{"id":13265,"date":"2023-05-01T15:09:17","date_gmt":"2023-05-01T13:09:17","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=13265"},"modified":"2024-09-30T08:44:52","modified_gmt":"2024-09-30T06:44:52","slug":"industrie-in-deutschland","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/industrie-in-deutschland\/","title":{"rendered":"Industrie in Deutschland"},"content":{"rendered":"

Das verarbeitende Gewerbe sorgt in Deutschland<\/a> f\u00fcr rund ein Viertel der Bruttowertsch\u00f6pfung \u2013 die Bundesrepublik als Industrieland zu bezeichnen, scheint somit durchaus richtig. Deutsche Automobilmarken wie Volkswagen, Daimler und BMW sind weltweit bekannt. Schlie\u00dflich ist die Automobilindustrie Deutschlands wichtigste Industriebranche. Doch die aktuelle Konjunktur sorgt auch bei den Schl\u00fcsselindustrien f\u00fcr Ungewissheit: Steigende Energiepreise, Klimaneutralit\u00e4t und Digitalisierung sind einige der Herausforderungen, mit denen die deutschen Konzerne konfrontiert sind. Mehr dazu lesen Sie in diesem Beitrag.<\/p>\n

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Daten und Fakten zum Industrieland Deutschland: Anteil an der Wirtschaftsleistung, wichtigste Branchen und Handelspartner<\/h2>\n

Deutschland ist ein starkes Industrieland. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug im Jahr 2022 rund 3.870 Mrd. Euro, das deutsche BIP pro Kopf rund 46.150 Euro (vgl. \u00d6sterreich<\/a>: 45.043; Frankreich<\/a>: 42.409). Rund 69,3 Prozent der Bruttowertsch\u00f6pfung wurden im Jahr 2022 im Dienstleistungssektor erwirtschaftet, das verarbeitende Gewerbe trug mit etwa 23,5 Prozent zur Bruttowertsch\u00f6pfung bei \u2013 das Baugewerbe mit rund 6 Prozent. Den geringsten Anteil an der Bruttowertsch\u00f6pfung hatte die Land- und Forstwirtschaft mit 1,2 Prozent.<\/p>\n

In der deutschen Industrie sind vier Branchen besonders stark vertreten: die Automobilindustrie, der Maschinenbau, die chemische Industrie und die Elektroindustrie. Zu den weltweit f\u00fchrenden Unternehmen geh\u00f6ren die Automobilhersteller Volkswagen, Daimler und BMW, der weltweit gr\u00f6\u00dfte Chemiekonzern BASF mit rund 118.000 Besch\u00e4ftigten und der Elektrokonzern Siemens. Der Maschinenbau ist mit 1,1 Mio. Besch\u00e4ftigten die zahlenm\u00e4\u00dfig gr\u00f6\u00dfte Branche in Deutschland, sie ist jedoch mittelst\u00e4ndisch gepr\u00e4gt.<\/p>\n

Der Au\u00dfenhandel spielt f\u00fcr die deutsche Wirtschaft eine wichtige Rolle. Deutschland geh\u00f6rt zu den weltweit gr\u00f6\u00dften Exportl\u00e4ndern \u2013 andererseits ist Deutschland als ressourcenarmes Land von Importen abh\u00e4ngig. Insgesamt exportiert Deutschland deutlich mehr Waren, als es importiert. Die Bilanz steht bei 1.379 Mrd. Euro Exporte und 1.204 Mrd. Euro Importe im Jahr 2021. Man spricht in diesem Fall von einem Au\u00dfenhandels\u00fcberschuss.<\/p>\n

In Bezug auf die Exporte geh\u00f6ren die Vereinigten Staaten von Amerika<\/a> (122 Mrd.), China<\/a> (103,6 Mrd.) und Frankreich<\/a> (102,7 Mrd.) zu den wichtigsten Handelspartnern der Bundesrepublik. Deutschland importiert vor allem aus China (142,9 Mrd.), den Niederlanden<\/a> (105,1 Mrd.), den Vereinigten Staaten (72,3 Mrd.), Polen<\/a> (69 Mrd.), Italien<\/a> (65 Mrd.), Frankreich (62 Mrd.) und Belgien<\/a> (52,3 Mrd.).<\/p>\n

