{"id":11917,"date":"2023-04-16T07:17:03","date_gmt":"2023-04-16T05:17:03","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=11917"},"modified":"2024-09-30T08:44:54","modified_gmt":"2024-09-30T06:44:54","slug":"e-commerce-in-england","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/e-commerce-in-england\/","title":{"rendered":"E-Commerce in England"},"content":{"rendered":"

F\u00fcr den E-Commerce ist England<\/strong> ein au\u00dferordentlich attraktiver Markt: Die Bev\u00f6lkerung ist englischsprachig, onlineaffin und gibt gerne Geld im Netz aus \u2013 f\u00fcr inl\u00e4ndische wie ausl\u00e4ndische Produkte. Allerdings hat der Brexit den Handel mit englischen Kundinnen und Kunden etwas erschwert. Was England als m\u00f6gliches Expansionsziel kennzeichnet, wo sein Potenzial liegt und welche Besonderheiten Unternehmen beachten m\u00fcssen, zeigen wir hier.<\/p>\n

Zahlen und Fakten \u00fcber das Land<\/h2>\n

England<\/strong> liegt im S\u00fcden der Insel Gro\u00dfbritannien<\/strong> und ist zugleich das fl\u00e4chenm\u00e4\u00dfig gr\u00f6\u00dfte und das bev\u00f6lkerungsreichste Land im Vereinigten K\u00f6nigreich<\/strong>. 55 Mio. Einwohner<\/strong> leben auf dem Gebiet, das mit 130.279 km\u00b2 in etwa der Fl\u00e4che von Griechenland<\/a> entspricht. Die britische Hauptstadt London<\/strong>, die im S\u00fcdosten von England liegt, ist mit 9,43 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern auch die gr\u00f6\u00dfte Stadt des Landes \u2013 und wohl eine der internationalsten: Mehr als ein Drittel wurde au\u00dferhalb des Vereinigten K\u00f6nigreiches geboren.<\/p>\n

England grenzt im Norden an Schottland<\/strong> <\/a>und im Westen an Wales<\/strong> <\/a>und ist ansonsten von Meer umgeben: Im Osten ber\u00fchrt das Land die Nordsee, im Nordwesten die keltische See und im S\u00fcden den \u00c4rmelkanal, der Gro\u00dfbritannien von Frankreich<\/a> und damit vom europ\u00e4ischen Festland trennt. Seit 1994 erlaubt der 50 Kilometer lange Eurotunnel unter dem Kanal eine direkte Zugverbindung zwischen den beiden L\u00e4ndern.<\/p>\n

Im Gegensatz zu Schottland und Wales verf\u00fcgt England \u00fcber kein eigenes Parlament. Staatsoberhaupt des Vereinigten K\u00f6nigreiches und damit auch von England ist der britische K\u00f6nig, die tats\u00e4chliche politische Macht liegt jedoch in den H\u00e4nden des Premierministers und des britischen Unterhauses. Bis zu seinem Austritt im Zuge des sogenannten \u201eBrexit\u201c im Jahr 2020 war England als Teil des Vereinigten K\u00f6nigreichs Mitglied der EWG bzw. der Europ\u00e4ischen Union. Besuchs- und Gesch\u00e4ftsreisen nach England sind f\u00fcr EU-B\u00fcrgerinnen und -B\u00fcrger weiterhin ohne Visum m\u00f6glich, doch seit Oktober 2021 wird f\u00fcr die Einreise ein Reisepass ben\u00f6tigt \u2013 der Personalausweis reicht nicht mehr aus.<\/p>\n

Gemessen am HDI, dem Wohlstandindikator der Vereinten Nationen, ist das Vereinigte K\u00f6nigreich mit einem Wert von 0,929 das 18. Land der Welt nach menschlicher Entwicklung (vgl. Deutschland: 0,942; \u00d6sterreich: 0,916). Das britische Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei rund 3.200 Mrd. US-Dollar, kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf bei rund 55.800 US-Dollar (vgl. deutsches BIP pro Kopf: 45.700 US-Dollar).<\/p>\n

Das britische Pfund, im englischen Sprachraum als Pfund Sterling bzw. einfach nur Sterling bezeichnet, unterteilt sich in 100 Pence (=Mehrzahl von Penny). Aktuell (10.04.2023) bel\u00e4uft sich der Wechselkurs auf 1,14 Euro pro Pfund Sterling. Die Zeit in England ist 1 Stunde vor der Zeit in Deutschland \u2013 wenn in Berlin 12:00 Uhr ist, schl\u00e4gt die Uhr in London 11:00 Uhr.<\/p>\n

