{"id":12932,"date":"2023-01-09T11:25:24","date_gmt":"2023-01-09T10:25:24","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=12932"},"modified":"2024-02-27T12:02:29","modified_gmt":"2024-02-27T11:02:29","slug":"slawische-sprachen-und-ihre-varianten","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/slawische-sprachen-und-ihre-varianten\/","title":{"rendered":"Slawische Sprachen und ihre Varianten"},"content":{"rendered":"

Dass die beiden Begr\u00fc\u00dfungen \u201e\u0414\u043e\u0301\u0431\u0440\u0438\u0439 \u0434\u0435\u0301\u043d\u044c<\/em>!\u201c und \u201eDzie\u0144 dobry<\/em>!\u201c aus zwei Sprachen der gleichen Sprachfamilie kommen, mag einen aufgrund der verschiedenen Schriftform zun\u00e4chst verwundern. Transkribiert man die erste Sprache, Ukrainisch<\/strong>, vom kyrillischen ins lateinische Alphabet (\u201eD\u00f3bryj d\u00e9n<\/em>!\u201c), ist ein Familienverh\u00e4ltnis zur zweiten Sprache, dem Polnischen<\/strong>, schon deutlich erkennbarer. Beide Sprachen geh\u00f6ren zu den slawischen Sprachen<\/strong>, die neben anderen Sprachen in L\u00e4ndern des Balkans, Teilen Mittel- und Osteuropas sowie dem gesamten Gebiet Russlands gesprochen werden. Die vielf\u00e4ltige Geschichte dieser Regionen haben zu einer Diversit\u00e4t an Sprachen und Schriftformen gef\u00fchrt. Worin sich diese unterscheiden, welche Schrift wo verwendet wird (und daher f\u00fcr die \u00dcbersetzung relevant ist) und was das f\u00fcr den E-Commerce<\/strong><\/a> bedeutet, behandelt der folgende Text. <\/p>\n

Die slawischen Sprachen geh\u00f6ren zu den indogermanischen Sprachen<\/strong> und werden von ca. 300 Millionen Menschen als Muttersprache und weiteren 100 Millionen Menschen als Zweitsprache gesprochen. Es gibt rund 20 slawische Sprachen<\/strong>, die f\u00fcr gew\u00f6hnlich in die drei Sprachgruppen Ostslawisch<\/strong>, Westslawisch<\/strong> und S\u00fcdslawisch<\/strong> unterteilt werden. In der Slawistik, der Wissenschaft der slawischen Sprachen, Literaturen und Kulturen, ist es \u00fcblich die Vielzahl an slawischen Sprachen in Standardsprachen und Kleinsprachen (auch Mikroliteratursprachen genannt) zu differenzieren. Die zw\u00f6lf Standardsprachen des Slawischen stimmen mit den Sprachen \u00fcberein, die den Status einer Nationalsprache haben: Russisch<\/strong>, Ukrainisch<\/strong>, Belarussisch<\/strong>, Polnisch<\/strong>, Tschechisch<\/strong>, Slowakisch<\/strong>, Slowenisch<\/strong>, Kroatisch<\/strong>, Bosnisch<\/strong>, Serbisch<\/strong>, Bulgarisch<\/strong> und Mazedonisch<\/strong>. Im Gegensatz zu diesen, werden die Kleinsprachen in der Forschung meist eher als Dialekte oder Variet\u00e4ten der Standardsprachen aufgefasst. Diese sind beispielsweise Jogoslawo-Russinisch, Ostslowakisch oder Schlesisch.<\/p>\n

Ihren Ursprung haben all diese Sprachen im Urslawischen<\/strong>, obwohl sich die Einzelsprachen erst relativ sp\u00e4t herausgebildet haben. Sp\u00e4t im Vergleich zu den romanischen Einzelsprachen, die sich bereits im 5. Jahrhundert n. Chr. mit dem Zerfall des R\u00f6mischen Reiches aus dem Lateinischen entwickelt haben. Im Gegensatz befinden sich die slawischen Sprachen erst seit 1000 n. Chr. in einem Ausgliederungs- und Differenzierungsprozess, der noch immer andauert und je nach Sprache in einer anderen Entwicklungsphase ist. Russisch und Bulgarisch sind beispielsweise \u00e4lter als Ukrainisch und Slowakisch. Dieser erst sp\u00e4te Ausgliederungsprozess hat zur Folge, dass die slawischen Sprachen eine gr\u00f6\u00dfere formale und strukturelle Einheit haben als es zum Beispiel die romanischen Sprachen haben. Durch die verz\u00f6gerte Ausgliederung hatten die Sprachen auch weniger Zeit sich auseinander zu entwickeln, sodass ca. zwei Drittel des Wortschatzes der slawischen Sprachen heute miteinander \u00fcbereinstimmen.<\/p>\n

