{"id":13740,"date":"2023-09-26T09:02:52","date_gmt":"2023-09-26T07:02:52","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=13740"},"modified":"2024-09-30T08:44:26","modified_gmt":"2024-09-30T06:44:26","slug":"industrie-in-spanien","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/industrie-in-spanien\/","title":{"rendered":"Industrie in Spanien"},"content":{"rendered":"
Die spanische Wirtschaft hat sich relativ schnell von der Pandemie erholt. Doch das Vorkrisenniveau konnte trotz eines raschen Wiederanlaufs im Jahr 2021 immer noch nicht erreicht werden. Deshalb plant die spanische Regierung staatliche Ma\u00dfnahmen im Wert von mehreren Milliarden Euro, um das Land resilient durch die Krise kommen zu lassen und fit f\u00fcr eine digitale, gr\u00fcne Zukunft zu machen. Dadurch k\u00f6nnten sich sowohl f\u00fcr deutsche Unternehmen, die bereits in Spanien<\/strong> vertreten sind, als auch f\u00fcr Neueinsteiger in vielen Branchen neue Chancen er\u00f6ffnen. Mehr dazu lesen Sie in diesem Beitrag.<\/p>\n Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von mehr als 1.300 Mrd. Euro im Jahr 2022 ist Spanien nach Deutschland<\/a> (3.800 Mrd.), Frankreich<\/a> (2.600 Mrd.) und Italien<\/a> (1.900 Mrd.) und vor den Niederlanden<\/a> (940 Mrd.) die viertgr\u00f6\u00dfte Volkswirtschaft der EU. Die Industrie war im Jahr 2022 f\u00fcr 20,76 Prozent der spanischen Bruttowertsch\u00f6pfung verantwortlich. In diesem Wirtschaftsbereich sind in Spanien 20,2 Prozent der Erwerbst\u00e4tigen besch\u00e4ftigt.<\/p>\n Von den spanischen b\u00f6rsennotierten Unternehmen und Gro\u00dfkonzernen sind international vor allem die Banken<\/strong> und Versicherungsgesellschaften<\/strong> bekannt. Etwa Banco Santander, BBVA, Banco Sabadell oder Bankinter sind nur einige spanische Kreditinstitute, die auch im Ausland t\u00e4tig sind. Was das verarbeitende Gewerbe anbetrifft, da gibt es in Spanien im Vergleich zu Deutschland, Frankreich oder auch den Niederlanden weniger international agierende Gro\u00dfkonzerne. Doch immerhin: Laut dem spanischen Institut f\u00fcr Au\u00dfenhandel ICEX sind in Deutschland ca. 200 spanische Unternehmen t\u00e4tig. Das hei\u00dft: Deutschland ist aus spanischer Sicht das drittwichtigste Investitionsland nach den Vereinigten Staaten und Gro\u00dfbritannien.<\/p>\n Die wichtigsten Branchen sind die Bauindustrie, die Textil- und Modeindustrie, die Lebensmittelindustrie sowie die pharmazeutische Industrie. In Deutschland und international bekannt sind etwa: Das Textilunternehmen Inditex<\/em> \u00fcber dessen Tochterunternehmen Zara, Massimo Dutti, Zara Home, Bershka<\/em> und Pull & Bear<\/em>, der Lebensmittelhersteller Campofrio Food Group<\/em>, der gr\u00f6\u00dfte Fleischverarbeiter Europas mit einem Umsatz von rund 2 Mrd. Euro, das multinationale Healthcare- und Pharmaunternehmen Grifols<\/em> und das Stahlunternehmen Acerinox<\/em>, dem unter anderen der deutsche Hersteller VDM Metals Group<\/em> geh\u00f6rt.<\/p>\n Deutschland ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner Spaniens, sowohl im Hinblick auf die Exporte (9,28 %) als auch auf die Importe (9,08 %). Weitere wichtige Handelspartner sind das benachbarte Portugal<\/a> (Exporte: 7,96 %; Importe: 3,44 %), Italien (E: 7,81 %; I: 5,88 %), die Niederlande (E: 3,72 %; I: 4,11 %), Belgien<\/a> (E: 5,93 %; I: 2,27 %) und Gro\u00dfbritannien<\/a> (E: 5,21). Massiv importiert wird zudem aus China<\/a> (I: 10,46 %) und Frankreich (I: 8,63 %).