{"id":13420,"date":"2023-06-13T07:30:41","date_gmt":"2023-06-13T05:30:41","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=13420"},"modified":"2024-09-30T08:44:42","modified_gmt":"2024-09-30T06:44:42","slug":"akademische-titel-in-deutschland","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/akademische-titel-in-deutschland\/","title":{"rendered":"Akademische Titel in Deutschland"},"content":{"rendered":"
Bei der \u00dcbersetzung von wissenschaftlichen Texten oder Fachliteratur sorgen sie immer mal wieder f\u00fcr Probleme: Akademische Titel<\/strong>. Denn obwohl Wissenschaft per se sehr international ist, gibt es gerade bei den Abschl\u00fcssen und Titeln gro\u00dfe nationale Unterschiede, und eine direkte \u00dcbersetzung z.B. vom deutschen “Dr.” zum amerikanischen “PhD” funktioniert h\u00e4ufig nicht. Deshalb wollen wir in dieser Blogreihe erl\u00e4utern, welche Titel es \u00fcberhaupt gibt, wie sie in unterschiedlichen L\u00e4ndern erworben und genutzt werden und wie man sie korrekt \u00fcbersetzt. <\/p>\n Bevor wir uns allerdings anderen L\u00e4ndern und ihren wissenschaftlichen Gebr\u00e4uchen zuwenden, m\u00f6chten wir erst kl\u00e4ren, wie es sich in Deutschland<\/strong> mit akademischen Titeln verh\u00e4lt. Welche gibt es, wie werden sie erworben und wann werden sie genutzt?<\/p>\n Akademische Grade<\/strong> und die damit verbundenen Titel erwirbt man durch Leistungen an einer Hochschule. Also zum Beispiel durch den erfolgreichen Abschluss eines Studiums mit den entsprechenden Abschlusspr\u00fcfungen oder durch die Abgabe einer Dissertation. Der Titel wird nach der Pr\u00fcfung der Leistung durch eine staatliche oder staatlich anerkannte Institution verliehen und gilt \u00fcblicherweise ein Leben lang.<\/p>\n Im Rahmen des Bologna-Prozesses wurden Studieng\u00e4nge und Abschl\u00fcsse in der EU vereinheitlicht. Dabei wurden bis 2010 unter anderem die bisherigen Diplom- und Magisterstudieng\u00e4nge fast vollst\u00e4ndig in Bachelor<\/strong>– bzw. Master<\/strong>-Studieng\u00e4nge umgewandelt.<\/p>\n Das Bachelorstudium stellt dabei das “normale” Studium mit meist einem Hauptfach und einer Regelstudienzeit von 6-8 Semstern dar. Zur Vertiefung kann ein Masterstudium mit 2-3 Semestern angeschlossen werden. Nach einem abgeschlossenen Studium darf man sich “Bachelor” bzw. “Master” nennen. Je nach Fach werden unterschiedliche Bezeichnungen verwendet:<\/p>\n Das gleiche gilt nat\u00fcrlich auch f\u00fcr “Master”.<\/p>\n Der Titel wird in beiden F\u00e4llen abgek\u00fcrzt nach dem Nachnamen geschrieben, also z.B. “Max Mustermann B. A.” oder “Erika Mustermann M. F. A.”<\/p>\n Allerdings wird der Titel in Deutschland normalerweise gar nicht \u00f6ffentlich verwendet, allenfalls im wissenschaftlichen oder beruflichen Kontext (z.B. auf Visitenkarten), wenn das abgeschlossene Studium tats\u00e4chlich eine Rolle spielt.