Die slawischen Sprachen zeichnet au\u00dferdem aus, dass sie in ihrer Entwicklung eher konservativ sind und noch viele Strukturen des Indogermanischen aufweisen, die andere Sprachen l\u00e4ngst abgelegt haben. So haben die slawischen Sprachen beispielsweise das komplexe Fallsystem (ca. 6-7 grammatische F\u00e4lle) beibehalten, das die romanischen Sprachen aufgegeben haben. Charakteristisch f\u00fcr die slawischen Sprachen sind au\u00dferdem die Vokalarmut und die Diversit\u00e4t an Zischlauten. Verwendung finden sowohl das lateinische Alphabet (z.B. Tschechisch, Slowakisch und Polnisch) als auch das kyrillische Alphabet (z.B. Russisch, Ukrainisch, Bulgarisch).<\/p>\n

Ostslawische Sprachen<\/h2>\n

Die sprecherreichste Standardsprache des Ostslawischen, und des Slawischen generell, ist Russisch<\/strong> (\u0440\u0443\u0441\u0441\u043a\u0438\u0439 \u044f\u0437\u044b\u043a<\/em>) mit ca. 250 Millionen Sprechern, davon 150 Millionen Muttersprachler und 100 Millionen Zweitsprechern. Russisch ist damit die meistgesprochene Sprache Europas. Offiziellen Status als Amtssprache hat die Sprache neben Russland<\/a> noch in weiteren L\u00e4ndern, beispielsweise Belarus, Kasachstan, Ukraine<\/a> (Krim) oder Moldau. Weitere Sprecher gibt es in den L\u00e4ndern der ehemaligen Sowjetunion, vor allem in der Ukraine<\/a>, Lettland<\/a> und Estland<\/a>. Besonders in den USA<\/a>, Israel<\/a> und Deutschland<\/a> gibt es aufgrund starker Immigration aus Russland und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion viele Sprecher in erster oder zweiter Generation. Russisch gilt als eine der Weltsprachen und spielt im postsowjetischen Raum noch immer eine wichtige Rolle als Lingua Franca<\/em>. Die russische Standardvariet\u00e4t basiert auf den mittelrussischen Dialekten der Gegend um Moskau.<\/p>\n

Die zweitgr\u00f6\u00dfte Sprache des Ostslawischen ist Ukrainisch<\/strong> (\u0443\u043a\u0440\u0430\u0457\u043d\u0441\u044c\u043a\u0430 \u043c\u043e\u0432\u0430<\/em>) mit 45 Millionen Sprechern. Offiziellen Status hat die Sprache in der Ukraine<\/a> und Transnistrien (inoffizielle Teilrepublik von Moldau). In weiteren L\u00e4ndern hat die Sprache regionalen Status, wie beispielsweise in Bosnien und Herzegowina<\/a>, Kroatien<\/a> oder Polen<\/a>. Die ukrainische Sprache ist alleinige Amtssprache in der Ukraine und wird dort von ca. 32 Millionen Muttersprachlern gesprochen. Das Ukrainische hat komplexe grammatikalische Regeln und einige W\u00f6rter, die schwer auszusprechen sind. Am n\u00e4chsten kommt Ukrainisch dem Wei\u00dfrussischen, aber verst\u00e4ndlich ist es zu einem gewissen Grad auch f\u00fcr einen Russischsprecher. Durch die geographische N\u00e4he kam es zu einem starken Einfluss des Polnischen auf das Ukrainische, sodass man einige W\u00f6rter findet, die in beiden Sprachen genutzt werden.<\/p>\n