Sprache<\/h2>\n

Die Landessprache in England ist \u2013 selbstverst\u00e4ndlich \u2013 Englisch<\/strong><\/a>. Britisches Englisch unterscheidet sich in Wortschatz und Rechtschreibung vereinzelt etwa von der amerikanischen Variante, ist jedoch universell verst\u00e4ndlich. Die Hochsprache \u201eReceived Pronunciation\u201c<\/strong> (auch: \u201eBBC-Englisch\u201c) sprechen im Alltag etwa zehn Prozent der Engl\u00e4nderinnen und Engl\u00e4nder, vor allem im s\u00fcdlichen Landesteil. Ansonsten gibt es innerhalb des Landes eine Vielzahl lokaler Dialekte, die f\u00fcr die Schriftsprache und damit f\u00fcr den Onlinehandel jedoch keine Rolle spielen.<\/p>\n

Eckdaten \u00fcber Wirtschaft, Import und Export<\/h2>\n

Als Teil des Vereinigten K\u00f6nigreichs ist England \u2013 nach Deutschland und vor Indien \u2013 die f\u00fcnftgr\u00f6\u00dfte Volkswirtschaft der Welt nach Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das britische BIP liegt bei knapp 3.200 Mrd. US-Dollar, bis 2025 wird ein weiteres Wachstum bis auf \u00fcber 3.900 Mrd. erwartet. Im Jahr 2021 waren 71,63 Prozent der erwerbst\u00e4tigen Engl\u00e4nderinnen und Engl\u00e4nder im Dienstleistungssektor, 17,7 Prozent im verarbeitenden Gewerbe und 0,6 Prozent in der Landwirtschaft besch\u00e4ftigt.<\/p>\n

Insgesamt importiert England mehr, als es exportiert. Im Januar 2023 wurden Waren im Wert von \u00fcber 72 Mio. Pfund aus der ganzen Welt nach England importiert, darunter vor allem Fahrzeuge (25 Mio.), Arzneimittel und Pharmazeutika (21,8 Mio.) sowie Kleidung und Modeartikel (17 Mio.) sowie andere Konsumg\u00fcter (14 Mio.).<\/p>\n

Deutschland geh\u00f6rt zu den wichtigsten Wirtschaftspartnern Englands. 11 Prozent der grenz\u00fcberschreitenden Handelstransaktionen finden mit Deutschland statt. Weitere wichtige Handelspartner und Bezugsm\u00e4rkte Englands sind China<\/a> (13,2 %), die Vereinigten Staaten<\/a> (8,7 %), die Niederlande<\/a> (6 %), Norwegen<\/a> (5,2 %), Belgien<\/a>, Frankreich<\/a> (jeweils 4,5 %) und Italien<\/a> (3,8 %). Mit diesen L\u00e4ndern finden rund 57 Prozent der Transaktionen statt. Zur restlichen 43 Prozent handelt England mit der ganzen Welt.<\/p>\n

Trends im Hinblick auf die Internetnutzung<\/h2>\n

Die Internetabdeckung im Vereinigten K\u00f6nigreich und damit auch in England ist au\u00dfergew\u00f6hnlich gut: Anfang 2020 hatten 96 Prozent der Britinnen und Briten Zugang zum Internet, nur 6,3 Prozent der Erwachsenen waren noch nie online. 87 Prozent gaben au\u00dferdem an, in den vergangenen zw\u00f6lf Monaten etwas im Internet gekauft zu haben. Besonders beliebt waren laut einer Erhebung des britischen Statistikb\u00fcros demnach Kleidung und Schuhe. Knapp jeder Dritte hatte auch Essen per Mausklick bestellt. Weil die Britinnen und Briten mehr Zeit zu Hause verbrachten, surften sie w\u00e4hrend der Corona-Pandemie doppelt so lange im Internet wie noch 2019, wie die Provider-Firma Openreach berichtet.<\/p>\n

Was die Internetnutzung angeht, ist auch in England \u2013 dem globalen Trend folgend \u2013 die Altersgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen am aktivsten. Es gibt jedoch auch ein zunehmend \u00e4lteres Publikum, welches das Internet und mobile Ger\u00e4te nutzt, auch kauforientiert. Aus einer Umfrage von Statista aus dem Jahr 2021 ergab sich dar\u00fcber hinaus eine Differenzierung in der Internetnutzung je nach Alter der Befragten hinsichtlich des Ger\u00e4tes, welches vorzugsweise zum Surfen verwendet wird. Bei allen Altersgruppen bietet das Smartphone den bevorzugten Weg zum Internet \u2013 und damit im Falle einer kauforientierten Nutzung auch zum gew\u00fcnschten Produkt. Am wesentlichsten \u00fcberwiegt die mobile Nutzung des Internets \u00fcber Smartphone und Tablet bei den j\u00fcngeren Nutzerinnen und Nutzern zwischen 25 und 34 Jahren. Erwachsene Nutzerinnen und Nutzer surfen auch vorzugsweise mobil, auch wenn weniger als die jungen Erwachsenen; die \u00e4lteren Nutzerinnen und Nutzer ab 55 Jahren teilen sich zwischen Desktopnutzung und mobiler Nutzung.<\/p>\n

