{"id":13695,"date":"2023-09-04T18:16:34","date_gmt":"2023-09-04T16:16:34","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=13695"},"modified":"2024-09-30T08:44:29","modified_gmt":"2024-09-30T06:44:29","slug":"industrie-in-den-niederlanden","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/industrie-in-den-niederlanden\/","title":{"rendered":"Industrie in den Niederlanden"},"content":{"rendered":"

Die niederl\u00e4ndische Regierung will das Wachstum der Wirtschaft nachhaltig durch gezielte Investitionen und Innovationen sichern. Ein gro\u00dfes Ziel ist die Klimaneutralit\u00e4t bis 2050. Die Industrie muss sich demnach auf einen strukturellen Wandel einstellen, denn bald d\u00fcrften nur noch Elektroautos als Neuwagen verkauft und die Industrieanlagen sollten langsam emissionsfrei werden. Mit diesen Herausforderungen ist auch die deutsche Industrie konfrontiert \u2013 schlie\u00dflich ist Deutschland der wichtigste Handelspartner der Niederlande. Mehr dazu lesen Sie in diesem Beitrag.<\/p>\n

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Daten und Fakten zum Industrieland Niederlande: Anteil an der Wirtschaftsleistung, wichtigste Branchen und Handelspartner<\/h2>\n

Die Niederlande sind ein modernes Industrieland und Europas gr\u00f6\u00dfter Logistikstandort. Das niederl\u00e4ndische Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug im Jahr 2022 rund 1.000 Mrd. Euro, das BIP pro Kopf rund 55.000 Euro (vgl. Deutschland: 46.150; Frankreich: 42.410). Damit sind die Niederlande mit einem Anteil von 5 Prozent am europ\u00e4ischen BIP die sechstst\u00e4rkste Wirtschaftskraft der EU und der sechstgr\u00f6\u00dfte Warenexporteur bzw. das viertreichste Land der Welt. Die Industrie war im Jahr 2022 f\u00fcr rund 19 Prozent der niederl\u00e4ndischen Bruttowertsch\u00f6pfung verantwortlich. In diesem Wirtschaftsbereich sind in den Niederlanden rund 14 Prozent der Erwerbst\u00e4tigen besch\u00e4ftigt.<\/p>\n

In den Niederlanden haben viele Gro\u00dfkonzerne ihren Sitz. Die wichtigsten Branchen sind unter anderen der Maschinen- und Anlagebau (Lely, Stork), die Fahrzeugindustrie (VDL Groep, DAF, Spyker Cars, LandFighter), die Elektro- und Elektronikindustrie (Philips, TomTom, Canon), die chemische Industrie (AkzoNobel, DSM), die Lebensmittelindustrie (JDE Peet\u2019s, Heineken) sowie die Mineral\u00f6l- und Erdgasindustrie (Royal Dutch Shell).<\/p>\n

Die Land- und Forstwirtschaft spielt in den Niederlanden vor allem exportseitig eine wichtige Rolle. Die Zahl der Unternehmen in diesem Wirtschaftsbereich liegt nach neuesten statistischen Angaben bei etwa 78.000. So sind die Niederlande nach wie vor der gr\u00f6\u00dfte Blumenexporteur der Welt und nach den Vereinigten Staaten der zweitgr\u00f6\u00dfte Agrarexporteur der Welt. Die Landwirtschaft ist f\u00fcr 1,6 Prozent des niederl\u00e4ndischen BIP verantwortlich und besch\u00e4ftigt 2 Prozent der Erwerbst\u00e4tigen. Der Exportanteil der Produktion liegt bei rund 60 Prozent.<\/p>\n

Die Niederlande sind ein sehr offenes Export- und Handelsland und reagieren daher empfindlich auf Schwankungen der Weltwirtschaft. Der niederl\u00e4ndische Binnenmarkt ist klein, somit h\u00e4ngt die niederl\u00e4ndische Gesamtkonjunktur entscheidend von den Exporterfolgen ab. Deutschland<\/a> ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner der Niederlande, sowohl im Hinblick auf die Exporte (26,2 %) als auch auf die Importe (13 %). F\u00fcr die deutsche Automobilindustrie sind die Niederlande ein wichtiger Zulieferer. Ungef\u00e4hr ein Viertel der deutschen Automobile wird mit niederl\u00e4ndischen Komponenten gebaut, darunter viele Hightech-Produkte wie Mikrochips, Bremssysteme und Getriebe. Weitere wichtige Handelspartner sind Belgien <\/a>(Exporte: 11,7 %; Importe: 8,1 %), Frankreich<\/a> (E: 8,8 %), das Vereinigte K\u00f6nigreich<\/a> (E: 5,3 %; I: 8,1 %) und Italien<\/a> (E: 4,3%). Massiv importiert wird zudem aus China<\/a> (I: 16,2 %) und den Vereinigten Staaten<\/a> (I: 7,8 %).<\/p>\n