<\/p>\n Das spanische BIP hat im Jahr 2021 ein Wachstum von 5,5 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet \u2013 und sich damit relativ z\u00fcgig von der Pandemie erholt. Die spanische Wirtschaft konnte vor allem in der ersten Jahresh\u00e4lfte wieder Anlauf nehmen, doch das Wachstum wurde im dritten und vierten Quartal des Jahres 2021 stark gebremst \u2013 Schuld waren auch in Spanien wie in den meisten anderen L\u00e4ndern Europas die stark gestiegenen Energiepreise. Das Vorkrisenniveau konnte damit immer noch nicht erreicht werden.<\/p>\n Mit Blick auf die einzelnen Wirtschaftsbereiche: Das Wachstum des spanischen BIP wird vor allem vom Dienstleistungssektor angetrieben, der sich schneller als andere Bereiche erholt hat- Insbesondere Hotellerie und Tourismus, welche in Spanien eine sehr wesentliche Rolle f\u00fcr die heimische Wirtschaft spielen \u2013 vor allem im Sommer. Ein \u00e4hnlicher Trend konnte auch in anderen L\u00e4ndern Europas festgestellt werden, die beliebte Urlaubsziele sind, etwa in Italien. Doch auch die Industrie konnte 2021-2022 wieder ein Umsatzplus verzeichnen: +11,8 Prozent im Bereich Maschinen und Transportmittel, +11,7 im Bereich der Konsumg\u00fcter.<\/p>\n In den ersten zwei Quartalen 2023 wurde die spanische Wirtschaft immer noch stark von den gestiegenen Preisen von Energie, Rohstoffen und Vorprodukten gebremst. Die Teuerung betrifft Privathaushalte und Industrie gleicherma\u00dfen. In der Produktion gab es im Zeitraum 2021-2023 einen Anstieg der Kosten in H\u00f6he von 35,5 Prozent, geschuldet ist dieser den viel h\u00f6heren Preisen f\u00fcr Gas (+142,2 %), Erd\u00f6lraffination (+79,2 %), Strom (+75,6 %), Papier und Karton (+36,7 %) sowie f\u00fcr Grundprodukte aus Eisen, Stahl und Eisenlegierungen (+35,8 %).<\/p>\n Die spanische Regierung ist bestrebt, die negativen Auswirkungen f\u00fcr Privathaushalte und Industrie durch die starke Inflation mit einer Vielzahl staatlicher Eingriffe einzud\u00e4mmen. So wurde Ende M\u00e4rz 2022 der sogenannte \u201eNationale Reaktionsplan zur Abfederung der wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine\u201c vom Ministerrat verabschiedet, mit dem Ma\u00dfnahmen in H\u00f6he von Milliarden Euro zugunsten von Privathaushalten und Unternehmen beschlossen wurden. Konkret wurden unter anderem die Treibstoffpreise um 20 Cent gesenkt, die Mietpreisanpassung gedeckelt und Hilfspakete f\u00fcr energieintensive Industrien und den Transportsektor in H\u00f6he von 620 bzw. 450 Mio. Euro sowie weitere Anreize f\u00fcr den Umstieg auf erneuerbare Energien beschlossen. Ende 2023 wurde ein neues Paket zur Bek\u00e4mpfung der Inflation beschlossen, mit dem weitere 450 Mio. Euro f\u00fcr stark vom angestiegenen Gaspreis betroffene Gewerbesektoren in die Hand genommen wurden.<\/p>\n Der EU-finanzierte Plan de Recuperaci\u00f3n, Transformaci\u00f3n y Resiliencia<\/em>, mit dem das Land nachhaltig aus der Krise durch die Covid19-Pandemie kommen soll, ruht auf vier Pfeilern: gr\u00fcner Wandel, digitale Transformation, soziale und territoriale Koh\u00e4sion. Der Wiederaufbauplan, der Spanien zukunftsfit machen soll, umfasst insgesamt mehr als 200 Ma\u00dfnahmen. Vorgesehen ist eine weitgehende Modernisierung und Digitalisierung von kleinen und mittleren Unternehmen, Industrie und Tourismus. Des Weiteren soll das nationale Gesundheitssystem gest\u00e4rkt und das Fiskalsystem modernisiert werden.