{"id":12206,"date":"2021-12-06T08:41:25","date_gmt":"2021-12-06T07:41:25","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=12206"},"modified":"2024-02-27T12:16:07","modified_gmt":"2024-02-27T11:16:07","slug":"e-commerce-in-bosnien-herzegowina","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/e-commerce-in-bosnien-herzegowina\/","title":{"rendered":"E-Commerce in Bosnien-Herzegowina"},"content":{"rendered":"

Den Balkanstaaten<\/a> <\/strong>hat sich unsere Reihe \u201eE-Commerce in\u2026\u201c<\/a> schon in fr\u00fcheren Folgen gewidmet. Diesmal sehen wir uns ein weiteres dieser L\u00e4nder im S\u00fcdosten Europas genauer an: In Bosnien-Herzegowina<\/strong> ist das Einkaufen im Internet noch kein gro\u00dfes Thema \u2013 das k\u00f6nnte sich jedoch bald \u00e4ndern. <\/p>\n

Zahlen und Fakten<\/h2>\n

Als \u00f6stlichste der drei Halbinseln im S\u00fcden Europas ragt die Balkanhalbinsel ins Mittelmeer. Eingezw\u00e4ngt zwischen den Nachbarstaaten Kroatien<\/a> <\/strong>im Westen, Serbien<\/a> <\/strong>im Osten und dem kleinen Montenegro <\/strong>im S\u00fcdosten verf\u00fcgt, das gebirgige Bosnien-Herzegowina nur \u00fcber einen wenige Kilometer breiten Zugang zur K\u00fcste. Wie seine Nachbarn ist auch Bosnien-Herzegowina ein Nachfolgerstaat der ehemaligen Sozialistischen F\u00f6derativen Republik Jugoslawien<\/strong>. Vom B\u00fcrgerkrieg (1992 bis 1995) hat sich das Land nur schleppend erholt. Heute leben 3,28 Millionen Menschen<\/strong> in Bosnien-Herzegowina, wobei die Bev\u00f6lkerungszahl seit Jahren schrumpft. Hauptstadt und gr\u00f6\u00dfte Stadt des Landes ist Sarajevo<\/strong> mit etwas \u00fcber 290.000 Einwohnern. 1914 erlangte die Stadt traurige Ber\u00fchmtheit, als dort der \u00f6sterreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand erschossen wurde \u2013 ein Ereignis, das als einer der Ausl\u00f6ser f\u00fcr den Ersten Weltkrieg gilt.<\/p>\n

Der moderne Staat Bosnien-Herzegowina ist unterteilt in die zwei Regionen Bosnien und Herzegowina, wobei Bosnien im Norden etwa 80 Prozent des rund 51.000 Quadratkilometer<\/strong> gro\u00dfen Staatsgebietes einnimmt. Bosnien-Herzegowina ist damit etwa so gro\u00df wie Niedersachsen und das Saarland zusammen. F\u00fcr Schlagzeilen sorgte in letzter Zeit vor allem das teilautonome Gebiet Republika Srpska<\/strong> im Osten des Landes. Es ist gr\u00f6\u00dftenteils von bosnischen Serben bewohnt und verf\u00fcgt \u00fcber eine eigene Regierung. Immer wieder drohen f\u00fchrende Politiker der \u201eRepublika\u201c mit der Abspaltung des Landesteils oder der Rekrutierung einer eigenen Armee \u2013 eine Drohung, die Erinnerungen an die Zeit des Bosnienkrieges und insbesondere an das blutige Massaker in der Stadt Srebrenica weckt.<\/p>\n

Seit 1998 ist die offizielle W\u00e4hrung in Bosnien und Herzegowina die Konvertible Mark (KM)<\/strong>. Bis zur Euro-Umstellung in Deutschland<\/a> war sie an die Deutsche Mark gekoppelt, seit 2002 ist sie es an den Euro. Eine KM entspricht in etwa 50 Euro-Cent. Ein Mitglied der Europ\u00e4ischen Union ist Bosnien bisher nicht \u2013 seit 2000 gilt das Land jedoch als \u201epotenzieller Beitrittskandidat\u201c<\/strong>.<\/p>\n

Trends und Einblicke<\/h2>\n

Im Jahr 2020 hatten laut dem nationalen Statistikb\u00fcro 72,8 Prozent der bosnischen Haushalte Zugang zum Internet, 0,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Als h\u00e4ufigste Online-Besch\u00e4ftigung gaben die Befragten jedoch an, mit Freunden und Familie per Video zu telefonieren oder Kurznachrichten auszutauschen. Nur 24,2 Prozent<\/strong> hatten das Internet in den vergangenen drei Monaten auch f\u00fcr Online-Eink\u00e4ufe<\/strong> genutzt \u2013 mehr als die H\u00e4lfte hatte sogar noch nie Produkte oder Dienstleistungen im Internet erworben. Umgekehrt gaben nur 18,1 Prozent der befragten Unternehmen in Bosnien-Herzegowina an, ihre Waren auch im Internet zu verkaufen \u2013 die meisten davon \u00fcber internationale Fremdplattformen wie Amazon oder Alibaba. Diejenigen Kunden, die im Netz eingekauft hatten, hatten besonders h\u00e4ufig Kleidung und Schuhe erworben, gefolgt von Produkten aus den Kategorien M\u00f6bel und Einrichtung sowie Elektronik.<\/p>\n