Aktuelle Wirtschaftslage: Wirtschaft trotz Krise und Inflation stabil, Nachfrage nach Wohnraum bleibt hoch, Ausblicke f\u00fcr E-Commerce weiterhin positiv<\/h2>\n

Die niederl\u00e4ndische Wirtschaft konnte sich trotz der aktuellen weltpolitischen Lage in Osteuropa und der daraus folgenden Auswirkungen auf den europ\u00e4ischen Energiemarkt sowie der damit verbundenen Teuerung mit einem Wachstum von 4,5 Prozent im Jahr 2022 \u00fcberraschend stabil zeigen. Dennoch kam es in der ersten Jahresh\u00e4lfte 2022 aufgrund des Ukraine-Konflikts und der damit zusammenh\u00e4ngenden Lieferunterbrechungen zu einem weiteren Preisanstieg, der die Inflationsrate auf 9,7 Prozent in die H\u00f6he trieb. Im Jahr 2022 lag die Inflationsrate schlie\u00dflich bei 11,6 Prozent.<\/p>\n

Der wirtschaftliche Aufschwung im Jahr 2021 wirkte sich positiv auf die Entwicklung in der Bauwirtschaft aus. Die Ums\u00e4tze stiegen 2021 um 8 Prozentpunkte gegen\u00fcber dem Vorjahr \u2013 ein Trend, der sich auch 2022 fortsetzte. Insbesondere die Nachfrage nach neuem Wohnraum ist nach wie vor hoch. Die niederl\u00e4ndische Regierung will deshalb bis 2030 pro Jahr 100.000 neue Wohnungen bauen lassen. Dies soll mit 11 Mrd. Euro finanziert werden.<\/p>\n

Nach Angaben des niederl\u00e4ndischen Statistikamtes CBS hat der E-Commerce im Jahr 2021 ein Umsatzplus von 24 Prozent verzeichnet. Im Pandemiejahr 2020 war der niederl\u00e4ndische E-Commerce bereits um 36 Prozentpunkte gewachsen. Im Vergleich zur Covid-Zeit ist der Umsatz im gesamten Non-Food-Sektor um 2,5 Prozent gestiegen, vor allem im Schuh- und Modehandel, w\u00e4hrend etwa der M\u00f6bel- und Einrichtungseinzelhandel einen Umsatzr\u00fcckgang verzeichnete. Insgesamt sind die Ausblicke f\u00fcr den niederl\u00e4ndischen E-Commerce mit einem weiteren Plus von 9 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021 positiv.<\/p>\n

Entwicklungen in der niederl\u00e4ndischen Produktion: Innovation, Wachstumsfonds, Klimapakt<\/h2>\n

Die Niederlande liegen im Global Innovation Index 2022 auf Platz 4 in Europa, hinter der Schweiz<\/a>, Schweden<\/a> und dem Vereinigten K\u00f6nigreich. Im weltweiten Vergleich liegen die Niederlande auf Platz 5. Die Niederlande sind langfristig wettbewerbsf\u00e4hig und geh\u00f6ren zu den L\u00e4ndern mit der gr\u00f6\u00dften Innovationsf\u00e4higkeit in Europa. Mit einem Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 1 bis 2 Prozentpunkten im Jahr bis 2050 sind die Niederlande auf einem stabilen und nachhaltigen Erfolgskurs.<\/p>\n

Eine treibende Kraft f\u00fcr Innovationen ist dabei der Nationale Wachstumsfonds. Damit wollen sich die Niederlande mittelfristig als europ\u00e4ischer Impulsgeber im Bereich Innovation positionieren. Deshalb soll der Wachstumsfonds auch \u00fcber die laufende Amtszeit der Regierung hinaus wirken. Bisher wurden bereits 4 Mrd. Euro f\u00fcr Infrastrukturprojekte und Investitionen in k\u00fcnstliche Intelligenz und gr\u00fcnen Wasserstoff bereitgestellt. Geplant ist eine zweite Finanzierungstranche in H\u00f6he von mehr als 7 Mrd. Euro.<\/p>\n