Mit rund 10,2 Millionen Sprechern reiht sich Belarussisch<\/strong> (\u0431\u0435\u043b\u0430\u0440\u0443\u0441\u043a\u0430\u044f \u043c\u043e\u0432\u0430), auch Wei\u00dfrussisch genannt, zahlentechnisch hinter Russisch und Ukrainisch ein. Gesprochen wird diese ostslawische Sprache in Belarus, Russland<\/a>, der Ukraine<\/a>, Polen<\/a>, Lettland<\/a> und Litauen<\/a>. Offiziellen Status als Amtssprache hat sie nur in Belarus und auf lokaler Ebene in Polen; anerkannte Minderheiten- und Regionalsprache ist sie in der Ukraine, Litauen und Russland. Die meisten Muttersprachler leben in Belarus, obwohl die genau Anzahl an Muttersprachlern schwer zu ermitteln ist, da ca. 70% der belarussischen Bev\u00f6lkerung Russisch spricht.<\/p>\n

Sowohl Ukrainisch als auch Wei\u00dfrussisch standen lange Zeit im Schatten des Russischen und wurden im Zarenreich und in der Sowjetunion marginalisiert bzw. g\u00e4nzlich verboten. Das Ukrainische wurde nach dem Zerfall der Sowjetunion vom Staat gef\u00f6rdert, sodass der Gebrauch des Russischen in der Ukraine zunehmend eingeschr\u00e4nkt wurde. In Wei\u00dfrussland ist dies nicht passiert. Dort hat die Bedeutung des Belarussischen nach der Unabh\u00e4ngigkeit zwar zugenommen, das Russische hat jedoch nach wie vor bestimmenden Charakter, besonders im \u00f6ffentlichen Leben und den St\u00e4dten. Russisch, Ukrainisch und Belarussisch nutzen das kyrillische Alphabet, nur im Belarussischen wird seit dem 17. Jahrhundert neben dem kyrillischen auch das lateinische Alphabet verwendet. Aufgrund der vielen Gemeinsamkeiten des Russischen, Wei\u00dfrussischen und Ukrainischen werden diese Sprachen h\u00e4ufig gemeinsam gelernt.<\/p>\n

Westslawische Sprachen<\/h2>\n

Mit ca. 50 Millionen Sprechern ist Polnisch<\/strong> (j\u0119zyk polski<\/em>) die gr\u00f6\u00dfte Standardsprache des Westslawischen. Gesprochen wird sie in Polen<\/a>, wo sie offizielle Amtssprache ist, und in Belarus, Lettland<\/a>, Litauen<\/a>, Rum\u00e4nien<\/a>, Slowakei<\/a>, Tschechien<\/a>, Ungarn<\/a> und Ukraine<\/a> als anerkannte Minderheiten- oder Regionalsprache. Durch Immigration kam die Sprache ins europ\u00e4ische Ausland, wie z.B. nach Gro\u00dfbritannien<\/a> und Frankreich<\/a> sowie nach Deutschland<\/a>, wo ca. 1,5 Millionen Menschen einen polnischen Migrationshintergrund haben.<\/p>\n

Tschechisch<\/strong> (\u010desk\u00fd jazyk<\/em>) wird von ca. 12 Millionen Sprechern gesprochen, haupts\u00e4chlich in der Tschechischen Republik<\/a>, wo sie offiziellen Status als Amtssprache hat, sowie in den angrenzenden L\u00e4ndern, vor allem der Slowakei<\/a>. Anerkannte Minderheiten- oder Regionalsprache ist sie in Bosnien und Herzegowina<\/a>, Kroatien<\/a>, \u00d6sterreich<\/a>, Polen<\/a>, Rum\u00e4nien<\/a> und Slowakei<\/a>.<\/p>\n

Die kleinste der westslawischen Standardsprachen ist Slowakisch <\/strong>(slovensk\u00fd jazyk<\/em>) mit ca. 6 Millionen Sprechern. Offiziellen Status als Amtssprache hat sie in der Slowakei<\/a> und in Vojvodina, eine autonome Provinz in der Republik Serbien<\/a>. Anerkannte Minderheiten- oder Regionalsprache ist das Slowakische in Kroatien<\/a>, \u00d6sterreich<\/a>, Polen<\/a>, Rum\u00e4nien<\/a>, Tschechien<\/a> und Ungarn<\/a>. Etwa zwei Millionen Sprecher sind Auswanderer, davon befinden sich ca. eine Million in Nordamerika (USA<\/a> und Kanada<\/a>).<\/p>\n

