{"id":11805,"date":"2024-05-07T08:16:05","date_gmt":"2024-05-07T06:16:05","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=11805"},"modified":"2024-09-30T08:43:50","modified_gmt":"2024-09-30T06:43:50","slug":"e-commerce-in-indien","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/e-commerce-in-indien\/","title":{"rendered":"E-Commerce in Indien"},"content":{"rendered":"

F\u00fcr Inderinnen und Inder in kleineren, peripheren St\u00e4dten, wo der Zugang zu Marken eingeschr\u00e4nkt ist, ist die M\u00f6glichkeit, \u00fcber das Internet auf einen gr\u00f6\u00dferen Warenkorb zugreifen zu k\u00f6nnen, ein wichtiger Anreiz, online einzukaufen. Von Kleidung \u00fcber Autos bis hin zu Gesundheitsprodukten: Alles wird digital angeboten \u2013 und auch gekauft. Das Potenzial des indischen E-Commerce ist also enorm. Entsprechend hart ist aber auch der Wettbewerb. Was den E-Commerce in Indien auszeichnet, inklusive Chancen und Hindernisse, lesen Sie hier.<\/p>\n

Zahlen und Fakten, Wirtschaft, Export- und Importpartner, W\u00e4hrung, Uhrzeit<\/h2>\n

Vom Himalaya im Norden bis zur Ozeank\u00fcste im S\u00fcden erstreckt sich Indien \u00fcber eine Fl\u00e4che von mehr als 3,2 Mio. km\u00b2. Damit umfasst das Land den gr\u00f6\u00dften Teil des indischen Subkontinents. Die parlamentarische Bundesrepublik in S\u00fcdasien besteht aus 28 Bundesstaaten und 8 bundesunmittelbaren Gebieten und beheimatet mehr als 1,3 Mrd. Menschen unterschiedlicher Ethnien, Religionen und Muttersprachen. Wirtschaftlich gilt der Bev\u00f6lkerungsriese Indien als Schwellenland und geh\u00f6rt zu den O5- und BRICS-Staaten sowie zur Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenl\u00e4nder (G20).<\/p>\n

Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 3.400 Mrd. US-Dollar im Jahr 2022 ist Indien nach den USA<\/a>, China<\/a>, Japan<\/a> und Deutschland<\/a> die nominal f\u00fcnftgr\u00f6\u00dfte Wirtschaftsmacht der Welt und die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der G20. Aufgrund seiner enormen Bev\u00f6lkerungszahl ist Indien aber auch eines der \u00e4rmsten L\u00e4nder der Welt: Kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf bei rund 8.400 US-Dollar (vgl. deutsches BIP pro Kopf: 64.080 US-Dollar). Gemessen am HDI, dem Wohlstandindikator der Vereinten Nationen, ist Indien mit einem Wert von 0,633 das 132. Land der Welt nach menschlicher Entwicklung (vgl. Deutschland: 0,942; \u00d6sterreich: 0,916).<\/p>\n

Die indische Wirtschaft st\u00fctzt sich vor allem auf den Dienstleistungssektor und das verarbeitende Gewerbe. Eine geringere, aber im Vergleich zu anderen Industriel\u00e4ndern immer noch gro\u00dfe Bedeutung f\u00fcr die Volkswirtschaft hat die Landwirtschaft.<\/p>\n

Wichtigster Handelspartner Indiens sind die Vereinigten Arabischen Emirate<\/a> (Exporte: 6,92 %; Importe: 7,35 %). Weitere wichtige Handelspartner sind die USA (E: 17,72 %; I: 7,07 %) und China (E: 3,33 %; I: 13,96 %). Weitere wichtige Exportl\u00e4nder sind die Niederlande<\/a> (E: 4,09 %), Gro\u00dfbritannien<\/a> (E: 2,48 %). Deutschland (E: 2,31%) ist ebenfalls ein wichtiges Exportland. Wichtige Importl\u00e4nder sind Russland<\/a> (I: 5,55 %), Indonesien<\/a> (I: 3,91 %), S\u00fcdkorea<\/a> (E: 2,83 %) und Australien<\/a> (E: 2,68 %).<\/p>\n

Die indische Rupie (INR) ist in 100 Paise unterteilt. Die indische W\u00e4hrung wird auch au\u00dferhalb Indiens als Zahlungsmittel akzeptiert, unter anderem in Bhutan, Nepal und Simbabwe. Der aktuelle Umrechnungskurs betr\u00e4gt 89,92 indische Rupien f\u00fcr einen Euro (Stand: 06.05.2024).<\/p>\n

Wer aus Deutschland nach Indien einreist, muss die Uhr um 3,5 Stunden vorstellen. Anders als in Deutschland gibt es in Indien keine Sommerzeit.<\/p>\n

