{"id":11139,"date":"2024-08-06T06:45:51","date_gmt":"2024-08-06T04:45:51","guid":{"rendered":"https:\/\/eurotext.de\/?p=11139"},"modified":"2024-09-30T08:43:24","modified_gmt":"2024-09-30T06:43:24","slug":"e-commerce-in-mexiko","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/eurotext.de\/blog\/e-commerce-in-mexiko\/","title":{"rendered":"E-Commerce in Mexiko"},"content":{"rendered":"
Obwohl das Internet in Mexiko noch nicht fl\u00e4chendeckend verf\u00fcgbar ist wie in Europa, hat sich der E-Commerce-Markt bereits etabliert \u2013 mit einer der h\u00f6chsten j\u00e4hrlichen Wachstumsraten weltweit. Mexikanerinnen und Mexikaner suchen im Internet nach Produkten, die im eigenen Land nicht erh\u00e4ltlich oder teurer sind. Da europ\u00e4ische Produkte als qualitativ hochwertig gelten, bieten sich deutschen Unternehmen gute Gesch\u00e4ftschancen. Was den E-Commerce in Mexiko generell auszeichnet, zeigen wir hier.<\/p>\n
<\/p>\n
Mexiko ist mit rund 129 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern der zweitgr\u00f6\u00dfte Staat Lateinamerikas, das bev\u00f6lkerungsreichste spanischsprachige Land und mit 1.972.550 km\u00b2 fast sechsmal so gro\u00df wie Deutschland. Mexiko ist ein f\u00f6deraler Staat mit 31 Bundesstaaten und der Hauptstadt Mexiko-Stadt. Im Norden grenzt Mexiko an die Vereinigten Staaten von Amerika. 3.326 km der insgesamt 4.538 km langen Staatsgrenze entfallen auf die gemeinsame Grenze mit den USA im Norden des Staates.<\/p>\n
Mexiko-Stadt, Guadalajara, Monterrey, Ecatepec de Morelos, Puebla, Nezahualc\u00f3yotl, Ju\u00e1rez, Tijuana, Le\u00f3n und Zapopan sind die gr\u00f6\u00dften St\u00e4dte Mexikos. Sie liegen gr\u00f6\u00dftenteils im Landesinneren, w\u00e4hrend die K\u00fcstengebiete eher d\u00fcnn besiedelt sind. Mexiko weist zudem ein Bev\u00f6lkerungsgef\u00e4lle zwischen Zentrum und Peripherie auf, wobei Mexiko-Stadt die mit Abstand bev\u00f6lkerungsreichste Stadt ist. Allein im Gro\u00dfraum der Hauptstadt leben 18 Prozent der Gesamtbev\u00f6lkerung Mexikos. Gleichzeitig ist Mexiko-Stadt das wirtschaftliche Zentrum, in dem rund ein Drittel des Dienstleistungs- und Handelssektors und zwei Drittel der Verm\u00f6genswerte konzentriert sind.<\/p>\n
Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 1.460 Mrd. US-Dollar ist Mexiko nach S\u00fcdkorea und vor Spanien nominal die vierzehntgr\u00f6\u00dfte Volkswirtschaft der Welt. Kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf mit rund 20.700 US-Dollar auf dem Niveau anderer Schwellenl\u00e4nder wie Brasilien<\/a>, China<\/a> oder der T\u00fcrkei<\/a> (vgl. Deutschland: 64.100 US-Dollar; \u00d6sterreich: 66.900 US-Dollar). Mexiko weist ein Nord-S\u00fcd-Gef\u00e4lle auf. Die n\u00f6rdlichen, an die USA angrenzenden Bundesstaaten wie Nuevo Le\u00f3n oder Sonora sind reicher und st\u00e4rker industrialisiert als die s\u00fcdlichen Bundesstaaten wie Chiapas, Guerrero oder Oaxaca, die zu den \u00e4rmsten Regionen Mexikos z\u00e4hlen. Gemessen am HDI, dem Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen, liegt Mexiko mit einem Wert von 0,781 hinsichtlich der menschlichen Entwicklung weltweit auf Rang 77 (vgl. Deutschland: 0,942; \u00d6sterreich: 0,916).