Gem\u00e4\u00df dem Pariser Klimaabkommen m\u00fcssen die Niederlande ihren CO\u2082-Aussto\u00df bis 2030 um 49 Prozent reduzieren. Die niederl\u00e4ndische Regierung hat deshalb Ende Juni 2019 einen neuen Ma\u00dfnahmenkatalog zur Erreichung dieses Ziels vorgelegt. Demnach sollen die Niederlande ihren CO\u2082-Aussto\u00df bis 2030 sogar um 55 Prozent statt um 49 Prozent senken. Auch das im europ\u00e4ischen Green Deal vereinbarte Ziel der Klimaneutralit\u00e4t bis 2050 wollen die Niederlande unterst\u00fctzen.<\/p>\n

F\u00fcr die Schwerindustrie hei\u00dft das: Es wird eine nationale CO\u2082-Steuer eingef\u00fchrt, beginnend bei 30 Euro pro CO\u2082-Tonne und ansteigend auf 125-150 Euro pro CO\u2082-Tonne bis 2030. Dadurch sollen branchenweit 14,3 Megatonnen Kohlendioxid eingespart werden. Durch Steuerma\u00dfnahmen auf Energie soll Strom g\u00fcnstiger und Gas teurer werden. Zur F\u00f6rderung von Krediten beispielsweise f\u00fcr W\u00e4rmepumpen soll ein W\u00e4rmefonds eingerichtet werden. Beim Thema Mobilit\u00e4t sollen Elektroautos steuerlich entlastet werden. Bis 2030 sollen nur noch Elektrofahrzeuge als Neuwagen verkauft werden. F\u00fcr Diesel werden h\u00f6here Steuern erhoben. Wasserstoff d\u00fcrfte im Stra\u00dfeng\u00fcterverkehr k\u00fcnftig eine zunehmend wichtige Rolle spielen.<\/p>\n

Internationalisierung<\/h2>\n

Die niederl\u00e4ndische Industrie ist stark vom Au\u00dfenhandel abh\u00e4ngig. An der \u00dcbersetzung etwa von technischer Dokumentation, zulassungsrelevanten Unterlagen und Marketingtexten kommen niederl\u00e4ndische Maschinenhersteller somit nicht vorbei. Denn: Gem\u00e4\u00df Maschinenrichtlinie m\u00fcssen \u201ealle schriftlichen oder verbalen Informationen und Warnhinweise [an der Maschine] in der bzw. den Amtssprachen der Gemeinschaft abgefasst sein, die gem\u00e4\u00df dem Vertrag von dem Mitgliedstaat, in dem die Maschinen in den Verkehr gebracht und\/oder in Betrieb genommen wird, bestimmt werden kann bzw. k\u00f6nnen\u201c. Dar\u00fcber hinaus sollen gem\u00e4\u00df Maschinenrichtlinie die \u201ef\u00fcr die Bedienung einer Maschine erforderlichen Informationen eindeutig und leicht verst\u00e4ndlich sein\u201c. Es sei zudem darauf zu achten, \u201edass das Bedienungspersonal nicht mit Informationen \u00fcberlastet wird\u201c.<\/p>\n

Die Maschinenrichtlinie stellt somit klare Anforderungen an die technische Dokumentation \u2013 und folglich an deren fremdsprachliche \u00dcbersetzung. Wichtig ist, dass die \u00dcbersetzung von Handb\u00fcchern, Gebrauchsanweisungen, Konformit\u00e4tsbescheinigungen usw. fachlich korrekt und leicht verst\u00e4ndlich ist. Da es sich hierbei um eine besonders sensible Aufgabe handelt, von der die Sicherheit der Maschinenbedienenden abh\u00e4ngt, ist es geraten, dass sich Unternehmen an spezialisierte Fach\u00fcbersetzer:innen<\/a> wenden, die selbst die komplexesten Fachtexte sicher in die Zielsprache \u00fcbertragen k\u00f6nnen.<\/p>\n

Doch die \u00dcbersetzung betrifft nicht nur das Bedienungspersonal von Maschinen und Ger\u00e4ten. Neben Handb\u00fcchern, Dokumentation, Zertifizierungen usw. m\u00fcssen im Hinblick auf eine erfolgreiche Internationalisierung auch Werbetexte adaptiert werden, die das Zielpublikum, das hei\u00dft die Kundschaft, direkt ansprechen. Die \u00dcbersetzung soll in diesem Fall nicht nur informieren, sondern auch bewegen \u2013 und zum Kauf animieren. Dieses Ziel l\u00e4sst sich am besten durch eine freie, kreative \u00dcbersetzung erreichen, die auch etwaige kulturelle Unterschiede und Besonderheiten ber\u00fccksichtigt.<\/p>\n