Internetnutzung, Kaufverhalten, Branchen, Zahlungsarten<\/h2>\n

Indien ist ein sehr technologieorientiertes Land. Die indischen St\u00e4dte Bengaluru, Chennai und Hyderabad geh\u00f6ren zu den am schnellsten wachsenden High-Tech-Standorten weltweit. Die meisten der weltweit gr\u00f6\u00dften IT- und Softwareunternehmen sind inzwischen in Indien angesiedelt.<\/p>\n

Indien hat mit Mumbai (18,4 Mio.), Delhi (16,3 Mio.) und Kolkata (14 Mio.) drei der bev\u00f6lkerungsreichsten und kosmopolitischsten St\u00e4dte der Welt. Dennoch bleibt Indien ein Land mit \u00fcberwiegend l\u00e4ndlicher Bev\u00f6lkerung. Vor allem im Hinblick auf die Verbreitung des Internets gibt es gro\u00dfe Unterschiede zwischen den gro\u00dfen St\u00e4dten und den l\u00e4ndlichen Gebieten des Landes. Hier kann sich der E-Commerce nur langsam durchsetzen. Die Kluft zwischen Stadt und Land wird jedoch durch die junge, digital affine Bev\u00f6lkerung und die dynamische Wirtschaft Indiens ausgeglichen.<\/p>\n

Die Zahl der aktiven Internetnutzerinnen und -nutzer steigt von Jahr zu Jahr: Besa\u00dfen 2014 nur 5,4 von 100 Indern ein Smartphone, waren es 2018 bereits 26,2. Mittlerweile besitzt jeder dritte Inder ein Smartphone. Dennoch ist Indien noch kein Mobile-First-Markt: F\u00fcr 56 Prozent der Online-Shopperinnen und -Shopper in Indien ist der PC nach wie vor das bevorzugte Medium f\u00fcr den Online-Einkauf. Nur 29 Prozent kaufen am liebsten mit dem Smartphone ein. Ein weiterer Trend bei der Internetnutzung in Indien betrifft die Geschlechterverteilung: In Indien surfen vor allem M\u00e4nner. Der Frauenanteil an der Gesamtzahl der Internetnutzerinnen und -nutzer betr\u00e4gt nur etwa 33 Prozent.<\/p>\n

Kleidung steht an erster Stelle der Produktkategorien, die in Indien am h\u00e4ufigsten \u00fcber das Internet verkauft werden. Es folgen Elektronik, Einrichtungsgegenst\u00e4nde und Unterhaltung. Der indische E-Commerce zieht zunehmend Kundinnen und Kunden aus kleineren, peripheren St\u00e4dten an, wo die Menschen wenig Markenzugang, aber hohe Anspr\u00fcche haben. Vor allem g\u00fcnstigere Preise sind f\u00fcr die meisten indischen Verbraucherinnen und Verbraucher ein Anreiz f\u00fcr den Online-Einkauf, ebenso wie die M\u00f6glichkeit, \u00fcber das Internet auf einen gr\u00f6\u00dferen Warenkorb zugreifen zu k\u00f6nnen. Besserverdienende Inderinnen und Inder interessieren sich f\u00fcr internationale Marken und Qualit\u00e4tsprodukte.<\/p>\n

Noch 2016 wurden in Indien 45 Prozent der Online-K\u00e4ufe per Nachnahme bezahlt. Mit der F\u00f6rderung von Kreditkarten als Zahlungsmittel hat die indische Regierung im November 2016 versucht, diesem Trend entgegenzuwirken. Die Abkehr vom Bargeld zeigt sich in der Zunahme von Kreditkartenzahlungen und mobilen Wallets. Eine weitere bargeldlose Zahlungsoption, die sich im indischen E-Commerce zunehmender Beliebtheit erfreut, ist das von der National Payments Corporation of India (NPCI) entwickelte Aadhaar Enabled Payment System (AePS). Mit AePS k\u00f6nnen Geldtransaktionen unter Angabe einer Aadhaar-Nummer get\u00e4tigt und die digitale Zahlung nach einer biometrischen Verifizierung freigegeben werden.<\/p>\n

Sprache<\/h2>\n

Der indische Subkontinent ist Lebensraum einer Vielzahl von Ethnien und Sprachen. Es gibt keine Nationalsprache. Die meisten Menschen haben eine indoarische Sprache als Muttersprache. Dazu geh\u00f6ren zum Beispiel die Sprachen Hindi, Bengali und Urdu. Zusammen stellen die Sprecherinnen und Sprecher dieser drei Sprachen etwa 80 Prozent der Bev\u00f6lkerung. Hindi ist mit ca. 40 Prozent die am h\u00e4ufigsten gesprochene Muttersprache.<\/p>\n

