{"id":12128,"date":"2021-10-11T07:41:32","date_gmt":"2021-10-11T05:41:32","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=12128"},"modified":"2024-02-27T12:16:13","modified_gmt":"2024-02-27T11:16:13","slug":"e-commerce-in-finnland","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/e-commerce-in-finnland\/","title":{"rendered":"E-Commerce in Finnland"},"content":{"rendered":"
In dieser Ausgabe unserer Reihe\u00a0\u201eE-Commerce in \u2026\u201c<\/a> widmen wir uns dem E-Commerce-Markt in Finnland<\/strong>. Das d\u00fcnn besiedelte Land im Norden Europas hat schnelles Internet zum Grundrecht erkl\u00e4rt \u2013 und \u00fcberrascht auch sonst mit interessanten Chancen f\u00fcr Onlineh\u00e4ndler. <\/p>\n Obwohl Finnland mit einer Fl\u00e4che von 338.440\u00a0Quadratkilometern \u00e4hnlich gro\u00df ist wie Deutschland<\/a><\/strong>, leben dort nur f\u00fcnfeinhalb Millionen Menschen<\/strong>. Am dichtesten besiedelt ist der S\u00fcden des Landes. Dort, auf einer in den Finnischen Meerbusen ragenden Landzunge, liegt auch die n\u00f6rdlichste Hauptstadt der Europ\u00e4ischen Union, Helsinki<\/strong>. Etwa 1,4 Millionen Einwohner sind dort und in der zugeh\u00f6rigen Metropolregion zu Hause.<\/p>\n Als eines der f\u00fcnf sogenannten nordischen L\u00e4nder grenzt Finnland im Nordwesten an Schweden<\/a>, im Norden an Norwegen<\/a> und im Nordosten an Russland<\/a>. Neben den zahlreichen Flugverbindungen nach Helsinki l\u00e4sst sich die Hauptstadt z.B. auch von St. Petersburg, Schweden oder Estland<\/a> aus mit einer Ostseef\u00e4hre erreichen. Wer aus Deutschland anreist, sollte dabei die einst\u00fcndige Zeitverschiebung<\/strong> nicht vergessen.<\/p>\n 86 Prozent der Fl\u00e4che Finnlands sind mit Wald bedeckt. Bis heute sind in diesem waldreichsten Gebiet Europas Elche, Rentiere, Braunb\u00e4ren und W\u00f6lfe zu Hause. Davon abgesehen ist die Landschaft vor allem gepr\u00e4gt durch die etwa 188.000 Seen, ein Relikt aus der Eiszeit. Ein Drittel des Landes liegt n\u00f6rdlich des Polarkreises<\/strong>. Das bedeutet: Ganz im Norden, in der Region Lappland, geht die Sonne etwa zweieinhalb Monate pro Jahr \u00fcberhaupt nicht unter. Im Dezember und Januar herrscht daf\u00fcr st\u00e4ndige Dunkelheit. Trotz der n\u00f6rdlichen Lage Finnlands zwischen dem 60. und dem 70. Breitengrad ist das Klima durch die maritimen Einfl\u00fcsse im Landesinneren aber erstaunlich mild: Temperaturen \u00fcber 30 Grad sind dort im Sommer keine Seltenheit. \u00a0Nahe den K\u00fcsten sowie in der Polarregion ist es jedoch auch im Sommer deutlich k\u00e4lter. Die Winter sind im ganzen Land kalt und lang, selbst die Durchschnittstemperaturen liegen dann vielerorts unter dem Gefrierpunkt.<\/p>\n Auch kulturell hat Suomi<\/strong>, wie die Einheimischen das Land nennen, einiges zu bieten. Die Hauptstadt Helsinki ist jung und modern und lockt mit alternativen Restaurants, Caf\u00e9s und L\u00e4den. Der Dom und die Uspenski-Kathedrale sind einzigartige Beispiele der historischen finnischen Architektur. Wem der st\u00e4dtische Trubel zu viel wird, der erreicht per F\u00e4hre bequem eine der vielen Inseln vor der K\u00fcste. Auch die Seefestung Suomenlinna, eine UNESCO-Welterbest\u00e4tte, l\u00e4sst sich vom Marktplatz in Helsinki aus in etwa 15 bis 20 Minuten erreichen. Daneben sind nat\u00fcrlich auch andere finnische St\u00e4dte, wie die ehemalige Hauptstadt Turku im S\u00fcdwesten, einen Besuch wert.