Sprecher des Tschechischen und des Slowakischen k\u00f6nnen sich gegenseitig relativ problemlos verstehen, was an der \u00c4hnlichkeit beider Sprachen, sowie deren gemeinsamer Geschichte und der Verbindung in der Tschechoslowakei liegt. Verst\u00e4ndnisschwierigkeiten hat teilweise die j\u00fcngere Generation, die die jeweilige Sprache erst nach der Teilung des gemeinsamen Staates erlernt hat. Die Beziehung der beiden Sprachen ist jedoch noch so eng, dass noch heute offizielle Dokumente in der jeweiligen Sprache sowohl in Tschechien als auch der Slowakei gegenseitig automatisch anerkannt werden. Polnisch, Tschechisch und Slowakisch nutzen das lateinische Alphabet, wobei es hier jedoch zu nationalen Eigenheiten kommt.<\/p>\n

S\u00fcdslawische Sprachen<\/h2>\n

Die Sprache mit den meisten Sprechern des S\u00fcdslawischen ist das Serbokroatische<\/em> mit ca. 21 Millionen Sprechern, die offizielle Amtssprache des ehemaligen Jugoslawiens. Bei dem Serbokroatischen handelt es sich um einen Oberbegriff f\u00fcr die verschiedenen Sprache, die sich nach dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawiens entwickelt haben. Zu beachten ist, dass der Sammelbegriff Serbokroatisch aus sozio-kulturellen Gr\u00fcnden von den Sprechern eher abgelehnt wird. Es handelt sich um eine plurizentrische Sprache, also eine Sprache mit mehreren Standardvariet\u00e4ten, sowie es das Englische<\/a> mit ihrer britischen, amerikanischen und kanadischen Variante ist. Daraus entwickelt haben sich Bosnisch<\/strong> (bosanski jezik<\/em>) mit ca. 2 Millionen Sprechern, Kroatisch <\/strong>(hrvatski jezik)<\/em> mit etwa 7 Millionen Sprechern, Serbisch<\/strong> (\u0441\u0440\u043f\u0441\u043a\u0438 \u0458\u0435\u0437\u0438\u043a, srpski jezik)<\/em> mit ungef\u00e4hr 12 Millionen Sprechern und Montenegrinisch<\/strong>. Bosnisch wird in Bosnien und Herzegowina<\/a>, Serbien<\/a>, Montenegro, T\u00fcrkei<\/a> und Nordamerika gesprochen; Kroatisch in Kroatien<\/a> und Bosnien und Herzegowina<\/a>; und Serbisch in Serbien<\/a>, Montenegro, Bosnien und Herzegowina<\/a>, Kroatien<\/a>, Nordmazedonien, Albanien, Rum\u00e4nien<\/a>, Ungarn<\/a>, T\u00fcrkei<\/a>. Die lexikalischen und grammatikalischen Unterschiede zwischen den vier Sprachen sind gering, sodass teilweise von Dialekten statt von Sprachen gesprochen wird. Hier ist jedoch Vorsicht geraten, da es sich um ein politisch aufgeladenes Thema handelt. Die \u00c4hnlichkeit der Sprachen f\u00fchrte im Jahr 2017 zu dem Wunsch einer Einheitserkl\u00e4rung des Bosnischen, Kroatischen, Serbischen und Montenegrinischen zu einer einzigen Sprache, die Tausende von Menschen unterzeichneten. Umgesetzt wurde diese jedoch nicht, da es sich bei der Differenzierung der verschiedenen Sprachen mehr um eine Frage der nationalen Identit\u00e4t handelt. Zu einem auffallenden Unterschied kommt es in der Verwendung des Alphabets. So verwendet das Serbische sowohl das kyrillische als auch das lateinische Alphabet, das Bosnische und das Kroatische verwenden das lateinische, und im Montenegrinischen finden beide Alphabete Verwendung, zunehmend bevorzugt wird jedoch das lateinische.<\/p>\n

