{"id":12113,"date":"2023-11-08T08:00:32","date_gmt":"2023-11-08T07:00:32","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=12113"},"modified":"2024-09-30T08:44:20","modified_gmt":"2024-09-30T06:44:20","slug":"e-commerce-in-portugal","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/e-commerce-in-portugal\/","title":{"rendered":"E-Commerce in Portugal"},"content":{"rendered":"
Dieses Mal stellen wir in unserer Reihe \u201eE-Commerce in…\u201c<\/a> Portugal vor, das kleine Land im S\u00fcdwesten Europas, das viele wohl eher als Urlaubsziel kennen. Neben sonnigen Str\u00e4nden, guten Weinen und dem melancholischen Fado-Gesang macht der Staat am Atlantik aber auch mit einem starken Wachstum des E-Commerce-Marktes auf sich aufmerksam. Grund genug, sich genauer umzusehen. Alles Relevante \u00fcber den portugiesischen E-Commerce in puncto Internetnutzung, Kaufverhalten, wichtigste Branchen und Marktf\u00fchrer sowie Zahlungsarten und rechtliche Besonderheiten gibt es hier zu lesen.<\/p>\n Mit rund 10 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern ist Portugal ein mittelgro\u00dfer Staat im S\u00fcdwesten Europas. Der Einwohnerzahl nach entspricht Portugal in etwa Baden-W\u00fcrttemberg, ist aber fl\u00e4chenm\u00e4\u00dfig deutlich gr\u00f6\u00dfer und d\u00fcnner besiedelt: Mit 92.212 km2<\/sup> ist das Land so gro\u00df wie Bayern und Hessen zusammen, die Dichte von 112 Einwohnerinnen und Einwohnern pro km2<\/sup> ist etwa mit der von Sachsen-Anhalt vergleichbar. Der Gro\u00dfteil der portugiesischen Bev\u00f6lkerung wohnt dabei in der K\u00fcstenregion im Westen des Landes, insbesondere im Gro\u00dfraum Lissabon<\/strong>, der mit knapp 2,8 Mio. Menschen mehr als ein Viertel des Landes darstellt.<\/p>\n Das einzige Nachbarland Portugals ist Spanien<\/a>, zusammen bilden beide Staaten die Iberische Halbinsel. Anders als Spanien liegt Portugal in der Westeurop\u00e4ischen Zeitzone (UTC+0), und weist damit eine Stunde Zeitverschiebung zur in Deutschland g\u00fcltigen Mitteleurop\u00e4ischen Zeit (UTC+1) auf.<\/p>\n Gemessen am HDI, dem Wohlstandindikator der Vereinten Nationen, ist Portugal mit einem Wert von 0,866 das 38. Land der Welt nach menschlicher Entwicklung (vgl. Deutschland: 0,942; \u00d6sterreich: 0,916). Das portugiesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei rund 252 Mrd. US-Dollar, kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf bei rund 42.700 US-Dollar (vgl. deutsches BIP pro Kopf: 45.700 US-Dollar).<\/p>\n Seit 1986 ist Portugal Mitglied der Europ\u00e4ischen Union<\/strong>. Das Land z\u00e4hlt au\u00dferdem zu den Gr\u00fcndungsstaaten der Eurozone.<\/p>\n Die Penetrationsrate des Internets in Portugal entspricht mit 81 Prozent in etwa dem europ\u00e4ischen Durchschnitt, die Zahl der Internet-Nutzerinnen und Nutzer hat aber in den letzten Jahren stark zugenommen. Dagegen ist die Rate derer, die im Internet auch einkauften, mit 52 Prozent noch vergleichsweise gering. Diese niedrige S\u00e4ttigung des Marktes ist aber dabei, sich zu ver\u00e4ndern: In den letzten Jahren wuchs der Umsatz im portugiesischen E-Commerce mit zweistelligen Raten auf 3,56 Mrd. Euro. Einer Prognose von Statista zufolge soll bis 2028 ein Marktvolumen von 6,18 Mrd. Euro erreicht werden \u2013 das entspricht einem Wachstum von rund 11 bis 12 Prozentpunkten pro Jahr.