<\/p>\n Der gr\u00f6\u00dfte Teil (58,7 %) des mexikanischen BIP wird im Dienstleistungssektor erwirtschaftet, aber auch die traditionell starke verarbeitende Industrie ist nach wie vor von gro\u00dfer Bedeutung (32,1 %). Der Nachbar USA<\/a> ist mit Abstand wichtigster Handelspartner (Exporte: 79,63%; Importe: 42,76%). Weitere wichtige Importl\u00e4nder sind China (19,08 %), Japan<\/a> (3,45 %), S\u00fcdkorea<\/a> (3,26 %), Taiwan<\/a> (2,39 %), Brasilien<\/a> (2,24 %) und Kanada<\/a> (2,19 %). Auch Deutschland<\/a> ist ein wichtiges Importland (3,55%).<\/p>\n Aus dem Ausland importiert Mexiko vor allem elektrische Maschinen, Apparate und Ger\u00e4te. Diese G\u00fcter machten im Jahr 2023 mit einem Importwert von rund 82 Mrd. US-Dollar etwa 14 Prozent der mexikanischen Importe aus. Zweitwichtigstes Importgut sind Stra\u00dfenfahrzeuge mit einem Anteil von rund 9,8 Prozent an den mexikanischen Importen.<\/p>\n Die W\u00e4hrung in Mexiko ist der Mexikanische Peso (MXN). Im Alltag ist der US-Dollar als stabilere W\u00e4hrung weit verbreitet, im Online-Handel erfolgt die Bezahlung jedoch in der Regel in mexikanischen Pesos. 1 Mexikanischer Peso ist in 100 Centavos unterteilt. Der aktuelle Umrechnungskurs betr\u00e4gt 21,59 Mexikanische Peso f\u00fcr einen Euro (Stand: 05.08.2024).<\/p>\n Neben der unterschiedlichen W\u00e4hrung m\u00fcssen Reisende aus Deutschland auch die Zeitverschiebung beachten: Die Zeit in Mexiko ist derzeit acht Stunden hinter der Zeit in Deutschland. Wenn es in Mexiko-Stadt 10.00 Uhr ist, ist es in Berlin 18.00 Uhr.<\/p>\n Der Anteil der Internetnutzer an der mexikanischen Bev\u00f6lkerung liegt bei knapp 72 Prozent. Damit liegt Mexiko als Schwellenland noch deutlich unter dem europ\u00e4ischen Durchschnitt. Dennoch hat sich der E-Commerce-Markt bereits etabliert: Fast drei Viertel der Internetnutzer haben in den letzten drei Monaten online eingekauft. Und die Tendenz ist stark steigend: Mit einer der h\u00f6chsten j\u00e4hrlichen Wachstumsraten weltweit \u2013 in den letzten zehn Jahren stets \u00fcber 20 Prozent \u2013 wird das Handelsvolumen im E-Commerce bis 2024 voraussichtlich auf rund 35 Mrd. US-Dollar ansteigen und Mexiko damit zum zweitgr\u00f6\u00dften E-Commerce-Markt Lateinamerikas machen.<\/p>\n Interessant ist, dass die meisten Eink\u00e4ufe im Ausland get\u00e4tigt werden. Der h\u00e4ufigste Grund daf\u00fcr ist \u2013 neben den besseren Preisen \u2013 die Suche nach Produkten, die im eigenen Land nicht erh\u00e4ltlich sind. Hier k\u00f6nnen deutsche Unternehmen sicherlich auch von ihrem sehr guten Ruf in Lateinamerika profitieren: Im Vergleich zum gewohnten Standard k\u00f6nnen europ\u00e4ische Produkte h\u00e4ufig mit einer \u00fcberdurchschnittlichen Qualit\u00e4t punkten. Entsprechende Erwartungen m\u00fcssen aber auch erf\u00fcllt werden. Interessant ist auch, dass 34 Prozent des E-Commerce \u00fcber mobile Endger\u00e4te abgewickelt werden. Der durchschnittliche mexikanische Kunde ist zwischen 35 und 44 Jahre alt und geh\u00f6rt der Mittelschicht an. Es kaufen aber auch immer mehr Menschen mit niedrigem Einkommen online ein.