{"id":11219,"date":"2024-10-10T07:00:30","date_gmt":"2024-10-10T05:00:30","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=11219"},"modified":"2024-10-10T08:27:00","modified_gmt":"2024-10-10T06:27:00","slug":"e-commerce-in-brasilien","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/e-commerce-in-brasilien\/","title":{"rendered":"E-Commerce in Brasilien"},"content":{"rendered":"
In Brasilien \u2013 dem bev\u00f6lkerungsm\u00e4\u00dfig gr\u00f6\u00dften Internetmarkt Lateinamerikas und dem Land mit der weltweit f\u00fcnfth\u00f6chsten Anzahl an Internetnutzerinnen und -nutzern \u2013 gehen bereits mehr als 55 Prozent der Menschen \u00fcber mobile Endger\u00e4te ins Internet. Im E-Commerce<\/a> kaufen die Brasilianerinnen und Brasilianer g\u00fcnstigere oder bessere Produkte, informieren sich \u00fcber Kaufm\u00f6glichkeiten und schreiben Bewertungen \u00fcber gekaufte Waren. F\u00fcr Menschen, die in abgelegenen Regionen fernab der Logistikzentren leben, ist die direkte Lieferung nach Hause der wichtigste Aspekt des E-Commerce. Doch der Einstieg in den brasilianischen Markt ist f\u00fcr ausl\u00e4ndische Interessenten nicht einfach. Mehr dazu hier.<\/p>\n Brasilien ist fl\u00e4chenm\u00e4\u00dfig der f\u00fcnftgr\u00f6\u00dfte Staat der Erde und mit rund 215 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern bev\u00f6lkerungsm\u00e4\u00dfig der siebtgr\u00f6\u00dfte, fast doppelt so gro\u00df wie alle EU-Staaten zusammen. Die Bev\u00f6lkerung konzentriert sich auf die Bundesstaaten im Osten und S\u00fcden Brasiliens. Das Amazonasgebiet und das Bergland sind d\u00fcnn besiedelt.<\/p>\n Der Gro\u00dfteil der brasilianischen Bev\u00f6lkerung lebt an der Atlantikk\u00fcste, wo sich auch fast alle Gro\u00dfst\u00e4dte befinden. S\u00e3o Paulo ist mit rund 12 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern die bev\u00f6lkerungsreichste Stadt Brasiliens. Auch Rio de Janeiro geh\u00f6rt mit rund 6,7 Mio. zu den gr\u00f6\u00dften St\u00e4dten Brasiliens und S\u00fcdamerikas. Die Hauptstadt Bras\u00edlia ist gemessen an der Einwohnerzahl die drittgr\u00f6\u00dfte Stadt Brasiliens.<\/p>\n Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 1.900 Mrd. US-Dollar ist Brasilien nach Italien<\/a> und vor Kanada<\/a> nominal die neuntgr\u00f6\u00dfte Volkswirtschaft der Welt. Kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf mit rund 18.900 US-Dollar auf dem Niveau anderer Schwellenl\u00e4nder wie Mexiko<\/a>, China<\/a> oder der T\u00fcrkei<\/a> (vgl. Deutschland: 64.100 US-Dollar; \u00d6sterreich: 66.900 US-Dollar).<\/p>\n Gemessen am HDI, dem Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen, liegt Brasilien mit einem Wert von 0,76 hinsichtlich der menschlichen Entwicklung weltweit auf Rang 89 (vgl. Deutschland: 0,942; \u00d6sterreich: 0,916). Die Kluft zwischen einer wohlhabenden und gut ausgebildeten Minderheit der Bev\u00f6lkerung und einer schlecht ausgebildeten Mehrheit, die meist am Rande des Existenzminimums lebt, ist ein gro\u00dfes soziales Problem und \u2013 neben der Inflation \u2013 eine der gr\u00f6\u00dften Herausforderungen f\u00fcr die brasilianische Wirtschaft. Dass immer mehr Menschen vom Land in die St\u00e4dte ziehen und dort die Armenviertel vergr\u00f6\u00dfern, versch\u00e4rft die Situation zus\u00e4tzlich.