zum Einsatz, F\u00fcllw\u00f6rter werden gestrichen, lange Worte durch kurze ersetzt. Wenn das nicht ausreicht, werden weniger wichtige S\u00e4tze komplett weggelassen. Sp\u00e4testens dann gehen Informationen verloren, die Aussage des Textes \u00e4ndert sich \u2013 die \u00dcbersetzung ist m\u00f6glicherweise nicht mehr fehlerfrei.<\/p>\n Auch in solchen F\u00e4llen muss also behutsam vorgegangen werden: So korrekt wie m\u00f6glich, so “falsch” wie n\u00f6tig. Ganz wichtig ist dabei, dass der Kunde in die Entscheidung mit einbezogen wird.<\/p>\n1. Einheitliches Erscheinungsbild<\/h2>\n
2. Konsistenz<\/h2>\n
3. Textl\u00e4nge<\/h2>\n
4. Vergleichbarkeit<\/h2>\n