Aktuelle Wirtschaftslage: Inflation, Lieferengp\u00e4sse, Energiepreise<\/h2>\n

Nach einem starken Jahresauftakt hat die deutsche Wirtschaft seit dem Sommer 2022 an Fahrt verloren. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist in den ersten drei Quartalen 2022 preisbereinigt um 3,9 Prozent, 1,7 Prozent bzw. 1,2 Prozent gegen\u00fcber dem Vorjahreszeitraum gewachsen. Allerdings haben die hohen Inflationsraten (November 2022: 10 %) die Realeinkommen und Ersparnisse sowie die Kaufkraft von Privathaushalten und Unternehmen geschm\u00e4lert. Die Aussichten f\u00fcr das Jahr 2023 sind daher eher tr\u00fcb. Erst 2024 wird mit einem Plus von 1,4 Prozent gerechnet.<\/p>\n

Auch das verarbeitende Gewerbe hat im Sommer einen D\u00e4mpfer erfahren: Einerseits beeintr\u00e4chtigen anhaltende Lieferengp\u00e4sse bei Rohstoffen und Vorprodukten weiterhin die Produktion, andererseits leidet die Nachfrage unter den steigenden Preisen und der globalen Wirtschaftsabk\u00fchlung.<\/p>\n

In den Winterquartalen 2023 d\u00fcrfte die deutsche Wirtschaft um 0,2 Prozent bzw. 0,4 Prozent schrumpfen. Geschuldet ist dies vor allem dem sp\u00fcrbaren R\u00fcckgang der privaten Konsumausgaben \u2013 insbesondere zu Jahresbeginn aufgrund der stark gestiegenen Preise f\u00fcr Strom und Gas. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes lag die Inflationsrate \u2212 gemessen als Ver\u00e4nderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat \u2013 im M\u00e4rz 2023 bei +7,4 Prozent. Im Januar und Februar 2023 hatte die Inflationsrate noch bei jeweils +8,7 Prozent gelegen.<\/p>\n

Der erhoffte Wiederaufschwung des Au\u00dfenhandels nach der Pandemie wurde 2022 insbesondere durch den Krieg und die erschwerten Energielieferungen gebremst. Zwar nahm der Au\u00dfenhandel verglichen mit der Pandemiezeit wieder auf, in realer Rechnung aber d\u00fcrfte der R\u00fcckgang doch viel schw\u00e4cher ausgefallen sein, denn dieser sei haupts\u00e4chlich auf die wesentlich niedrigeren Kosten f\u00fcr die Ein- und Ausfuhr von Waren als w\u00e4hrend der Pandemie zur\u00fcckzuf\u00fchren.<\/p>\n

Dass der Au\u00dfenhandel noch weit von der Leistung des Vorjahres liegt, ist in erster Linie den hohen Energiepreisen und den Lieferengp\u00e4ssen geschuldet. Im September 2022 war der Umsatz des deutschen Au\u00dfenhandels um rund 12 Mrd. Euro kleiner als im September des Vorjahres.<\/p>\n

Entwicklungen: Automobilindustrie im Strukturwandel, Maschinenbau unter Druck, Digitalisierung<\/h2>\n

In der Automobilindustrie, Deutschlands wichtigster Industriebranche, sind die Produktionszahlen aufgrund des globalen Nachfrager\u00fcckgangs durch Pandemie, Lieferengp\u00e4sse und Krieg drastisch gesunken. Im Jahr 2021 wurden ca. 3,1 Mio. Pkw produziert. Dennoch konnten deutsche Automobilhersteller durch einen verst\u00e4rkten Fokus auf das Premiumsegment weiterhin hohe Ums\u00e4tze t\u00e4tigen. In den ersten elf Monaten des Jahres 2022 wurden in Deutschland knapp 3,2 Mio. Pkw produziert, 12 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum \u2013 doch immer noch 28 Prozent weniger als 2019. Der Export von Neufahrzeugen lag im gleichen Zeitraum bei 2,4 Mio. Einheiten, ein Plus von 11 Prozent.<\/p>\n

Im Maschinenbau konnte das urspr\u00fcnglich erwartete Wachstum aufgrund von Lieferengp\u00e4ssen im Jahr 2021 nicht erreicht werden. Im Jahr 2022 wurde wieder ein Wachstum erwartet, das Vorkrisenniveau konnte jedoch noch nicht erreicht werden.<\/p>\n