<\/p>\n Die spanische Industrie ist stark vom Au\u00dfenhandel abh\u00e4ngig. An der \u00dcbersetzung etwa von technischer Dokumentation, zulassungsrelevanten Unterlagen und Marketingtexten kommen spanische Maschinenhersteller somit nicht vorbei. Denn: Gem\u00e4\u00df Maschinenrichtlinie m\u00fcssen \u201ealle schriftlichen oder verbalen Informationen und Warnhinweise [an der Maschine] in der bzw. den Amtssprachen der Gemeinschaft abgefasst sein, die gem\u00e4\u00df dem Vertrag von dem Mitgliedstaat, in dem die Maschinen in den Verkehr gebracht und\/oder in Betrieb genommen wird, bestimmt werden kann bzw. k\u00f6nnen\u201c. Dar\u00fcber hinaus sollen gem\u00e4\u00df Maschinenrichtlinie die \u201ef\u00fcr die Bedienung einer Maschine erforderlichen Informationen eindeutig und leicht verst\u00e4ndlich sein\u201c. Es sei zudem darauf zu achten, \u201edass das Bedienungspersonal nicht mit Informationen \u00fcberlastet wird\u201c.<\/p>\n Die Maschinenrichtlinie stellt somit klare Anforderungen an die technische Dokumentation \u2013 und folglich an deren fremdsprachliche \u00dcbersetzung. Wichtig ist, dass die \u00dcbersetzung von Handb\u00fcchern, Gebrauchsanweisungen, Konformit\u00e4tsbescheinigungen usw. fachlich korrekt und leicht verst\u00e4ndlich ist. Da es sich hierbei um eine besonders sensible Aufgabe handelt, von der die Sicherheit der Maschinenbedienenden abh\u00e4ngt, ist es geraten, dass sich Unternehmen an spezialisierte Fach\u00fcbersetzer:innen<\/a> wenden, die selbst die komplexesten Fachtexte sicher in die Zielsprache \u00fcbertragen k\u00f6nnen.<\/p>\n Doch die \u00dcbersetzung betrifft nicht nur das Bedienungspersonal von Maschinen und Ger\u00e4ten. Neben Handb\u00fcchern, Dokumentation, Zertifizierungen usw. m\u00fcssen im Hinblick auf eine erfolgreiche Internationalisierung auch Werbetexte adaptiert werden, die das Zielpublikum, das hei\u00dft die Kundschaft, direkt ansprechen. Die \u00dcbersetzung soll in diesem Fall nicht nur informieren, sondern auch bewegen \u2013 und zum Kauf animieren. Dieses Ziel l\u00e4sst sich am besten durch eine freie, kreative \u00dcbersetzung erreichen, die auch etwaige kulturelle Unterschiede und Besonderheiten ber\u00fccksichtigt. Denn: Auch wenn die spanische Sprache in vielen L\u00e4ndern gesprochen und verstanden wird, gibt es gro\u00dfe Unterschiede zwischen einzelnen Variet\u00e4ten des Spanischen \u2013 meistens im Wortschatz, aber manchmal auch in der Grammatik. Mehr dazu lesen Sie in unserem Beitrag<\/a>.<\/p>\n F\u00fcr den bilateralen Warenverkehr zwischen den L\u00e4ndern der Europ\u00e4ischen Union und Spanien gibt es im Rahmen des Zoll- und Au\u00dfenhandelsregime der EU keine Importbestimmungen und keine Zollschranken (einheitlicher Wirtschaftsraum der EU). Importbestimmungen m\u00fcssen EU-Unternehmen somit nur dann beachten, wenn sie Waren aus Drittl\u00e4ndern nach Spanien und damit in die EU einf\u00fchren. Da in den Mitgliedstaaten der EU ein gemeinsamer Zolltarif gilt, unterliegen die Waren grunds\u00e4tzlich den gleichen Vorschriften, unabh\u00e4ngig vom Ursprungsland. Die Z\u00f6lle f\u00fcr die Einfuhr von Waren aus L\u00e4ndern au\u00dferhalb der EU richten sich nach dem Integrierten Zolltarif der Europ\u00e4ischen Gemeinschaften TARIC. Weiterf\u00fchrende zollrechtliche Informationen finden Sie auf der Website der EU-Kommission<\/a>.<\/p>\n Zu beachten ist aber: Die Kanarischen Inseln<\/strong> und die spanischen Exklaven Ceuta<\/strong> und Melilla<\/strong> sind steuerlich und zollrechtlich Sondergebiete innerhalb der Europ\u00e4ischen Union.