Die slowenische Sprache <\/strong>(slovenski jezik)<\/em> hat ca. 2,5 Millionen Sprecher und wird in Slowenien<\/a>, Italien<\/a>, \u00d6sterreich<\/a>, Ungarn<\/a> und Kroatien<\/a> gesprochen. Slowenisch hat viele Dialekte, was dazu f\u00fchrt, dass sich Sprecher der einzelnen Dialektgruppen nicht unbedingt verstehen. Am meisten \u00c4hnlichkeiten hat das Slowenische mit der kroatischen Sprache, so wird beispielsweise auch das lateinische Alphabet verwendet.<\/p>\n

Bulgarisch<\/strong> (\u0431\u044a\u043b\u0433\u0430\u0440\u0441\u043a\u0438 \u0435\u0437\u0438\u043a<\/em>) z\u00e4hlt ca. 9 Millionen Sprecher in Bulgarien<\/a>, Ukraine<\/a>, Moldawien und den angrenzenden L\u00e4ndern. Sie gilt als eine der \u00e4ltesten slawischen Sprache und ist offizielle Amtssprache Bulgariens, wird dort jedoch nur von ca. 85% als Muttersprache gesprochen.<\/p>\n

Mazedonisch<\/strong> (\u043c\u0430\u043a\u0435\u0434\u043e\u043d\u0441\u043a\u0438 \u0458\u0430\u0437\u0438\u043a<\/em>), das sehr eng mit dem Bulgarischen verwandt ist, hat ca. 2 Millionen Sprecher und wird in Nordmazedonien gesprochen, sowie den angrenzenden L\u00e4ndern, vor allem Serbien<\/a>, Griechenland<\/a> und Bulgarien<\/a>. Unter den slawischen Sprachen sind Bulgarisch und Mazedonisch die einzigen Sprachen, die Artikel verwenden. Das Bulgarische ist daf\u00fcr sonst jedoch einfacher als andere slawische Sprachen, da es zwar theoretisch ein Fallsystem gibt, eine Deklination anhand von F\u00e4llen jedoch nicht erfolgt und auch kein Infinitiv bei Verben exisitiert. Beide Sprachen verwenden das kyrillische Alphabet.<\/p>\n

Schriftsprache<\/h2>\n

Der wohl auff\u00e4lligste Unterschied zwischen den slawischen Sprachen ist die Verwendung zweier Schriftsysteme<\/strong>. Im Westen wird das lateinische Alphabet<\/strong> genutzt, mit einigen Zus\u00e4tzen (Diakritika) oberhalb und unterhalb der Buchstaben und im Osten das kyrillische Alphabet<\/strong>. Durch die Annahme des griechisch-orthodoxen Christentums in Bulgarien im 9. Jahrhundert kam es zu der Entwicklung vom griechischen zum kyrillischen Alphabet, da letzteres die slawischen Laute, besonders die Zischlaute, besser abbildet. Nach der Entwicklung der slawischen Einzelsprachen wurde das Altslawische von der Kirche gepflegt und hatte gro\u00dfen Einfluss auf die sich im 11. Jahrhundert entwickelnden Einzelsprachen, angesto\u00dfen besonders durch die Bestrebungen einer gemeinsamen kirchlichen Schriftsprache der Ost- und S\u00fcdslawen. Die heutige kyrillische Schrift geht auf die Reformen Peters des Gro\u00dfen zur\u00fcck, der Anfang des 18. Jahrhunderts f\u00fcr alle nichtkirchlichen Zwecke eine besser lesbare, und dem westlichen lateinischen Alphabet angen\u00e4herte, b\u00fcrgerliche Schrift einf\u00fchrte.<\/p>\n

Die Grenze der verschiedenen Alphabete markiert zwei Kulturr\u00e4ume, die sich mit der Trennung in die katholische Westkirche und die griechisch-orthodoxe Ostkirche verfestigten und schlie\u00dflich mit der Kirchenspaltung 1054 offiziell wurden. Die Kulturen, die mehr von der r\u00f6misch-katholischen Kirche gepr\u00e4gt wurde, \u00fcbernahmen das lateinische Alphabet, die griechisch-orthodoxen behielten das kyrillische Alphabet bei. So wird beispielsweise von den orthodoxen Serben das kyrillische Alphabet verwendet und von den katholischen Kroaten das Lateinische. Im Fall Serbiens wird die kulturelle und besonders politische Dimension der Alphabet-Verwendung deutlich. Seit den 1990er Jahren findet unter starkem westlichem Druck eine Romanisierung der Schrift statt: auf staatlicher Ebene wird nur kyrillisch verwendet, im Alltag ist jedoch das lateinische Alphabet stark verbreitet. Mit der Abspaltung Montenegros von Serbien im Jahr 2006 nimmt das lateinische Alphabet stark an Bedeutung zu, obwohl rechtlich beide Alphabete gleichberechtigt sind.<\/p>\n