Die Automobilindustrie durchl\u00e4uft einen strukturellen Wandel. Zuk\u00fcnftige Herausforderungen sind der \u00dcbergang vom Verbrennungsmotor zu alternativen Antriebstechnologien wie Elektromobilit\u00e4t, Wasserstoff und Brennstoffzellen sowie die zunehmende Digitalisierung \u2013 Stichwort Connectivity. Nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) belaufen sich die Investitionen bis 2025 auf rund 150 Mrd. Euro. Es sei laut VDA zudem wichtig, verst\u00e4rkt auf neue M\u00e4rkte zuzugehen.<\/p>\n

Der Wandel Deutschlands zum Vorreitermarkt f\u00fcr Elektromobilit\u00e4t ist einer der Kernpunkte auf der Agenda der Regierungskoalition, einhergehend mit entsprechenden F\u00f6rderma\u00dfnahmen. Bereits heute nutzen nach Auskunft des IHK-Energiewende-Barometers 65 Prozent der befragten Unternehmen elektrisch betriebene Fahrzeuge oder haben dies vor. Auch das Autonome Fahren, das ab 2025 m\u00f6glich sein wird, wird die Automobilindustrie revolutionieren.<\/p>\n

Im M\u00e4rz 2022 er\u00f6ffnete der US-amerikanische Elektroautohersteller Tesla seine Gigafactory in Gr\u00fcnheide\/Brandenburg, geplant ist der Bau einer Batteriezellfertigung. Auch in anderen Branchen planen Unternehmen Ansiedlungen: In Guben (ca. 100 km vom Tesla-Werk entfernt) plant das deutsch-kanadische Unternehmen Rock Tech Lithium den Bau des ersten Lithiumhydroxid-Konverters in Europa, die Produktion soll 2024 starten. Neben M\u00fcnchen, Stuttgart, K\u00f6ln und Wolfsburg hat sich Brandenburg mit weiteren Ansiedlungen im Bereich der Automobilindustrie als wichtiges Zentrum der Mobilit\u00e4t etabliert.<\/p>\n

Internationalisierung<\/h2>\n

Die deutsche Industrie ist stark vom Au\u00dfenhandel abh\u00e4ngig. An der \u00dcbersetzung<\/a> etwa von technischer Dokumentation, zulassungsrelevanten Unterlagen und Marketingtexten kommen deutsche Automobil- und Maschinenhersteller somit nicht vorbei \u2013 auch deshalb nicht, weil sie Pflicht ist. Denn: Gem\u00e4\u00df Maschinenrichtlinie m\u00fcssen \u201ealle schriftlichen oder verbalen Informationen und Warnhinweise [an der Maschine] in der bzw. den Amtssprachen der Gemeinschaft abgefasst sein, die gem\u00e4\u00df dem Vertrag von dem Mitgliedstaat, in dem die Maschinen in den Verkehr gebracht und\/oder in Betrieb genommen wird, bestimmt werden kann bzw. k\u00f6nnen\u201c. Dar\u00fcber hinaus sollen gem\u00e4\u00df Maschinenrichtlinie die \u201ef\u00fcr die Bedienung einer Maschine erforderlichen Informationen eindeutig und leicht verst\u00e4ndlich sein\u201c. Es sei zudem darauf zu achten, \u201edass das Bedienungspersonal nicht mit Informationen \u00fcberlastet wird\u201c.<\/p>\n

Die Maschinenrichtlinie stellt somit klare Anforderungen an die technische Dokumentation \u2013 und folglich an deren fremdsprachliche \u00dcbersetzung. Wichtig ist, dass die \u00dcbersetzung von Handb\u00fcchern, Gebrauchsanweisungen, Konformit\u00e4tsbescheinigungen usw. fachlich korrekt und leicht verst\u00e4ndlich ist. Da es sich hierbei um eine besonders sensible Aufgabe handelt, von der die Sicherheit der Maschinenbedienenden abh\u00e4ngt, ist es geraten, dass sich Unternehmen an spezialisierte Fach\u00fcbersetzer und Fach\u00fcbersetzerinnen<\/a> wenden, die selbst die komplexesten Fachtexte sicher in die Zielsprache \u00fcbertragen k\u00f6nnen.<\/p>\n