<\/p>\n Finnland ist seit 1995 Mitglied der Europ\u00e4ischen Union<\/strong> und von Beginn an Teil der Eurozone<\/strong>. Allerdings werden die Preise bei Barzahlung grunds\u00e4tzlich zum n\u00e4chsten F\u00fcnf-Cent-Betrag auf- beziehungsweise abgerundet, weswegen die beiden M\u00fcnzen mit dem kleinsten Wert in der Praxis kaum noch in Gebrauch sind.<\/p>\n Kaum ein Land auf der Welt ist so gut digital vernetzt wie Finnland: 2010 sorgte dort die Entscheidung f\u00fcr Aufsehen, eine schnelle Internetverbindung im Gesetz als Grundrecht zu definieren. Weltweit erstmalig wurden Unternehmen dadurch dazu verpflichtet, auch die abgelegensten Landesteile mit einem Breitbandanschluss zu versorgen. Das hat sich gelohnt: Heute haben 96 Prozent aller finnischen Haushalte Zugang zum Internet. Auch die EU hat Finnland in ihrem Digital-Index DESI zum \u201eDigital Leader\u201c unter den europ\u00e4ischen Nationen erkl\u00e4rt. Als Grund daf\u00fcr nennt der DESI-Bericht unter anderem die Tatsache, dass mit 76 Prozent der Bev\u00f6lkerung \u00fcberdurchschnittlich viele Finnen \u00fcber digitale F\u00e4higkeiten und Kenntnisse verf\u00fcgen.<\/p>\n Wie diese Rahmenbedingungen bereits vermuten lassen, wird auch der E-Commerce in Finnland gro\u00dfgeschrieben: Fast die H\u00e4lfte aller einheimischen Einzelhandelsfirmen vertrieb im Jahr 2020 auch Produkte und Dienstleistungen im Netz. Umgekehrt gaben in einer Umfrage des finnischen Statistikb\u00fcros 54 Prozent aller Finnen an, 2020 etwas im Internet erworben zu haben. Laut einer Untersuchung des Logistikunternehmens Postnord<\/strong> legen finnische Kunden dabei besonders gro\u00dfen Wert auf nachhaltige Produkte und wiederverwendbare Verpackung.<\/p>\n Wohl auch deswegen hat der Anteil finnischer Anbieter am gesamten E-Commerce-Volumen in den vergangenen Jahren immer weiter zugenommen. 2020 gaben die Finnen 30% mehr Geld bei einheimischen Onlineh\u00e4ndlern aus als im Jahr zuvor, bei Eink\u00e4ufen aus dem Ausland betrug der Zuwachs im Vergleich nur zehn Prozent. Ausl\u00e4ndische Anbieter sollten sich von dieser Entwicklung jedoch nicht abschrecken lassen: Noch immer dominieren ausl\u00e4ndische Importe den finnischen E-Commerce-Markt. Laut Postnord hatten 26% der Finnen 2019 im vergangenen Monat Produkte aus China bestellt, weitere 26% aus Deutschland und 21% aus dem Nachbarland Schweden. Besonders hoch im Kurs stehen bei den finnischen Onlinekunden dabei Produkte aus dem Bereich Kleidung und Schuhe, gefolgt von B\u00fcchern und Elektronikartikeln.<\/p>\n Marktf\u00fchrer ist laut dem Portal eCommerceDB der finnische Versandh\u00e4ndler Verkkokauppa<\/strong><\/a> mit einem Jahresumsatz von 541 Millionen US-Dollar im Jahr 2020. Auf Platz 2 folgt demnach der ebenfalls einheimische Konkurrent gigantti.fi<\/a>, auf Platz 3 der finnische Ableger von Zalando. Die beliebteste Suchmaschine in Finnland ist Google<\/strong> mit einem Marktanteil von 94 Prozent.