Bei dem Unterschied zwischen lateinischem und kyrillischen Alphabet bleibt es jedoch nicht, denn jede Schrift hat jeweils nationale Eigenheiten wie Sonderbuchstaben oder unterschiedliche Handhabung der harten und weichen Konsonanten. Im Tschechischen und Slowakischen werden so beispielsweise spezielle Laute durch die Kombination des Grundbuchstabens mit dar\u00fcber gestellten diakritischen Zeichen oder auch einem beigef\u00fcgten Apostroph ausgedr\u00fcckt: k\u0159\u00ed\u0161\u0165\u00e1l<\/em> (Kristall), k\u0159\u00ed\u017e<\/em> (Kreuz). Im Polnischen hingegen werden besondere Laute normalerweise durch Kombination der Grundbuchstaben ausgedr\u00fcckt, meist Konsonanten. Dadurch entstehen f\u00fcr Nicht-Polnisch Sprecher eher schwer zu durchschauende Buchstabenreihen, wie z.B. jeszcze<\/em> (noch) oder Rzesz\u00f3w<\/em> (Stadt in S\u00fcdpolen). Vergleicht man dies mit dem Russischen, so zeigt sich, dass die Polnische Buchstabenfolge szcz<\/em> einen einzigen kyrillischen Buchstaben ersetzt, n\u00e4mlich \u0449<\/em>. Und hierbei handelt es sich nur um Unterschiede der slawischen Sprachen, die das lateinische Alphabet verwenden.<\/p>\n

Fazit<\/h2>\n

Auch wenn die Sprachen der slawischen Sprachfamilie sich in Klang, Grammatik und Lexik zun\u00e4chst zu \u00e4hneln scheinen, handelt es sich schlussendlich um verschiedene Einzelsprachen mit ihren jeweiligen nationalen Besonderheiten, die besonders im Schriftlichen deutlich werden. Bei der \u00dcbersetzung sollte daher in jedem Fall ein Landes- und Sprachexperte zur Rate gezogen werden, um Missverst\u00e4ndnisse zu vermeiden und die teils angespannte kulturelle und politische Realit\u00e4t zu ber\u00fccksichtigen.<\/p>\n

Bez\u00fcglich der nicht slawischen Fremdsprachenkenntnisse hat man laut dem EF Proficiency Index 2022<\/em>, einer internationalen Studie zur Ermittlung der Englischkenntnisse als Fremdsprache, gute Chancen die Bev\u00f6lkerung Kroatiens und Polen mit Englisch zu erreichen, da diese sehr hohe Englischkenntnisse haben \u2013 vergleichbar mit denen Deutschlands. Hohe Sprachkenntnisse liegen in der Slowakei, Bulgarien, der tschechischen Republik und Serbien vor, und mittelm\u00e4\u00dfige Sprachkenntnisse in der Ukraine, Wei\u00dfrussland und Russland. Zahlentechnisch kann man bedingt durch die historischen Ereignisse mit Russisch am meisten Menschen erreichen. Aus Respekt vor der nationalen Identit\u00e4t und der Geschichte eines jeden Landes ist jedoch bei der Wahl der Shop-Sprache dringend zu empfehlen, sich f\u00fcr die jeweilige Landessprache zu entscheiden, in einigen L\u00e4ndern, z.B. in der Ukraine, ist dies sogar obligatorisch.<\/p>\n

\u00dcbrigens: Es gibt keine einheitliche “slawische” Flagge. Lediglich die panslawischen Farben Wei\u00df-Blau-Rot, die sich heute in den meisten slawischen Nationalflaggen finden. Wir haben die russische Flagge zu Illustration dieses Blogbeitrags verwendet, da sich von ihr die panslawischen Farben ableiten und in Russland die meisten Sprecher einer slawischen Sprache leben.<\/p>\n
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Quellen<\/h2>\n