Doch die \u00dcbersetzung betrifft nicht nur das Bedienungspersonal von Maschinen und Ger\u00e4ten. Neben Handb\u00fcchern, Dokumentation, Zertifizierungen usw. m\u00fcssen im Hinblick auf eine erfolgreiche Internationalisierung auch Werbetexte adaptiert werden, die das Zielpublikum, das hei\u00dft die Kundschaft, direkt ansprechen. Die \u00dcbersetzung soll in diesem Fall nicht nur informieren, sondern auch bewegen \u2013 und zum Kauf animieren. Dieses Ziel l\u00e4sst sich am besten durch eine freie, kreative \u00dcbersetzung erreichen, die auch etwaige kulturelle Unterschiede und Besonderheiten ber\u00fccksichtigt.<\/p>\n

Gesetzliche Rahmenbedingungen: Import- und Zollbestimmungen, Verpackungsvorschriften, Ursprungsbezeichnung, Restriktionen<\/h2>\n

F\u00fcr den bilateralen Warenverkehr zwischen den L\u00e4ndern der Europ\u00e4ischen Union und Deutschland gibt es im Rahmen des Zoll- und Au\u00dfenhandelsregime der EU keine Importbestimmungen und keine Zollschranken (einheitlicher Wirtschaftsraum der EU). Sonderregelungen gibt es allerdings etwa f\u00fcr den innergemeinschaftlichen Handel mit Waren, die in Deutschland der Verbrauchsteuer unterliegen, oder f\u00fcr die innergemeinschaftliche Verbringung von Abf\u00e4llen. Importbestimmungen m\u00fcssen EU-Unternehmen somit nur dann beachten, wenn sie Waren aus Drittl\u00e4ndern nach Deutschland und damit in die EU einf\u00fchren. Da in den Mitgliedstaaten der EU ein gemeinsamer Zolltarif gilt, unterliegen die Waren grunds\u00e4tzlich den gleichen Vorschriften, unabh\u00e4ngig vom Ursprungsland.<\/p>\n

Lebensmittelverpackungen d\u00fcrfen keine gesundheitsgef\u00e4hrdenden Stoffe oder Bestandteile an Lebensmittel abgeben. Ihre Herstellung muss nach den europ\u00e4ischen Guten Herstellungspraktiken (Good Manufacturing Practices) erfolgen. Au\u00dferdem d\u00fcrfen Verpackungen den Verbraucher nicht irref\u00fchren.<\/p>\n

Ursprungsangaben sind in Deutschland (mit Ausnahme bestimmter Lebensmittel) nicht verpflichtend. Hinweise wie \u201eMade in EU\u201c sind somit freiwillig. Eine solche Kennzeichnung erfolgt in eigener Verantwortung des Herstellers.<\/p>\n

F\u00fcr den innergemeinschaftlichen Warenverkehr gibt es keine handelsrechtlichen Restriktionen. \u00dcber Verbote und Beschr\u00e4nkungen im Warenverkehr mit Drittl\u00e4ndern informiert die Website des deutschen Zolls<\/a>.<\/p>\n

Fazit<\/h2>\n

Das verarbeitende Gewerbe sorgt in Deutschland f\u00fcr rund ein Viertel der Bruttowertsch\u00f6pfung \u2013 nicht zuf\u00e4llig haben wir einleitend vom Industrieland Deutschland gesprochen. Besonders stark sind in der Bundesrepublik die Automobilindustrie, der Maschinenbau, die chemische Industrie und die Elektroindustrie mit vielen namhaften Hersteller, die international t\u00e4tig sind und das Beste aus der deutschen Technik in die ganze Welt exportieren. Doch auch die deutschen Schl\u00fcsselindustrien Automobil- und Maschinenbau stehen durch das zeitliche Zusammentreffen von Ukraine-Krieg, Energiepreisschock und Umstellung auf erneuerbare Energien vor gro\u00dfen Anpassungsschwierigkeiten. Die zunehmende Digitalisierung stellt die deutsche Technikbranche vor eine weitere Herausforderung. Dennoch \u00fcberwiegt insgesamt die Hoffnung, dass diese strukturellen Ver\u00e4nderungen gemeistert und neue Chancen auch im Ausland er\u00f6ffnet werden.<\/p>\n
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Hier finden Sie weitere Industrienationen im \u00dcberblick<\/div>\r\n
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Quellen<\/h2>\n