Die Gr\u00fcnde, warum E-Commerce<\/strong> in Bosnien bisher kein gro\u00dfes Thema ist, sind vielschichtig. In einer Umfrage aus dem Jahr 2012 fanden Studenten der International Burch University in Sarajevo heraus, dass die Hindernisse vor allem kulturell begr\u00fcndet sein k\u00f6nnten. In Sachen Technologie und Infrastruktur, so die Autoren der Studie, sei das Land durchaus bereit f\u00fcr die digitale Transformation, jedoch gebe es in der Bev\u00f6lkerung noch gro\u00dfe Vorbehalte in Sachen Online-Shopping. So gaben die Befragten etwa an, sie bef\u00fcrchteten, dass beim Einkauf im Netz ihre Kreditkarten-Daten gestohlen w\u00fcrden. Insbesondere bei der j\u00fcngeren Generation beobachtete die Umfrage jedoch einen Mentalit\u00e4tswandel \u2013 eine Annahme, die durch die aktuellen demographischen Erhebungen \u00fcber bosnische Internetnutzer im Allgemeinen und Online-Shopper im Speziellen best\u00e4tigt wird.<\/p>\n

Das Bezahlen per Kredit- oder EC-Karte ist in Bosnien-Herzegowina nicht fl\u00e4chendeckend m\u00f6glich, noch immer nimmt Bargeld<\/strong> einen gro\u00dfen Stellenwert ein. F\u00fcr den E-Commerce relevant sind deswegen vor allem die Bezahlung per Nachnahme<\/strong> sowie Online-Bezahldienste wie PayPal. Ist die Bestellung erst einmal get\u00e4tigt, gilt es eine weitere \u2013 im Wortsinn \u2013 hohe H\u00fcrde zu \u00fcberwinden: Das Dinarische Gebirge bedeckt einen Gro\u00dfteil der Landesfl\u00e4che, 90 Prozent von Bosnien-Herzegowina liegen h\u00f6her als 2000 Meter \u00fcber dem Meeresspiegel, die Stra\u00dfen sind nicht immer die besten. Die kurze K\u00fcste mit nur einem Hafen ist f\u00fcr den Warentransport im gro\u00dfen Stil ungeeignet. Als durchschnittliche Laufzeit f\u00fcr ein Paket aus Deutschland nach Bosnien gibt der Versanddienstleister DHL wohl wegen solcher Schwierigkeiten eine Dauer von etwa zw\u00f6lf Tagen an.<\/p>\n

Sprachen<\/h2>\n

Bis zum Zerfall Jugoslawiens wurde Bosnisch<\/strong> gemeinsam mit Kroatisch<\/strong>, Serbisch<\/strong> und Montenegrinisch<\/strong> zu einer gemeinsamen Sprache, dem Serbokroatischen<\/strong>, zusammengefasst. Noch heute verstehen die Sprecher dieser vier slawischen Sprachen<\/a> einander problemlos, es gibt jedoch Unterschiede in der Aussprache und im Wortschatz. Obwohl sich noch vereinzelt Schilder und Aufschriften in kyrillischer Schrift finden, wird Bosnisch heute fast ausschlie\u00dflich mit lateinischen Buchstaben<\/strong> geschrieben. Im serbisch gepr\u00e4gten Landesteil Republika Srpska herrscht hingegen weiterhin die kyrillische Schrift vor.<\/p>\n

Neben Bosnisch sind auch Kroatisch und Serbisch offizielle Amtssprachen in Bosnien. Bosnisch ist au\u00dferdem eine offizielle Sprache im benachbarten Montenegro \u2013 insgesamt gibt es etwa drei Millionen Muttersprachler, von denen zwei Drittel in Bosnien-Herzegowina wohnen. Bosnische Muttersprachler machen etwa 45 Prozent der Gesamtbev\u00f6lkerung aus, gefolgt von Kroatisch mit einem Anteil von 29 und Serbisch mit einem Anteil von gut 15 Prozent. Die verbleibenden etwa zehn Prozent verteilen sich auf sonstige Muttersprachen. Englisch<\/strong> <\/a>ist heutzutage erste Fremdsprache an allen Schulen im Land \u2013 in einer Erhebung des Sprachkursanbieters Education First landete Bosnien-Herzegowina unter 72 L\u00e4ndern auf einem \u00fcberdurchschnittlichsten 26. Platz, was das Niveau der Englischkenntnisse im Land anging.<\/p>\n

Fazit<\/h2>\n

In Sachen E-Commerce ist in Bosnien und Herzegowina noch viel Luft nach oben, die Konkurrenz durch einheimische Anbieter ist klein \u2013 doch die Expansion in den bosnischen Markt birgt auch gro\u00dfe Risiken. Bosnien ist ein armes Land, die Arbeitslosigkeit ist hoch, Abwanderung ein stets aktuelles Thema und das Interesse am Onlineshopping eher gering. Dennoch hat die Internetpenetration in den vergangenen Jahren stetig zugenommen und es w\u00e4chst eine junge, deutlich online-affinere Generation heran. Diese jungen Internetnutzer, gemeinsam mit dem Vorteil der nahezu gemeinsamen Sprache mit den Nachbarl\u00e4ndern, k\u00f6nnte in Bosnien zuk\u00fcnftig zu einem E-Commerce-Boom f\u00fchren \u2013 auch wenn dieser sich im Moment vielleicht noch nicht absehen l\u00e4sst.<\/p>\n

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Sie m\u00f6chten noch mehr L\u00e4nder kennenlernen?<\/div>\r\n
E-Commerce in ...<\/a><\/div>\r\n<\/div>\r\n
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Quellen:<\/h2>\n