<\/p>\n Brasilien ist f\u00fcr Deutschland der wichtigste Handelspartner in S\u00fcdamerika und das bedeutendste Zielland f\u00fcr Investitionen. Heute sind rund 1.600 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung in Brasilien aktiv und erwirtschaften rund zehn Prozent der industriellen Wertsch\u00f6pfung. Allein in S\u00e3o Paulo gibt es \u00fcber 800 deutsche Unternehmen mit mehr als 250.000 Besch\u00e4ftigten. Deutsche Unternehmen exportieren Waren im Wert von gut 12 Mrd. Euro nach Brasilien, vor allem chemische Erzeugnisse, Maschinen sowie Fahrzeuge und Fahrzeugteile. Weitere wichtige Handelspartner sind China<\/a> (Exporte: 30,7 %; Importe: 22,1 %), die USA<\/a> (E: 10 %; I: 15,9 %), Argentinien<\/a> (E: 4,9 %; I: 4,9 %), Mexiko<\/a> (E: 2,5 %; I: 2,3 %) und Japan<\/a> (E: 1,9 %; I: 2,1 %). Der gr\u00f6\u00dfte Teil (58,8 %) des brasilianischen BIP wird im Dienstleistungssektor erwirtschaftet, aber auch die traditionell starke verarbeitende Industrie<\/a> ist nach wie vor von gro\u00dfer Bedeutung (22,2 %).<\/p>\n Die brasilianische W\u00e4hrung ist seit 1994 der Real (BRL). 1 Real entspricht 100 Centavos. Der aktuelle Umrechnungskurs betr\u00e4gt 6,07 Real f\u00fcr 1 Euro (Stand: 09.10.2024).<\/p>\n Neben der unterschiedlichen W\u00e4hrung m\u00fcssen Reisende aus Deutschland auch die Zeitverschiebung beachten. In Brasilien gibt es vier Zeitzonen. W\u00e4hrend der Sommerzeit liegt Brasilia vier Stunden hinter der deutschen Zeit.<\/p>\n Rund 80 Prozent der brasilianischen Bev\u00f6lkerung haben Zugang zum Internet. Es wird erwartet, dass die Internetdurchdringung in Brasilien bis 2027 auf \u00fcber 90 Prozent und bis 2029 auf 98 Prozent steigen wird. Damit ist Brasilien im Verh\u00e4ltnis zur Bev\u00f6lkerung der gr\u00f6\u00dfte Internetmarkt Lateinamerikas und hat weltweit die f\u00fcnfth\u00f6chste Anzahl an Internetnutzern.<\/p>\n Mehr als 55 Prozent des Internetverkehrs in Brasilien wird \u00fcber mobile Endger\u00e4te generiert. Von den rund 156 Mio. Menschen, die 2023 ins Internet gingen, taten dies mehr als 154 Mio. mobil. Fast 90 Mio. Nutzer surften im selben Jahr nach eigenen Angaben ausschlie\u00dflich mobil. Einmal online, bleiben die Brasilianerinnen und Brasilianer gerne in Kontakt: Vier von f\u00fcnf Internetnutzerinnen und -nutzern sind in sozialen Netzwerken aktiv, Messaging-Dienste werden von mehr als 92 Prozent der Brasilianerinnen und Brasilianer genutzt.<\/p>\n Laut Statista werden bis 2027 mehr als zwei Drittel der brasilianischen Bev\u00f6lkerung online einkaufen. Die Mehrheit der befragten brasilianischen Konsumenten gibt an, das Internet zu nutzen, um sich vor dem Kauf \u00fcber Produkte und Alternativen zu informieren \u2013 vor allem, wenn gr\u00f6\u00dfere Anschaffungen anstehen. Als besonders hilfreich empfinden die brasilianischen Konsumenten dabei Produktbewertungen, denen sie einen sehr hohen Wert beimessen. Ein weiterer Faktor ist die Einfachheit, mit der \u00fcber mobile Endger\u00e4te eingekauft werden kann. Vor allem aber sch\u00e4tzen die Brasilianerinnen und Brasilianer den Komfort, sich die Produkte nach Hause liefern zu lassen.<\/p>\n In Brasilien werden 58 Prozent der digitalen Eink\u00e4ufe von Frauen get\u00e4tigt. Die 35- bis 44-J\u00e4hrigen mit mittlerem Einkommen sind die aktivste Zielgruppe im brasilianischen E-Commerce. Die Elektronik im Allgemeinen und die Unterhaltungselektronik im Besonderen ist die Produktkategorie, die am meisten auf digitalem Wege verkauft wird. Vor allem hier investieren die brasilianischen Konsumentinnen und Konsumenten die meiste Zeit in die Recherche, bevor sie den Kauf abschlie\u00dfen.