<\/p>\n Die Konsumentinnen und Konsumenten in Portugal geben j\u00e4hrlich rund 1.500 Euro f\u00fcr digitale Eink\u00e4ufe aus \u2013 ein mit Deutschland vergleichbarer Wert. Dem globalen Trend folgend ist das Einkaufen \u00fcber E-Commerce-Kan\u00e4le auch in Portugal vor allem unter den j\u00fcngeren Konsumentinnen und Konsumenten verbreitet. Knapp 71 Prozent der digitalen K\u00e4uferinnen und K\u00e4ufer sind 25 bis 34 Jahre alt. Durch das junge Alter der digitalaffinen Bev\u00f6lkerung und die starke Pr\u00e4senz des Internets im Land ist ein weiteres Wachstum des portugiesischen E-Commerce-Marktes zu erwarten. Das gilt insbesondere f\u00fcr den mobilen E-Commerce, das hei\u00dft den E-Commerce, der \u00fcber mobile Endger\u00e4te wie beispielsweise Smartphones und Tablets abgewickelt wird. Derzeit werden die meisten E-Commerce-Transkationen nach wie vor am PC get\u00e4tigt, doch auch dies d\u00fcrfte sich in n\u00e4chster Zukunft entsprechend der Pr\u00e4ferenzen der immer j\u00fcngeren und digital versierten Kundschaft \u00e4ndern. Schon 2020-21 gaben 56 Prozent der Befragten an, lieber mobil \u00fcber das eigene Smartphone einzukaufen. F\u00fcr 12 Prozent bot das Tablet der bevorzugte Weg zum gew\u00fcnschten Produkt im Online-Shop.<\/p>\n Die portugiesischen Kundinnen und Kunden sind gegen\u00fcber ausl\u00e4ndischen Marken und Produkten insgesamt sehr offen. Mehr als die H\u00e4lfte der befragten Konsumentinnen und Konsumenten gaben an, schon einmal Waren oder Dienstleistungen von ausl\u00e4ndischen Anbietern bezogen zu haben. Der Anteil der grenz\u00fcberschreitenden Transaktionen im portugiesischen E-Commerce liegt aktuell bei 23 Prozent. Der wichtigste Handelspartner ist dabei China<\/a> (45 %), gefolgt vom benachbarten Spanien<\/a> (16 %) und vom Vereinigten K\u00f6nigreich<\/a> (11 %).<\/p>\n Auf die Segmente Kleidung und Mode sowie Freizeit und Bildung entfallen im portugiesischen E-Commerce die meisten Ums\u00e4tze. Insgesamt machen Kleidung, Modeartikel, B\u00fccher, Filme und Musik mehr als die H\u00e4lfte des insgesamt vom digitalen Handel erzielten Umsatzes aus.<\/p>\n Unter den wichtigsten E-Commerce-Unternehmen in Portugal finden sich viele internationale Namen. Neben AliExpress und einer \u00dcbersetzung der spanischen Amazon-Seite ist vor allem die Online-Version der spanischen Kaufhauskette El Corte Ingl\u00e9s umsatzstark. Au\u00dferdem sind noch die franz\u00f6sische Handelskette Fnac und die spanische Mode-Kette Zara zu nennen. Unter den lokalen E-Commerce-Firmen ist vor allem der H\u00e4ndler worten.pt wichtig, au\u00dferdem sind Vergleichsseiten wie olx.pt und costojusto.pt beliebt. Allerdings hat es kein Unternehmen geschafft, sich zu einem echten Giganten in Portugal zu mausern: Selbst die Umsatzst\u00e4rksten k\u00f6nnen nicht mehr als 5 Prozent des E-Commerce-Volumens f\u00fcr sich beanspruchen.<\/p>\n Die h\u00e4ufigste Zahlungsmethode in Portugal funktioniert mithilfe des Multibanco-Systems: Dabei k\u00f6nnen die K\u00e4ufe im Nachhinein an beliebigen Geldautomaten bezahlt werden. 35 Prozent der Transaktionen werden so durchgef\u00fchrt, danach kommt die Zahlung per Debit- oder Kreditkarte mit knapp 20 Prozent. Insbesondere Debit-Karten sind in Portugal weit verbreitet. Ein starkes Wachstum wird der Zahlung per Digital Wallet prognostiziert. Aktuell kommt diese Zahlungsmethode bei 13 Prozent der K\u00e4ufe zur Anwendung.<\/p>\n Amtssprache in Portugal ist Portugiesisch<\/a>. Es muss allerdings beachtet werden, dass sich das in Portugal gesprochene portugiesische Portugiesisch von anderen Varianten, insbesondere von der brasilianischen, unterscheidet \u2013 \u00e4hnlich wie das britische Englisch<\/a> vom US-Amerikanischen Englisch unterschieden werden muss. Zwar wurde in einer Vereinbarung im Jahr 1990 entschieden, die Orthografie in den portugiesischsprachigen L\u00e4ndern zu vereinheitlichen, allerdings gibt es neben gro\u00dfen Unterschieden in der Aussprache auch einige grammatikalische Besonderheiten. Es ist deshalb ratsam, die Verkaufsplattform und gegebenenfalls auch den Kundenservice in Portugal an das entsprechende Portugiesisch anzupassen.