<\/p>\n Auch beim Thema Online-Banking<\/strong> zeigt sich die Digitalaffinit\u00e4t der Finnen: Laut Statistics Finland nutzen 87 Prozent der 16- bis 89-J\u00e4hrigen diese Dienstleistung regelm\u00e4\u00dfig. Auch das Bezahlen per Karte (49%) und per PayPal (21%) ist weit verbreitet. Mobile Bezahlmethoden haben insbesondere w\u00e4hrend des Corona-Jahres 2020 an Beliebtheit gewonnen: Griffen im Jahr 2019 nur etwa acht Prozent der Finnen darauf zur\u00fcck, hatte sich dieser Anteil 2020 bereits verdoppelt. Beachten sollten E-Commerce-Anbieter bei den Bezahlmethoden jedoch auf jeden Fall, dass viele Finnen \u00e4u\u00dfersten Wert auf Sicherheit und Datenschutz<\/strong> legen \u2013 in dieser Hinsicht sind sie den deutschen Kunden nicht un\u00e4hnlich.<\/p>\n Neben Finnisch<\/strong> ist Schwedisch<\/strong> <\/a>die zweite offizielle Amtssprache in Finnland. Etwa 90 Prozent der Finnen sind finnische, etwa f\u00fcnfeinhalb Prozent sind schwedische Muttersprachler. Laut dem Sprachgesetz aus dem Jahr 1922 m\u00fcssen in jeder Gemeinde, in der der Anteil der schwedischsprachigen Bev\u00f6lkerung \u00fcber acht Prozent oder bei mindestens 3000 Einwohnern liegt, Orts- und Stra\u00dfenschilder in beiden Sprachen beschriftet werden. In etwa 280 Grundschulen in Finnland werden die Kinder auf Schwedisch unterrichtet, es gibt schwedische Tageszeitungen, Beh\u00f6rden und \u00f6ffentliche Stellen sollen ihre Dienste in beiden Sprachen bereitstellen. Neben Finnisch und Schwedisch ist Russisch<\/strong> <\/a>mit einem Anteil von gut einem Prozent an der Gesamtbev\u00f6lkerung die dritth\u00e4ufigste Muttersprache in Finnland. Besonders seit den 1990ern wird jedoch zunehmend auch auf andere Minderheitensprachen R\u00fccksicht genommen. Eine besondere Rolle kommt dabei der indigenen Volksgruppe der Samen<\/strong> zu. In Teilen Lapplands d\u00fcrfen die samischen Sprachen etwa bei Beh\u00f6rdeng\u00e4ngen verwendet werden. Insgesamt gibt es in Finnland heute noch etwa 8000 Sprecher der zehn samischen Sprachen, die untereinander nicht allesamt verst\u00e4ndlich sind. F\u00fcr den E-Commerce d\u00fcrften die indigenen Sprachen ohnehin eine untergeordnete Rolle spielen, beherrscht doch ein Gro\u00dfteil der Samen auch die finnische oder schwedische Sprache. 70 Prozent der Finnen sprechen laut einer Umfrage aus dem Jahr 2012 au\u00dferdem gut Englisch<\/strong> <\/a>\u2013 ein Gl\u00fccksfall f\u00fcr Ausl\u00e4nder, denn Finnisch hat kaum Gemeinsamkeiten zu anderen europ\u00e4ischen Sprachen und ist dadurch vergleichsweise schwer zu erlernen.<\/p>\n Finnland ist ein echter Vorreiter, wenn es um das Thema Digitalisierung geht \u2013 gepaart mit einer wohlhabenden Gesamtbev\u00f6lkerung macht das den finnischen Markt auch f\u00fcr den E-Commerce attraktiv. Im Gegensatz zu vielen anderen europ\u00e4ischen L\u00e4ndern sind die gro\u00dfen internationalen Versandriesen, wie Amazon und Co. in Finnland bis jetzt noch unterrepr\u00e4sentiert. Viele bieten keine finnische Version ihrer Webseite an und versenden ihre Waren allenfalls gegen gesalzene Versandgeb\u00fchren in den hohen Norden. Auch im Online-Lebensmittelbereich klaffen bisher noch gro\u00dfe L\u00fccken, die zu schlie\u00dfen sich lohnen k\u00f6nnte. Dem gegen\u00fcber steht der nordische Trend zu Lokalit\u00e4t und Nachhaltigkeit: Wer f\u00fcr finnische Kunden auch in Zukunft attraktiv sein m\u00f6chte, der sollte auf lokale Lager und CO2<\/sub>-arme Transportmethoden setzen.<\/p>\nZahlen und Fakten<\/h2>\n
Trends und Einblicke<\/h2>\n
Sprache<\/h2>\n
Fazit<\/h2>\n
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