<\/p>\n Laut Daten von Statista wird der brasilianische E-Commerce zwischen 2024 und 2029 kontinuierlich um insgesamt 11,7 Prozentpunkte wachsen. Bis 2029 sollen 81,3 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten den E-Commerce f\u00fcr sich entdeckt haben. Der brasilianische E-Commerce-Markt wird bislang von einheimischen Plattformen dominiert, darunter B2W Digital (die Gruppe hinter u.a. Americanas.com und Submarino.com), Magazine Luiza (oder kurz Magalu) und Cnova. Einzige Ausnahme ist der brasilianische Ableger des lateinamerikanischen Internetriesen Mercado Libre aus dem Mercosur-Nachbarland Argentinien, in Brasilien Mercado Livre. W\u00e4hrend Mercado Libre mit eBay kooperiert, ist Amazon erst seit 2017 mit seinem kompletten Angebot in Brasilien aktiv und daher weniger dominant als in Europa.<\/p>\n Digitale Bezahldienste sind im brasilianischen E-Commerce weit verbreitet. Den gr\u00f6\u00dften Marktanteil teilen sich PayPal und Mercado Pago. Mehr noch als die M\u00f6glichkeit der elektronischen Bezahlung k\u00f6nnen die Lieferbedingungen \u00fcber Erfolg oder Misserfolg des E-Commerce in Brasilien entscheiden: F\u00fcr sechs von zehn brasilianischen Online-Shopperinnen und -Shopper ist die direkte Lieferung nach Hause der wichtigste Grund, online einzukaufen, noch vor anderen Kriterien wie niedrigeren Preisen oder einer gro\u00dfen Produktauswahl.<\/p>\n Brasilien ist das Land mit der gr\u00f6\u00dften portugiesischsprachigen Bev\u00f6lkerung der Welt. F\u00fcr den Verkauf in Brasilien ist daher eine Version des Webshops in portugiesischer Sprache<\/a> erforderlich. \u00c4hnlich wie z. B. das Englische<\/a>, das Franz\u00f6sische<\/a>, das Spanische<\/a> und das Deutsche<\/a> ist das Portugiesische eine plurizentrische Sprache, von der es mehrere Varianten gibt, die alle als offiziell gelten. Das brasilianische Portugiesisch hat seine Besonderheiten: Aussprache, Rechtschreibung und Grammatik unterscheiden sich vom europ\u00e4ischen Portugiesisch. Mehr \u00fcber Portugiesisch und seine Varianten lesen Sie hier<\/a>.<\/p>\n Bei der \u00dcbersetzung<\/a> ist es wichtig, die brasilianische Variante der portugiesischen Sprache und die kulturellen und landesspezifischen Unterschiede zu ber\u00fccksichtigen. So muss z. B. auch ber\u00fccksichtigt werden, dass die brasilianischen Konfektionsgr\u00f6\u00dfen<\/a> weder den europ\u00e4ischen noch den amerikanischen Gr\u00f6\u00dfen entsprechen und angepasst werden m\u00fcssen. Auch die Preise sollten in der Landesw\u00e4hrung angegeben werden.<\/p>\n Voraussetzung f\u00fcr die Lieferung von Waren nach Brasilien ist das Vorliegen aller Genehmigungen.\u00a0 Insbesondere m\u00fcssen Importeure Zugang zum brasilianischen Online-Zollanmeldesystem SISCOMEX haben. Dieser ist bei der brasilianischen Steuer- und Zollbeh\u00f6rde zu beantragen.<\/p>\n Im SISCOMEX werden Unternehmen unter anderem nach ihrem Umsatz verschiedenen Kategorien zugeordnet. Die Zollanmeldung, die Handelsrechnung, der internationale Frachtbrief und eine Warenliste sind f\u00fcr die Einfuhrabfertigung erforderlich. F\u00fcr bestimmte Warengruppen sind zus\u00e4tzlich Importlizenzen, Ursprungszeugnisse, Pr\u00fcfzertifikate, Pflanzengesundheitszeugnisse oder Analysezertifikate zur Best\u00e4tigung der Seuchenfreiheit erforderlich.