Fast ein Jahrhundert lang war Indien Teil des britischen Kolonialreichs. Auch nach der Unabh\u00e4ngigkeit 1947 blieb Indien im Commonwealth. So ist das in der Kolonialzeit eingef\u00fchrte Englisch<\/a> neben Hindi nach wie vor Amtssprache in Indien. F\u00fcr den internationalen Handel ist dies ein gro\u00dfer Vorteil. Denn: Englisch spielt als gemeinsame Verkehrssprache auf dem indischen Subkontinent eine wichtige Rolle und erm\u00f6glicht die Kommunikation zwischen Menschen unterschiedlicher Muttersprachen.<\/p>\n

Wissenswertes zu Zollsatz, Handelsabkommen, Restriktionen<\/h2>\n

Die Einfuhr von Waren nach Indien kann teuer werden. Die Einfuhrz\u00f6lle f\u00fcr Industrieg\u00fcter liegen zwischen 7,5 und 20 Prozent. F\u00fcr Autos und Motorr\u00e4der werden sogar noch h\u00f6here Z\u00f6lle erhoben. Zus\u00e4tzlich wird eine Sozialabgabe in H\u00f6he von 10 Prozent des Zollbetrags erhoben.<\/p>\n

Gewerbliche Waren unterliegen einer Mehrwertsteuer von 18 Prozent. Doch auch hier gibt es Ausnahmen. So gilt f\u00fcr Autoersatzteile ein erh\u00f6hter Steuersatz von 28 Prozent. Landwirtschaftliche Produkte unterliegen dagegen einem erm\u00e4\u00dfigten Steuersatz von 5 Prozent.<\/p>\n

Die Europ\u00e4ische Union und Indien haben Verhandlungen \u00fcber ein Freihandelsabkommen eingeleitet. Angestrebt werden unter anderem Investitionsschutz und ein Abkommen \u00fcber geografische Herkunftsbezeichnungen. Mehr zu den Beziehungen zwischen EU und Indien lesen Sie auf der Website des Europ\u00e4ischen Parlaments.<\/p>\n

Nicht alle Waren d\u00fcrfen nach Indien importiert werden. Das Directorate General of Foreign Trade (DGFT) untersteht dem indischen Handels- und Industrieministerium und ist verantwortlich f\u00fcr die Erstellung und Aktualisierung der Liste der genehmigungspflichtigen Waren. Zollbeschr\u00e4nkungen und nichttarif\u00e4re Handelshemmnisse bestehen vor allem f\u00fcr landwirtschaftliche Produkte wie Pflanzen, Fr\u00fcchte und Saatgut, die den indischen Lebensmittelsicherheitsstandards entsprechen m\u00fcssen. Auch Alkohol und bestimmte Pharmazeutika werden mit \u00fcberdurchschnittlich hohen Z\u00f6llen belegt.<\/p>\n

Fazit<\/h2>\n

Der indische E-Commerce w\u00e4chst rasant, sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich. Besserverdienende Inderinnen und Inder interessieren sich f\u00fcr internationale Marken und Qualit\u00e4tsprodukte. F\u00fcr Menschen in kleineren, peripheren St\u00e4dten, wo der Zugang zu Marken eingeschr\u00e4nkt ist, sind vor allem die g\u00fcnstigeren Preise ein Anreiz, online einzukaufen sowie die M\u00f6glichkeit, \u00fcber das Internet auf einen gr\u00f6\u00dferen Warenkorb zuzugreifen. Autos, Kleidung, Schmuck, Kosmetik, Gesundheitsprodukte, digitale Unterhaltung und Bildungsangebote machen den gr\u00f6\u00dften Teil des internationalen Konsums in Indien aus. Der indische E-Commerce hat also ein enormes Potenzial. Entsprechend hart ist der Wettbewerb. Internationale Marktplatzbetreiber wie Amazon, eBay, Alibaba und andere konkurrieren mit lokalen Marktplatzbetreibern wie Flipkart, Snapdeal und TataCliq. F\u00fcr Interessenten aus Deutschland und der EU sind technologiegest\u00fctzte Innovationen wie digitaler Zahlungsverkehr, hyperlokale Logistik, analytikgest\u00fctzte Kundenbindung und digitale Werbung allesamt Bef\u00fcrworter des indischen E-Commerce. Hohe Versandkosten, teure Einfuhrz\u00f6lle und nicht immer unkomplizierte R\u00fcckgabe- und Umtauschverfahren sind dagegen die gr\u00f6\u00dften H\u00fcrden.<\/p>\n

Quellen<\/h2>\n