<\/p>\n Die Dynamik des Marktes zeigt sich auch darin, dass fast die H\u00e4lfte aller E-Commerce-Unternehmen auf dem mexikanischen Markt in den letzten drei Jahren gegr\u00fcndet wurden. Allerdings dominieren bereits einige Giganten den Markt, allen voran die argentinische Verkaufsplattform Mercado Libre, die mit eBay zusammenarbeitet. Hier k\u00f6nnen sich Unternehmen und Privatpersonen registrieren und ihre Produkte gegen eine Geb\u00fchr anbieten. Die wichtigsten Konkurrenten in Mexiko sind Amazon und die Plattform Linio, die zur chilenischen Falabella-Gruppe geh\u00f6rt.<\/p>\n Die wichtigste Branche im mexikanischen E-Commerce ist die Haushalts- und Unterhaltungselektronik. Es folgen Mode und Haushalt, aber auch Lebensmittel, Hobby und Drogerie sind im Online-Handel vertreten.<\/p>\n Die g\u00e4ngigsten Zahlungsmittel im mexikanischen E-Commerce sind Kredit- und Debitkarten. Auch Bezahldienste wie Paypal sind weit verbreitet: Mercado Libre bietet mit MercadoPago sogar einen eigenen Bezahldienst an. H\u00e4ufig wird auch die Zahlung per Bank\u00fcberweisung angeboten.<\/p>\n F\u00fcr viele mexikanische Kundinnen und Kunden ist die Bezahlung in Cuotas (Raten) eine Selbstverst\u00e4ndlichkeit. Das gilt auch f\u00fcr Kleinstbetr\u00e4ge: Schon bei Betr\u00e4gen ab 100 Pesos werden h\u00e4ufig 12 Monatsraten angeboten, bei h\u00f6heren Betr\u00e4gen auch mehr. Diese Raten sind oft zinsfrei, auch bei h\u00f6heren Betr\u00e4gen.<\/p>\n Mexiko ist das bev\u00f6lkerungsreichste spanischsprachige Land der Welt. Wer also Kunden in Mexiko gewinnen will, muss eine spanische Version des Webshops anbieten. \u00c4hnlich wie beim Englischen ist zu beachten, dass es einige Unterschiede zwischen dem spanischen und dem lateinamerikanischen Spanisch gibt: Mexikaner verstehen zwar das spanische Spanisch, aber ihre eigene Sprachvariante ist f\u00fcr sie \u2013 wie f\u00fcr alle Lateinamerikaner \u2013 deutlich attraktiver. Die Wahl des richtigen Spanisch<\/a> f\u00fcr den jeweiligen Markt empfiehlt sich daher bei der \u00dcbersetzung.<\/p>\n Doch mit der \u00dcbersetzung allein ist es nicht getan. Vor allem die Gr\u00f6\u00dfen der Kleidungsst\u00fccke m\u00fcssen angepasst und kulturelle Unterschiede ber\u00fccksichtigt werden. Interessant ist zum Beispiel, dass es neben Weihnachten noch andere besondere Daten im Kalender gibt, an denen der Online-Umsatz besonders hoch ist. El Buen Fin, das mexikanische Pendant zum US-amerikanischen Black Friday, und Hot Sale, ein reiner Online-Schlussverkauf im Fr\u00fchsommer, sind besonders konsumfreudige Anl\u00e4sse.