<\/p>\n Portugal ist Mitglied der EU und des EU-Binnenmarktes. F\u00fcr den G\u00fcterverkehr innerhalb der Europ\u00e4ischen Union \u2013 und somit auch zwischen Portugal und Deutschland \u2013 gilt demnach das Prinzip des zollfreien Verkehrs. Einschr\u00e4nkungen gibt es etwa f\u00fcr Energieerzeugnisse und elektrischen Strom, Alkohol und alkoholische Getr\u00e4nke und f\u00fcr Tabakwaren.<\/p>\n Wichtig f\u00fcr den E-Commerce: Seit 2021 gilt f\u00fcr alle EU-Staaten eine gemeinsame Umsatzschwelle. liegt bei 10.000 Euro und betrifft den innergemeinschaftlichen elektronischen Gesch\u00e4ftsverkehr von Waren an Nichtsteuerpflichtige in anderen EU-L\u00e4ndern. Bei \u00dcberschreiten der Umsatzschwelle ist eine mehrwertsteuerliche Registrierung in Portugal erforderlich.<\/p>\n Was die Verspackungsvorschriften anbetrifft, sind in Portugal die einschl\u00e4gigen EU-Richtlinien zu beachten. Aus deutscher Sicht birgt Portugal somit keine besonderen H\u00fcrden \u2013 die rechtlichen Auflagen sind nach EU-Recht dieselben wie in Deutschland. Nur auf die Sprache ist unbedingt zu achten, denn: Informationen zu Beschaffenheit und Eigenschaften von Produkten auf Verpackung, Etikett, in Prospekten, Katalogen oder Gebrauchsanweisungen m\u00fcssen in portugiesischer Sprache angef\u00fchrt werden. Die Angabe des Ursprungslandes ist hingegen nicht bei allen Produkten verpflichtend, aber trotzdem empfehlenswert.<\/p>\n Aus deutscher Sicht gibt es gute Gr\u00fcnde, um Portugal im Rahmen einer Expansion nach S\u00fcdwesteuropa in Betracht zu ziehen. Das Internet hat hier eine starke Pr\u00e4senz und dominiert den Alltag der Portugiesinnen und Portugiesen \u2013 und zunehmend auch deren Konsum und Kaufentscheidungen. Dem globalen Trend folgend sind auch in Portugal vor allem die j\u00fcngeren Konsumentinnen und Konsumenten am liebsten digital unterwegs und dementsprechend auch eher dazu geneigt, \u00fcber E-Commerce-Kan\u00e4le Waren und Dienstleistungen zu beziehen. Wichtig ist deshalb, dieses Segment anzusprechen \u2013 etwa durch eine gezielte Kommunikationsstrategie (Stichwort: Lokalisierung) und eine intelligente Werbung, die f\u00fcr mobile Endger\u00e4te optimiert ist. Diese werden n\u00e4mlich immer h\u00e4ufiger f\u00fcr den Einkauf eingesetzt und d\u00fcrften bald den PC als K\u00f6nigsweg zum gew\u00fcnschten Produkt abl\u00f6sen. Weitere Argumente f\u00fcr eine Expansion nach Portugal: Der E-Commerce w\u00e4chst stabil und hat ein gro\u00dfes Potenzial, die Kundinnen und Kunden sind offen f\u00fcr ausl\u00e4ndische Marken und digitale Zahlungsm\u00f6glichkeiten, das Land verf\u00fcgt \u00fcber eine insgesamt sehr gute Infrastruktur und b\u00fcrgt als Mitgliedsstaat der EU keine besonderen rechtlichen H\u00fcrden. Bonus: Eine Expansion nach Portugal k\u00f6nnte aufgrund der gemeinsamen Sprache auch als Sprungbett im Rahmen einer gr\u00f6\u00dferen Expansion nach Brasilien dienen. Argumente gegen eine Expansion nach Portugal: Portugal ist zwar nicht gerade der n\u00e4chstgelegene Markt und bev\u00f6lkerungsm\u00e4\u00dfig ziemlich klein. Sonst keine.<\/p>\nZahlen und Fakten<\/h2>\n
Internetnutzung, Kaufverhalten, Branchen und Marktf\u00fchrer, Zahlungsarten<\/h2>\n
Sprache<\/h2>\n
Import- und Zollbestimmungen, Umsatzschwelle, Verpackungsvorschriften, Ursprungsbezeichnung<\/h2>\n
Fazit<\/h2>\n
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