{"id":11998,"date":"2021-07-12T08:01:48","date_gmt":"2021-07-12T06:01:48","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=11998"},"modified":"2024-02-27T12:16:18","modified_gmt":"2024-02-27T11:16:18","slug":"e-commerce-in-den-balkanstaaten","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/e-commerce-in-den-balkanstaaten\/","title":{"rendered":"E-Commerce in den Balkanstaaten"},"content":{"rendered":"

In dieser Ausgabe unserer Reihe \u201eE-Commerce in \u2026\u201c<\/a> stellen wir nicht nur ein Land vor, sondern eine ganze Gruppe von L\u00e4ndern: Die Balkanstaaten. Was diese L\u00e4nder in Hinblick auf den E-Commerce gemeinsam haben, was sie unterscheidet und ob sie f\u00fcr deutsche Onlineh\u00e4ndler ein reizvolles Expansionsziel darstellen, wollen wir im Folgenden beleuchten: <\/p>\n

Zahlen und Fakten<\/h2>\n

Der Balkan ist eine Gebirgsregion in S\u00fcdosteuropa und umfasst eine ganze Reihe von L\u00e4ndern, wobei der Hauptkamm des Balkangebirges in Bulgarien<\/strong> <\/a>liegt. Griechenland<\/strong> <\/a>ist der fl\u00e4chenm\u00e4\u00dfig gr\u00f6\u00dfte Staat, danach folgen Bosnien und<\/strong> Herzegowina<\/strong><\/a>, Kroatien<\/strong><\/a>, Kosovo<\/strong>, Slowenien<\/strong><\/a>, Albanien<\/strong>, Nordmazedonien und<\/strong> Montenegro<\/strong>. Au\u00dferdem gibt es noch Teilgebiete anderer L\u00e4nder, welche stellenweise in das Gebiet des Balkans reichen: T\u00fcrkei<\/a>, Serbien<\/a>, Rum\u00e4nien<\/a> und Ungarn<\/a>.<\/p>\n

Die Halbinsel hat eine Fl\u00e4che von etwa 500.000 Quadratkilometer<\/strong> (also ca. 1,5 mal Deutschland) und wird von 5 Meeren umrahmt. Nach Westen durch das Adriatische Meer und nach Osten durch das Schwarze Meer. Die s\u00fcdlichen Balkanstaaten werden von drei Meeren begrenzt, dem Ionischen Meer, der \u00c4g\u00e4is und dem Marmarameer. Als n\u00f6rdliche Abgrenzung wird zwar meist die Save-Donau-Linie genannt – eine eindeutige geografische Begrenzung gibt es aber nicht.<\/p>\n

In den s\u00fcdosteurop\u00e4ischen Staaten wohnen zusammen fast 66 Millionen Menschen<\/strong>. Hinzu kommen 8 bis 10 Millionen Einwohner des europ\u00e4ischen Teils der T\u00fcrkei. Insgesamt leben also rund 75 Millionen Menschen auf der Balkanhalbinsel.<\/p>\n

Was den elektronischen Handel anbelangt, ist der Balkan noch nicht so weit entwickelt wie viele andere L\u00e4nder Europas. Die B\u00fcrger und Gesch\u00e4ftsleute kaufen dort im Allgemeinen nicht im Internet ein und t\u00e4tigen auch sonst kaum Gesch\u00e4fte online. Viele Unternehmen haben zwar Websiten und Onlineshops, Online-Bestellungen sind dagegen eher selten. Die Internetdurchdringung wird auf 80,8 % gesch\u00e4tzt. (Quelle: Internet World Stats, 2018). Seit 2012 ist dabei das Vertrauen der Verbraucher in die Nutzung des Online-Shoppings um mehr als 15 % gestiegen.<\/p>\n

Der Kosovo<\/strong> hat in der Balkanregion die h\u00f6chste Internetpenetrationsrate \u2013 90% der Haushalte nutzen das Internet regelm\u00e4\u00dfig. Der E-Commerce ist dort allerdings gerade noch im Entstehen. Erst in Folge der Corona-Pandemie beginnen Unternehmen mit der Nutzung von E-Commerce zu experimentieren. Auch in Nord-Mazedonien ist durch die Pandemie ein Anstieg des E-Commerce zu vermerken, wobei hier haupts\u00e4chlich Lebensmittel gekauft wurden.<\/p>\n