Dass die mobile Nutzung des Internets \u00fcberwiegt, ist f\u00fcr Interessenten aus dem E-Commerce eine wichtige Information, da die Anzeige von Werbeinhalten auf den verschiedenen Kan\u00e4len eine eigene, plattformoptimierte Anpassung erfordert. Soziale Medien erfreuen sich auch in England sehr vielen Nutzerinnen und Nutzern \u2013 und eignen sich deshalb besonders gut f\u00fcr die Vermarktung von Produkten und Leistungen. Laut Daten von Statista nutzen \u00fcber 61 Mio. Britinnen und Briten soziale Netzwerke, bis 2027 soll dass Publikum um weitere 4 Mio. wachsen. Zu den beliebtesten sozialen Medien geh\u00f6ren in England, genauso wie in Deutschland und den meisten L\u00e4ndern West- und Mitteleuropas, WhatsApp (73,4 %), Facebook (71,07 %) und Instagram (56,4 %), gefolgt von Twitter (42,8 %), TikTok (38 %), iMessage (33,5 %) und Snapchat (29,5 %).<\/p>\n

Trends im Hinblick auf das Kaufverhalten<\/h2>\n

Gemeinsam mit dem Rest des Vereinigten K\u00f6nigreichs bildet England den viertgr\u00f6\u00dften E-Commerce-Markt der Welt<\/strong> und liegt damit vor Deutschland. Daten von Statista zufolge generiert der britische E-Commerce einen Umsatz im Wert von \u00fcber 110 Mrd. Pfund, das entspricht rund 38 Prozent des insgesamt von der Handelsbrache generierten Umsatzes im Vereinigten K\u00f6nigreich. Die Modebranche schreibt dabei die gr\u00f6\u00dften Ums\u00e4tze.<\/p>\n

Rund 60 Prozent der 2021 befragten britischen Konsumentinnen und Konsumenten gaben an, mindestens einmal im Jahr Produkte und Leistungen \u00fcber das Internet zu beziehen \u2013 insgesamt geben die Britinnen und Briten pro Kopf mehr Geld f\u00fcr Online-K\u00e4ufe aus als jedes andere Land der Welt. F\u00fcr die meisten Befragten sei es im Internet einfacher, zum gew\u00fcnschten Produkt zu gelangen, weil die Produkte im digitalen Handel \u00fcbersichtlicher pr\u00e4sentiert werden und die Rezensionen anderer Konsumentinnen und Konsumenten eine verl\u00e4ssliche Orientierungshilfe darstellen.<\/p>\n

Den gr\u00f6\u00dften Anteil an diesem \u00e4u\u00dferst lukrativen Markt h\u00e4lt derzeit der Online-Riese Amazon, gefolgt von den Supermarktketten Tesco und Argos. Gemeinsam zeichnen diese drei f\u00fcr rund ein Viertel des britischen Online-Umsatzes verantwortlich. England h\u00e4lt als bev\u00f6lkerungsreichster Teil des Vereinigten K\u00f6nigreichs einen gro\u00dfen Anteil daran.<\/p>\n

Bei der Suche nach dem gew\u00fcnschten Produkt spielen f\u00fcr viele britische Konsumentinnen und Konsumenten die klassischen Suchmaschinen nach wie vor eine wichtige Rolle. Google Chrome hat einen Marktanteil von etwa 50 Prozent; Safari und Microsoft Edge folgen mit 32 bzw. 8 Prozent. Vor allem bei den j\u00fcngeren Konsumentinnen und Konsumenten erfolgt die Suche nach dem gew\u00fcnschten Produkt dar\u00fcber hinaus \u00fcber weitere digitale Instrumente, wie soziale Netzwerke und mobile Apps.<\/p>\n

Wie vielerorts hat auch in England Bargeld im Zuge der Corona-Pandemie an Bedeutung verloren. F\u00fcr das Online-Shopping nutzten die Britinnen und Briten jedoch bereits 2019 mit Abstand am liebsten den Bezahlservice Paypal<\/strong>. Auch Kreditkarten, insbesondere Visa, sind weit verbreitet.<\/p>\n