<\/p>\n Die Kanarischen Inseln sind zwar Teil der Europ\u00e4ischen Zollunion, geh\u00f6ren aber nicht zum Steuergebiet der EU. Innergemeinschaftliche Lieferungen im Rahmen des EU-Binnenmarktes sind somit nicht m\u00f6glich. Bei der Einfuhr von Gemeinschaftswaren sind diese durch den K\u00e4ufer zu verzollen und zu versteuern. Auf den Kanarischen Inseln gibt es ein eigenes Umsatzsteuersystem (IGIC, Impuesto General Indirecto Canario<\/em>). Der Steuersatz liegt zwischen 3 und 13,5 Prozent, f\u00fcr Tabakwaren gibt es einen Sondersteuersatz. Grundnahrungsmittel sind von der Steuer befreit. Bei der Einfuhr von Produkten, die mit lokal hergestellten Produkten konkurrieren, wird ggf. eine spezielle Inselsteuer erhoben.<\/p>\n Die spanischen Exklaven Ceuta und Melilla geh\u00f6ren nicht zum Zoll- und Steuergebiet der EU. Somit sind s\u00e4mtliche Ausfuhren nach Ceuta und Melilla wie Ausfuhren in ein Drittland zu behandeln. Diese Gebiete gelten als Zollfreigebiete, bei der Einfuhr wird jedoch eine lokale Steuer (IPSI, Impuesto sobre la Producci\u00f3n y la Importaci\u00f3n<\/em>) erhoben. Der Steuersatz liegt zwischen 0,5 und 10 Prozent.<\/p>\n Ab 1. Januar 2023 gilt in Spanien eine Sondersteuer auf Einwegverpackungen aus Kunststoff. Besteuert wird durch die neue Plastiksteuer die Herstellung, die Einfuhr oder der innergemeinschaftliche Erwerb von Einwegverpackungen aus Kunststoff.<\/p>\n Hinsichtlich gesch\u00fctzter Ursprungsbezeichnungen und gesch\u00fctzter geografischer Angaben gilt das EU-Recht. Es besteht keine Pflicht zur Angabe des Herstellungslandes der Ware. Die Ursprungsbezeichnung soll jedoch laut spanischem Verbraucherschutzgesetz keine falschen R\u00fcckschl\u00fcsse auf den Ursprung und die Herkunft des Produktes zulassen. Name und Anschrift des Herstellers sind jedenfalls anzugeben.<\/p>\n Die spanische Wirtschaft hat sich von der Covid-Zeit in relativ kurzer Zeit erholt \u2013 allerdings wird das Wachstum durch die aktuelle Weltkonjunktur, sprich Krieg in der Ukraine und Energiekrise, stark gebremst. Das Vorkrisenniveau konnte trotz eines raschen wirtschaftlichen Wiederanlaufs von +5,5 Prozent im Jahr 2021 immer noch nicht erreicht werden. Auch: Einige Wirtschaftsbereiche haben sich schneller erholt als andere. Das BIP wird noch sehr vom Dienstleistungssektor angetrieben, die Industrie und der Privatkonsum sind am meisten von der Teuerung betroffen. Die spanische Regierung will deshalb in die Defensive gehen und greift mit staatlichen Ma\u00dfnahmen in Milliardenh\u00f6he ein. Mit dem EU-finanzierten Plan de Recuperaci\u00f3n, Transformaci\u00f3n y Resiliencia<\/em> sollen der gr\u00fcne Wandel und die digitale Transformation Spaniens vorangetrieben sowie die soziale und territoriale Koh\u00e4sion im Land gef\u00f6rdert werden. Geplant sind dabei insgesamt mehr als 200 Ma\u00dfnahmen, deren Ziel eine weitgehende Modernisierung und Digitalisierung von kleinen und mittleren Unternehmen, Industrie und Tourismus ist. Dadurch k\u00f6nnten sich sowohl f\u00fcr deutsche Unternehmen, die bereits in Spanien vertreten sind, als auch f\u00fcr Neueinsteiger in vielen Branchen neue Chancen er\u00f6ffnen \u2013 etwa bei der Lieferung von Maschinen, Anlagen und Zwischenprodukten an die Industrie, im IT-Bereich oder bei designaffinen und innovativen Konsumartikeln.<\/p>\nDaten und Fakten zum Industrieland Spanien: Anteil an der Wirtschaftsleistung, wichtigste Branchen und Handelspartner<\/h2>\n
Aktuelle Wirtschaftslage: Wirtschaft erholt sich langsam, Dienstleistungen treiben BIP an, Preise f\u00fcr Verbraucher und Industrie steigen stark<\/h2>\n
Entwicklungen in der spanischen Produktion: Zusch\u00fcsse, Investitionen in gr\u00fcnen Wandel und digitale Transformation<\/h2>\n
Internationalisierung<\/h2>\n
Gesetzliche Rahmenbedingungen: Import- und Zollbestimmungen, Verpackungsvorschriften, Ursprungsbezeichnung<\/h2>\n
Fazit<\/h2>\n
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