<\/p>\n Weitere mexikanische Feiertage (z. B. D\u00eda de los Muertos oder Cinco de Mayo) werden mehr oder weniger ausgiebig gefeiert. Diese spielen jedoch im E-Commerce keine besondere Rolle.<\/p>\n Der mexikanische Zolltarif basiert auf dem Harmonisierten System (HS). Der normale Mehrwertsteuersatz betr\u00e4gt 16 % und ist bei der Einfuhr zu entrichten. Dies gilt auch f\u00fcr den E-Commerce ab einem Warenwert von 50 US-Dollar bis 1.000 US-Dollar. Pakete bis zu einem Warenwert von 50 US-Dollar sind zollfrei.<\/p>\n Mit der Europ\u00e4ischen Union hat Mexiko 1997 das sogenannte \u201eGlobal Agreement\u201c \u00fcber wirtschaftliche Partnerschaft, politische Koordinierung und Zusammenarbeit unterzeichnet. Demnach besteht seit dem 1. Juli 2000 eine Freihandelszone f\u00fcr den Warenverkehr und seit dem 1. M\u00e4rz 2011 eine Freihandelszone f\u00fcr den Dienstleistungsverkehr. Voraussetzung f\u00fcr die Zollpr\u00e4ferenz ist der Ursprungsnachweis und der direkte Warentransport von der EU nach Mexiko.<\/p>\n Um die mexikanische Exportwirtschaft zu st\u00e4rken, hat die Regierung 2006 das IMMEX-Programm ins Leben gerufen. Im Rahmen des IMMEX-Programms k\u00f6nnen beispielsweise Maschinen, Ausr\u00fcstungen und Werkzeuge, die f\u00fcr den Produktionsprozess, den Umweltschutz, die Forschung oder Ausbildung, die industrielle Sicherheit etc. ben\u00f6tigt werden, zoll- und steuerfrei eingef\u00fchrt werden.<\/p>\n Obwohl das Internet in Mexiko noch nicht fl\u00e4chendeckend verf\u00fcgbar ist wie in Europa, hat sich der E-Commerce-Markt bereits etabliert \u2013 mit einer der h\u00f6chsten j\u00e4hrlichen Wachstumsraten weltweit. Die Mexikanerinnen und Mexikaner, \u00fcberwiegend besserverdienende 35- bis 44-J\u00e4hrige aus dem wohlhabenderen Norden des Landes, suchen im Internet nach Produkten, die im eigenen Land nicht erh\u00e4ltlich oder teurer sind. Deutsche Unternehmen k\u00f6nnen sicherlich auch von ihrem sehr guten Ruf profitieren, denn europ\u00e4ische Produkte punkten h\u00e4ufig mit \u00fcberdurchschnittlicher Qualit\u00e4t. Eine Herausforderung f\u00fcr Unternehmen, die nach Mexiko expandieren, kann der Versand sein. Zwar steht das Land im lateinamerikanischen Vergleich gut da, doch sind abgelegene Regionen von der Hauptstadt Mexiko-Stadt aus teilweise nur sehr schwer zu erreichen. Da der Gro\u00dfteil der Bev\u00f6lkerung jedoch im Hochland nahe der Hauptstadt lebt, befinden sich auch die Logistikzentren der E-Commerce-Unternehmen meist dort. Zudem sind mexikanische Konsumentinnen und Konsumenten daran gew\u00f6hnt, dass die Lieferzeiten generell regional unterschiedlich sind und nehmen f\u00fcr begehrte Qualit\u00e4tsprodukte aus dem Ausland auch mehrw\u00f6chige Lieferzeiten in Kauf.<\/p>\nInternetnutzung, Kaufverhalten, Branchen, Zahlungsarten<\/h2>\n
Sprache<\/h2>\n
Wissenswertes zu Zollbestimmungen, Handelsabkommen, IMMEX-Programm<\/h2>\n
Fazit<\/h2>\n
\r\n