<\/p>\n Formal gesehen sind alle Importe genehmigungspflichtig, aber die meisten Waren erhalten automatisch eine Lizenz. Dazu gen\u00fcgt die elektronische Zollanmeldung. Die Genehmigung erfolgt sofort durch das System SISCOMEX. Ob die Zollanmeldung ausreicht oder eine Importlizenz beantragt werden muss, wird vom System angezeigt.<\/p>\n In Brasilien gilt der gemeinsame Au\u00dfenzolltarif des Mercosur. Dieser basiert wie die Kombinierte Nomenklatur der EU auf dem Harmonisierten System. Daher entsprechen die ersten sechs Ziffern des Mercosur-Zolltarifs dem EU-Zolltarif. Pr\u00e4ferenzz\u00f6lle oder Zollfreiheit bestehen grunds\u00e4tzlich nur f\u00fcr die Mitgliedstaaten des Mercosur-Abkommens und der Lateinamerikanischen Integrationsvereinigung ALADI.<\/p>\n Im Jahr 2019 konnte das Assoziierungsabkommen zwischen der Europ\u00e4ischen Union und den Mercosur-Staaten nach fast 20-j\u00e4hrigen Verhandlungen unter Dach und Fach gebracht werden. Das Abkommen, das noch vom Rat der Europ\u00e4ischen Union und vom Europ\u00e4ischen Parlament angenommen werden muss, enth\u00e4lt Bestimmungen zum politischen Dialog, zur Zusammenarbeit und zum Handel.<\/p>\n In Brasilien muss das Ursprungsland von Konsumg\u00fctern sowohl auf dem Produkt als auch auf der Einzelhandelsverpackung in portugiesischer Sprache angegeben werden. Zu beachten ist auch, dass die Zollbeh\u00f6rden nach eigenem Ermessen eine amtliche \u00dcbersetzung der vom Importeur vorgelegten Informationen verlangen k\u00f6nnen, insbesondere bei Zertifikaten, Warenetiketten und anderen Dokumenten.<\/p>\n Brasilien ist im Verh\u00e4ltnis zur Bev\u00f6lkerung der gr\u00f6\u00dfte Internetmarkt Lateinamerikas und hat weltweit die f\u00fcnfth\u00f6chste Anzahl an Internetnutzerinnen und -nutzern. Rund 80 Prozent der 215 Mio. Brasilianerinnen und Brasilianer haben Zugang zum Internet \u2013 bis 2027 sollen es \u00fcber 90 Prozent und bis 2029 98 Prozent sein. Mehr als 55 Prozent des Internetverkehrs in Brasilien wird \u00fcber mobile Endger\u00e4te generiert und viele, die ein Smartphone besitzen, geben an, ausschlie\u00dflich mobil ins Internet zu gehen \u2013 nat\u00fcrlich auch, wenn es darum geht, Produkte im E-Commerce zu kaufen oder zu vergleichen, um den Kauf sp\u00e4ter abzuschlie\u00dfen. Das Potenzial des E-Commerce in Brasilien ist also gro\u00df. Allerdings ist der Einstieg in den brasilianischen Markt, der bisher von lokalen Anbietern dominiert wird, f\u00fcr ausl\u00e4ndische Interessenten nicht einfach. Das Land ist f\u00fcr europ\u00e4ische Verh\u00e4ltnisse riesig und die Infrastruktur oft mangelhaft. Hinzu kommt, dass die b\u00fcrokratischen H\u00fcrden f\u00fcr Import und Vermarktung in Brasilien relativ hoch sind. Die Formalit\u00e4ten k\u00f6nnen zudem viel Zeit in Anspruch nehmen. Insofern kann die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern gro\u00dfe Vorteile bringen: B\u00fcrokratische H\u00fcrden k\u00f6nnen umgangen oder vereinfacht und Lieferungen besser organisiert werden, um Kosten und Risiken des Imports zu minimieren.<\/p>\nZahlen und Fakten, Wirtschaft, Export- und Importpartner, W\u00e4hrung, Uhrzeit<\/h2>\n
Internetnutzung, Kaufverhalten, Produktkategorien, Marktpl\u00e4tze, Zahlungsarten<\/h2>\n
Sprache<\/h2>\n
Wissenswertes zu Import- und Zollbestimmungen, Handelsabkommen, Verpackungsvorschriften, Ursprungsbezeichnung<\/h2>\n
Fazit<\/h2>\n
\r\n