<\/p>\n Bevor Anfang der 2000er die Bachelor- bzw. Masterstudieng\u00e4nge eingef\u00fchrt wurden, wurde \u00fcblicherweise auf Diplom<\/strong> oder Magister<\/strong> studiert. Dabei endeten geisteswissenschaftliche und k\u00fcnstlerische Studieng\u00e4nge meist mit einem Magister, naturwissenschaftliche mit einem Diplom. (Es gab nat\u00fcrlich auch Ausnahmen, so konnte z.B. Theologie auf Diplom ODER auf Magister studiert werden.) Ein Unterschied war auch die Struktur des Studiums: Magister-Abschl\u00fcsse gab es \u00fcblicherweise f\u00fcr eine Kombination aus mehreren Haupt- und\/oder Nebenf\u00e4chern, das Diplomstudium konzentrierte sich auf ein Hauptfach.<\/p>\n Der akademische Grad lautet beim Magister “Magister Artium”<\/strong> bzw. “Magistra Artium”<\/strong>. In beiden F\u00e4llen wird er mit “M.A.”<\/strong> abgek\u00fcrzt und dem Nachnamen nachgestellt, z.B. “Max Mustermann M.A.”.<\/p>\n (Es gibt wie immer ein paar Ausnahmen: Teilweise findet sich auch die Abk\u00fcrzung “MA” ohne Punkte, in der Theologie wird meist nur “M.” abgek\u00fcrzt und in der Pharmazie “Mr.”. In \u00d6sterreich schreibt man “Mag.”.)<\/p>\n Aufgrund der teilweise identischen Abk\u00fcrzung von Master- und Magistertitel (“M.A.”) kann es leicht zu Verwechslungen kommen. Da aber beide Abschl\u00fcsse etwa gleichwertig sind, stellt das in der Praxis kein ernstes Problem dar.<\/p>\n Beim Diplom<\/strong> wird nach Fachrichtung unterschieden. In den Ingenieurswissenschaften gibt es den bekannten “Dipl.-Ing.”<\/strong> f\u00fcr “Diplom-Ingenieur”<\/strong>. Daneben aber z.B. auch den “Dipl.-Inf.”, “Dipl.-Wirt.-Ing.” oder “Dipl.-Pol.”. Wichtig: Die korrekte Schreibweise enth\u00e4lt immer einen Bindestrich!<\/p>\n Zus\u00e4tzlich wird beim Diplom unterschieden, an welcher Institution es erworben wurde. Hat man das Studium an einer Fachhochschule abgeschlossen, wird ein “(FH)” angeh\u00e4ngt, z.B. “Dipl.-Ing. (FH)”. Wurde an einer Technischen Universit\u00e4t (fr\u00fcher “Technische Hochschule”) studiert, kann ein “TU” oder “TH” angeh\u00e4ngt werden, muss aber nicht. Bei einem Studium an einer “normalen” Universit\u00e4t wird gar nichts angeh\u00e4ngt. Diese Unterscheidung r\u00fchrt daher, dass ein FH-Studium \u00fcblicherweise nur 4 Jahre dauert, an einer Uni hingegen 5.<\/p>\n Der Diplom-Titel wird dem Namen normalerweise vorangestellt, also z.B. “Dipl.-Ing. (FH) Erika Mustermann”. Zur besseren Lesbarkeit kann man ihn aber z.B. auf Briefk\u00f6pfen oder Visitenkarten auch nachstellen oder in eine eigene Zeile setzen.<\/p>\n Wie beim Bachelor und Master wird der Titel in der \u00d6ffentlichkeit kaum verwendet, allenfalls im gesch\u00e4ftlichen oder wissenschaftlichen Briefverkehr, auf Visitenkarten, Urkunden etc.<\/p>\n \u00dcbrigens: Wer als Ingenieur promoviert, darf sich danach “Doktor der Ingenieurswissenschaften” \u2013 kurz “Dr.-Ing.” \u2013 nennen.<\/p>\n Im allgemeinen Sprachgebrauch werden “Doktoren” h\u00e4ufig mit \u00c4rzten<\/strong> gleichgesetzt. Allerdings sind die meisten Doktoren keine Mediziner und manche praktizierenden \u00c4rzte haben gar keinen Doktortitel.<\/p>\n Der Doktor<\/strong> ist der h\u00f6chste akademische Grad in Deutschland und wird nach abgeschlossenem Studium durch eine weitere schriftliche Arbeit, die sogenannte Doktorarbeit, erlangt. Die Erlangung der Doktorw\u00fcrde nennt sich “Promotion”<\/strong> und umfasst neben der Doktorarbeit (=Dissertation) auch eine m\u00fcndliche Pr\u00fcfung (=Disputation), in der die schriftliche Arbeit pr\u00e4sentiert und “verteidigt” werden muss. Mitunter gibt es zus\u00e4tzlich noch eine weitere, allgemeine Pr\u00fcfung \u00fcber das Fachgebiet.