Sprachen & Lokalisierung<\/h2>\n

Die L\u00e4nder des Balkans haben keine einheitliche Sprache, sondern eine Vielzahl unterschiedlicher Landessprachen, die aber auch teilweise \u00fcber Landesgrenzen hinausgehen. In Schulen wird meist Deutsch<\/a>, Englisch<\/a> und Russisch<\/a> als Zweitsprache<\/strong> unterrichtet. In wenigen touristisch belebten Gegenden (z.B. in Bulgarien) wird auch Deutsch gesprochen. Diese Sprachen sind dort folglich vertreten, aber nicht so weit verbreitet, dass sie als einzige Sprache f\u00fcr den E-Commerce verwendet werden k\u00f6nnen. Um im Balkan erfolgreich handeln zu k\u00f6nnen, sollte je nach Zielland die entsprechende Landessprache gew\u00e4hlt werden oder zumindest Englisch, Deutsch und\/oder Russisch angeboten werden.<\/p>\n

Kroatien, Slowenien und Rum\u00e4nien sind einige der am weitesten entwickelten L\u00e4nder aus der Balkanregion in Bezug auf das E-Commerce-Konzept. Albanien, Bosnien und Herzegowina bilden hingegen das Schlusslicht.<\/p>\n

In Bezug auf die W\u00e4hrung m\u00fcssen die einzelnen Balkanl\u00e4nder genauso individuell wie bei der Sprache behandelt werden. W\u00e4hrend im Kosovo, Slowenien und Montenegro der Euro eingef\u00fchrt wurde, haben andere L\u00e4nder lediglich W\u00e4hrungen, die an den Euro gekoppelt sind, oder komplett eigenst\u00e4ndige W\u00e4hrungen. Bosnien-Herzegowina hat beispielsweise die Konvertible Mark (KM \u2013 offizielle Abk\u00fcrzung BAM) im Umlauf und Bulgarien den Lew. Um dabei ein stabiles Wechselkursverh\u00e4ltnis sicherzustellen, wurde der Wert dort 1:1 an den Euro gebunden. Mit dem Lek in Albanien und dem Denar in Mazedonien haben die beiden L\u00e4nder eine eigene W\u00e4hrung, die unabh\u00e4ngig vom Euro ist.<\/p>\n

Versand und Z\u00f6lle<\/h2>\n

Angesichts der Verlangsamung des Weltwirtschaftswachstums und der Auswirkungen der Corona-Pandemie werden Nischenm\u00e4rkte auf dem Balkan wieder interessanter f\u00fcr Exporteure in Deutschland, \u00d6sterreich und der Schweiz. Im Vordergrund steht der hohe Modernisierungsbedarf in den Bereichen Verkehrsinfrastruktur, Energiewirtschaft und Tourismus. Es besteht dort eine hohe Nachfrage nach Maschinen und chemischen sowie pharmazeutischen Erzeugnissen.<\/p>\n

Nicht alle Staaten der Balkanhalbinsel sind EU-Mitglieder<\/strong>. Wenn man auch die angrenzenden L\u00e4nder ber\u00fccksichtigt, ergeben sich folgende EU-Staaten<\/strong>: Griechenland, Kroatien, Slowenien, Bulgarien und Rum\u00e4nien. (Potentielle) Beitrittskandidaten sind aktuell Albanien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Nordmazedonien und Montenegro, wobei die Verhandlungen teilweise noch nicht einmal begonnen haben. Auch die Verhandlungen zum regionalen Freihandelsabkommen CEFTA stecken teilweise in der Krise.<\/p>\n

Durch die politischen Uneinigkeiten kommt es beim Stra\u00dfentransport so teilweise zu langen Lieferzeitr\u00e4umen, da LKW bei der Durchfahrt oft Stunden oder Tage an den Grenzen stehen. Es soll daher ein \u201ekleines Schengen-Abkommen\u201c zwischen allen Balkanl\u00e4ndern bis auf Kosovo geschlossen werden, um intraregionale Z\u00f6lle und Verwaltungsabgaben zu senken und den Handel zu f\u00f6rdern. Beim Export in die Balkanl\u00e4nder, egal ob EU oder Nicht-EU, sind bestimmte Handelsrichtlinien und Genehmigungspflichten zu beachten.<\/p>\n