Brexit und Folgen f\u00fcr den E-Commerce<\/h2>\n

Der E-Commerce zwischen der EU und England ist durch den Brexit seit Januar 2021 deutlich komplizierter geworden \u2013 das Handelsvolumen ging im ersten Quartal 2021 im Vergleich zum Vor-Quartal um ein F\u00fcnftel zur\u00fcck. Insgesamt hat der gestiegene Verwaltungsaufwand zu h\u00f6heren Versandkosten und -zeiten als vor dem Brexit gef\u00fchrt. Weitere Informationen dazu in unserem Artikel “Der Brexit und seine Folgen f\u00fcr den E-Commerce”<\/a>.<\/p>\n

Wissenswertes zu den Import- und Zollbestimmungen<\/h2>\n

Was fr\u00fcher als innergemeinschaftliche Lieferung zwischen einem EU-Land und England abgewickelt wurde, wurde mit dem endg\u00fcltigen Austritt des Vereinigten K\u00f6nigreichs aus Binnenmarkt und Zollunion zur Ausfuhr in ein Drittland. F\u00fcr deutsche Exporteure ergeben sich in der Folge grundlegende \u00c4nderungen \u2013 auch, wenn nach dem zwischen dem Vereinigten K\u00f6nigreich und der EU Ende 2020 erzielten Handels- und Kooperationsabkommen in vielen F\u00e4llen Nulltarife vorgesehen sind.<\/p>\n

Nach dem Handels- und Kooperationsabkommen werden Importe des jeweils anderen Wirtschaftsraums nicht mit Z\u00f6llen oder Quoten belegt, sofern diese festgelegte Ursprungsregeln erf\u00fcllen. Eine im Kooperationsabkommen vorgegebene Ursprungserkl\u00e4rung dient als Nachweis hierf\u00fcr. Die Ursprungserkl\u00e4rung muss in deutscher sowie in englischer Sprache verfasst werden und ist unver\u00e4ndert zu \u00fcbernehmen. Waren, die weder britischen noch EU-Ursprungs sind, werden mit Einfuhrz\u00f6llen nach den jeweiligen Zolltarifen belastet.<\/p>\n

Nach dem Brext ist beim E-Commerce insbesondere auf folgendes zu achten: den Lieferort, den Lagerort der Ware, den Warenwert sowie den Verkaufskanal \u2013 ob \u00fcber die eigene Website oder einen Online-Marktplatz \u2013 sowie vor allem, ob der Kunde eine Privatperson oder ein Unternehmen ist. Denn: Bei Lieferungen an Privatpersonen im Wert von unter 135 Pfund f\u00e4llt nun die britische Umsatzsteuer an und der Verk\u00e4ufer muss im britischen Steuersystem angemeldet sein. (Quelle: Wirtschaftskammer \u00d6sterreich)<\/p>\n

Fazit<\/h2>\n

Grunds\u00e4tzlich ist England ein f\u00fcr den E-Commerce<\/a> au\u00dferordentlich attraktiver Markt: Die Bev\u00f6lkerung ist englischsprachig, onlineaffin und gibt gerne Geld im Netz aus \u2013 f\u00fcr inl\u00e4ndische wie ausl\u00e4ndische Produkte. Allerdings hat der Brexit den Handel mit englischen Kundinnen und Kunden etwas erschwert \u2013 denn was fr\u00fcher als innergemeinschaftliche Lieferung abgewickelt wurde, wurde mit dem Austritt des Vereinigten K\u00f6nigreichs aus Binnenmarkt und Zollunion Ausfuhr in ein Drittland. Die Folgen: zus\u00e4tzliche b\u00fcrokratische H\u00fcrden, h\u00f6herer organisatorischer Aufwand und l\u00e4ngere Versandzeiten. Das allein ist noch nicht genug, um England aus der Liste der potenziellen Expansionsziele zu streichen, doch nun m\u00fcssen EU-H\u00e4ndler genau pr\u00fcfen, ob der zu erwartende Umsatz diese Nachteile ausgleichen kann, bevor sie den Einstieg am britischen Markt wagen. Eine Beratung durch einen Steuerberater ist hierbei unerl\u00e4sslich. Umstrukturierungen wie etwa ein zentrales Lager innerhalb des Vereinigten K\u00f6nigreiches k\u00f6nnen gro\u00dfen Unternehmen helfen, die Versandzeit innerhalb Englands zu reduzieren und auch die Kosten eines R\u00fcckversandes f\u00fcr den Endkunden zu senken.<\/p>\n
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Quellen<\/h2>\n