{"id":12153,"date":"2023-10-05T08:50:21","date_gmt":"2023-10-05T06:50:21","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=12153"},"modified":"2024-09-30T08:44:24","modified_gmt":"2024-09-30T06:44:24","slug":"e-commerce-in-lettland","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/e-commerce-in-lettland\/","title":{"rendered":"E-Commerce in Lettland"},"content":{"rendered":"
Nach Estland<\/a> widmet sich unsere Reihe \u201eE-Commerce in\u2026\u201c<\/a> diesmal einem weiteren der drei baltischen Staaten: In Lettland<\/strong> befindet sich Europas \u201eFree-Wifi-Hauptstadt\u201c \u2013 und auch sonst hat das kleine Land im Norden technikaffinen Kundinnen und Kunden sowie Markteinsteigern eine Menge zu bieten. F\u00fcr deutsche Unternehmen er\u00f6ffnen sich in Lettland vor allem durch EU-finanzierte Projekte in den Bereichen Infrastrukturausbau, Digitalisierung, Automatisierung und Maschinenbau gro\u00dfe Chancen. Doch ausgebildete Fachkr\u00e4fte werden im Baltikum immer knapper. Was Lettland als m\u00f6gliches Expansionsziel kennzeichnet, wo sein Potenzial liegt und welche Besonderheiten Unternehmen beachten m\u00fcssen, zeigen wir hier. <\/p>\n Was Fl\u00e4che und Einwohnerzahl betrifft, ist Lettland<\/strong> das zweitgr\u00f6\u00dfte der drei baltischen L\u00e4nder. Mit 64.589 km\u00b2 ist es etwa so gro\u00df wie Bayern<\/strong>. Unter den EU-Staaten reiht Lettland sich fl\u00e4chenm\u00e4\u00dfig ein zwischen dem kleineren Kroatien<\/a> <\/strong>und dem etwas gr\u00f6\u00dferen Nachbarland Litauen<\/a><\/strong>, mit dem sich Lettland seine s\u00fcdliche Grenze teilt. Weitere Nachbarn sind Estland<\/a> <\/strong>im Norden, Wei\u00dfrussland<\/strong> im S\u00fcdosten und Russland<\/a> <\/strong>im Osten.<\/p>\n Die Republik Lettland hat nur etwa 1,9 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner \u2013 so viele wie die \u00f6sterreichische Hauptstadt Wien. Die Hauptstadt Riga<\/strong> ist die gr\u00f6\u00dfte Stadt Lettlands und beheimatet rund 600.000 Menschen \u2013 fast ein Drittel der Bev\u00f6lkerung des Landes.<\/p>\n Gemessen am HDI, dem Wohlstandindikator der Vereinten Nationen, ist Lettland mit einem Wert von 0,862 das 39. Land der Welt nach menschlicher Entwicklung (vgl. Deutschland: 0,942; \u00d6sterreich: 0,916). Das lettische Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei rund 39 Mrd. US-Dollar, kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf bei rund 34.600 US-Dollar (vgl. deutsches BIP pro Kopf: 45.700 US-Dollar).<\/p>\n Seit 2004 ist Lettland der Europ\u00e4ischen Union<\/strong>. Im Jahr 2014 l\u00f6ste der Euro den Lats als offizielle Landesw\u00e4hrung ab.<\/p>\n Ablenkung (nicht nur) in den langen Wintern\u00e4chten, bietet den Lettinnen und Letten die ausgezeichnete Internetverbindung: Schon im Sommer 2014 erhielt Riga den Titel \u201eHauptstadt des freien W-Lan\u201c<\/strong>. Pro Quadratkilometer gibt es in der Stadt drei kostenlose Hotspots. Im Jahr 2020 hatten 90 Prozent aller Haushalte au\u00dferdem auch zu Hause Zugang zum Internet.<\/p>\n Laut einer Umfrage des lettischen Statistikb\u00fcros aus dem Jahr 2020 nutzen 86,9 Prozent der Lettinnen und Letten mindestens einmal pro Woche das Internet. Dabei gaben 62,8 Prozent der Befragten an, das Internet kauforientiert zu nutzen, das hei\u00dft, um Waren und Dienstleistungen zu erwerben. Im Corona-Jahr 2020 entsprach dies einem Anstieg von neun Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Die beliebtesten Produktkategorien der Online-Shopperinnen und -Shopper waren dabei Kleidung und Schuhe sowie Handys, Computer und Haushaltsger\u00e4te.<\/p>\n In einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Gemius gaben 71 Prozent der Lettinnen und Letten an, dass sie vor allem durch g\u00fcnstigere Preise und Sonderangebote dazu motiviert werden, dem Onlinehandel den Vorzug zu geben. Besonders gerne kaufen sie im Ausland ein: Aliexpress, Ebay und Amazon hei\u00dfen die drei beliebtesten Onlineshops in Lettland. Immerhin hatten im Jahr 2020 68 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten auch bei einheimischen Anbietern eingekauft. Bezahlt werden die Waren am liebsten per \u00dcberweisung (70 %), Kauf auf Rechnung (66 %) oder Nachnahme (45 %).