<\/p>\n Der Doktortitel wird vor dem Namen gef\u00fchrt: “Dr. Erika Mustermann”. Das jeweilige Fachgebiet kann durch einen Zusatz deutlich gemacht werden, muss aber nicht. Hier ein paar Beispiele:<\/p>\n Es gibt au\u00dferden Zus\u00e4tze zum Doktortitel, die nichts mit dem Fachgebiet zu tun haben:<\/p>\n Die Ehrendoktorw\u00fcrde<\/strong> wird durch ein “Dr. h. c.” (“honoris causa”) kenntlich gemacht, seltener auch mit der Abk\u00fcrzung “Dr. E. h.” (“ehrenhalber”). Sie kann von Universit\u00e4ten oder \u00e4hnlichen Instituten f\u00fcr herausragende Leistungen verliehen werden, die nicht zwingend akademischer Natur sind. Wichtig ist, dass die Ehrendoktorw\u00fcrde keinen akademischen Grad darstellt, da hierf\u00fcr keine Doktorarbeit geschrieben und keine Pr\u00fcfung absolviert werden muss! Wird der Titel verwendet, darf nicht der Anschein erweckt werden, es w\u00e4re ein “echter”, also akademischer Doktortitel. Eine Verwendung ohne den Zusatz “h. c.” ist in Deutschland sogar strafbar!<\/p>\n Wer mehrere Doktortitel<\/strong> besitzt, kann diese einzeln auff\u00fchren: “Dr. med. Dr. phil. Mustermann” oder auch kurz “Dr. Dr. Mustermann”. Ab drei Doktortiteln wird das aber un\u00fcbersichtlich, deshalb wird in diesem Fall der Zusatz “Dr. mult.” verwendet. Ist einer der Doktortitel ein Ehrendoktor, lautet die korrekte Schreibweise “Dr. h. c. mult.”. “Mult.” ist die Abk\u00fcrzung f\u00fcr “multiplex” und bedeutet “mehrere”.<\/p>\n Zuletzt gibt es noch den “Dr. habil.”<\/strong>. Er beschreibt jemanden, der zus\u00e4tzlich zur Promotion noch habilitiert<\/strong> hat, also die Voraussetzungen f\u00fcr eine Professur erf\u00fcllt, aber noch keine Professorenstelle inne hat. Man spricht auch davon, dass er oder sie eine Lehrberechtigung<\/strong> hat. Dieser Ausdruck ist aber irref\u00fchrend, weil eine Habilitation nicht zwingend n\u00f6tig ist, um an einer Hochschule unterrichten zu d\u00fcrfen. Auch Doktoranden d\u00fcrfen bereits bestimmte Kurse geben.<\/p>\n Der “Professor”<\/strong> ist eigentlich kein akademischer Titel sondern eine Amtsbezeichnung: er bezeichnet einen habilitierten Doktor, der eine Lehrstelle (also eine “Professur”) innehat.<\/p>\n Allerdings darf der Titel auch im Ruhestand weitergef\u00fchrt werden, dann aber mit einem entsprechenden Zusatz. Fr\u00fcher wurden solche Professoren “emeritiert” genannt, also “Prof. em.”. Heute ist die Bezeichnung “au\u00dfer Dienst”, also “Prof. a. D.” gebr\u00e4uchlich.<\/p>\n Im pers\u00f6nlichen Gespr\u00e4ch und im Alltag sind akademische Titel nicht so wichtig.<\/p>\n Bachelor, Master, Magister und Diplom werden \u00fcblicherweise \u00fcberhaupt nicht gesprochen oder geschrieben, solange es keinen konkreten Anlass daf\u00fcr gibt.