Gesetzliche Rahmenbedingungen: Import- und Zollbestimmungen, Kapitalimporte, Verpackungsvorschriften, Ursprungsbezeichnung<\/h2>\n

F\u00fcr den bilateralen Warenverkehr zwischen den L\u00e4ndern der Europ\u00e4ischen Union und den Niederlanden gibt es im Rahmen des Zoll- und Au\u00dfenhandelsregime der EU keine Importbestimmungen und keine Zollschranken (einheitlicher Wirtschaftsraum der EU). Importbestimmungen m\u00fcssen EU-Unternehmen somit nur dann beachten, wenn sie Waren aus Drittl\u00e4ndern in die Niederlande und damit in die EU einf\u00fchren. Da in den Mitgliedstaaten der EU ein gemeinsamer Zolltarif gilt, unterliegen die Waren grunds\u00e4tzlich den gleichen Vorschriften, unabh\u00e4ngig vom Ursprungsland. Die Z\u00f6lle f\u00fcr die Einfuhr von Waren aus L\u00e4ndern au\u00dferhalb der EU richten sich nach dem Integrierten Zolltarif der Europ\u00e4ischen Gemeinschaften TARIC. Weiterf\u00fchrende zollrechtliche Informationen finden Sie auf der Website der EU-Kommission<\/a>.<\/p>\n

Kapitalimporte unterliegen keinen devisenrechtlichen Restriktionen. Somit sind ausl\u00e4ndische Kapitalbeteiligungen an niederl\u00e4ndischen Kapitalgesellschaften uneingeschr\u00e4nkt m\u00f6glich.<\/p>\n

Verpackungs- und Kennzeichnungsvorschriften etwa f\u00fcr Lebensmittel und Getr\u00e4nke, aber auch f\u00fcr sonstige Produkte, sind im niederl\u00e4ndischen Warengesetz (Warenwetbesluiten) enthalten.<\/p>\n

Die Angabe des Ursprungslandes (\u201eMade in …\u201c) ist f\u00fcr die meisten Waren, die in der EU hergestellt, eingef\u00fchrt oder vertrieben werden, nicht vorgeschrieben. Die Ursprungsangabe ist jedoch f\u00fcr bestimmte Lebensmittel, unter anderem Fleischwaren, und f\u00fcr Kosmetika, die aus Drittl\u00e4ndern eingef\u00fchrt werden, vorgeschrieben. Die Angabe des Ursprungslandes ist ebenfalls vorgeschrieben, wenn das Produkt etwa aufgrund seiner Bezeichnung oder einer Abbildung auf ein anderes Land als das eigentliche Ursprungsland schlie\u00dfen l\u00e4sst.<\/p>\n

Fazit<\/h2>\n

Die niederl\u00e4ndische Wirtschaft hat die Covid-Zeit gut \u00fcberstanden und zeigt sich auch vor dem Hintergrund der schwierigen weltpolitischen Lage in Osteuropa \u00fcberraschend stabil. Auch f\u00fcr den E-Commerce und die Bauwirtschaft sind die Ausblicke positiv. Nun will die niederl\u00e4ndische Regierung das Wachstum der Wirtschaft nachhaltig durch gezielte Investitionen und Innovationen sichern. Ein gro\u00dfes Ziel ist die Klimaneutralit\u00e4t bis 2050. Die Schwerindustrie \u2013 aber auch die Automobilindustrie \u2013 muss sich auf einen strukturellen Wandel einstellen, denn bald d\u00fcrften nur noch Elektroautos als Neuwagen verkauft und die Industrieanlagen sollten langsam emissionsfrei werden. Mit diesen Herausforderungen ist auch die deutsche Industrie konfrontiert \u2013 schlie\u00dflich ist Deutschland der wichtigste Handelspartner der Niederlande. Ob die Niederlande das angestrebte Ziel der Klimaneutralit\u00e4t bis 2050 erreichen wird, l\u00e4sst sich schwer vorhersagen.<\/p>\n
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Hier finden Sie weitere Industrienationen im \u00dcberblick<\/div>\r\n
Industrie<\/a><\/div>\r\n<\/div>\r\n
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Quellen<\/h2>\n