<\/p>\n Besondere Gesch\u00e4ftschancen bieten Projekte in den folgenden EU-finanzierten Schwerpunktbereiche: Infrastrukturausbau mit besonderem Fokus auf nachhaltigen Mobilit\u00e4tsl\u00f6sungen und erneuerbaren Energien, Digitalisierung, Green Building, Umwelt- und Klimaschutz sowie Gesundheit.<\/p>\n Die lettische Industrie hat einen hohen Modernisierungsbedarf, weshalb sich f\u00fcr deutsche Unternehmen gute Chancen in den Bereichen Automatisierung und Maschinenbau er\u00f6ffnen. Auch die Logistik ist nach wie vor f\u00fcr Transport- und Lagerl\u00f6sungen interessant, da Lettland weiterhin auf seine Drehscheibenfunktion im grenz\u00fcberschreitenden Warenverkehr in Richtung Skandinavien setzt. Umgekehrt ist die wachsende Anzahl modern ausgestatteter lettischer Unternehmen vor allem in der Metall- und Holzindustrie als Zulieferer vor allem von Spezialprodukten kleiner Losgr\u00f6\u00dfe interessant.<\/p>\n Ein spezifisch lettisches Problem ist der starke Bev\u00f6lkerungsr\u00fcckgang. Seit dem Jahr 2000 haben j\u00e4hrlich zwischen 15.000 und 20.000 Lettinnen und Letten ihre Heimat verlassen. Damit hat sich die Bev\u00f6lkerungszahl inzwischen um ein Viertel verringert. Der Abwanderung steht \u2013 mit Ausnahme von Einmaleffekten etwa durch ukrainische Fl\u00fcchtlinge \u2013 eine geringere Zahl von Zuwanderern und R\u00fcckwanderern gegen\u00fcber. Kritisch ist vor allem der Mangel an gut ausgebildeten Arbeitskr\u00e4ften. Dieser f\u00fchrt zu einem erh\u00f6hten Lohndruck, der die Produktivit\u00e4t lettischer Unternehmen belastet, und wird von ausl\u00e4ndischen Investoren vor Ort als gr\u00f6\u00dftes Standortproblem empfunden.<\/p>\n Als gr\u00f6\u00dftes Hindernis in Sachen E-Commerce empfinden die Kundinnen und Kunden in Lettland das Thema Versand. Der dauere zu lange, sei oft zu teuer, Retouren nicht immer problemlos m\u00f6glich. Dazu k\u00f6nnte beitragen, dass viele der beliebten internationalen Onlineh\u00e4ndler bisher nicht in den baltischen Staaten vertreten sind. Als Versandzeit f\u00fcr ein P\u00e4ckchen aus Deutschland gibt DHL beispielsweise eine durchschnittliche Dauer von sechs bis zw\u00f6lf Werktagen an. Ein Paket soll immerhin in drei bis vier Tagen am Ziel sein.<\/p>\n Dabei ist Lettland durch seine g\u00fcnstige geographische Lage eigentlich eine Drehscheibe f\u00fcr den G\u00fcter Transport zwischen Europa und Asien. Der Transport erfolgt dabei im Normalfall entweder \u00fcber Stra\u00dfen oder \u00fcber das gut ausgebaute Schienennetz, das Lettland mit angrenzenden L\u00e4ndern wie dem gro\u00dfen Nachbarn Russland, aber auch mit weit entfernten M\u00e4rkten wie Japan und China verbindet. Auch in den drei gr\u00f6\u00dften H\u00e4fen in Riga, Liep\u0101ja und Ventspils kommen Waren aus aller Welt an. Die H\u00e4fen sind auch im Winter eisfrei und damit ganzj\u00e4hrig gut zu erreichen. Als Sonderwirtschaftszonen bieten sie ortsans\u00e4ssigen Unternehmen au\u00dferdem attraktive Anreize wie Steuerverg\u00fcnstigungen und andere Unterst\u00fctzung.<\/p>\n Lettisch<\/strong> ist die Amtssprache in Lettland und au\u00dferdem eine anerkannte Minderheitensprache im Nachbarland Estland. Insgesamt z\u00e4hlt Lettisch etwa 1,7 Mio. Muttersprachlerinnen und Muttersprachler. Am n\u00e4chsten verwandt ist das Lettische mit dem Litauischen. Im Gegensatz zum Estnischen geh\u00f6ren beide Sprachen der indogermanischen Sprachfamilie an, gegenseitig verst\u00e4ndlich sind sie aber dennoch nicht. Beide Sprachen \u00e4hneln slawischen Sprachen<\/a>, haben aber aufgrund ihrer Geschichte auch Elemente aus dem Deutschen<\/a> und Niederl\u00e4ndischen<\/a> \u00fcbernommen.<\/p>\n Bis heute beherrschen \u00fcber 60 Prozent der Lettinnen und Letten die russische Sprache. In mehr als einem Drittel der Haushalte wird Russisch sogar zu Hause gesprochen. Dabei ist die russische Minderheit die gr\u00f6\u00dfte ethnische Minderheitengruppe in Lettland. In Lettland gibt es au\u00dferdem polnische, ungarische und litauische Minderheiten.<\/p>\nZahlen und Fakten<\/h2>\n
Internetnutzung, Kaufverhalten, Branchen und Marktf\u00fchrer, Zahlungsarten<\/h2>\n
Aktuelle Trends: Gesch\u00e4ftschancen durch EU-Projekte, Modernisierungsbedarf, Fachkr\u00e4ftemangel<\/h2>\n
Logistik<\/h2>\n
Sprache<\/h2>\n