<\/p>\n Bei Doktoren und Professoren kommt es auf die Situation an. Bei \u00f6ffentlichen Veranstaltungen oder wenn man jemanden vorstellt, wird der Titel \u00fcblicherweise gesprochen, sonst eher nicht. Verwendet werden sie \u00fcberwiegend im Schriftverkehr, z.B. bei der Anrede. Zus\u00e4tze zum Titel werden in der Kommunikation, egal ob schriftlich oder m\u00fcndlich, normalerweise weggelassen. Au\u00dferdem wird meist nur der h\u00f6chste Titel verwendet, also einfach “Prof. Mustermann” statt “Prof. Dr. Mustermann”.<\/p>\n Es gibt \u00fcbrigens kein Anrecht darauf, mit dem akademischen Titel angesprochen zu werden, es ist lediglich ein Gebot der H\u00f6flichkeit.<\/p>\n Wenn jemand mehrere akademische Titel hat und diese (ausnahmsweise) in vollem Umfang genannt werden sollen, so geschieht dies in aufsteigender Reihenfolge. Und zwar egal, ob es sich um vor- oder nachgestellte Titel handelt: “Dipl.-Ing. Dr. Mustermann” bzw. “Erika Mustermann B.A. M.A.”. Die Ausnahme bildet der “Prof.”, der stets am Anfang steht, also z.B. “Prof. Dr. Mustermann”.<\/p>\n Es gibt im Deutschen f\u00fcr die verschiedenen Geschlechter auch verschiedene Titel: Doktor und Doktorin, Professor und Professorin. Allerdings haben sich diese Formen (noch) nicht im Alltag durchgesetzt. Das Geschlecht wird stattdessen meist durch die vorangestellte Anrede deutlich gemacht: “Frau Doktor Mustermann” oder “Frau Professor Mustermann”.<\/p>\n Bei den anderen Titeln ist eine Unterscheidung meist nicht notwendig, da sie geschlechtsneutral sind (“Magister Artium” und “Magistra Artium” haben z.B. die gleiche Abk\u00fcrzung “M.A.”) und in der Praxis ohnehin selten gesprochen oder geschrieben werden.<\/p>\n Eigentlich ist die Anzahl akademischer Grade und Titel in Deutschland \u00fcberschaubar. Durch die Umstellung der Studieng\u00e4nge und die Vielzahl unterschiedlicher Lehrinstitute ist es im Detail aber doch etwas kompliziert, zumal es immer einige Ausnahmen von der Regel gibt. Zum Gl\u00fcck spielen die Titel im Alltag keine sehr gro\u00dfe Rolle und die meisten Akademiker sind, was ihre Titel angeht, nicht sonderlich eitel. Wenn man sie aber verwendet, sollte man sie auch korrekt verwenden. Deshalb wollen wir uns in K\u00fcrze anschauen, welche Titel es im Ausland gibt und ob bzw. wie sich diese korrekt \u00fcbersetzen lassen.<\/p>\n Bei der \u00dcbersetzung von wissenschaftlichen Texten oder Fachliteratur sorgen sie immer mal wieder f\u00fcr Probleme: Akademische Titel. Denn obwohl Wissenschaft per se sehr international ist, gibt es gerade bei den Abschl\u00fcssen und Titeln gro\u00dfe nationale Unterschiede, und eine direkte \u00dcbersetzung z.B. vom deutschen “Dr.” zum amerikanischen “PhD” funktioniert h\u00e4ufig nicht. Deshalb wollen wir in dieser […]<\/p>\n","protected":false},"author":5,"featured_media":13424,"comment_status":"closed","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1,2615,2617],"tags":[],"yoast_head":"\n
\nWof\u00fcr erh\u00e4lt man akademische Titel?<\/h2>\n
\nWelche Grade und Titel gibt es in Deutschland? Und wie werden sie verwendet?<\/h2>\n
Bachelor und Master<\/h3>\n
\n
Magister und Diplom<\/h3>\n
Doktor<\/h3>\n
\n
Professor<\/h3>\n
\nWo werden akademische Titel gesprochen oder geschrieben?<\/h2>\n
\nWie ist die Reihenfolge akademischer Titel?<\/h2>\n
\nAkademische Titel und Geschlechter<\/h2>\n
\nFazit<\/h2>\n
\nQuellen<\/h2>\n
\n