In Serbien, Bosnien-Herzegowina, Albanien, Nord-Mazedonien und Montenegro ist bereits ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) in Kraft getreten, durch welches Pr\u00e4ferenzz\u00f6lle f\u00fcr zahlreiche Warengruppen geltend gemacht werden k\u00f6nnen. Der Kosovo hat hingegen 2009 einen Zollkodex nach EU-Normen verabschiedet, wonach das harmonisierte Zollsystem der WTO gilt. Allerdings erhebt der Kosovo seit dem Jahr 2018 auch 100 % Zoll auf Waren aus Serbien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina. Au\u00dferdem liegt dort auch der Mehrwertsteuersatz bei 18% und der erm\u00e4\u00dfigte Steuersatz bei 8%. Diese Steuers\u00e4tze spielen insofern eine Rolle, als dass sie als Einfuhrumsatzsteuer entrichtet werden m\u00fcssen. Eine Befreiung von der Einfuhrumsatzsteuer gibt es nur bei bestimmten Produkten, die im Kosovo nicht produziert werden.<\/p>\n

Wichtigste Branchen, Produkte und Zahlungsmethoden<\/h2>\n

Das wohl gr\u00f6\u00dfte Marktsegment stellt die Modebranche mit einem erwarteten Volumen von ca. 280 Millionen Euro im Jahr dar. Das Segment umfasst damit vorrangig Kleidung, zus\u00e4tzlich werden Sportartikel, Haushaltsartikel, Reisen, Lebensmittel, Elektronik, B\u00fccher, Veranstaltungstickets genannt. In Ungarn sind beispielsweise neben der Bekleidung auch Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Unterhaltungselektronik vertreten. Auch in der T\u00fcrkei ist das Segment \u201eElektronik & Medien\u201c mittlerweile gefragter als \u201eSchuhe & Kleidung\u201c. Nach Angaben der kosovarischen Statistikbeh\u00f6rde wird die Mehrheit der Online-Eink\u00e4ufe im Kosovo \u00fcber europ\u00e4ische und US-amerikanische H\u00e4ndler get\u00e4tigt.<\/p>\n

Die Bewohner der Balkanl\u00e4ndern sind bez\u00fcglich der Zahlungsmethoden recht konservativ eingestellt. Das beliebteste Zahlungsmittel ist in der Balkanregion immer noch das Bargeld mit 60-70 %. Online- Konsumenten w\u00e4hlen daher gerne die Nachnahme als Zahlungsmethode aus.<\/p>\n

Die Zahlung mit Kreditkarten ist teilweise m\u00f6glich, wird aber nur zu 20 % genutzt. EasyPay\/ePay sind ebenfalls mit 5-10 % ein gesch\u00e4tztes Zahlungsmittel. Jedoch bieten Drittanbieter wie PayPal oder Payoneer in der Regel keine Dienste im Kosovo an, was einige Benutzer damit umgehen, indem sie Banken in Nachbarl\u00e4ndern nutzen.<\/p>\n

Fazit<\/h2>\n

Schlussendlich l\u00e4sst sich sagen, dass der E-Commerce im Balkan noch in seinen Anf\u00e4ngen steckt, jedoch mit einer Weiterentwicklung in naher Zukunft und steigender Nachfrage zu rechnen ist. Der Markt kann demnach durchaus lukrativ sein. Allerdings sind die H\u00fcrden hoch: Die Sprache des jeweiligen Landes sollte im Online-Shop vertreten sein, was je nach Anzahl der anvisierten L\u00e4nder eine nennenswerte Anfangsinvestition bedeutet. Auch der Versand stellt vor allem wegen langer Lieferzeiten, Z\u00f6llen und unterschiedlichen Steuern eine Herausforderung dar, die zwar nicht unl\u00f6sbar ist, aber mit einigem organisatorischen Aufwand verbunden. Wer diese H\u00fcrden nicht scheut, dem bieten sich auf dem Balkan aber einige Absatzchancen und voraussichtlich gute Wachstumsquoten.<\/p>\n
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Sie m\u00f6chten noch mehr L\u00e4nder kennenlernen?<\/div>\r\n
E-Commerce in ...<\/a><\/div>\r\n<\/div>\r\n
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Quellen<\/h2>\n